Freitag, 8. August 2014

8. August 2014 - Vox - Das perfekte Dinner - Donnerstag in Berlin bei Jonathan

Aperitif: Moscow Mule
Vorspeise: Lachstatar und gebratene Jakobsmuschel auf Rote-Bete-Carpaccio an weißer Balsamico-Reduktion
Hauptspeise: Limetten-Hühnchen auf scharfem Rhabarber-Chutney mit Minz-Couscous
Nachspeise: Eis vom Schwarzen Sesam auf warmem Mango-Chili-Salat

Applause . Poker Face

Der Lady-Gaga-Fan bekommt gleich zwei Titel der exzentrischen Sängerin von mir verpasst. Und am Ende jede Menge Punkte fürs Kochen.

Jonathan lebt in Berlin-Mitte in einem gar schrecklich anmutenden Altbau. Das Treppenhaus sucht seinesgleichen: Manch einer möchte sich hierher nicht mal im Traum verirren.

Aber das ist irgendwas typisch Berlinerisches, das kann ich wohl nur nicht nachvollziehen. Für manche hat es vielleicht den rustikalen Charme des Schmuddel-Grusels.

Er wohnt in einer Wohngemeinschaft und unter anderem ist er Tour-Manager. Hieß das nicht mal Roadie? Er begleitet Musiker zu deren Konzerten und bereitet Bühne und Drumherum für sie vor.

Ein interessanter Job für einen jungen Mann, und hoffentlich nicht die Endstation, sondern nur ein Abenteuer.

In seiner Küche kennt Jonathan sich gut aus und vom Zeitmanagement hat er ebenfalls einen Plan. Dabei verliert er keinen Moment sein Poker-Face und seine lockere Art. Keine Erinnerung mehr an den Tag zuvor, als alles gründlich in die Hose ging.

Er redet vielleicht ein bisschen zuviel ... so ein Fernseh-Auftritt kann schon mal einen Adrenalin-Schub verursachen.

Besonders gut kommt die Vorspeise an. Die sieht aber auch fein aus!

Während er weiter brutzelt besuchen seine Gäste die Mauergedenkstätte ganz in der Nähe. Ein paar Minuten lang wird es ein bisschen ernst beim perfekten Dinner - und man tauscht Erinnerungen von Ost zu West und West zu Ost aus. Und die Tatsache, dass es noch immer eine mittlerweile zwar unsichtbare, aber fühlbare Mauer gibt.

Jonathans Hauptgang kann mit der Vorspeise nicht so ganz mithalten, ist aber recht gut gelungen. Das Eis vom Nachtisch sieht zwar aus wie Leberwurst, rundet aber als süßer Schlusspunkt sein insgesamt gelungenes Dinner ab.

Er bekommt zweiunddreißig Punkte.

Da Simon an diesem Punkte-Meer keine Schuld tragen möchte, gibt er ihm lediglich sechs einsame ungerechte Punkte. Simon muss ja wissen, was er tut und warum und welcher Teufel ihn reitet.

Applaus für den jungen Mann, der auch weiß, was er tut.

