Donnerstag, 30. April 2020

30. April 2020 - Neue Vorschriften für den Hexenflug auf den Blocksberg




Neue Vorschriften für den Hexenflug auf den Blocksberg

Wer in diesem Jahr 2020 einfach seinen Besen aus der  Abstellkammer holt und gleich losfliegen möchte, ist nicht gut beraten.

Es gibt nicht nur Reisewarnungen, sondern auch neue Verkehrsregeln, die so richtig mit Wumms sind, und einmal den falschen Rückenwind genutzt,

ist der Besen weg.

Vor jedem Abflug sollte die dringende Vorschrift eines Mundschutzes für die Besen-Pilotinnen beachtet werden. Ohne geht nix! Von Mundschutzen

mit dem Abbild der weltberühmten Mick-Jagger-Zunge muss abgesehen und sogar abgeraten werden:

Das könnte den fehlenden Respekt gegenüber dieser staatlichen Maßnahme verdeutlichen und wird umgehend von der Luft-Besen-Polizei geahndet.

Auf mitfliegende Virologen wird staatlicherseits verzichtet, da ohnehin jeder Bundesbürger inzwischen sein eigener Virologe ist,

der sowieso einen besseren Blick auf die Viren als die Experten hat, und sie schon mit bloßem Auge erkennt.

Aber bitte das Desinfizieren der Besen nicht vergessen! Und unbedingt alle 2 Stunden landen, um die Desinfektions-Kette aufrechtzuerhalten!

Beim Überfliegen diverser Bundesländer wird es dann jedoch knifflig. Kein Mensch und schon gar keine selbsternannte Hexe kennt noch all die Vorschriften oder gar die Strafkataloge aus den anderen Ländern.

Strafen sollen bargeldlos, aber umgehend entrichtet werden. Also bitte nicht die desinfizierten Kärtchen vergessen!

Desweiteren gilt auch im Luftraum überm Blocksberg: Abstand halten!

Im Blocksberg-Hexenfunk wird jedoch Werbung mit "Gemeinsam sind wir total verhext und bleiben Zuhause" gemacht.

Also Besen besser wieder in den Schrank, Füße hochlegen, ein hexiges Gesicht machen und die Mitbewohner im gemeinsamen Haushalt

verhexen.

Einen frohen Nicht-Tanz in den Mai. Obwohl! Zuhause tanzen ist noch nicht verboten.


Guten Morgen, Gruß Silvia


29. April 2020 - Vox - Das perfekte Dinner - Mittwoch in Hamburg bei Tom

Vorspeise: Pulpo
Hauptgang: Surf and Turf
Nachtisch: Toms Beerentraum


"Feuer und Wasser sind zwei gute Diener, aber schlimme Herrn"
- Deutsches Sprichwort

Beruflich hat Tom es sowohl zunächst mit Feuer und dann mit Wasser zu tun, denn er ist hauptberuflicher Feuerwehrmann. Ein Beruf, der seines Erachtens genau so angesehen ist wie der des Piloten.

Im Gegensatz zu vielen Piloten wird er in der momentanen Corona-Krise jedoch weiter arbeiten können. Vielleicht ist sogar mehr los als sonst, da viele Leute zu Hause sind und sich erstmals ans Kochen wagen - das könnte so mancher Küche in vielerlei Hinsicht nicht gut bekommen.

In seiner Freizeit zieht es Tom zum Wasser, um zu angeln. Ein selbst geangelter Fisch kommt auch zum Hauptgang auf die Teller.

Feuer und Wasser sind auch in der Regel die Zutaten für ein möglichst, aber selten erreichtes, perfektes Dinner. Dabei schreibe ich nicht nur von

dem Wasser aus dem Hahn oder vom Feuer auf dem Herd -

sondern auch von den zwischenmenschlichen Begegnungen. Die sind manchmal auch wie Feuer und Wasser.

Wie es hier aussieht, ist mir noch nicht ganz klar:

Jeweils kocht ein Kandidat, während die vier anderen am Tisch sitzen, als wären sie vorsitzende Richter bei einer Verhandlung. Die Strafmaße werden im Anschluss verkündet - und hier würde ein günstiges Maß 10 jeweilige Punkte und Freispruch hervorbringen, während die Skala nach unten bis runter auf Null geht und einer Verurteilung gleicht.

Toms Vorspeise wird von allen in höchsten oder den höchst möglichen Tönen gelobt. Niemand der Gäste verschleiert wirklich seine Begeisterung.

Aber Lob ist leicht ausgesprochen, wenn noch mehr "Delikte" erwartet werden.

So wird der Fisch im Hauptgang ebenfalls über den grünen Klee gelobt, während das Fleisch derart miserabel sein soll,

dass die Höchstpunktzahl schon mal futsch ist.

Der Nachtisch reißt auch nichts raus. Das kann ich sogar der reinen Ansicht nach beurteilen. Ein bisschen mehr Mühe und

Mamas Lieblingskuchen durch Eleganteres ersetzen, wäre hier von Vorteil gewesen.

Dann zücken die Laien-Richter ihre Tafeln mit dem Schuldspruch:

Je 8 Punkte geben Uljana und Jan, je 7 kommen von Mario und Jeanette.

Mit 30 Punkten kann Tom nicht mehr gewinnen, aber sicherlich wird er ein großes Lob seiner Feuerwehr-Kollegen ernten, wenn sie ihn nicht sogar für seinen Mut feiern, in dieser Sendung aufgetreten zu sein.


Guten Morgen, Gruß Silvia


Mittwoch, 29. April 2020

28. April 2020 - Vox - Das perfekte Dinner - Dienstag in Hamburg bei Jeanette

Vorspeise: Ballotine vom Perlhuhn mit Morchelrahm
Hauptgang: Skrei mit Lachsfarce im Wirsingmantel, Püree von blauen St. Gallern und Safransoße
Nachtisch: Apfeltarte mit Karamell-Royal auf Calvados-Sabayone


Hart, aber herzlich?

Jeanette stammt ursprünglich aus Bayern, lebte lange in Hamburg und nun in Pinneberg. 30 Jahre war sie Sekretärin beim Magazin "Stern". Aber irgendwie blüht ihr heute keine Sternstunde, wenn man ihren Mit-Streitern Glauben schenken kann.

Am Tag zuvor an Uljanas Kochabend, war erkennbar, dass Jeanette kein Blatt vor den Mund nimmt  und schnell raushaut, was ihr gerade auf der Zunge liegt. Vom Kopf direkt zur Spring-über-den-Tisch-Übung.

Heute erlebe ich Jeanette als recht gechillt, nicht besonders aufgeregt, und vor allem benutzt sie keine Füllwörter wie "Tatsächlich" oder "Genau". Man kann ihr gut zuhören, manches erklärt sie sogar ein wenig. Es sind zum Teil Kochweisheiten von Sternekoch Harald Wohlfahrt,

bei dem sie einen Online-Bezahl-Kochkurs gebucht hatte. Nebenbei frage ich mich, warum man für solch einen Kurs bezahlt, obwohl es eine Milliarde an Kochvideos kostenlos oder nur für ein "Like" gibt. Aber das ist schließlich ihre Sache, nicht meine.

Die sehr selbstbewusste Frau kommt ein wenig ein paar Tränen nahe, als sie über ihren vor 8 oder 9 Jahren verstorbenen Lebensgefährten Eckard spricht - und Vox eine Collage seiner Fotos dazu ins Bild nimmt. Doch die

Pipi in den Augen

ist rasch vorbei und Jeanette kocht sich ein bisschen die Seele aus dem Leib.

Das nützt aber nix!

Ausgiebig wird am Tisch jedes Dinner-Detail seziert. Vermutlich haben sich die Teilnehmer darauf geeinigt, bereits im Vorfeld ihre Meinungen derart prominent kundzutun, dass

einem Gastgeber/einer Gastgeberin schon mal der Bissen im Hals stecken bleiben kann?

Am Ende bemängelt Mario sogar das Motto ihres Menüs (habe vergessen, wie es lautet, ist aber passend) - und das ist wirklich an den Haaren herbeigezogen. Dass jemand, der Blätterteig anbietet, diesen auch selber zubereiten muss, hält Mario nicht für eine besondere Leistung, sondern für selbstverständlich.

Dann wird er sich in Restaurants wohl auch darüber beklagen, wenn ein Blätterteig aus dem Kühlregal und nicht aus den Koch-Händen stammt  ...

Mein "Orakel" für Marios Kochabend sagt: Er kann nicht besonders gut kochen! Orakel ohne Gewähr, aber mit viel Vermutung.

Gut, ihr Dessert ist wirklich etwas verunglückt, zumindest die Sabayone. Shit happens.

Shit passt auch zu den Punkten, die Mario gibt (und einer der anderen Hobby-Köche ebenfalls, ich habe vergessen, wer von beiden):

6! Der andere Teilnehmer gibt 7 und Uljana 8 Zähler.

Mit insgesamt 27 Umdrehungen liegt Jeanette abgeschlagen hinter Uljana. Nicht verdient, wie es mir vor dem Bildschirm erscheint.

