Freitag, 30. Juni 2017

30. Juni 2017 - Alternative Fakten: Ehe für alle! Endlich! - Aber mir fehlt noch etwas!



Ehe für alle:

Endlich! Denn Liebe gilt auch für alle, egal, wen jemand liebt.

Bis 1969 war der berühmt-berüchtigte Paragraph 175 in vollem Umfang gültig, dann wurde er entschärft,

galt aber weiterhin bis ins Jahr 1994 -

und das ist schon eine Hausnummer für die Abwesenheit von Menschlichkeit.

Nun endlich dürfen Männer Männer und Frauen Frauen in vollem Umfang des Gesetzes heiraten. Der Weg dahin war ein steiniger -

und von unserer Kanzlerin nicht gerade mit Rosen ausgelegt, sondern mit Dornen. Letztendlich hat sie sich lediglich gefügt - und mit "Nein" zur Ehe für alle gestimmt.


Okay, aber nun weicht der Ernst dieses Beitrages, und es folgen ein paar Überlegungen, die mir gekommen sind:


Mir fehlt noch etwas!

Denn so wirklich gibt es die Ehe für alle noch immer nicht,

wenn man bedenkt, wem diese noch vorenthalten wird:

Es sind die katholischen Geistlichen und Ordensleute,

die immer noch keine Ahnung davon haben, wann ihr Zölibat zugunsten einer Zweiergemeinschaft und endlich dem Ankommen in der

normalen und modernen Welt aufgehoben wird.

Sie dürfen nicht die bitteren oder auch süßen Erfahrungen einer Ehe machen, und wie es schmerzt,

über ein Sorgerecht oder einen Unterhaltsbetrag zu streiten.

Oder wie es sich anfühlt, mit einer Familie völlig losgelöst an einem Strand zu liegen, den Lieben Gott einen guten Mann sein lässt

und in den Tag hinein lebt.

Anstatt dass Mönche in Teilzeit arbeiten und Nonnen in Elternzeit gehen, Pfarrer am Abend zu Hause erwartet werden,

leben viele von ihnen ein zweites Leben im Verborgenen

und in krank machender Gesellschaft  einer ständigen Angst vor Entdeckung.

Zölibat muss einer möglichen Freiwilligkeit weichen, aber nicht dem Wunsch, anderen Menschen vorzuleben,

was sowieso kaum einer schafft:

Ganz allein durch die Welt marschieren, nur flankiert von anderen geistlichen Kollegen, die auch so einiges auf

ihrem "Sündenregister" zu verzeichnen haben, aber nicht dazu stehen dürfen,

frustriert auf Dauer ungemein.


Also: Ehe für wirklich alle!

Und wer nicht möchte, muss auch nicht heiraten - darf sich jedoch jederzeit und wenn es einem anderen ebenso gefällt,

Freestyle vergnügen.


Ist das zu viel verlangt?

Huch, nicht, dass noch jemand auf die Idee einer Revolution kommt.


Guten Tag, Gruß Silvia











29. Juni 2017 - Vox - Das perfekte Dinner - Donnerstag in München bei Barbara

Vorspeise: Feldsalat mit feiner Vinaigrette, dazu Lachstatar mit Dill-Senf-Soße und Walnussbrot mit Mousse vom geräuchertem Fisch
Hauptspeise: Kalbs-Roulade, dazu Kartoffel-Gratin und feines Wurzelgemüse
Nachspeise: Schokoladen-Tarte mit Pannacotta, dazu Fruchtsalat


The Lady is a Tramp

"Diesen Mund habe ich schon geküsst", erzählt Andre eine Geschichte aus seinem langen 85 Jahre währenden Leben, und er meint sicher nicht Barbara - aber so genau bekomme ich seine Erinnerung akustisch nicht mit. Das liegt auch an der Tontechnik und nicht nur an seinem Dialekt.

Barbara hingegen ist gut zu verstehen, nur schweift sie oft mitten im Satz ab - und konzentriert sich auf einen anderen Handlungsstrang

aus ihrem auch schon nicht mehr ganz jungen Leben, in dem sie viel erlebt und an vielen Orten gewesen ist.

Andre sieht Barbara als Dame und begrüßt ihre Ehrlichkeit, und dem schließe ich mich an - so weit das nach so kurzer Zeit  zu beurteilen ist.

Schmuck sieht Andre zuerst in seinem Rocker- und später in seinem traditionellen bayrischen Outfit aus. Da erkennt man den Schneidermeister und den Mann, der nicht nur seinen außergewöhnlichen Bart pflegt.

Barbara arbeitet unterdessen sauber in ihrer Küche. Da wird kein Löffel in den Mund und anschließend ins Essen gesteckt, da passt alles.

Erstmals in ihrem Leben backt sie sogar ein Brot selber,

aber auch das hindert Ladda nicht daran,

Barbaras Menü am Ende derart zu zerpflücken, dass man glauben könnte,

die Gäste hätten in einer Spelunke gegessen.

Da ich hier nur das Aussehen der drei Gänge beurteilen kann ... widerspreche ich Ladda trotzdem und gebe ihr den guten Rat,

ihre Miene nicht zu einer bösen Grimasse zu verziehen, denn das macht hässlich.

Doch Ladda möchte gewinnen und will sogar Daniel mit ihren durchweg negativen und von bitterbösen Gesichts-Faxen begleiteten Urteilen, die wie Schüsse klingen, überzeugen -

und als ich bereits glaube, es glücke ihr,

zieht Daniel die "acht", während sie selber - sicherlich böse gemeinte - sechs Zähler rausrückt.

Insgesamt bekommt Barbara achtundzwanzig Punkte.

Andre schwächelt heute ein bisschen und hat wenig Appetit. Man bekommt eine leise Ahnung davon, dass die Dreharbeiten anstrengend sind - und kaum Zeit für ein kleines Power-Napping bleibt.

Der letzte Abend bei Lars naht, und man wünscht ihm dringend, an Ladda vorbeizuziehen,

deren Chancen auf Blind-Dates, resultierend aus ihren Auftritten beim Dinner ...

von Tag zu Tag sinken.

Und da hatte ich am Montag noch befürchtet, Barbara würde die Rolle der armseligen Zicke übernehmen.

So kann man sich täuschen. - Gut, dass ich mich in den ersten Tagen mit persönlichen Eindrücken immer zurück halte, obwohl ich die im Hinterkopf natürlich bereits parat habe.


Guten Morgen, Gruß Silvia


Donnerstag, 29. Juni 2017

29. Juni 2017 - Es geht eine Socke auf Reisen ...


Es geht eine Socke auf Reisen

und niemand weiß, wohin und warum überhaupt sie sich auf den Weg macht, als Einzelsocke und getrennt von dem Gegenstück,

das nun unbenutzt und unbrauchbar wird, die isolierte Methode zu erforschen.

Niemals schlagen Socken den Weg allen Irdischen ein und werden alt und abgenutzt eines Tages einfach paarweise entsorgt,

weil einer von ihnen schon lange vor der Zeit im Nirgendwo spurlos verschwindet.

Kann man es noch nachvollziehen, wenn weiße Socken, die shortbedeckte Männerbeine an den Füßen zu ihrem abgrundtiefen Selbstvertrauen weiter oben im Kopf verhelfen sollen,

sich auf und davon machen,

versteht man es bei niedlichen Kinder- oder Frauensöckchen  nicht mehr.

Aber vor dem vorzeitigen Verschwinden sind alle Socken gleich.

Jeder kennt das Phänomen, und niemand kennt den Ort, an dem sich alle Socken als Solisten wieder finden

und im Sockenparadies ein unbefußtes und süß duftendes Dasein führen.

Können Einzelsocken sich kaputtlachen über den Wahnsinn, den sie mancherorts verbreiten, wenn wieder einmal Männer und Frauen

vergeblich nach den Verschollenen suchen und an Spuk denken?

Freuen sie sich bis in die letzte Wollfaser, endlich frei zu sein? Und was denkt der schnöde verlassene Socken, der schon bald im Müll endet?

Die Antwort steht aus, und es gehört zu den letzten Geheimnissen unserer Welt:

Wohin verschwinden Socken,

wenn sie verschwinden?