Guten Morgen, Gruß Biene

8 Kommentare:

  1. Moin @ zusammen.

    Berlin ist eine Reise wert, aber auch ein Grund dort wegzufahren.
    Schon der Alte Fritz wollte dort nicht wohnen. Für manchen mag es Romantik sein, diese Hinterhofwohnungen und vernachlässigten Häusern. Selbst diese Wohnungen in eher schäbigen Häusern sind für Singles mit schmaler Geldbörse unerschwinglich, was dann eben zu WGs führt. Dass die Schmierereien an den Häusern keine Kultur darstellen, sondern Proteste sind, sollte schon klar sein. Nur wären die Wohnungen, wenn renoviert, für kleine Geldbeutel nicht bezahlbar.
    Dass die Außenwände und Treppenhäuser nichts mit den Bewohnern zutun haben müssen, zeigte die kleine WG von Jonathan. Die Wohnung war zweckmäßig und sauber. Die Küche war nicht aus einem Katalog, hatte aber alles was man braucht um kochen zu können. Selbst der Herd hatte Drehschalter, was ja nicht alle haben, wie wir von Ute her kennen. Dass er etwas ungeschickt mit der kleinen Stehlampe umging und dabei sogar die Lampe zerdepperte, nun ja, das kann schon mal passieren. Aber er ließ die Ecke nicht leer. Sofort hatte er eine neue Idee und stellte Blumen dort hin.
    Jonathan ist ein Tausendsassa, der viele Tätigkeiten ausübt und sein Leben meistert, ohne je-mand auf der Tasche zu liegen. Nur wird es mit 25 langsam Zeit sich zu entscheiden, denn allzu-lange wird das nicht mehr gutgehen. Dass er kochen kann, zeigte er und das ganz ohne Hilfspersonal. Was mich auch erstaunte, die Küche nachher. Das übliche Chaos war bei Jonathan nicht erfolgt. Anscheinend ist er ein ordentlicher Mensch mit Plan.
    Seine Mitbewohnerin, immerhin Grundschullehrerin, kaufte für ihn ein und ging wieder.
    Ich glaube nicht, dass es bei ihnen um einseitige Ausnutzung geht. Man hilft sich.

    Empfang: das Haus und das Treppenhaus muss für die Gäste erst mal ein Schock gewesen sein. Dafür waren sie dann doch überrascht, welch nette WG es dort gab. Besonders Ute muss sich doch wohlgefühlt haben, da es einiges vom Trödel gab, wie z.B. den Tisch. Ob Jonathan wirklich auf Lady Gaga steht, wer weiß. Das Poster hatte er von einem Veranstalter geschenkt bekommen und es sah wirklich gut aus. Sein eigenes Kunstwerk, ich sage mal Papierstern, passte gut dort hin.

    Aperitif: das war mal was anderes und es muss ja nicht immer Hugo sein. Dazu reichte er selbst-gebackenes Brot, welches er originell um die Gläser auf der Platte verteilt hatte. Woher der Brot-teig kam blieb allerdings offen.

    Teil 2

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  2. Teil 2

    VS: nun das war kein Hexenwerk, aber dennoch gut gemacht. Ob er Tartar zum ersten Mal mach-te, mag geschwindelt sein, aber egal. Das Rotebete Carpaccio fiel leider ins Wasser, mangels Schneidetechnik. Also wurde da kurzerhand ein Salat draus. Den Gästen hat´s gefallen und es mundete allen. Angerichtet auf den Schieferscherben war es etwas unpassend.

    Das die Gäste mangels Stöbern in der WG lieber nach draußen gingen konnte ich verstehen. Aber Berliner schauen sich genau an diesem Tag eine Gedenkstätte der Mauer an? Ich finde sowas albern, denn das haben sie bestimmt schon hunderte Male gesehen.

    HG: leider waren die Hühnchenbrüste etwas trocken geworden, was beim Anschneiden schon zu sehen war. Das Chutney soll lecker gewesen sein, war aber mit Curry versehen was zumindest Nine missfiel. Ein Couscous, das durch Zugabe eines Minzblattes zum Minz-Couscous wurde. Dass der Couscous am Boden etwas angesetzt hatte, heißt ja nicht, dass es angebrannt war. Das war schon OK, dass er es vom Boden löste. Im Ganzen war es kein großes Kino, aber es hatte gemundet.

    DS: unbestritten, da hatte Angela Recht, das Eis hatte Ähnlichkeit mit Leberwurst. Dafür war es aber selber gemacht. Da seine Messer anscheinend alle stumpf waren, machte er halt Mangozesten, was für den Salat/Geschmack kein Nachteil war. Dadurch schmeckte die doch recht unreife Mango bestimmt besser. Angerichtet konnte man es ja nicht nennen, was da gebo-ten wurde.