Manchmal könnte mir auch Pipi in die Augen steigen, wenn ich höre, was Dinner-Teilnehmer so alles anmosern.

Aber ich denke, dass Jeanette sich in den nächsten Tagen auch nicht mit kritischen Worten zurückhalten wird.

Der Ton macht die Musik. Und die Musik ist gespickt mit falschen Tönen. Nicht nur in dieser Woche, sondern in vielen.


Guten Morgen, Gruß Silvia

Dienstag, 28. April 2020

27. April 2020 - Vox - Das perfekte Dinner - Montag in Hamburg bei Uljana

Vorspeise: Bouillabaisse
Hauptgang: Ochsenbäckchen mit Selleriepüree, und Gremolata
Nachtisch: Bienenstich neu interpretiert


Bei uns ist es neun Monate im Jahr kalt und drei Monate saukalt.
(Sprichwort aus Sibirien)

Ihre Heimat Sibirien hat Uljana schon vor langer Zeit, als 5jähriges Kind, hinter sich gelassen. Sie lebte erst in Rheinland-Pfalz (ich glaube, in Koblenz) und nun in Hamburg. Ganz in der Nähe ihrer Wohnung ist die

Reeperbahn. Sie lebt also dort, wo andere Party machen und wieder andere hart im Amüsier-Betrieb malochen.

Zur Zeit sind jedoch alle sündigen Meilen weltweit geschlossen. Wie es für die Damen des horizontalen Gewerbes in der Herbertstraße momentan finanziell aussieht, weiß ich nicht: Bekommen sie Kurzarbeitergeld? - Nehmt mich bitte nicht immer allzu ernst.

Für solche Nebenschauplätze im Kopf habe ich jede Menge Zeit, wenn ich mir die verlängerte "Dinner-Sendung" ansehe. Die Länge nimmt viel von der Spannung und dem Tempo, und ich muss nicht jeden Handgriff sehen, den Uljana in ihrer Küche vollbringt. Besonders nervig ist die in die Länge gezogene Geschichte um den Stabmixer. Das ist reinstes Füll-Material.  Derweil ist es seltsam, dass Uljana sich bei Nachbarn erst einmal vorstellen muss,

um von ihnen einen Stabmixer geliehen zu bekommen. Kennen sich die Nachbarn untereinander nicht?

Solche Mini-Desaster wie die mit dem Mixer sind natürlich Zeit-Räuber. Aber diesen Dieben hat sie sehr gut vorgebeugt:

Ihr gesamter Nachtisch ist bereits vorbereitet. Ein Eis muss nur noch durch die Maschine laufen, andere diverse Details für die blumigen, klein-in-klein gehaltenen Bestandteile tummeln sich in exakter Ordnung rund um Eis und Sonstiges. Ich habe die Bestandteile im einzelnen nicht mehr parat, aber es ist viel umfangreicher als es in der obigen Menü-Beschreibung steht.

Ich glaube gerne, dass sie alles selber vorbereitet hat - aber diese Vorbereitung ist auch eine sichere Nummer, denn falls etwas misslingt, kann man es ohne Kamera problemlos und zur Not auch fünfmal wiederholen. Mir ist das egal ... aber wenn ich höre,

was warum und weshalb lange "durchziehen" muss, frage ich mich, warum sich jemand nicht mal eine neue Ausrede einfallen lässt.

Insgesamt ist ihr Menü gut.

Jeanette pirscht mit ihrer Direktheit der Kritik vorne weg, und ein wenig zieht sie die anderen mit, die nun auch bereits bei Tisch Mängel, die sie meinen, entdeckt zu haben, ansprechen.

Tom, Jan und Mario geben Uljana je 8 und Jeanette 7 Punkte. Mit 31 Zählern geht sie nun ins noch offene Rennen um den Sieg der Hamburg-Woche.

In welche Richtung sich diese Woche entwickeln wird, ist ebenfalls völlig offen.


Guten Morgen, Gruß Silvia



Samstag, 25. April 2020

25. April 2020 - Bienchens Geschichte - 7. Teil



Was passiert nun mit Bienchen?

Es war nicht absehbar, wie lange meine Mutter im Krankenhaus bleiben musste. Die Liste ihrer größeren und kleineren Erkrankungen war lang. Am meisten litt sie jedoch darunter,

dass Bienchen allein in ihrer Wohnung war. Immer kurz ausgeführt und gefüttert von Paul, aber eben endlose Stunden und Tage völlig einsam.

Dass sie diesem Paul noch Geld zukommen ließ, und das ohne irgendeine Bedingung in der Richtung, Bienchen doch bitte in seine Wohnung mitzunehmen ... habe ich nicht verstanden. Sie akzeptierte Pauls krude Ausrede, dass Bienchen keine Stufen laufen mochte ...

Mir war längst klar, dass ich Bienchen mit ins Ruhrgebiet nehmen würde - aber bis zu meiner Abreise musste sie leider in der ihr bekannten Umgebung bleiben. Völlig verwaist, nicht wissend, was passieren würde - und todtraurig.

"Ich weiß, dass Bienchen bei dir gut aufgehoben ist", sagte meine Mutter.

Aber während meiner Nicht-Anwesenheit in der Klinik war Paul offenbar auch noch mindestens einmal da. Er bearbeitete meine Mutter, mir Bienchen nicht mitzugeben. Immerhin würde er sich kümmern ... Wenn das Kümmern sein sollte,

wollte ich nicht wissen, wie es aussah, wenn er sich nicht kümmerte.

Dieses Paul-Kümmern muss von dem Wort "Kummer" abstämmig sein - ein Kümmern mit Kummer-Ergebnis.


Urlaubstage? Oder was?

Robin Hund, mein einzigartiger Yorkshire-Terrier,  empfand diese Woche in Zell als Urlaubszeit. Es gab viel zu schnuppern, viele ihm unbekannte Hunde-Wesen zu treffen und ich musste mir unterdessen

Gedanken darüber machen, wie Robin es aufnehmen würde, wenn wir Bienchen mit nach Hause nähmen.

Er sei ein Einzelkind, meinten Freunde damals, die ihn gut kannten. Also, natürlich meinten sie Einzelhund. Wir verwechseln hier schon nichts. Mein größter Wunsch jedoch war immer und schon immer

ein Hund! Einen Kinderwunsch hatte ich nie. Und Robin wollte ich natürlich nicht unglücklich machen, wenn ich ihm ungewollt Bienchen hinzu gesellte.

Doch soweit waren wir noch nicht. Es war möglich, dass meine Mutter irgendwann wieder nach Hause könnte. Wie wahrscheinlich das sogar war, erfuhr ich genau 12 Stunden vor ihrem Tod von ihrer Ärztin, die mich anrief. Aber dazu später ein ausführlicher Bericht.

Zunächst einmal ging es nur um Erste Hilfe in Bienchens großer Not. Wie sich alles entwickeln würde, könnte man dann sehen.

Robin genoss derweil seinen Urlaub. Er liebte ihm unbekannte Gegenden.

In den folgenden Tagen fuhr ich entweder mit dem Bus oder mit einem Taxi zum Krankenhaus hinauf. Endlich einmal kein Paul! Robin musste in der Zeit meiner Krankenbesuche im Hotelzimmer bleiben.

Die damalige Hotelbesitzerin (damalig, weil ich nicht weiß, ob es ihr heute noch gehört) bot an, auf ihn achtzugeben. Aber ich bat sie nur, dass während meiner Abwesenheit niemand (kein Zimmermädchen) das Zimmer betreten möge - es wäre nämlich denkbar gewesen, dass Robin aus dem Zimmer entwischt wäre ... um mich zu suchen. Immerhin war dies auch für ihn eine fremde Umgebung, in der er nicht gern allein war.

Das klappte alles hervorragend.

Nicht so hervorragend verlief indes die nächste Visite im Krankenhaus. Der Stationsarzt musste meiner Mutter eröffnen, dass sie nun auch noch ein Karzinom hatte.

Ich wollte sie trösten ... aber das hielt sie nicht für nötig. Sie sagte die Worte, die ich nie vergessen werde:

"Ich bin 80 Jahre alt. Das reicht."

Ja, Mama, dachte ich, und wir sehen uns nach 15 langen Jahren wieder, aber du stirbst dann doch lieber.

Dennoch war ich dankbar, wie gelassen sie das neuerliche Urteil hinnahm, nun auch noch Krebs zu haben.

Operiert werden konnte sie wegen ihres schlechten Allgemeinzustandes momentan nicht. Aber der Krebs brachte eine andere Schwierigkeit mit sich:

Sie sollte nach Trier verlegt werden. Die genauen Gründe habe ich nicht mehr präsent, aber ich weiß, dass sie damals für mich nachvollziehbar waren.

Also sprachen wir erneut über Bienchen ...

Sie erzählte mir ein paar Dinge über die kleine Malteserin, z. B., dass sie Angst vor Gewitter und Feuerwerk hätte. Aber auch, dass sie bald

läufig werden würde.

Hallo! Das war ein Problem! Und zwar für den intakten Rüden Robin!