Guten Tag, Gruß Silvia






28. Juni 2017 - Vox - Das perfekte Dinner - Mittwoch in München bei Daniel

Vorspeise: Spargel-Orangen-Salat mit Schinken, Pinienkernen und Melone
Hauptspeise: Lachs-Cannelloni mit Lauch, dazu Mini-Gratin, Möhren und Sabayon
Nachspeise: Tonkabohnen-Crème mit Früchten


Der Schwiegermutter-Traum

ist zur Zeit als Single unterwegs, obwohl natürlich seit Montag eine arrangierte "Verlobung" mit Ladda im Raum steht,

die diese heute löst, denn irgendwas gefällt Ladda an Daniels bester Freundin Julia nicht. Ob es Julias Hilfe beim Dinner ist?

Zumindest zieht Daniel heute mit Ladda und ebenfalls dreißig Punkten gleich,

so dass die beiden das Geld in eine gemeinsame Reise stecken könnten - oder doch nicht?

Ladda braucht es eher für ihr künftiges Lokal - aber was kann man schon für 1.500 Euro kaufen, die heute noch nicht einmal

in trockenen Tüchern sind?

Daniel könnte seinem fünfmonatigen Kater "Fips", der nicht nur gut ankommt, als Wohnungskatze bald eine Kastration gönnen

und vor allem einen Spielgefährten für einsame Stunden, wenn es heißt:

Fips allein zu Haus ...

Denn natürlich ist so ein blutjunger unkastrierter Kater völlig außer Rand und Band, wirft sich flummiartig über Tische und Bänke und

knabbert an Andres Hutfeder.

Krallen besitzt das Tierchen auch, was Lars mal so überhaupt nicht gefällt, und er deshalb auch keine Katzen mag.

Zustimmung in seiner Ablehnung findet er bei Barbara, die ihr Unwollen mit bitterer Miene begleitet, und es ist an der Zeit

ihr dauernd eingeblendetes Alter nicht mehr mit "Ü 30" zu untertiteln,

sondern frech mit "Volljährig" oder

besser noch mit "Ü 60".

Kater Fips wird ab sofort auf einer Social-Media-Seite noch mehr Follower haben - und rund um Daniels Seite

werden sich nicht nur gewillte künftige Schwiegermütter, sondern auch deren Töchter tummeln. Katzen sollten jedoch sowohl die einen als auch die anderen mögen ...


Guten Morgen, Gruß Silvia




Mittwoch, 28. Juni 2017

27. Juni 2017 - Vox - Das perfekte Dinner - Dienstag in München bei Andre

Vorspeise: Carpaccio mit Prärieaustern
Hauptspeise: Ochsenbackerl mit saisonalem Gemüse
Nachspeise: Drei verschiedene Palatschinke-Arten  mit geistigem Beistand


Typisch Familie

Zum Glück ist diese Münchner Dinner-Familie nicht gewachsen, sondern hat sich nur im Überschwang der ersten Begegnung einen engen familiären Rahmen gegeben,

in dem Andre, der 85jährige ehemalige Schneidermeister mit Herren-Moden-Geschäft in Schwabing, den "Opa" gibt.

Vor erst fünf Jahren hat er seinen Laden geschlossen und nun hat er Zeit, sich um dieses und jenes fernab von Mode zu kümmern

und lädt sich Gäste ein, die er am Ende viel besser einschätzt als das den meisten gelingen würde:

Beinahe exakt auf den Punkt ahnt er die Bewertungen seiner Mitstreiter voraus,

die ihm am Ende insgesamt neunundzwanzig Zähler ins Haus bringen.

Ladda zieht bereits beim Aperitif "Prärieauster" eine Flunsch, denn sie kennt aus ihrer Heimat Thailand zwar vieles, vieles -

aber ein rohes Eigelb in einem Getränk - nein, das kennt sie nicht, das will sie nicht, und zum Glück ist man in Thailand sowieso so etepetete,

dass man sich generell nur vorsichtig über dieses und jenes hermacht, sprich: eigentlich alles isst, was kreucht und fleucht.

Ein paar Flunschen weiter, um ihren Unmut in die Kamera zu halten

gönnt sie ihm sechs einsame Pünktchen.

Sie will gewinnen, meint Andre.

Wenn er es sagt, glaube ich ihm - denn im Gegensatz zu mir erlebt er sie einen langen, aber doch zügig durchgezogenen Abend - und nicht nur ein knappes Stündchen.

Barbara vergleicht das Essen mit dem des "Tantris" - und ist außerdem noch besonders angetan von der blau-weißen Tischdecke,

die Andre für ein zweites Eindecken an diesem Abend benutzt.

Selber würde sich Andre eine acht geben, und dem folgen Barbara und Lars.

Ein 85jähriger Mann mit allen Sinnen in den richtigen Bahnen gibt ein gutes Dinner, ist ein aufmerksamer Gastgeber und blickt auf ein langes Leben voller Erfahrungen zurück, und ein paar seiner Geschichten hätte ich gerne gehört ...

Stattdessen höre ich vor allem Laddas Meckern. Für ihr geplantes Thai-Restaurant kann sie sicher jeden Euro brauchen,

und ich hoffe, dass dort niemand irgendwann "Prärieauster" bestellt.

Empfehle ich aber ihren künftigen Gästen, dies zu tun - und außerdem mal so richtig vom Leder zu reißen, falls irgendwas nicht so ganz dem eigenen Geschmack entspricht ...

Der nächste Dinner-Tag findet bei Daniel statt - und ich sehe eine arme Katze, die vor lauter Schreck und Panik vor so vielen Leuten

über Tische und Bänke und dem einen oder anderen beinahe ins Gesicht springt.

Und ich sehe böse Gesichter ...

Typisch Familie: Gib ihnen nur Gelegenheiten, und sie machen sich gegenseitig  rund!


Guten Morgen, Gruß Silvia


Dienstag, 27. Juni 2017

26. Juni 2017 - Vox - Das perfekte Dinner - Montag in München bei Laddawan

Thailand, Hua-Hin


Vorspeise: Thunfischtatar auf Kräuterbett mit Sesamdressing
Hauptspeise: Rinderfilet mit Kräuterkruste an mediterranem Gemüse mit Schalotten Balsamico-Jus, dazu Kartoffelgratin
Nachspeise: Mango-Crème Brulée an karamellisiertem Spargel


Familienaufstellung

Schnell reißt der vermutlich bislang und mit 85 Jahren älteste Dinner-Teilnehmer Andre die Show an sich,

verteilt mal eben ein paar Rollen,

in denen Ladda die Verlobte von Daniel spielt, Lars als Vater fungiert, während er selber den Großvater zum Besten gibt

und Barbara die Rolle einer Tante zuordnet.

Natürlich einer Tante, die nicht mit ihm verwandt sein dürfte, denn nicht nur nach diesem

Distel-Gedicht für Barbara gibt es Küsschen und Tätscherchen für die derart Angedichtete.

All das liegt noch ein paar Stunden entfernt, als die gebürtige Thailänderin Ladda zu kochen und erzählen beginnt:

Sie kam 1998 nach Deutschland, hat eine 13jährige Tochter -

und ja, sie sucht einen Mann, der ihren höheren Ansprüchen genügt und ohne Vorurteile auf sie zugehen kann. Denn mit manchen Vorurteilen hat sie zu kämpfen.

Es könnte sein, dass es umgekehrt für einen suchenden Mann einfacher ist, eine Frau über die Sendung zu finden,

denn ich frage mich gerade,

wie viele Männer sich diese Show wohl ansehen.

Natürlich solche, die von ihren Frauen dazu verdonnert werden ... aber die sind schon vergeben.

Trotzdem viel Glück, Ladda!

Barbara ihrerseits spricht im Vorab-Interview an, was bereits vielen Zuschauern aufgefallen ist:

Am Tisch wird gelobt, während im Hinterstübchen die wirklichen Wahrheiten auf den Tisch kommen und die Ziffer-Tafeln gezückt werden:

So leicht kann es passieren, dass eine alterlose Frau - immerhin gibt sie zu, über 30 zu sein - sich selber in die Pfanne haut:

Auch ihr gleitet dieses und jene Lob bei Tisch leicht über die vollen Lippen,

während sie Ladda dann mit sieben Pünktchen abspeist.

Insgesamt sammeln sich dreißig an.

Da gibt es vermutlich genau so viele Küsse wie Punkte an diesem ersten Abend in München.


Guten Morgen, Gruß Silvia




Samstag, 24. Juni 2017

24. Juni 2017 - Interview mit dem deutschsprachigen Chansonnier Stephan Sulke vom 19. Juni 2017

Das Cover-Foto des neuen Albums "Liebe ist nichts für Anfänger"
wurde mir von Stephan Sulke zur Verfügung gestellt.