    Ich fand, Jonathan war ein einigermaßen guter Hobby-Koch und GG. Hätte man mich vorher ge-fragt, ich hätte es ihm nicht zugetraut. Nun mag ja mancher sagen, dass er für sein Alter usw. …., aber es gab schon jüngere, die es besser machten.
    Er war die Ruhe selbst und sorgte dafür, dass es ein schöner Abend für alle war. Wenn etwas nicht ganz so hinkam, so hatte Jonathan immer einen Plan B zur Hand. Sicherlich war es kein pD, aber im Vergleich, waren die Wertungen, außer die 6 Punkte von Simon, verdient.

    Die Kritiken vom Maschinisten Simon waren doch sehr an den Haaren herbeigezogen. Ich wie-derhole mich und glaube immer mehr, dass Simon, wenn überhaupt, nur Freunde in der fiktiven Welt hat. Ich warte jetzt schon auf sein Gesicht, wenn er erkennt, dass er nur Vorletzter ist.

    LG rudi

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  3. Rudi, du hast es wieder auf den Punkt gebracht.
    Mich hat auch verwundert, dass die Gäste die Gedenkstätte in
    der Bernauer-Strasse besuchten. Da wäre eine nette Eckkneipe
    angebrachter gewesen.
    Aber wahrscheinlich sollte auf die Problematik Ost-West eingegangen werden.
    Ich als Berlinerin bin immer wieder verwundert, welche Klischees
    da noch bedient werden.
    Hier ist Ost-West kaum noch ein Thema, evtll.von den Neuberlinern.
    Die junge Generation wurde doch zumindest in Berlin durch Schulen und Unis vermischt. Da fragt keiner mehr solchen Blödsinn
    in welchem Stadtteil man geboren wurde.
    Ute als Ossi wohnt im feinen Schmargendorf, Simon der bekennende Wessi im finstersten Wedding.
    Noch ein Wort zu dem wirklich häßlichen Altbau.
    Davon gibt es in Kreuzberg und auch in Mitte ganze Straßenzüge
    mit unsanierten Häusern.
    Bewohner überwiegend Migranten und junge Leute die diese
    Wohnform und die billigen Mieten lieben.
    Keine Vermieter bekommt das mit Sanierung einen Fuß in die Tür.
    Sie verweigern erfolgreich.
    Aber auch das gehört zu einem bunten Leben in einer Großstadt.
    Wer es gemütlich will, muss zurück nach Schwaben ziehen.
    Das ist jetzt aber als Spaß gemeint.
    Gruß einer überzeugten Berlinerin.

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    1. Danke Aloha für Schilderung der Wohnsituation.
      Als Düsseldorfer kann ich da leider nicht mithalten. Hier wird guter Wohnraum zerstört und in teuren Wohnraum umgewandelt. 15 €/m² - 25 €/m² ist hier schon fast normal.
      Einen Widerstand gegen Sanierungen gibt es hier kaum.

      Meinst mit Schwaben die Umgebung der Burg der Hohenzoller? - lol -

      LG rudi

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    2. Neeeee, wir haben einSchwabenviertel in Prenzlauerberg
      am Kollwitzplatz.
      Dort heißen die Schrippen Wecken und unser ehemaliger
      Präsident des Bundestages, Herr Thierse, hat sich deshalb mit ihnen angelegt. Er wohnt dort und da sind
      die Mieten auch auf Düsseldorfer Standard.
      Aber auch damit muss man in einer Großstadt leben, die
      jungen Leute wehren sich jedenfalls erfolgreich gegen
      Luxuxsanierungen.
      Aber irgendwann sind die Häuser dann abrissreif.
      Gruß A.

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  4. Danke Aloha für deinen kompetenten Beitrag zur Berliner Woche. Ist immer schön, wenn man von jemandem etwas hört, der mittendrin lebt - und so aufgeschlossen ist wie du. Dir ein schönes Wochenende.
    Gruß Silvia

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  5. Ach so, vergessen - hier schreibt eine überzeugte Ruhrpottlerin. -lol

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