Hundebesitzer wissen, wovon ich schreibe: Einen unkastrierten Rüden mit einer läufigen Hündin in einer Wohnung zu halten, ist eine Katastrophe.

Doch diese Hürde würde ich später nehmen. Erst einmal ging es nur darum, Bienchen aus ihrem einsamen Gefängnis zu befreien.


Fortsetzung folgt
Copyright Silvia Gehrmann




Freitag, 24. April 2020

24. April 2020 - Wie durchleben und e r l e b e n wir die Corona-Zeit?

Foto: Anke Leithäuser - Der menschenleere Gardasee


Vor einer Woche habe ich auf Facebook einen Aufruf für diesen nun folgenden Blog-Beitrag gestartet. Ich bat darum, über Empfindungen, Befindlichkeiten, Gefühle und auch über Beschäftigungen während der Corona-Zeit zu schreiben. Oder über alles, was sonst noch bewegt.

Das Ergebnis ist nun hier zu sehen: Es haben sich beteiligt:

Per Telefon-Interview Anke Leithäuser, per jeweiligem Beitrag: Marion Freytag,  Ingrid Schmitz, Gertrud Conradt, Ille Schoenenberg, Feli Prond, Susanne Splitt

Ich bedanke mich von Herzen und wünsche allen Schreiberinnen und Lesern eine nicht allzu schwere Zeit.


Telefon-Interview mit Anke Leithäuser

Vielen ist Anke eher unter ihrem Spitz- oder auch Kosenamen "Hasi" bekannt, und als Protagonistin der Vox-Sendung "Goodbye Deutschland". Vor über 10 Jahren ist sie mit ihrem damaligen Ehemann samt Vox-Begleitung an den Gardasee ausgewandert.


Nun lebt sie schon seit längerer Zeit gemeinsam mit ihrer Mutter Gisela am schönen See, und natürlich mit Gina, der Kätzin. Gina darf man nicht vergessen, sonst gibt es Anke einen Stich mitten ins Herz. Gina ist ihr sehr, sehr wichtig.


Viele kennen auch ihren roten Hänger, aus dem heraus sie am Gardasee Curry-Wurst und Pommes und Diverses verkauft.


Doch bereits das Ostergeschäft wurde ihr und vielen anderen in Italien und überall auf der Welt durch die Corona-Pandemie zerstört. Anke möchte betonen, dass sie auch an die anderen denkt,


z. B. an die kleinen Eiscafe-Besitzer, die Camping-Platz-Besitzer in Familienunion und viele andere, die derzeit wirklich traurig dastehen.


Im Gegensatz zu vielen muss sie immerhin keine Miete für ihr Business zahlen, wenn sie keine Einkünfte hat. Und so kommt sie derzeit gut klar.


Noch im Februar 2020 war sie mit ihrer Mutter Gisela und Reisekatze Gina auf Gran Canaria. Die drei hatten einen herrlichen, erholsamen Urlaub,


den sie sich vorher zusammengekniffelt hatten: Das ist auch derzeit eine der Lieblingsbeschäftigungen von Mutter und Tochter:


Kniffeln! Für die Reisekasse.


Kaum aus dem Urlaub zurück, kamen die drastischen italienischen Ausgangs-Beschränkungen: Lediglich zum Einkaufen, zur Apotheke gehen oder einen Arzt aufsuchen war und ist erlaubt.


Doch noch kann das Frauengespann dem Ganzen auch etwas Gutes abgewinnen: Anke war noch nie so sonnengebräunt wie gerade jetzt. Sie grillen ausgiebig und lassen sich die gute Laune nicht oder noch nicht verderben.

Gisela hat Anke sogar einen Haarschnitt verpassen können. Insofern ist alles alles gut ...

Aber Anke hofft auf das Pfingstgeschäft, das Sommergeschäft ... denn nach Oktober kommt ohnehin jedes Jahr eine längere Zwangs-Pause. Für diese Zeit müssen stets die Rücklagen ausreichen.

Symbolisch für sicher uns alle, die wir irgendetwas ganz besonders vermissen,  beantwortet Anke meine Frage, was sie am meisten vermisst:

Es ist ein Besuch im Gardaland. Dort würden sie und ihre Mutter Gisela (diesmal aber ohne Gina) gern den Nervenkitzel der Achterbahnen wieder erleben. Normalität eben!

Und ein wenig Hoffnung keimt ebenfalls auf: Anke kann sich voller Hoffnung erkundigen, ob sie in Lazise zeitnah wieder ihren Curry-Wurst-Hänger öffnen darf. Die Chancen dafür stehen gar nicht so schlecht  ... viel Glück und eine positive Rückmeldung.

Und danke für das Interview.




Marion Freytag

Wie kommt man mit dem Leben unter "Corona" und den allgemeinen Beschränkungen im Alltags- und Berufsleben klar?

Ich muss sagen, dass das besser gelingt, als ich gedacht und anfangs auch befürchtet habe. Natürlich sind die Einschränkungen ungewohnt, und man musste sich erst einmal darauf einstellen. Vor allem das Berufsleben wird völlig durcheinander gebracht, und wenn man wie ich für einen internationalen Konzern arbeitet, merkt man auf brutale Art und Weise, dass einen eine weltweite Krise komplett ausbremst und man neue Wege beschreiten muss. Geschäftsreisen ins Ausland sind nicht mehr möglich bzw. erfolgen unter erschwerten Bedingungen, selbst wenn es nur in die Niederlande und/oder nach Belgien geht.

Weshalb ich kein Verständnis dafür habe, dass es am letzten Wochenende zu langen Staus gen Niederlanden gekommen ist, um dort Pflanzen einzukaufen, die im übrigen keineswegs billiger als bei uns sind, da die Niederlande einen höheren MwSt.-Satz haben.


Wenn mir eines durch die Krise aber besonders bewusst wird, so ist es, dass man vieles als selbstverständlich empfindet, was purer Luxus ist: weltweite Reisen, Kindern ein Auslandsschuljahr zu ermöglichen oder gar ein komplettes Studium im Ausland, arbeiten im Ausland, Sport machen im Ausland.

Habe mir nie Gedanken gemacht, ob es so toll ist, einige Monate in Frankreich zu arbeiten oder  Sport knapp 30 km von mir entfernt in den Niederlanden zu machen. Nun musste ich begreifen, dass dies schwierig ist, wenn etwas völlig Außerplanmäßiges passiert und man ausgebremst wird.


Das sind die Sorgen, aber es gibt auch viele schöne Erlebnisse.

Die Menschen rücken wieder enger zusammen, Solidarität entsteht, die so lange kaum mehr spürbar war. Liegt vielleicht daran, dass wir alle in einem Boot sitzen und die Krise nur gemeinsam bewältigen können.

Um wenigstens etwas Bewegung zu haben, bin ich für Kurzstrecken aufs Fahrrad umgestiegen und, oh Wunder, sogar ein Einkauf ist damit zu bewältigen. Dass der Kontakt zur Familie und Freunden eingeschränkt ist, ist nicht schön, aber dafür hat man nun auf andere Art und Weise viel mehr Kontakt als vorher. Täglich gibt es ein Lebenszeichen und einen Statusbericht. Wir freuen uns alle aufs Wiedersehen, sind uns jedoch einig, dass wir nichts erzwingen werden; denn das Wichtigste ist und bleibt, gesund zu bleiben.

Ein Leben wie wir es bisher kannten, wird es so schnell nicht mehr geben, und daher werden wir uns alle umstellen und flexibel sein müssen. Aber Hauptsache wir haben noch ein Leben und wenn ich sehe, wie Deutschland bisher mit der Krise zurecht gekommen ist, so  haben wir jeden Grund, stolz zu sein und positiv dieser neuen Normalität entgegen zu blicken.

Verwundert nehme ich jedoch heute morgen im Morgenmagazin (20. April 2020) zur Kenntnis, dass viele Geschäftsinhaber, die heute öffnen, mit einem Kundenansturm rechnen. Kann ich mir ehrlich gesagt nur schwer vorstellen. Für Brötchen oder Fleisch/Wurst/Käse stelle ich mich vor dem Geschäft in eine Schlange, da ich weiß, dass das alles nicht lange dauert. Sieht bei Kleidung und Parfümartikeln natürlich ganz anders aus...


In diesem Sinne, bleibe und bin ich positiv eingestellt, bleibe aber sicherlich vorsichtig!




Ingrid Schmitz

Autorenleben in Corona-Zeiten

In Zeiten von Corona versuche ich, gelassen zu bleiben. Anfangs schaute ich jede Nachrichtensendung und Reportage, las auf Facebook alle Beiträge, auch die der Verschwörungstheoretiker, denen ich fast geneigt war zu glauben, dass alles nicht so schlimm sein kann, weil die Grippe täglich viel mehr Todesopfer fordert.

Als die ersten Todeszahlen vom Robert-Koch-Institut durchgegeben wurden und die Warnung, dass ältere Menschen ab 65 besonders gefährdet seien, hatte ich gerade erst meinen 65. Geburtstag erreicht. Na toll!

Ich verlor die Lust am Schreiben. Was kann wichtiger als das eigene Leben sein? Liest in diesen ansteckenden Zeiten überhaupt noch jemand Kriminalromane und hat Spaß an der imaginären Verbrecherjagd, fragte ich mich?