Wer die eine oder andere Gefühlslage in poetischen und wie Faust aufs Auge (sorry, ist nicht gewalttätig gemeint) passenden Songs nachempfinden möchte  und nicht selber die adäquaten Worte findet, ist bei Stephan Sulke bestens aufgehoben.

Wie eh und je einer der besten Song-Poeten im deutschsprachigen Raum, wobei ich voreingenommen und nach Kenntnis der meisten seiner Lieder ihn sogar für den besten halte.

Lieder, die auf Reisen in Seelen gehen.

Bei Ankunft - ist die Seele ein Stück weit leichter.



Ich freue mich, dass er mir folgendes Interview gegeben hat  und bedanke mich dafür:


1. Sie haben ein neues Album (Liebe ist nichts für Anfänger, auf CD, Vinyl mit CD und Download bei "Staatsakt"), und diesem folgt eine neue Tournee.  Wie viel Arbeit steckt eigentlich in solch einem Album, macht es hier und da schlaflose Nächte - und gibt es Songs, die es nicht ins Album geschafft haben?

 Nee, ich bin zu relaxed und wohl auch zu selbstsicher, um wegen ein paar Songs schlaflose Nächte durchzuleiden.

Und, klar, ja, es gibt jede Menge Song-Ideen, die auf der Strecke liegen bleiben. Aber meistens, wenn ich mal ein Lied einigermaßen im Griff hab, dann bleib ich dran.


2.  Ist der "Tank" auch schon mal leer? Und gibt es Orte, an denen Ihnen die besten Ideen kommen? Oder sind es Begebenheiten und Begegnungen?


Die “Tankleere” ist nicht so mein Thema. Es funktioniert anders: ich komme in einen gewissen Druck hinein, weil ich mir eine Zeitgrenze gesetzt hab, oder weil ein Dritter eine vorgegeben hat. Dann sprudelt es von selber. Ich brauch Druck.

Und die Orte? Ja, es gibt echt blöde Orte, z.B. beim Autofahren, und nichts haben zum Memorieren.


3. Sie haben schon an verschiedenen Orten gelebt - gibt es so etwas wie ein Heimatgefühl? Und wie wichtig ist Heimat für Sie?

Ich fühl mich in erster Linie als zur Gens Mensch gehörend. Nette Menschen - und Volldeppen - gibt es überall.

Allerdings bin ich irgendwo schon ein typischer Kontinental-West-Europäer. Nicht unbedingt im ethnischen, sondern im kulturellen Sinne.

Ich glaube auch, dass die “Kultur”, also wörtlich das Gewachsene,  das entscheidendste Merkmal einer Gesellschaft ist.

Das erklärt meiner Ansicht nach auch die Probleme mit der derzeitigen Zuwanderung aus total anderen Kulturkreisen.

4. Ist der ältere Stephan Sulke weiser als der junge?
Nee, Blödheit und Intelligenz sind nicht altersbedingt. Ok, die Erfahrung vielleicht, wobei mir scheint, Erfahrung ist vor allem, zu merken, dass man genau denselben Fehler wieder macht.

5. Sind Sie ein "Glückskind”?

Bis jetzt schon.

6. Was bedeutet es für Sie, eine öffentliche Person zu sein?

Haha, das hat mich immer gestört an der ganzen Musikmacherei, dass man im Rampenlicht bleibt, wenn die Scheinwerfer ausgeschaltet sind. Aber "You can’t have your cake and eat it", wie die
Angelsachsen sagen,

oder “chasch nit z’Füfi uds Weggli gleichzeitig ha”, wie die Berner sagen, oder “Kannst nie alles gleichzeitig haben” wie ich es in einem Song mal sagte.

7. Haben Sie ein Laster - oder vielleicht sogar mehrere?

Dutzende

8. Wenn Sie doch zwei Dinge gleichzeitig machen könnten - welche wären das?

Essen, und dabei abnehmen

9. Wäre für Sie auch eine anderer Weg möglich gewesen? 

Keine Ahnung, ich stell mir solche Fragen nicht

10. Wie sähe eine bessere Welt für Sie aus?

Die Welt ist nicht das Problem, der Mensch ist es.

Also Antwort: ohne uns

11. Macht "Uschi" immer noch Quatsch und lebt die "dicke Ulla" noch - Wie könnte es in etwa lauten, wenn Sie den beiden heute ein paar Wörter widmen würden?

Bei der Uschi würde ich wahrscheinlich die Flucht ergreifen,

der Ulla würd ich sagen: “Komm, ich zahl dir ein Glas Wein”.


23. Juni 2017 - Vox - Das perfekte Dinner - Freitag in Hannover bei Claudia

Vorspeise: Wurzel-Cappuccino mit Safran-Mandelmilch-Schaum
Hauptspeise: Salbei-Kalbsfilet auf Risotto-Bett mit Balsamico-Rotweinreduktion
Nachspeise: Semifreddo di Torrone


Fünf Freunde?

Wenn man der Wahrheit die Gelegenheit gibt, sich auch in Fernseh-Sendungen wie dem perfekten Dinner auszubreiten,

dann muss in jeder Woche jemand wie Antje dabei sein.

Claudia ist nett, ehrgeizig, sie züchtet Wellensittiche und kann und muss heute kochen. Darum bekommt sie am Ende den 3.000-Euro-Pott,

denn ihre achtunddreissig Punkte kann niemand toppen.

Um Wellensittiche in freier Natur zu bewundern, muss sie allerdings nicht nach Australien reisen, denn die gibt es auch in Düsseldorf. Danach ein Bummel über die Kö, und weg ist die Kohle.

Nein, so schätze ich Claudia nicht ein, sondern genau so wie sie sich selber beschreibt:

Ehrgeizig! Viel mehr fällt mir zu ihr leider nicht ein.

Während Marcus und Dirk bereits an einem Wiedersehen jenseits der Fernseh-Kameras basteln,

haut Antje einen raus:

Denn nicht wiedersehen möchte sie Katia und Claudia. Sagt sie in der Erinnerung daran,

bei früheren Urteilsverkündungen

auch dem Verknackten ins Gesicht gesehen zu haben  -

denn Katia sitzt direkt neben ihr und muss die Kröte schlucken.

Nett liegt Antje nicht, und irgendwo ist nett auch eine Art von Zeitverschwendung oder stinklangweilig, wie sie meint.

Was nun nicht bedeutet, dass man sich ab sofort überall nur noch böse Kommentare um die Ohren hauen muss,

um als ehrlich zu gelten, denn böse und ehrlich sind zwei verschiedene Paar Schuhe.

Doch zu Antje passt dieser Wortbeitrag - und mit zu ihrer Ehrlichkeit gehört es, Claudia eine glatte Zehn zuzuordnen,

während die Männer je neun Zähler zum Besten geben.

Am liebsten zu Gast wäre ich in dieser Woche bei Dirk gewesen,

während mir auch Antjes Gesellschaft gefallen würde - nur kochen müsste sie nicht, es gibt ja Lieferservices.

Es gibt sonne und sonne Leute, und die Sonne blitzt schon wieder frech am Himmel, um uns hier den Tag zu erhellen,

aber wenigstens nicht, um ihn uns zu überhitzen, denn die 22 hier erwarteten Grad sind gut auszuhalten.

Allen ein schönes Wochenende,

und falls mal jemand unnötiger Weise vor Gericht steht,

dann wünsche ich ihm oder ihr eine Richterin wie Antje.


Guten Morgen, Gruß Silvia







Freitag, 23. Juni 2017

23. Juni 2017 - DIe Königin der Herzen - Diana.


Die Königin der Herzen

hat sie selber sich genannt, und alle haben diesen Begriff auf ewige Zeiten und mit ihr im Sinn übernommen.

Auch ich war sehr traurig an jenem 1. September, als uns alle die Nachricht von ihrem Tod, gestorben in der Nacht des 31. August 1997, erreichte,

denn ich habe nur die unglückliche Frau und Prinzessin,

aber niemals den traurigen Mann, Prinz Charles, gesehen.

Eine größere globale Trauer gab es nie zuvor und seitdem auch nie wieder.



Whatever Love means

antwortete Prinz Charles bei der Verlobung im Jahr 1981, als man ihn fragte, ob er verliebt sei. War Diana zu jung, um anhand dieser Antwort das ganze bald folgende Dilemma abzusehen?

Und ungehört verklang dieser Hilferuf, der als Beleidigung der jungen Diana in die Geschichte einging, des damals auch noch jungen Prinzen,

überhört von seiner Familie und den Zwängen, denen er bis heute unterliegt, obwohl sie sich seitdem ein bisschen gelockert haben.

Doch so jung sie auch war, so schnell lernte Diana. Dass sie ihm die Show nicht nur deshalb oft stahl, weil sie hübsch und eine Frau war, sondern sich sehr bewusst in Szene setzte, kann man nicht ausschließlich  ihrer Jugend zuschreiben,

der die allgemeine Bewunderung im Resümee nicht einmal wirklich gut tat.

So gelang es ihr beinahe mühelos und ohne viel Gegenwehr seitens eines Mannes, der ohnehin eine andere liebte und bis heute liebt,

die Öffentlichkeit auf ihre Seite zu bringen, und das weltweit.

Camilla wurde von ihr wahlweise als Pferd oder Rottweiler tituliert,

was sich bis heute in den Köpfen erhalten hat,

obwohl Diana selber eher der Rottweiler in diesem Trio war. Natürlich nicht vom Aussehen her. Sondern von der Beiß-Gewalt!


Diana und Andrew Morton

Von Diana geschmuggelte Tonbänder aus dem Palast erreichten Andrew Morton, und er schrieb die folglich, wenn auch zunächst nur im Geheimen, autorisierte Biografie

"Diana, ihre wahre Geschichte".

(Neuauflage mit einigen neuen Details gibt es jetzt anlässlich ihres 20. Todestages)

Natürlich ist das immer so ein Ding mit der Wahrheit, denn wenn zwei das gleiche erleben, kommt es vor, dass jeder die Wahrheit woanders ansiedelt.

"Da sind wir aber etwas pummelig um die Hüfte, nicht wahr?" - hat Charles angeblich zu Diana gesagt  -

und das soll ausreichend gewesen sein für ihre jahrelange Bulimie?

Es könnten völlig andere Faktoren gewesen sein als solch eine banale Aussage (falls es die überhaupt gegeben hat, denn wenn man sich Camilla ansieht ... können Charles ein paar Kilo zu viel nicht gestört haben), die zu ihrer Ess-Störung führten.

Denn Diana wollte die Schönste von allen sein,

und es gab auch damals schon jede Menge berühmter Frauen, die schlanker waren als sie  ...

Letztendlich war sie ein Mädchen, das schon vor ihrer voreiligen Verlobung die Inhalte und Köpfe des Königshauses kannte - und trotz der Jugend gewusst haben muss, auf was sie sich eingelassen hat. Und sie war gewillt, erst Prinzessin und später Königin zu werden - mit allen Konsequenzen, die sie in ihrer Jugend vielleicht nur teilweise,

aber grob überschauen konnte.

Doch nirgendwo steht es, dass dieser "Top-Job" auch ein tolles Leben garantiert. Das hatte sie vielleicht nicht bedacht.



Wohltätigkeiten

Schnöde vom Ehemann betrogen, fand sie ihre Berufung in Wohltätigkeiten - und hatte ebenfalls die eine oder andere Liebschaft.

Es ging damals die Mär, dass einige Menschen, besonders an Aids Erkrankte, in ihren Patienten-Verfügungen darum baten, die Prinzessin nicht an ihr Sterbebett zu lassen.

Diese Menschen wollten nicht zum Heldenmythos Dianas beitragen,

an dem sie selber fortwährend bastelte,

wenn sie nicht gerade damit beschäftigt war, ihrem Mann ein "Ei" ins Nest zu legen.

Vielleicht hatte er ihren Hass verdient, wer weiß.

Doch sein größter "Fehler" war einzig und allein, dass er eine andere liebt(e). Das hätte zu einem Arrangement führen können,

doch in diesem Fall führte es zur Scheidung,

Vorwürfe inklusive:

Denn für ihre gleich mehrmals verübten Selbstmordversuche machte sie ebenfalls ihren Mann verantwortlich, der auch nur ein Opfer der "Firma" war, allerdings eines, das die Regeln kennt.


Trauer

Am 31. August verliert Diana in einem Pariser Tunnel bei einem Autounfall ihr noch junges Leben, und das ist umso trauriger, als dass man sich leicht denken kann,

dass dieser Unfall nicht passiert wäre, wenn zuvor viele Dinge nicht geschehen wären:

Ich spreche nicht von Verschwörungs-Theorien, denn ich glaube fest, dass es ein Unfall war - sondern davon, dass sie in ihrem Leben als Lady Diana Spencer eben nicht zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen wäre.

Wobei das leider gar nichts ändert.

Sie hinterließ zwei Söhne, von denen der eine noch ein Kind und der andere noch nicht erwachsen war.

Das ist das Schlimmste, was Kindern geschehen kann - und es lässt sich durch nichts wieder gut machen. Nur die Zeit mildert die tieftraurigen Erinnerungen und lenkt sie in schöne gemeinsame.

Ein großer Trost wird den Kindern die unendliche Trauer der ganzen Welt gewesen sein, die bis heute anhält und am 31. August sicher wieder zur Blüte von 1997 führt.



Dies alles ist meine freie Interpretation, verwoben mit einigen Tatsachen plus nachweislichen Äußerungen Dianas.

 Zuweilen muss man an Denkmälern etwas kratzen, sonst wirken sie einfach nur leblos oder setzen am Ende noch Patina an.

Es wäre für alle Beteiligten, inclusive der Queen herself, besser und richtiger gewesen, Prinz Charles hätte gleich seine Camilla heiraten dürfen.


Guten Tag, Gruß Silvia



22. Juni 2017 - Vox - Das perfekte Dinner - Donnerstag in Hannover bei Antje



Vorspeise: Buttermilchkartoffelsuppe
Hauptgang: Dreierlei vom Kalb, Zwiebeln, Radieschen, zarter Kartoffelkloß
Nachtisch: Himbeerpudding mit Sago auf Avocadospiegel


Nicht im Namen des Publikums

stelle ich mich vorsichtig auf die Seite Antjes, denn sie braucht dringend eine Freundin, und wenn es nur eine einzige ist ...

Antje weiß, was sie will - aber vor allem weiß sie, was sie nicht will. Sie redet viel und schnell, kreuz und quer, stellt sich bockig an und provoziert nach eigener Aussage gerne. Wenn sich hier die Provokation auch nicht auf ihr Dinner allein beschränkt.

Ja, ist das überhaupt ein Dinner, gekocht von einer Hobby-Köchin? Oder eine Werbeaktion für Scheren und Mini-Messerchen? Zumindest wirbt sie, vielleicht auch unbewusst,

dass, wenn man Kälbchen schon zubereitet, doch bitte alles vom Tierchen verwenden soll: Daher gibt es heute Innereien. Oder fallen die doch in die böse Rubrik, Seehund essen zu wollen ...?

Selbst Antje wird wissen, dass sie mit Innereien nur gewinnen könnte,

wenn sie kochen könnte. Das kann sie leider nicht.

Antjes Tonlage ist herrisch und duldet keinen Widerspruch, aber auch Richterinnen sind

milieugeschädigt,

denn sanfte Zuckerschnütchen stehen nicht oft vor Gericht und schreien nach Aburteilung.

Doch auch Katia als Kunst-Lehrerin mit Dr.-Titel (darf ich nicht vergessen) ist ihrerseits milieugeschädigt,

sonst würde sie erwachsenen Leuten keine Knetmasse vorsetzen ... ob die das wollen oder nicht.

Und irgendwo tief hinter der lauten Fassade von Antje

entdecke ich eine bescheidene Bodenständigkeit, die zwar nicht augenscheinlich, aber vorhanden ist.

Sie mag es nicht, wenn Leute sich anbiedern, und sie würde sich wünschen, dass andere ihre tollen Berufe nicht derart in den Vordergrund stellen ...

obwohl sie ja selber einen angesehenen Beruf hatte. Am Montag hatte sie noch gesagt, sie hätte im öffentlichen Dienst gearbeitet, ganz allgemein, aber dann kamen die anderen Berufsangaben ...

Zweiundzwanzig Punkte ist ihr Dinner den anderen wert, wobei nur vier von Claudia zugesteuert werden, während die drei anderen jeweils sechs Zählerchen vergeben.

Das wird schon ein einigermaßen gerechtes Urteil sein, denke ich.