Nach und nach trafen die Corona bedingten Absagen meiner Lesungsveranstaltungen zum neuen Kriminalroman "Mordsreise" ein.

Finanzielle Einbußen, die aber für mich nicht existenzbedrohend sind, wenn das Buch vom Leser am Ende dennoch gelesen wird. Nein, ich darf mich nicht beklagen.

Durch die Krise und ihre Beschränkungen wissen sehr viele meiner Mitmenschen nicht mehr, wie es mit ihrer Arbeitsstelle weitergeht oder haben sie gar verloren.

Mir geht es gut. Ich kann Zuhause bleiben und mich in meinem Garten aufhalten, wenn ich nach draußen möchte.

Die Pressekonferenzen des RKI verfolge ich noch, aber ansonsten sitze ich lieber am Laptop und schreibe … schreibe zurzeit an der Lebensgeschichte einer Persönlichkeit, anstatt fiktional zu morden und schaue zwischendurch, ob es meinen Facebook-Freunden gut geht, versuche, ihnen Mut zuzusprechen, wenn sie verzweifeln wollen oder lache mit ihnen über Videoclips, wenn die Kreativität anderer Zuhausegebliebenen seltsame Blüten schlägt.

Ablenkung tut gut - Humor erst recht – und wenn ich keine realen Lesungen geben darf, dann eben virtuelle. Nein, das ist keine Drohung.

Ansonsten halte ich mich an die Regeln: In der Öffentlichkeit Mundschutz tragen, Abstand halten, Hände waschen … Wir alle wissen, was zu tun ist. Wir alle können es fast nicht mehr hören. Aber dann machen wir es trotzdem.

Ich bin zuversichtlich und will gesund bleiben. Bleibt ihr es bitte auch.

Eure Ingrid Schmitz

www.krimischmitz.de




Gertrud Conradt

Mein Leben mit Corona

Im März hatte ich Geburtstag. Eigentlich hätte meine Familie mich und meinen Jüngsten besucht, der noch bei mir lebt. Eine Woche vorher habe ich alle ausgeladen und mich selbst auf Ostern vertröstet, denn ich gehöre zur Risikogruppe, chronisch krank und 66 Jahre alt.

Mir selbst fällt das zu Hause bleiben nicht schwer, denn auf Grund einer Gehbehinderung bin ich sowieso meist zu Hause geblieben.

Mein Sohn geht nun alleine einkaufen. Im Moment ist bei ihm Kurzarbeit angesagt.

 Die Toilettenpapierhysterie haben wir nicht mitgemacht. Mein älterer Sohn ist Filialleiter bei einem Discounter. Er hat diese Hysterie zu spüren bekommen. Die Leute waren wirklich nicht mehr zu bändigen. In der ersten Zeit konnte er keinen freien Tag nehmen und musste viele Überstunden machen.

Meine Tochter, Beamtin, macht Homeoffice.

Ich beschäftige mich und bin nicht trübsinnig. Mit der Familie wird über WhatsApp Kontakt gehalten.

Jetzt ist Ostern vorbei und wir werden das Wohnzimmer anstreichen. Das geht, wenn ich mich zwischendurch hinsetzen kann. Für Christian, meinen Sohn, wurde die Kurzarbeit bis Anfang Mai verlängert

 Beim Discounter, dem Wirkungsort meines anderen Sohnes,  steht jetzt ein Sicherheitsmann und lässt jeweils nur eine bestimmte Anzahl Kunden in den Laden. Die Einkaufswagen werden desinfiziert.

Ich habe mich nun auf den Muttertag vertröstet, vielleicht wird es ja dann was mit dem Besuch.

Was mich wirklich ärgert sind die Verschwörungstheorien, die einem überall präsentiert werden. Außerdem finde ich seltsam, wie manche jammern müssen. Was ist denn schlimmer, die Einschränkung, die doch einmal beendet sein wird oder viele Tote, wie z. B. in der USA? Dort vorwiegend Farbige, weil das Gesundheitssystem grottenschlecht ist.

Ich bin froh, in Deutschland zu leben, wo wir trotz vieler Fehler gut aufgestellt sind. 
Meine Stimmung ist immer noch gut.




Ille Schönenberg

Mein Leben mit Corona

Mir ist es egal, wann und woran ich sterbe, von mir aus auch morgen am Natur-schlägt- zurück-Virus! Wir haben uns jetzt mehr als 6 Wochen an die Abstandsregeln gehalten, und damit schon im Januar auf Mallorca angefangen. Wir sind 14 Tage in Quarantäne gewesen, ohne auch nur eine Minute das Haus verlassen zu haben, da mein Schwiegersohn Kontaktperson war.

Wir werden selbstverständlich weiterhin rücksichtsvoll gegenüber unseren Mitmenschen sein, aber wir zwei, der Beste (Ehemann) und ich,  werden wieder so leben, dass das Letzte, an das wir uns erinnern werden, etwas Wundervolles sein wird - und keine Menschen, die einen großen Bogen um uns machen, als wäre wir Aussätzige.

Das Miteinander wird nie wieder das sein, was es war, Die Welt wird nie wieder so sein, wie sie war! Die Natur ist genauso ungerecht wie die Menschen, denn sie bevorzugt die Sippenhaft.

Ich habe in meinem ganzen Leben nicht einmal einer Fliege etwas zuleide getan, schon als Kleinkind den Kampf gegen ein Virus verloren, für mich ist Corona ein Riesenarschloch!




Feli Prond


Die Bedrohung hing ja schon lange in der Luft, bevor konkrete Tatsachen bekannt wurden. Als es dann ernst wurde, waren viele Menschen überrascht, genau wie ich.

Es ist ein schwieriges Thema mit dem jeder anders umgeht. Man kann das Virus weder sehen, riechen noch schmecken, und doch stellt es eine ernste Bedrohung dar. Im täglichen Straßenbild sieht man, wer es ernst nimmt und wer nicht.

Für mich bedeutet der Lockdown wenig, er hat nicht so viele Konsequenzen für mich und meinen Mann, weil wir beide aus unterschiedlichen Gründen Rentner sind. Wir brauchen also keine Angst um unser Einkommen haben oder Angst, uns  bei Arbeitskollegen anzustecken oder auch umgekehrt, dass wir jemanden anstecken.

Wir können uns die Zeit einteilen, können einkaufen wenn es am leersten ist und können Menschenmassen generell meiden.

Allerdings fällt mir vermehrt auf, dass ich viele Dinge und Situationen für selbstverständlich hingenommen habe: mal hier bummeln gehen, mal schnell ein Eis in der Eisdiele essen oder unsere sonntäglichen Restaurant-Besuche. 

Das Internet wird zu einem enorm wichtigen Tool, sei es, um mit Freunden in Verbindung zu bleiben oder auch online Ware zu bestellen, Informationen zu erhalten über die momentane Situation oder zu erfahren wer welchen Lieferservice betreibt.

Und ich empfinde eine Art Müdigkeit, es reicht langsam. Ich möchte definitiv mein altes Leben wieder haben.

Ich, die immer dachte dass ich auch ohne viele soziale Kontakte zufrieden bin, merke, dass mir meine Freunde und Bekannten enorm  fehlen. WhatsApp hilft, aber es ist einfach nicht das gleiche. Mir fehlt die Nähe zu Menschen, die Umarmungen und die Gespräche. 

UND AM MEISTEN FEHLT MIR UNSER FITNESSSTUDIO! 


Liebe Grüße, bleibt gesund!




Susanne Splitt

Corona hat mir einige schlaflose Nächte beschert. Und den Unmut der oder des einen oder anderen.

Aber es ist nicht das Virus an sich, das mich schlaflos macht. Sondern das, was es alles offenbart .

Ich war ( und bin es immer noch) von Anfang an kritisch. Skeptisch. Ich habe vieles in Frage gestellt.

Es gibt immer wieder ein neues Virus und somit immer wieder eine Herausforderung

Der Vergleich mit anderen Grippe-Epidemien wurde abgetan, nicht nur von den Politikern. Der einzig geltende Vergleich: die Spanische Grippe. Ich sehe es anders.

Als die Spanische Grippe ausbrach, lag die Welt in Trümmern. Die Menschen waren ausgemergelt . Hunger und Kälte ( Steckrübenwinter). Viele waren schon kurz vorm Hungertod. Oder am Erfrieren. Die Medizin noch meilenweit vom heutigen Stand entfernt. Die hygienischen Bedingungen katastrophal, ganze Familien wohnten in einem Zimmer, Gemeinschaftstoiletten. Seife gab es,wenn überhaupt, nur rationiert.

Die damalige Lebenssituation/Grundlage (Spanische Grippe) darf man mit der heutigen vergleichen, aber nicht die Grippeepedemien 95/96 -  in der BRD ca 30.000 Tote in wenigen Wochen ?!

Grippeepedemie 2017/18 ( BRD ca 24.000 Tote )

Corona 4.400 ( BRD heutiger Stand 20. April 2020)

Egal ob Russische Grippe, Hongkonggrippe etc- es wurden niemals irgendwelche besonderen Vorsichtsmaßnahmen getroffen.