Es ist Donnerstag, und noch immer mag ich Dirk, der am Montag gekocht hat. Nichts anfangen kann ich mit Katia und Claudia, die als Letzte kochen wird. Denke ich an Marcus, sehe ich, wie sich Selbst- und Fremdeinschätzung voneinander unterscheiden,

während mir Antje irgendwie gefällt. Auch, wenn sie anstrengend ist, nervig und polarisierend, obwohl sie mit einigen Aussagen durchaus den Kern trifft (meiner Meinung nach).

Wie gesagt, mindestens eine Freundin braucht Antje ... Hier ist sie.


Guten Morgen, Gruß Silvia

Donnerstag, 22. Juni 2017

21. Juni 2017 - Vox - Das perfekte Dinner - Mittwoch in Garbsen bei Hannover bei Katia



Vorspeise: Möhren-, Avocado-und Rote-Bete-Mousse, dazu Auberginenröllchen mit Walnüssen auf Salat mit Wasabi-Bällchen
Hauptspeise: Lammlachse in Pflaumensoße auf buntem Gemüse
Nachspeise: Geschichtetes Erdbeer-Pannacotta mit Granatapfel- und Kiwi-Gelee, dazu Teig-Locken in Karamell und frisches Obst


Ein Fernseh-Publikum als Schulklasse

Denn mir kommt Dr.-ingend der Verdacht, dass sie genau so und voller Power und einer übervollen Erklärwut

vor ihren Schulklassen steht

wie hier vor einer Kamera.

Mit Humor und Lachen führt die gebürtige Moskauerin durch die Sendung, und es könnte alles wunderbar laufen,

wenn es nicht immer jemanden gäbe, dem

entweder ihr Dr.-Titel oder sogar die ganze Frau missfällt:

Hier ist es Antje, vormals Strafrichterin und nun im Ruhestand

nach einem neuen Betätigungsfeld suchend:

Nein, meint Antje, das war kein perfektes Dinner - nicht einmal annähernd! - ist ihr Urteil am Ende gnadenlos, und dem folgen fünf mickrige Punkte,

denn was in einem Strafprozess für einen schuldigen Angeklagten so viele Jahre wie möglich bedeuten

heißt hier, für unschuldige Augenaufschläge und volle Konzentration auf die Gäste

so wenig Punkte wie gerade noch vertretbar zu geben.

Insgesamt bekommt Katia einunddreissig Zähler,

und sie muss sich nicht weiter grämen:

Denn gerade am heutigen Tag ist es absolut "in", von einer Richterin mal so richtig zur Brust und auseinander genommen zu werden:

Eine Londoner, noch nicht pensionierte Kollegin von Antje, hat Boris Becker in die Insolvenz geschickt.

Natürlich kann ich nicht nachprüfen, ob Antjes Kritikpunkte der faden Geschmackserlebnisse wirklich stimmen ...

denn mit Beanstandungen sparen auch die anderen Teilnehmer zum Teil nicht, obwohl ihre Bewertungen ziemlich gut ausfallen.

Und überhaupt stecke ich nicht drin ... in einer Richterin,

die als nächste kochen muss:

Hoffentlich heißt es für sie dann nicht:

Gehen Sie nicht über Los, ziehen Sie keine 4.000 Euro ein, gehen Sie gleich ins Gefängnis! In jenes der öffentlichen Meinung.

Die kindische Aktion mit den Knetmassen erspare ich mir, weitreichend zu kommentieren - da ist mir jede laienhafte Gesangseinlage sogar lieber.




Guten Morgen, Gruß Silvia

Mittwoch, 21. Juni 2017

20. Juni 2017 - Vox - Das perfekte Dinner - Dienstag in Hannover bei Marcus



Vorspeise: Gefüllte Blätterteigtaschen mit Frischkäse und Kresbsfleisch auf einem Rucola-Nest
Hauptspeise: Omas Gulasch mit selbstgemachtem Knödel
Nachtisch: Bananenkuchen auf Zwetschgenmus


Keine Kunst und viel Krempel

Dort, wo in Marcus Zuhause ein bisschen freie Fläche zum Durchatmen sein könnte, befinden sich allerlei Sammelobjekte der Begierde. Muss man nicht verstehen, kann man aber problemlos hinnehmen. Ein vollgestopftes Schlafzimmer lädt allerdings nicht zu einem ausgewogenen Schlaf ein:

Dort lagern Stoffe, fertige Kleidungsstücke, Schneiderpuppen und noch mehr Dinge, die ich in der gnädigen, beinahe ohne Scheinwerferlicht gezeigten Szene nicht genau identifizieren kann.

Marcus ist beruflich als Hausmeister unterwegs - und hobbymässig als Schneider und Designer des modischen Selbstgeschnibbelten. Heute trägt er darum einen Kilt. Ganz ohne Dudelsack.

Obwohl Marcus lt. eigener Aussage kochtechnisch alle Leute überholt hat, die er kennt und sich auf einer Skala von 1 bis 10 definitiv bei 9,5 einordnet,

schnibbelt er für sein Gulasch überhaupt nichts selber (na ja, vielleicht die Zwiebeln), denn er kippt Paprika aus einem Glas hinzu und die frischen Pilze vom Markt bleiben seiner Küche ebenfalls fern, denn solange es die in Dosen gibt, muss man sie auch daraus befreien.

Dann wird angerichtet, und man darf getrost von dem Anrichten eines Unfugs reden, wenn man seinen Hauptgangteller sieht.

Wenn es so weiter geht beim Dinner, dann kann ich bald nicht mehr damit prahlen, überhaupt nicht kochen zu können ...

auch wenn ich von einer 9,5 so weit entfernt bin

wie Marcus.

Der Nachtisch lässt mich schaudern, denn leckerer als ein Bananenkuchen ist für mich, dessertbefreit das Dinner zu beenden.

Lustig sind die Seifenblasen - in den Händen von Kleinkindern. Marcus hält es hier für nötig, unlustig zu sein und sie an Erwachsene zu verteilen,

von denen zwei sogar einen Doktortitel erworben haben.

Das jedoch interessiert Marcus so wenig, dass er eine Flunsch zieht als die Reden darauf kommen.

Als ehrliche Haut entpuppt sich die "ich-möchte-gerne-Seehund-essen"-Antje - Dr.-Titel findet sie gut, aber die Themen der Dissertationen durchzuackern, langweilen sie.

Auf die eine oder andere Art trägt Antje somit dazu bei, das Publikum eben nicht zu langweilen, sondern diese oder jene Partei zu ergreifen.

Marcus würde sich für sein von ihm selbst als perfektes Dinner betiteltes Essen glatte 10 Punkte geben,

doch in der bitteren Wirklichkeit

kommen am Ende nur sechsundzwanzig Zählerchen zusammen.

Fernab der Realität lebt es sich wie in einer Seifenblase ...


Guten Morgen, Gruß Silvia






Dienstag, 20. Juni 2017

20. Juni 2017 - Moral ist kein Dauer-und-für-alles-Abo


 Moral ist kein Dauer-und-für-alles-Abo

Im allgemeinen vertreten die meisten Menschen ihre moralischen Grundprinzipien und bewegen sich in den eng oder auch mal weiter gesteckten Grenzen, die ihnen ihre in der Kindheit schon erlernten Wertvorstellungen fürs weitere Leben diktieren.

Ethik ist der Moral in etwa gleichzusetzen, und wenn man sich zum Beispiel an die 10 Gebote der christlichen Kirche hält,

hat man, auch ohne gläubig zu sein, einen guten Anhaltspunkt für jede Art der Moral.

Doch bereits beim 1. Gebot muss man die Zeit bedenken, in der man lebt - und sich nicht an

"Ich bin der Gott, dein Gott,
du sollst keine anderen Götter neben mir haben"

bedingungslos halten, falls man überhaupt noch einem Gott folgt. Im übertragenen Sinne auf die heutige Zeit könnte es auch bedeuten, dass man sich selber treu bleibt.

Dieses sich-selber treu bleiben entspricht einem hohen moralischen Wert, den man sich selbst gegenüber ansetzt,

aber der nicht unbedingt auf andere übertragbar ist.

Wer nur die eigenen Wertvorstellungen gelten lässt, der hat vielleicht bereits als Kind zu oft die Worte:

"Das macht man nicht!" "Das sagt man nicht!" und ähnliche gehört

und dermaßen verinnerlicht, dass er nun selber dazu ansetzt,

anderen zu erzählen, was sie sagen dürfen und was nicht.

In der Moral geht es auch darum, andere Meinungen anzunehmen, ohne sie auseinander zu nehmen.

 Man kann sich gegenseitig kritisieren,

aber wie oft sind die Worte der Kritik

noch schlimmer als die Tat oder Aussage, gegen die sich diese Kritik richtet?

So gelangen wir in den Strudel sich ständig überschlagender Kritik an allem und jedem, was uns selber nicht gefällt,

und plappern Allgemeinplätze nach, die noch keinem auf den richtigen Zug geholfen haben.

Moral ist auch eine Zuflucht, denn das vierte Gebot

"Du sollst Vater und Mutter ehren"

ist für die meisten eine Selbstverständlichkeit,

während man diese Ehrung nicht von jenen Kindern erwarten kann, die in ihrem Leben nur schlechte Erfahrungen mit ihren Eltern gemacht haben.

Letztendlich versagt der eine oder andere mal in der landläufig als hoch motiviert angesehenen Moral, ohne diese verloren zu haben -

sondern einfach,

weil auch die Wahrheit zum falschen Zeitpunkt ziemlich moralisch sein kann.

Einfach mal die Moralkeule steckenlassen - und Fünfe gerade sein lassen.


Guten Tag, Gruß Silvia





19. Juni 2017 - Vox - Das perfekte Dinner - Montag in Hannover bei Dirk



Vorspeise: Erbsensuppe mit Steinhuder Meeraal
Hauptspeise: Kalbsmedaillons mit Steinpilzfüllung im Kräutermantel an Petersiliennudeln
Nachspeise: Erdbeeren mit Balsamico und Kubeben-Pfeffer an Eis



Verhör zwischen Erbsensuppe und Eis

Der Polizeibeamte Dirk hat einen eineiigen Zwillingsbruder, und falls es ihm irgendwann wider seiner Erwartungen über diese "tolle Runde",

die er auf seine Menschenkenntnis, erlangt im Beruf, zurückführt,

zu anstrengend wird, kann er diesen stellvertretend für ihn zu einem der nächsten Dinner schicken.

Dirk ist ein kluger Kopf, aber ob die Menschenkenntnis im allgemeinen jemals ausreicht, den ersten Eindruck

als gültig zu bewerten, bleibt dahingestellt und wird leicht angezweifelt.

Zudem  ist die Sicht auf Menschen durch grelle Scheinwerfer eines Fernseh-Senders schwieriger als auf die Leute,

die in seinem Polizeirevier vorsprechen oder gar vorgeführt werden.

Vorführen könnte in dieser Woche den einen oder anderen die ehemalige und jetzt pensionierte Haftrichterin Antje.

Hochtrabend und Tierfreunde vor den Kopf stoßend gelüstet es sie in dieser Woche nach Bärenschinken oder Fleisch vom Seehund.

Nebenbei hat Marcus kein Problem, echte Pelze zu tragen. Wobei es gar nicht so sehr um seinen Knackpunkt geht,

sondern darum, dass die Tiere und ihre Freunde (wie ich) ihre Schwierigkeiten mit solch einer Aussage haben.

Es verlangt Antje ebenfalls danach, alles über den Gastgeber Dirk zu erfahren, was dieser nicht besser und vorsichtshalber für sich behalten möchte.

Nur so ergibt sich für sie ein Bild, an dessen Ende ein härteres oder milderes Urteil steht: Hier gibt sie milde acht Punkte,

und insgesamt sammeln sich einunddreissig an.

Der nächste, der kochen wird, ist Marcus - und er wird so frei sein und sich am Ende selber zehn Punkte für seinen Auftritt geben.

Hoffentlich haben die anderen mit dieser Großzügigkeit kein Problem.


Guten Morgen, Gruß Silvia


Samstag, 17. Juni 2017

17. Juni 2017 - Ein Denkmal für "Hänschen" - Sie ist vor vielen Jahren an Krebs gestorben



Ein Denkmal für "Hänschen"

Schon so einigen Menschen (und auch mal einem Hund) habe ich hier ein virtuelles Denkmal gesetzt, und diesmal betrifft es Erinnerungen meiner Freundin

Silke, die Hänschen vor vierzig Jahren kennen gelernt hat.

Sie hieß wohl Hans mit Nachnamen, aber so genau weiß meine Freundin das nicht mehr. Vielleicht war es auch ein Spitzname.

In der Klinik, irgendwo in Deutschland, in der meine Freundin damals "Schwesternschülerin" war, lag Hänschen,

todkrank und trotzdem unvergessen für Silke.

Denn es gibt Menschen, die man in seinem ganzen Leben nicht mehr vergisst, und dazu gehörte Hänschen:

Sie hatte Unterleibskrebs,

aber von einem solchen Ausmaß, dass Silke erstaunt war, dass Hänschen überhaupt noch am Leben war,

denn der gesamte Unterleib dieser tapferen, damals etwa fünfundfünfzigjährigen Frau

war "weg gefressen" in der Größe eines Eimers (um das mal drastisch darzustellen).

Jeden Tag haben die Krankenschwestern totes Gewebe mit einer sterilen Schere weg geschnitten und 50 Meter Tamponade in das klaffende Geschwür gelegt, denn natürlich nässte dies ohne Ende.

Und es duftete in diesem Zimmer natürlich nicht nach Rosen ...

dennoch belegte die zuständige Stations-Nonne das Drei-Bett-Zimmer regelmässig mit anderen Patientinnen.

Die meisten konnten den fürchterlichen Gestank nach Verwesung bei lebendigem Leib nicht aushalten ... und mussten verlegt werden.

Doch einige der Patientinnen waren so hingerissen von dem Charakter von Hänschen,

dass sie sich weigerten, ein anderes Zimmer zu bekommen.

Hänschen bekam nie Besuch von Angehörigen - und Silke erinnert sich nicht, ob sie überhaupt noch welche hatte - oder ob sie einfach keinen Besuch wünschte.

Vieles ist Silke im Laufe der Erinnerungen verloren gegangen, aber nie hat sie den Menschen hinter der entsetzlichen Krankheit vergessen.


Alle vier Stunden Polamidon

bekam Hänschen gegen Schmerzen, die nicht von dieser Welt gewesen sein mussten.

Palliativ-Stationen gab es damals noch nicht, genauere Dosierungen auch nicht - aber es kann immer schlimmer kommen, als man denkt -

denn die Stations-Nonne,

angefixt durch eventuelle Kosten,

spritzte ihr so oft es ging nur Aquadest. - Steriles Wasser!


Hilf mir zu sterben

bat Hänschen vermutlich jeden und jede, die auf dieser Station arbeiteten. Silke bat sie, ihr auf die Fensterbank zu helfen,

damit sie sich hinunter fallen lassen könnte.

Silke war damals blutjung und jeder hätte am Ende gewusst, dass Hänschen es nicht ohne Hilfe ans offene Fenster geschafft hätte.

Willst du mich für mein Leben lang unglücklich machen, fragte sie die Todkranke, ich bin sooo jung, und ich darf das nicht, denn das wäre Mord.

Nach so manchem Arbeitstag ging Silke ratlos hin- und herschwankend zwischen Recht und Gerechtigkeit nach Hause,

aber am Ende

hat Hänschen niemand direkt, sondern nur indirekt beim Sterben geholfen.

Sie haben ihr, so oft es ging, Morphium (über den Dummkopf der Stations-Nonne hinweg) verabreicht. Denn auch das beschleunigt den in diesem Fall ohnehin unvermeidlichen Tod.


Hänschens Beerdigung

Irgendwann, nach großen Qualen, hatte Hänschen es endlich geschafft. Das war ein Freudentag, obwohl Tränen der Trauer flossen:

Das wunderbare Hänschen hatte sich auf den Weg gemacht. Die Schmerzen hatten ein Ende.

Zur Beerdigung gingen alle Stations-Angestellten, die an diesem Tag und zu dieser Stunde nicht gerade Dienst hatten.

Silke hatte Dienst, denn sie mochte es noch nie in ihrem Leben, an offenen Gräbern zu trauern. Man mag sie feige nennen - aber man kann es ihr auch nachsehen. Vielleicht.


Fazit

Dieses "Hänschen" hat mit großer Würde und jeder Menge Humor - woher sie den genommen hat, unbegreiflich - ihr Schicksal angenommen, sie war niemals ungerecht oder verbittert - sie wollte allerdings und unbedingt so schnell wie möglich sterben.