Obwohl immer wieder ein neuer Virus auftauchte und immer wieder weltweit abertausende Menschen starben .

Es wurde auch keine Panik gemacht seitens der Regierung. Die Leute gingen hustend, keuchend und verrotzt über die Weihnachtsmärkte und zum Einkaufen. Ohne Mundschutz.

Wochenlang wurden uns im 30-Minutentakt erschreckende Bilder gezeigt. Italien, Spanien, USA
Es waren entsetzliche Szenen. Insbesondere die Bilder von NY werden vielen in Erinnerung bleiben.

Es gibt mit jedem Tag mehr Fragen für mich:

Warum haben die Länder, warum hat die Welt nicht reagiert als es in Italien eskalierte??? Wenn man weiß, dass in

2 Wochen eine Flutwelle kommt, evakuiert man doch auch nicht erst 2 Tage vorher.

Warum hat nie jemand wirklich erklärt, dass die medizinische Grundversorgung im Land der unbegrenzten Möglichkeiten auch ohne Corona schlicht und ergreifend "unter aller Sau" ist?

Warum hat Deutschland (mit einer der besten medizinischen Versorgung?!) nicht rechtzeitig vorgesorgt mit Handschuhen, Schutzanzügen, Mundschutzen?

Warum wurden nicht gleich strengere und vernünftige Maßnahmen ergriffen?

Warum wurden nicht einheitliche Regelungen in den Bundesländern getroffen und ewig lange diskutiert ?

Warum ?
Warum ?

Täglich widersprüchliche Aussagen.

Ich habe für mich einige Antworten gefunden.

Wir haben Greta in die Verdammnis geschickt, keiner fragt mehr nach der Umwelt.
Wir kritisieren nicht mehr manch fragwürdiges Gesetz.
Wir stänkern nicht mehr über die Millionen, die unsere Regierung ins Ausland wirft.
Wir protestieren nicht mehr über die niedrigen Renten.
Wir beklagen uns nicht mehr über ungerechte Steuern.
Wir diskutieren nicht mehr wegen der Flüchtlinge.
Wir klagen und jammern nicht mehr.

Wir schauen mit Grauen die entsetzlichen Bilder aus anderen Ländern an und sind dankbar, wenn wir gesund sind.

Wir fangen an, Desinfektionsmittel in Brauereien herzustellen und nähen uns selbst die Mundschutze.

Die Panik trägt Früchte, wir werden coronagehorsam.

Wir bleiben Zuhause.

Wir freuen uns, dass die Jobcenter die Mitarbeiter plötzlich aufstocken können und die Anträge auf Kurzarbeit schnell bearbeitet werden.

Wir sind dankbar, dass die Regierung alles tut, um uns vor dem finanziellen Ruin zu retten.

Wir freuen uns, dass im Eiltempo beschlossen wird, dass der Vermieter uns nicht die Wohnung kündigen kann.

Wir sind dankbar, WC-Papier zu bekommen und wir verstehen, warum die Lebensmittelpreise saftig ansteigen.

Wir schauen demütig und dankbar nach Berlin und loben unsere Bundeskanzlerin und andere Politiker.


Ein Volk lässt sich am leichtesten regieren, wenn man es in Panik versetzt.
Es fragt nicht mehr viel. Es ist dankbar und hört nur noch das Gute. Die Menschen sind froh, wenn sie heil und gesund davon kommen. Sie schauen positiv in die Zukunft.

Die Nachrichten zeigen wieder Bilder von Waldbränden und schlimmen Unfällen.
Und von den vielen, vielen Bemühungen unserer Regierung - die alles tut, um uns zu retten und finanziell zu unterstützen.

Die Kirchen dürfen wieder Gottesdienste abhalten, nur mit 15 Gläubigen, aber immerhin.

Die Frage bezüglich Ramadan wird sicher noch geklärt.


Mit meinen Gedanken und meiner Kritik bin ich nicht alleine. Es gibt viele, die so oder ähnlich denken.

Die meisten schweigen, aus unterschiedlichen Gründen.

Viele sind es leid, für ihre Meinung angegriffen zu werden und sich beschimpfen oder gar beleidigen zu lassen.

Sie haben keine Lust mehr auf Shit Storms.

Andere können oder dürfen auf Grund ihrer beruflichen Position nicht ihre Meinungen ehrlich äußern.

Einige schweigen, weil sie nicht mehr die Kraft haben und zu müde sind für Diskussionen.

Ich gehöre zu denen, die müde sind. Ich habe kein Problem damit, zu meiner Meinung zu stehen.
Aber ich brauche meine Kraft und meine Nerven für meine Arbeit.

Ich stehe nicht an der Front, sondern gehöre zu denen, die in hinterer Reihe arbeiten. Und von denen auch kaum einer spricht: die ganz normalen Facharztpraxen.

Wir müssen uns den ganzen Tag rechtfertigen, führen gefühlt 1000 Telefonate täglich. Wir müssen trösten und aufmuntern, Tränen trocknen, weil OPs nicht durchgeführt werden können. Unzählige Male erklären, warum  momentan alles länger dauert.

Es sind anstrengende Tage . Und ich bin oft froh, abends nicht mehr sprechen zu müssen.



Liebe Silvia, ich weiß, dass meine Corona Einstellung nicht gerne gehört/gelesen wird. Ich habe gerade heute Nachmittag mit einem alten Freund anderthalb Stunden gesprochen: es sind erstaunlich viele, die so denken. Und schweigen. Aber es werden langsam immer mehr- es geht bei vielen ans Eingemachte, da wird man wohl kritischer.

Ich drück aus der Ferne, liebe Grüße Susanne


Guten Tag, Gruß Silvia 



24. April 2020 - Bienchens Geschichte - 6. Teil

Immer noch in Zell a. d. Mosel


Bienchen und Peggy

Zunächst einmal ging ich in die Wohnung meiner Mutter und zu dem süßen Bienchen zurück, um das gewünschte Geld zu holen. Ich fand es genau dort, wo es lt. ihren Angaben liegen sollte. Einen Rest von mehreren hundert Euro ließ ich liegen. Auf den komme ich später zurück. Viel später.

Und ich schaute mir lange ihr kleines Hunde-Mädchen an, das sich gerade mit Robin beschäftigte und sich offensichtlich an ihm erfreute.

Ihr hatte man vor ein paar Jahren die einzige große Abwechslung sang- und klang- und ersatzlos weg genommen:

Die Hündin Peggy.

Ich erfuhr von meiner Mutter, dass beide sich stets gerne im Garten vergnügt hatten, oder sie lagen einfach nur zufrieden nebeneinander.

Später, als ich Bienchen zu mir genommen hatte, hat sie eine lange Zeit besonders die kleinen weißen Hunde geliebt ... lief einer auf der anderen Straßenseite, wollte sie sofort rüber laufen, und zwar mit Geheule.



Ich weiß gar nicht, ob mir hier in der Wohnung meiner Mutter und genau hier der Gedanke kam: Ich muss Bienchen mit zu mir nach Hause nehmen!

... oder ob der Wunsch doch eher von meiner Mutter ausging. Es war vermutlich so wie es oft zwischen uns war: Wir hatten einfach die gleiche Idee zur selben Zeit.

Eigentlich war ich nur gekommen, um meine Mutter wiederzusehen. Aber nun erschien mir Bienchens Zukunft doch etwas dringlicher. Da mussten Regelungen getroffen werden. Sie konnte unmöglich viel länger als mein Aufenthalt hier dauerte, allein in der Wohnung bleiben. Auf Dauer würde es ihrer Seele schaden - wenn das nicht bereits passiert war.

Ich sehe es an der heutigen Anhänglichkeit Bienchens mir gegenüber: Sie möchte nicht noch einmal einen derartig schweren Verlust hinnehmen müssen.

Damals war sie zuerst ausschließlich auf Robin konzentriert. Ich war für sie so gut wie gar nicht anwesend oder wurde höchstens als die registriert, die Robin zu ihr brachte - und ihn dann leider auch wieder mitnahm.


Meine Mutter schenkt "ihren Kindern" etwas

Diesmal fuhr auch C. mit zum Krankenhaus. Sie passte vor dem Eingangsbereich auf Robin auf, der sich gut anstellte, obwohl sie ihm fremd war - wie auch Paul ihm fremd gewesen war. Im übrigen würde eine ähnliche "Kurzpflegestelle" für Bienchen heute nicht funktionieren ...

Paul kam mit ins Krankenzimmer meiner Mutter. Ich nahm es hin, dass er noch immer kein wirklich gutes Einfühlungsvermögen zeigte und mich nicht mit ihr allein ließ. Ich nahm es hin um meiner Mutter willen.

Am Ende muss schließlich jeder selber mit dem klar kommen, was er sagt, tut oder auch lässt - und wie das bei anderen Menschen ankommt.

Nach der Begrüßung überreichte ich meiner Mutter den gewünschten Geldbetrag. Zwei Einhundert-Scheine behielt sie in der Hand, während sie die anderen in ihre Geldbörse steckte.

Nun kennt das vielleicht jedes "Kind" von seinen Eltern: Sie meinen ja immer, dass man - egal wie alt man ist - ein Leben lang bedürftig ist und auf Zuwendungen der Eltern angewiesen. Meine Eltern waren da auch nicht anders. Mein verstorbener Vater war sogar noch extremer gewesen ...

Sie reichte mir einen 100er-Schein rüber - und der zweite Schein vom gleichen Nennwert ging an ...

Paul.

Warum?

Er nahm ihn an wie eine Selbstverständlichkeit. Wie jemand, der diese "Spenden" bereits gut kannte. Er bedankte sich nicht einmal.

Ich weiß nicht, warum ich damals - und auch noch in der darauf folgenden Zeit - so ruhig und gelassen blieb. Eigentlich hätten mich so manche Dinge auf die Palme bringen müssen, und zwar mit Berechtigung.

So langsam verlor dieser Typ seine Angst vor mir - weil ich mich entgegen meiner Gewohnheiten und seiner Erwartungen wie ein

Lämmchen gab.




Fortsetzung folgt
Copyright Silvia Gehrmann


Montag, 20. April 2020

19. April 2020 - ARD - Tatort Frankfurt - Die Guten und die Bösen


Tatort:
Die Guten und die Bösen

Die Frage des Titels zieht sich durch den gesamten Krimi. Wer sind die Guten? Und wer sind die Bösen? Und darf man beides vermischen und vom Guten zum Bösen übergehen?

Erst einmal findet ein Besäufnis im Präsidium statt. Das Revier wird gerade renoviert und wie auf gepackten Koffern sitzend - darf man sich ruhig mal so richtig die Kante geben. Beteiligt an dieser Veranstaltung sind

Anna Jannecke (Margarita Broich), Paul Brix (Wolfram Koch) und Freundin Fanny (Zazie de Paris), die eigentlich im Präsidium nichts zu suchen hat, aber immer gut für eine Zwischeneinlage ist.

Janneke und Brix schlafen irgendwann im Revier ein, und werden von ihrem Kollegen Ansgar Matzerath (Peter Lohmeyer) geweckt, weil er die beiden zu einem Mordfall führen will. Mit einem derben Kater fällt es den Ermittlern gar nicht leicht, ins tägliche Leben zurück zu finden. Die Sehnsucht nach einer Kopfschmerztablette ist größer, wesentlich größer, als die nach Arbeit ...

Matzerath fährt die Kollegen von der Mord-Kommission zu einer Hütte, dort sitzt der zuvor gequälte Tote nackt auf einem Stuhl, eine Plastiktüte überm Kopf.

Einen Moment später erklärt Matzerath, dass er der Mörder ist ... Das muss erst einmal in die Brummschädel rein!

Eine andere Frau schleicht durch das Präsidium und lässt sich häuslich im Keller nieder, um alte Akten zu studieren. An ihrer Seit ein belgischer Schäferhund.

Und der Hund jagt dem roten Ball hinterher den sie ihm dann und wann wirft.

Diese andere Frau ist die pensionierte Hauptkommissarin Elsa Bronski (Hannelore Elsner), und es stellt sich heraus, dass ein ungeklärter Fall sie nie losgelassen hat:

Der von Matzeraths Ehefrau, die 5 Tage und Nächte von einem Mann aufs Schlimmste misshandelt und vergewaltigt wurde.

Das erklärt auch Matzeraths Motiv: Er hat den Täter in akribischer Kleinarbeit ausfindig gemacht. Betäubt, gequält und ersticken lassen.


Die Suche nach dem Sinn

ist der zentrale Punkt in diesem Tatort. Auch die nach dem Sinn von Schuld und Sühne. Jannecke überlegt kurz,

dass es eigentlich wenig Sinn macht, Matzerath weg zu sperren, da er ganz sicher nie wieder einen Mord begehen würde.

Natürlich geht das nicht, und Matzerath will weder verschont werden noch mildernde Umstände. Er will voll schuldfähig ins Gerichtsgebäude gehen, wenn es so weit ist.

Und der Hund jagt dem roten Ball hinterher.


Ein bisschen "Mord im Orientexpress"?

Dieser Film, in dem diverse Menschen Rache an einem Schuldigen nehmen, fällt mir ein - und ich erwarte hier eigentlich eine abgespeckte Version dieser Rachegeschichte.

Ich erwarte, dass nicht nur Matzerath den Täter zur Vergeltung gepeinigt und getötet hat, sondern dass die pensionierte Kommissarin obendrein ihre Hände im Spiel hatte. Diese kennt sowohl Matzerath als auch dessen getrennt von ihm lebende Frau - die sich 2 Monate zuvor das Leben genommen hat.

Und der Hund jagt dem roten Ball hinterher.

Ein letztes Mal.

Hinter der verschlossenen Tür im Keller fallen zwei Schüsse. Dann fällt der rote Ball ins Bild - und signalisiert:

Hier hat soeben Elsa Bronski erst ihren Hund und dann sich selbst erschossen.

Warum sie es getan hat, steht nicht mehr im Drehbuch. Es wird folglich nicht aufgelöst, kann aber zum Nachdenken anregen.

Vielleicht wurde die Szene aber auch im Nachhinein eingefügt, denn die Schauspielerin Hannelore Elsner ist im wirklichen Leben vor einem Jahr verstorben

und ihr ist dieser Krimi gewidmet.

Von hier 4 von 5 möglichen Sternen für den Krimi und seine Hauptdarsteller, die durch die Bank hervorragend spielen.


Guten Morgen, Gruß Silvia




Samstag, 18. April 2020

18. April 2020 - Bienchens Geschichte - 5. Teil



Das bin nicht ich, aber ich hoffe, man erkennt sie nicht.



Bummel durch Zell

Wie ich bereits geschrieben habe, waren wir früher, als mein Vater noch lebte und auch circa zwei Jahre danach noch,  etwa einmal im Monat in Zell. Ich mochte diesen beschaulichen Ort, der mich noch an völlig andere Dinge erinnerte: Als junges Mädchen hatte ich hier meinen ersten Schwipps:

Damals lebten meine Eltern noch in Dortmund und fuhren oft in diese Ecke. Mein Vater war oft zur Kur in Bad Bertrich. Ich durfte ihn in den Schulferien begleiten, zumindest für eine Weile,

und so hatte ich in Zell nach sagenhaften anderthalb Gläsern Moselwein meinen ersten Schwipps. Ich war 17.

Jetzt in 2010 war ich nicht mehr 17. Aber ich vertrug mehr als anderthalb Gläser des Weines. Einem Wein, der mir im übrigen nur dort schmeckt. Ich würde ihn hier nie kaufen.

Robin schnupperte die Gegend ab, begrüßte hier und da und ausführlich einen Hund, und da es sehr heiß war, schlenderten wir gemächlich am Moselufer entlang.



Wir kamen u. a. an der Liener-Bank, der Lügner-Bank also, vorbei. Die war mir in den vielen Zeiten zuvor, als ich Zell besucht hatte, gar nicht aufgefallen. Dass sie mir jetzt ins Auge sprang, hatte vielleicht einen Grund?


Ich sage es wie es war: Ich war wütend auf diesen Paul. Darauf, dass er bei meiner Mutter wohl einen Freibrief hatte ... darauf, dass er Bienchen zwar in der Wohnung meiner Mutter versorgte und auch mal ausführte, sie ansonsten jedoch allein ließ.

Etwas später erfuhr ich, dass er ebenfalls eine kleine Hündin besessen hatte. Sie war auch weiß und dick wie Bienchen, und die beiden waren beste Freundinnen gewesen ... ja, bis ... später mehr darüber.

Erst einmal ging ich mit Robin in eine Weinlokal, bestellte mir einen trockenen Mosel und kam mit der Inhaberin ins Gespräch. Sie erzählte mir von jener Zeit, als ihnen hier oben,  auf der Anhöhe von Zell,

das Hochwasser bis zum Halse gestanden hatte. Diese Situationen waren mir bekannt, aber ihr Lokal lag wirklich ziemlich weit oben ... doch es gab Beweisfotos für ihre Geschichte. Wie die wohl jeder Einwohner von Zell hat.

Dann kam das Abendgeschäft und sie hatte keine Zeit mehr für Plaudereien.

Einen kleinen Absacker nahm ich im Hotelgarten, bevor ich mich mental für den nächsten Tag wappnete.


Kurze Rückkehr zu Bienchen

Sie saß wieder hinter der Glastür und schaute sehnsüchtig auf ein meistens aus einem blanken, traurigen Nichts bestehendem Ereignis. Aber sie freute sich unbändig, Robin wiederzusehen. Mich beachtete sie kaum bis gar nicht.

Pauls Lebensgefährtin bat mich zu einem Kaffee in ihre Wohnung, und traurig musste ich Bienchen in der Wohnung meiner Mutter zurücklassen. Meine Traurigkeit war aber sicher nichts gegen die dieses armen kleinen weißen Hündchens.

Pauls Wohnung war mehr als doppelt so groß wie die meiner Mutter, und die meiner Mutter maß schon über 100 qm. Alles war picobello sauber und blinkte nur so, dass einem die Augen beinahe weh taten ...