Und wenn Silke noch heute, nach vier Jahrzehnten an sie denkt, so werden es sicherlich auch die anderen tun,

denen Hänschen auf der Gynäkologischen Station dieses Krankenhauses irgendwo in

Deutschland

gezeigt hat, zu welchen Höchstleistungen Menschen fähig sind.


Guten Tag, Gruß Silvia




16. Juni 2017 - Vox - Das perfekte Dinner - Freitag in Frienstedt bei Erfurt bei Kai

Schottland, Rinder


Vorspeise: Wachtel-Spiegelei auf Spinatrahmsüppchen, leich geräuchertes Rinderfilet vom Galloway Rind, erntefrische Babyspinatblätter an einer Vinaigrette mit gerösteten Pinienkernen
Hauptspeise: Zarte Bäckchen vom Bienstedter Kalb, in Portweinsoße, an Sellerie-Kartoffel-Stampf und karamellisierten Minikarotten
Nachspeise: Dreifarbige Geschmacksexplosion in Form einer Eisbombe, frische Früchte auf Erdbeerspiegel


Ein nervöser Maulheld

legt seine Ballermann-Witzkultur ab und begibt sich in die Küche, um seine vier Gäste zu bekochen, die ihn am Ende mit

neunundzwanzig Umdrehungen

auf den letzten Platz hieven.

So kommt es genau so wie es dem Gusto von Kai entspricht:

Er gibt gerne - wenn auch oft nur wenig zurück kommt. Ein biblisches Motto für den Maulhelden in Pausenfunktion.

Vanessa bleibt kontrolliert bis zum Schluss, und das ist schon bewundernswert: Sie hat sicherlich gute Lehrgänge besucht,

um zu werden wie sie ist: Ein Verkaufstalent in eigener Sache.

Da kann Kathrin andocken so viel sie will, sie dringt nicht durch die obere Schicht in die Tiefe.

Es hilft auch die nach dem Dessert gereichte Käseplatte nicht, ihr mehr als sieben Punkte abzuringen.

Die Frau mit der Waldtier-Totenkammer

gewinnt den Jackpot mit 3.000 Euro

und sie wird das Geld in die Hand nehmen, um der Wildnis irgendwo in Afrika auf die

Pelle zu rücken. Hakuna Matata.

Was mich gerade viel mehr irritiert

ist die Vorschau auf die nächste Woche:

Hat das Dinner nach den forschen Neuerungen

nun auch einen anderen Sprecher?

Ich hoffe, ich habe mich verhört.


und wünsche allen ein schönes Wochenende, Gruß Silvia




Freitag, 16. Juni 2017

16. Juni 2017 - 100 Erlebnisse, die man sich verkneifen sollte ... Nr. 1: Nachts, eingeschlossen in einem Kaufhaus



100 Erlebnisse, die man sich verkneifen sollte ...

1. Erlebnis:


Nachts, eingesperrt in einem Kaufhaus

Da Mut immer mit der Anzahl der beteiligten Personen an einer Aktion wächst, muss ich eine Freundin nur geringfügig überreden,

sich mit mir über Nacht in einem Kaufhaus einschließen zu lassen.

Voller Tatendrang, aber ohne Plan, verlassen wir unser sicheres Versteck (wird nicht verraten), sobald alle Angestellten in ihren hoffentlich schönen Feierabend starten.

Wir beabsichtigen auch nicht, ihnen den morgendlichen Arbeitsbeginn irgendwie zu versalzen, sondern sie höchstens ein bisschen ratlos in den Tag starten zu lassen.

Also beginnen wir im Untergeschoss in der Feinkostabteilung und suchen zielsicher nach der teuersten Flasche Wein, die wir öffnen,

denn ein bisschen von außen gesteuerten Mut brauchen wir trotz allem noch:

Leider ist das edle Weinchen gar nicht mal so lecker, so dass wir die Flasche ungeleert stehen lassen und uns eine im eher mittleren Preissegment greifen -

lecker - und voll übermütigem Mut geht es danach weiter.

In der Parfümerie beduften wir uns, dass so manchem der Atem weg bleiben würde - aber man muss das Leben einatmen, so lange es pulsiert, auch, wenn einiges künstlich ist.

Die Bettenabteilung dient zu einem kleinen Nickerchen in dem Showbett - denn die Nacht ist noch lang.

Durch alle Abteilungen weht uns der Duft von diversen Parfums hinterher, und wir entschließen uns, hier und da Umdekorierungen vorzunehmen,

denn nächtliche Besucher eines Kaufhauses wollen vielleicht unentdeckt, aber nicht unbemerkt bleiben.

Um drei Uhr in der Nacht gefällt es uns, in den besten Klamotten, die solch ein Haus zu bieten hat,

ein Schaufenster zu betreten:

Die ersten Spätheimkehrer sind unterwegs und als sie an der Scheibe vorbeigehen,

zwinkert ihnen die eine Schaufensterpuppe zu, während die andere das Händchen zum Winken hebt:

Besoffen betroffen bleiben sie stehen und glauben, ihren Augen nicht zu trauen. Am nächsten Freitag werden sie ein bisschen weniger trinken, so hat der Auftritt auch sein Gutes.

Müde von der Last der eingesperrten Zeit ruhen wir uns anschließend im Show-Bett aus,

und am frühen Morgen

lassen wir dann neben allem, was wir verzehrt haben,

ein Scheinchen liegen.

Wir sind ja die Guten. Und wir nehmen auch nichts mit. Wir wollten nur einmal ein Kaufhaus ganz für uns alleine haben.

Weitere Erlebnisse, die so nicht stattfinden, werden folgen ...


Guten Tag, Gruß Silvia




15. Juni 2017 - Vox - Das perfekte Dinner - Donnerstag in Erfurth bei Heike

Diese ausgestopften Waldtiere standen in 2015 für ein paar
Tage vor dem Forsthaus in unserem Wald


Vorspeise: Tomaten-Kichererbsen-Suppe mit Garnelenspieß
Hauptgericht: Filetsteak vom Tswana-Rind an Grillgemüse
Nachtisch: Namibischer Bananenkuchen und Likör-Eis



Heikes Rocky-Horror-Stuffed-Animals-Show

Betritt man diesen Ort, der später noch so einige Fragen aufwirft, sieht man sofort, dass hier der Mensch das Arbeits- vom Kuscheltier trennt. Der Jagdhund wartet in einem Zwinger auf den nächsten Einsatz,

während der Chihuahua im Haus auf das nächste Leckerchen wartet - und beides wird kommen. Dem armen Chihuahua sieht man es leider an, dass er weniger arbeiten, aber mehr fressen darf. Dabei gehört auch diese Hunderasse zu den tatsächlichen und richtigen und wirklichen Hunden - und nicht zu den Couchpotatoes.

Heike ist noch ziemlich neu in dieser Dynastie der Jäger, erst eineinhalb Jahre - aber im nächsten Jahr findet ihre dritte Ehe mit dem Mann statt,

der auch sie zur Jägerin machen wird. Inzwischen büffelt sie fleißig für die Jagdprüfung, und die Tiere im Wald werden bald eine neue Ballerin haben, die sich natürlich mehr um die

Hege als ums Schießen kümmern wird. In der Tat ist das Gerede von allen Jägern gleich und es liegt die Vermutung nahe, dass es in der Ausbildung zum

Jäger

vor allem um viel Jägerlatein geht.


Africa, mon Amour

Heike liebt Afrika, obwohl sie noch nie dort war. Aber sie würde auch am liebsten in New York leben, ohne es zu kennen. Mir gefiel New York auf jeden Fall besser, bevor ich es kennen lernte ...

Heute gibt sie aus Liebe zu Afrika ein afrikanisches Menü, und vermutlich ist der Fleischbestandteil ein Flugkilometer-Star.

Während sie den Raubbau an der Natur bemängelt, würde sie auch in Afrika jagen, wenn sie die Jagdprüfung bestanden und den Familienstand angepasst hat.

Natürlich keine Löwen oder Elefanten! Klar, denn diese Abschüsse kosten ein Vermögen, obwohl sie eigentlich unbezahlbar sein sollten. Sie würde jagen, was die Menschen dort auch essen  ...


Der Horror-Show-Room

ist übersät mit Geweihen und Trophäen und von einer Vielfalt, dass es einem schwindelig wird. Füchse sind auch dabei - und das widerspricht ihrer vorherigen Aussage,

zu jagen, was auch gegessen wird.

Eulen und vielerlei anderes Ausgestopftes wurden angeblich gefunden. Ich bin täglich im Wald unterwegs, aber ich finde höchstens mal ein

verendetes Mäuschen oder einen toten Frosch.