Lag hier der Hase im Pfeffer? Durfte Bienchen daher nicht in dieser Wohnung auf die Rückkehr meiner Mutter warten?

Ich sprach die beiden einfach darauf an: "Warum habt ihr Bienchen nicht zu euch nach oben geholt?"

"Sie läuft nicht gerne Treppen", antwortete Pauls Freundin C. Da musste ich aber dreimal lang schlucken ... das konnte ja sein, dass sie diese eine Etage nicht hinauflaufen wollte, aber wo lag das Problem, eine Hündin mit damals knapp 6 Kilo hinaufzutragen - (heute wiegt Bienchen trotz danach erfolgter Kastration noch nicht einmal mehr 4 Kilo).

Die Wahrheit war eher, dass die beiden Sorge hatten, Bienchen könnte irgendeine Kleinigkeit in ihrer Wohnung verschmutzen. Ich hatte es hier mit wahren und ausgeprägten Putzteufeln zu tun, aber ich entschied mich für Stillschweigen, so schwer mir das auch fiel.

"Wir waren neulich einen ganzen Tag unterwegs auf einer Tour", erzählte C. etwas später, "Bienchen war also alleine. Und als wir am Abend zurück kamen, hatte sie in das Badezimmer deiner Mutter einen Haufen gelegt."

"Und Paul hat dann noch mit ihr geschimpft. Das fand ich aber auch übertrieben." erzählte C. weiter. Wenigstens hatte C. ein bisschen Mitleid mit dem armen Würmchen. Sie einen ganzen Tag allein lassen und dann denken, sie müsse sich nicht mal erleichtern ...?

Wir gerieten uns ein wenig an die Köpfe, aber meine Absicht war weiterhin friedlich. Ich wollte mich mit diesen Leuten nicht streiten.

Sie waren mir keinen Streit wert.

Dann erzählten sie mir noch von ihrer Hündin, die ich oben bereits erwähnt habe: Peggy hieß sie, und Peggy lebte auch noch,

aber sie war nicht mehr bei ihnen.

"Wir hatten keine Zeit für sie", sagten beide, die - soweit ich weiß - vom Vermögen Pauls lebten und ansonsten nur geringfügig beschäftigt waren.

Das war ein harter Schlag in meine Magengegend. Sie hatten alle Zeit der Welt und keine davon für eine kleine Hündin, die sie sich selbst angeschafft hatten?


Fortsetzung folgt
Copyright Silvia Gehrmann


17. April 2020 - Vox - Das perfekte Dinner - Freitag in München bei Florian

Foto: May Flower


Vorspeise: Tagliatelle, Tiger-Prawn, Trüffelschaum, Kresse
Hauptgang: Bistecca alla Fiorentina, Kartoffelpüree, Tomatengemüse, Kräuteröl
Nachtisch: Cappuccino-Mousse, Ricotta-Pistazienkuchen, Orangenragout


"Wer nicht heiß kochen kann,
darf nicht heiß lieben"

ist Florians Devise. Dass er heiß lieben kann, sieht man in dem Ergebnis: Er ist Vater des kleinen Leonards.

Seine Gäste macht Florian mit einem dicken, fetten Stück Fleisch heiß, das glatt der Metzgertheke auf dem obigen Foto entsprungen sein könnte. Es darf gesabbert und im Anschluss gepunktet werden.

Bereits am Dienstag in den Vorab-Interviews hatte ich einen leisen Verdacht, dass Florian derjenige welche sein könnte. Derjenige, der Ahnung vom Kochen hat und welcher sich beworben hat, dies auch zu zeigen.

Natürlich kommt es nicht immer nur auf die beste Koch-Leistung an, sondern auch darauf, ob diese anerkannt wird.

Claudia und Björn erkennen es mit der Höchstpunktzahl 10 an, Luzia macht sich mit ihren 8 Zählern noch ein klein wenig Hoffnung, den Jackpot mit 3.000 Euro Inhalt selber mit nach Hause nehmen zu können.

28 von 30 möglichen Zählern garantieren Florians Wochensieg.

Alle alle sind zufrieden ...

bis vielleicht auf den kleinen Hamster, der von Luzia bespaßt wird, obwohl ihm das mit Sicherheit kein bisschen gefällt.

Warum hält Florian einen Hamster in einem zu kleinen Tier-Zuhause? Würde ein Stofftier nicht den gleichen Effekt erfüllen?

Oder ein Kissen in Form einer Haxe wie es bei - ich glaube - Luzia zu sehen war? Zwar habe ich selten ein dämlicheres Kissen gesehen,

aber ein Kissen leidet nicht und Geschmäcker sind verschieden.

Die kurze Woche nach Ostern mit vier Teilnehmern geht zu Ende. Und vielleicht neigen sich auch bald die Vox-Vorräte des "Dinners" dem Ende entgegen.

Immerhin darf zur Zeit nicht gedreht werden. Dennoch geht es irgendwann weiter ... und ich frage mich, wie es dann mit den Umarmungen der Teilnehmer untereinander aussehen wird.

Ab wann darf man sich wieder unbeschwert nahe kommen? Ich weiß es genau so wenig wie alle anderen. Öffentliche Lockerungen bedeuten schließlich nicht, dass

alles wieder seinen normalen Gang geht. Das Virus ist noch hoch aktiv. Und Lockerungen sprechen eine undeutliche Sprache und sind

der Wirtschaft geschuldet.

Ich habe noch keinen Friseur-Termin gemacht. Auch, wenn es nötig wäre. Abstand zu halten ist nötiger.

Ich wünsche allen ein schönes und vor allem gesundes Wochenende. Nächste Woche werden Dinner-Wiederholungen gesendet.


Guten Morgen, Gruß Silvia 

Freitag, 17. April 2020

17. April 2020 - Bienchens Geschichte - 4. Teil


Das Wiedersehen

Nach kurzer Zeit waren meine Mutter und ich wieder so sehr ein Herz und eine Seele, wie es uns beiden möglich war. Weder war sie, noch bin ich nachtragend. Der Streit wurde also schnell beigelegt, und sie erkundigte sich nach ihrem Malteser-Hündchen Bienchen.

"Warum muss sie in deiner Wohnung so allein sein?" fragte ich, "Paul und seine Freundin könnten sie doch längst zu sich nach oben geholt haben."

Das machte auch meine Mutter sehr traurig, und sie verstand es nicht. Ein paar Tage später verstand ich es um so besser, aber bislang kannte ich Paul kaum, und obwohl ich auch nicht die Absicht hatte, ihn näher kennen zu lernen noch das Verlangen danach hegte, lernte ich ihn kennen. Noch hatte er diese diffuse Angst vor mir, noch ließ er mich nicht tiefer blicken. Was nicht an ihm lag, sondern an meiner eigenen Oberflächlichkeit, die ich in diesem Theater spielen wollte. Aber das sollte sich ändern. Manche Menschen verraten sich einfach selber, ohne dass ihnen das weiter auffällt ...

Meine Mutter, die sich trotz ihrer diversen Erkrankungen nur Sorgen um ihre kleine Hündin machte, tat mir von Herzen leid. Aber sie verstand, dass ich Bienchen  nicht mit in mein etwas später zu suchendes Hotelzimmer nehmen konnte - damit sie nicht noch heftiger fremdeln musste.

"Das hätte ich von Paul nicht gedacht", meinte Mama Christel resigniert.

Nun ja, sie sah diesen Paul aus einer etwas verklärten Position. Ich war diesbezüglich nicht vorbelastet, mich interessierte er nicht, und ich könnte ihn so sehen wie er war, ohne Scheuklappen aufzuhaben.

"Er hätte auch Robin bei dieser Hitze allein im Auto gelassen", erklärte ich ihr, "weil er mir nicht mal ein paar Minuten mit dir allein gegönnt hat. Anständig ist das nicht von ihm. Und Robin allein im Auto lassen ... dadurch hat er beinahe verhindert, dass ich dich jetzt schon besuchen kann. Ich kenne deinen Paul nicht, aber mir ist der nicht geheuer."

Das war eine Aussage meinerseits, die sie ihrerseits in die Verteidigungs-Position für Paul bugsierte. "Was du immer hast", schimpfte sie, "er ist in Ordnung. Er kümmert sich um mich. Und auch um Bienchen. Dass er sie nicht in seine Wohnung holt ..."

"... ist mehr als seltsam und dem Hund gegenüber traurig."

Ich blieb eine Weile bei meiner Mutter, aber ich erinnere mich nicht genau, ob wir bereits über Bienchens Zukunft, nur die nähere Zukunft wohlgemerkt, sprachen. Denn meine Mutter hatte die feste Absicht, bald wieder nach Hause zu können ...

Ich sprach noch mit ihrem Stationsarzt, und hatte nicht die gleichen Hoffnungen wie sie.

Aber erstmals schwirrte auch mir dieses süße Bienchen und seine Zukunft im Kopf herum.

Am Ende des Besuches bat meine Mutter mich, ihr ein paar hundert Euro mitzubringen - die würde ich in einem bestimmten Schrank an einer bestimmten Stelle in ihrem Wohnzimmer finden.


Hotelsuche und Bummel durch Zell

Robin hatte es sich auf Pauls Schoß bequem gemacht. Dieses Bild fand ich vor, als ich die Klink verließ. Paul  konnte also doch kein schlechter Mensch sein, dachte ich noch ... obwohl? Robin liebte es, sich durch die Zuwendung anderer Leute Abwechslung zu verschaffen. Es bedeutete also nicht allzu viel ...

Paul ging auch noch zu meiner Mutter, und dann fuhren wir in den Ortskern von Zell zurück. Dort ging ich zur Touristen-Information bezüglich eines Hotelzimmers. Fündig wurde ich schnell (siehe obiges Foto, das war mein Aufenthaltsort für die nächsten Tage).

In diesem Haus war auch Robin willkommen.

Nachdem ich mein Gepäck verstaut hatte, machten wir zwei uns auf den mir schon von vielen Besuchen her sehr bekannten Weg  durch Zell an  der Mosel. Robin war zum ersten Mal hier, und er mochte neue Orte sehr. Ich war erst einmal froh, Paul los zu sein. Wir würden uns am nächsten Tag wiedersehen, damit ich in der Wohnung meiner Mutter das Geld holen konnte, das sie anscheinend dringend ausgerechnet im Krankenhaus brauchte.

Mir fiel noch ein, dass auch ich Paul für seine Fahrdienste etwas Geld anbieten müsste - dass er am Ende von mir keinen Cent bekam, hatte allerdings seinen Grund.


Fortsetzung folgt
Copyright Silvia Gehrmann


16. April 2020 - Vox - Das perfekte Dinner - Donnerstag in München bei Luzia

Vorspeise: Offene Lasagne mit selbst gebeiztem Lachs, Orangen-Fenchel Salat & Weißwein-Schaum
Hauptgang: Lammhaxe, Selleriepüree & Speckbohnen mit Orangensauce
Nachtisch: Orangenflan, Schokokuchen, Himbeerspiegel


Luzia lacht sich durch die Sendung

Vorab ein Lob an Vox: In meiner Programmzeitschrift ist wochentäglich für 19.00 Uhr "Das perfekte Dinner" angekündigt - und es wird auch gesendet.

Anders sieht es in der ARD aus. Jeden Tag gibt es Sondersendungen über das Corona-Drama unserer Jetzt-Zeit. Das allein wäre auch kein Problem, aber die ARD ist vermutlich der Meinung, dass viele Leute, die Regionalsender präferieren, keinen Empfang des ERSTEN haben - und zeigt gleichzeitig auch auf Regionalsendern dieselben Sendungen.

Auch das wäre vielleicht noch als Überbrückungshilfe anzusehen, um eventuelle neue Filme und anderes für spätere Zeiten zu konservieren, denn gerade stehen schließlich keine Dreharbeiten an.

 Aber warum alte Wiederholungs-Krimis ersatzlos weg fallen, weiß ich nicht. Gestern hatte ich mich für 2 Krimis auf 2 Regionalsendern entschieden - keiner von beiden wurde gezeigt.


Doch jetzt zu Luzia:

Sie lacht über alles und vor allem über alles, was sie selber sagt. In einem der nicht gezeigten Krimis könnte sie durchaus die Nachbarin sein, die einem furchtbar auf den Senkel geht, aber mit einem Mord an ihr hat man trotzdem nichts zu tun. Da muss sich der Kommissar schon ein bisschen anstrengen, um den aufzuklären - denn Lachen ist ja an und für sich nicht verkehrt, sondern gesund.

 Doch, wenn man so gar nicht weiß, warum jemand permanent gackert?

Mit ihrem Menü beweist Luzia allerdings einigen Einfallsreichtum. Denn wer kennt schon eine offene Lasagne? Ab Montag kennt man wieder einige offene Geschäfte und Schulen. Ob das gut geht?

Insgesamt ist ihren Gästen die Lasagne zu salzig geraten.

Dass Janina, eine Freundin, schließlich die Gäste während der Zubereitung des Hauptganges nach draußen in die Kälte bittet, kommt auch nicht wirklich gut an. Es ist eben noch Winter zur Drehzeit, da hilft auch das offene Feuer nicht viel.

Zu allem Überfluss muss Claudia im Anschluss und im Warmen zurück wiederum ihr Lämmer-Dilemma zum Besten geben. Man mag es nicht mehr hören, dass sie Angst vor "geschlechtsreifen" Lämmern hat. Sollte man die Lämmer für Claudia gleich nach der Geburt schlachten/töten, damit sie auch Leuten wie ihr schmecken? Es gibt so vieles andere, das man essen kann - außer Tierkindern.

Björn zeigt sich mäkelig. Aber hier kommt mir der Verdacht, dass all seine positiven Aussagen über Luzias Dinner ritsch ratsch dem Schnitt zum Opfer gefallen sind,

denn am Ende gibt er ihr 9 Punkte.

Florian spendiert 8 und Claudia 7 Zähler. Das ergibt zusammen 24 Umdrehungen, aber für die Spitzenposition reicht es nicht. Die hat bislang Björn inne.

Ich bin ein wenig froh, als endlich Stille einkehrt und Luzias Gegiggel ein Ende hat.

Wenn dann wenigstens die Krimis gesendet würden, die ich mir ausgesucht habe, wäre ich vielleicht sogar sehr dankbar, die Luzia-Show hinter mir lassen zu können. Die ich mir ohnehin nur für meinen Blog bis zum Ende angesehen habe.


Guten Morgen, Gruß Silvia





Donnerstag, 16. April 2020

15. April 2020 - Vox - Das perfekte Dinner - Mittwoch in München bei Björn

Beagle Nico mit Robin, beide waren keine Petfluencer


Vorspeise: Bergsee meets Nippon, mild vs. scharf (Tatar aus dem Meer)
Hauptgang: Alpenwiese meets Himalaya, traditionell vs. pikant (Lammragout / glasiertes Gemüse)
Nachtisch: München meets Paris, hell & knackig vs. dunkel & zart (Mousse au Chocolat / Vanilleparfait / Fruchtspiegel)


Der Verkäufer der Worte

Der PR-Berater Björn kann einen ("tatsächlich") schwindelig reden, ohne dabei ausgesprochen unterhaltsam zu sein. Es folgt eine Werbestunde in eigener Sache: Alles kann ich ihm nicht glauben, was er in dieser Zeit von sich gibt. Einiges halte ich für glatt erfunden oder zumindest derart überdacht, dass eine etwas andere Story daraus entsteht:

So trifft Roman ein, um Björns Beagle "Fritz" in die Tagespflege zu nehmen. Auf Romans Sweat-Shirt prangt ein riesiger Beagle - und Björn hat ihn angeblich kennen gelernt, als er dieses Shirt trug, während er mit Fritz einen Spaziergang durch den Park gemacht hat.

Doch Roman ist für Dinner-Zuschauer kein Unbekannter. Selbst ich, die ich beinahe alle Teilnehmer nach einer Woche wieder vergessen habe, erinnere mich an ihn - nur weiß ich nicht, wo ich ihn hinstecken soll. Da wird Abhilfe geschaffen: Roman war Teilnehmer bei der umstrittenen Deutschen Dinner-Meisterschaft.

Beagle Fritz ist lt. Björn Petfluencer mit 15.000 Followern (da kommen nach der Ausstrahlung locker  5.000 hinzu) und Roman ... Roman ist sicherlich auch im Internet unterwegs.

Aber die Sache mit dem Shirt und dem Park hört sich einfach pr-mäßig und als Legende schöner an.

Ansonsten ist Björn überzeugter Single. Dazu würden mir jetzt ein paar Geschichten einfallen, aber ich lasse sie außen vor - denn so interessant wie Björn sich findet, finde ich ihn nicht.

Was die vermeintliche Hauptsache dieser Sendung angeht, denke ich, dass Björn kochen kann. Aber diverse Hilfsmittel aus der Industrie scheut er keineswegs, denn jede weitere eigene Zubereitung ginge zu Lasten seiner Wortflut: Hört sich auskunftsfreudig an, sind aber nur Wörter.

Welch ein unverschämtes Glück hat Björn jedoch, dass das servierte Hauptgang-Lämmchen nach Claudias Empfinden gar nicht "lammelt". "Es ist wohl ganz jung", meint Claudia. "Na, das will ich doch hoffen", ist die Björn-Antwort.

Wie alt sein Beagle "Fritz" ist, erzählt er nicht - vergisst er vielleicht nur oder wurde weg geschnitten. In dieser Zeit kann ich nur hoffen, dass ihm die

Fritz-Influencer-Stories nicht ausgehen, denn neue Erlebnisse sind gerade etwas seltener geworden -

aber da habe ich eigentlich keine Sorge. Björn fällt immer was ein.

Am Ende bekommt Björn von Florian und Claudia je 9 und von Luzia 8 Zähler. Mit insgesamt 26 von 30 möglichen Punkten hat er beste Chancen auf den Wochensieg.

Guten Morgen, Gruß Silvia