Da hat Heike das Herz eines Jägers mit genetischer Veranlagung erobert,

aber anstatt mit ihm zumindest Kompromisse zu finden,

hat sie sich ganz seinem Leben angepasst.

Vielleicht ist nur die Puppe "Chucky" ein Teil aus ihrem Leben, die sie daran erinnert, wie gruselig sie als Kind aussah,

was in der Tat stimmt. Mir fällt zu ihrem Kinderfoto ein uralter Horror-Film ein, auf dessen Titel ich gerade nicht komme:

In diesem werden zeitgleich lauter Kinder geboren, die allesamt von Außerirdischen gezeugt wurden.

Heike ihrerseits möchte die Jagdausbildung noch erweitern und Falknerin werden, damit sie den

Vogel auch noch für sich jagen lassen kann. Halleluja!


Und sonst?

Kai reißt ein paar unlustige Witze und macht selbst vor Sodomie-Scherzen nicht halt. Benehmen ist Glücksache - passt schon!

Heike bekommt vierunddreissig Punkte, und damit liegt sie am vorletzten Tag an der Spitze der Gemeinde.

Das könnte für ein Gewehr reichen oder für ein grünes Outfit, um den Anschein von Naturliebe zu erwecken.

Mir wäre wohler, sie würde das Geld nicht für eine Reise nach Afrika (wohin dort?) ausgeben, denn besonders Ost-Afrika ist sehr schön und braucht keine Baller-Touristen.

Ost-Afrika braucht Verständnis und Affinität. Letztere geht mir in Bezug auf Heike - und auch Kai - völlig verloren.

Sind Gruselfilme im Vorabend-Programm überhaupt erlaubt?


Guten Morgen, Gruß Silvia



Donnerstag, 15. Juni 2017

14. Juni 2017 - Vox - Das perfekte Dinner - Mittwoch in Erfurt bei Bastian



Vorspeise: Lachstatar, Bachsaibling paniert auf Brunnenkresse-Salat, Regenbogenforelle auf rote Bete Carpaccio
Hauptspeise: Erfurter Duett vom Rind mit Klößen und Spitzkohl
Nachspeise: Eierliköreis und Rhabarber-Käse-Kuchen


Ein Gig mit viel Gackern

Bastian, unterstützt von Freundin Diana, verbreitet von Anfang an gute Laune, obwohl er die halbe Nacht

schlaflos in Erfurt

wach gelegen hat, denn sein Menü gleicht dem von Kathrin in mehreren Bestandteilen,

dass er am Ende einen Plan B ersinnt und einige Änderungen vornimmt.

Vanessa hält solche kurzfristigen Änderungen für eine Herausforderung und erwartet sie sogar, während Heike gern Brunenkresse mit Brunnenkresse vergleicht

und ganz andere Sorgen hat:

Sie möchte keine Oma sein - und bläut ihren Töchtern per TV  ein, doch lieber Karriere zu machen.

 Da kommt mir das Gesicht von

Ursula v. d. Leyen

in die Quere, die trotz sieben Kindern keinen Grund sah, zu Hause bei Hausaufgaben und Kuchenbacken durchzudrehen  - um mal Kathrins Lieblingswort "durchdrehen" zu benutzen.

Ob dieses Beispiel ein gutes ist, weiß ich nicht, aber zu Kai fällt mir auch nur der Vergleich eines nicht allein, sondern wenig mit dem Kopf Denkenden ein,

denn tags zuvor hat er Kathrin einen Penis (na, er wird es wohl gewesen sein, obwohl der Täter nicht eindeutig identifiziert ist) auf die Tafel

und heute ergötzt er sich an dem größer gewordenen Busen der ihm seit ein paar Jahren schon bekannten Kathrin,

während ihm die falsche Gynäkomastie des Gastgebers selbstverständlich nicht auffällt.

Solch einen Gast neben sich wünscht sich jede Frau,

und daher guckt Kathrin heute auch ziemlich tief und intensiv ins Glas.

Schon beißt sie sich an der aalglatten Fassade von Vanessa fest (sieht sie nicht ein bisschen aus wie Pippa Middleton?),

was dieser überhaupt nicht gefällt. So öffentlich schon gleich dreimal nicht!

Vanessa wiederum gefällt die Anrichteweise von Bastian überhaupt nicht, aber

trotzdem steht er am Ende mit dreiunddreissig Punkten gleichauf mit ihr selber.

Und zu unserem heutigen Fronleichnam-Fest und Feiertag (in NRW) erwarten uns viele

Totenschädel und sonstiges Ungemach bei Heike. Wenn das mal kein Timing ist!

Ich werde jetzt gleich einen langen Waldspaziergang machen, um schon mal viel Kraft für den Abend zu tanken und wünsche allen


einen schönen Tag, Gruß Silvia


Mittwoch, 14. Juni 2017

13. Juni 2017 - Vox - Das perfekte Dinner - Dienstag in Erfurth bei Kathrin

Kilimanjaro


Vorspeise: Brunnenkresse-Suppe mit selbstgemachter Bärlauch-Pesto, dazu Bauernbrot mit Wildkräuterbutter und Quark
Hauptspeise: Regenbogenforelle mit Brennnessel-Risotto auf Frühlingsgemüse
Nachspeise: Mini-Quarkkuchen mit Himbeeren- und Minz-Eis


Den Kilimanjaro und das perfekte Dinner

bringt Kathrin locker auf das gleiche Level, denn den Berg bestieg sie 2013, und das "perfekte Dinner" bereitet ihr heute die einmalige Freude an einem Geschehen, dass sich nicht wiederholen wird.

Auf der Suche nach einer weiteren Idee, etwas anderes Einmaliges zu tun, kann sie mit ihrem Freund Jean-Paul gemeinsam

durchdrehen

(das unternehmen die beiden gern miteinander, was auch immer das bedeutet),

dann wird sich schon was finden lassen.

Heike ihrerseits findet ihre Freude in der Jagd. Früher - zu DDR-Zeiten - war sie ein paar Jahre in der NVA, und am liebsten wäre sie damals mit

Honecker als Dolmetscherin um die Welt gereist.

Dass ihre achtundzwanzigjährige Tochter an Krebs leidet, hat sie auch sogleich erwähnt, denn in den Privatsendern präferieren traurige Geschichten geradezu zu einer Teilnahme an allen Formaten,

in denen die Frau, der Mann, der Junge, das Mädchen von nebenan ihre fünfzehn Minuten Ruhm suchen.

Mir graust es schon vor ihrem Dinner-Tag am Donnerstag und all den bereits vorab gesehenen Jagd-Trophäen und den noch nicht gezeigten,

und ich hoffe stark, dass ich dann nicht durchdrehe.

Kathrin ihrerseits zieht ihr recht einfaches Menü ohne jeden Anflug von Nervosität durch und

bekommt am Ende dreissig Punkte,

obwohl Vanessa betont, dass sie keine Dessert-Liebhaberin ist und die geringste Punktzahl von allen vergibt (aber sieben sind auch genug!),

und egoistisch gar nicht daran denkt, dass der Nachtisch ein großer Bestandteil des perfekt gedachten Dinners ist.

Die ganze Chose kann schließlich ihretwegen nicht nochmals überdacht und modifiziert werden, sonst gibt es am Ende jeden Abends nur noch Käseplatten.

Kai hält einen Monolog auf die sächsische Sprache und vergisst auch nicht, die schönen Sächsinnen zu erwähnen.

Kathrin ihrerseits hat einst Papst Benedict bei einem Besuch in Erfurt Speisen an den Tisch gebracht,

und ob er sich jemals Gedanken über schöne Frauen gemacht hat, ist eher unwahrscheinlich, so scheinheilig wie er ist.

Mittlerweile gibt es einen neuen Papst, und Franziskus zu treffen dürfte allemal spannender und nicht so ermüdend sein.

Insofern hat Benedict eine Gemeinsamkeit mit dem "perfekten Dinner". Ich troll mich weg und suche den  schönen Tag,


liebe Grüße, Silvia








Dienstag, 13. Juni 2017

12. Juni 2017 - Vox - Das perfekte Dinner - Montag in Jena bei Vanessa

Vorspeise: Lachs und Jakobsmuscheln
Hauptspeise: Zarte Salzwiesenlammkeule mit Rosmarinjus
Nachspeise: Schokoküchlein mit Salzkaramell und Apfelkompott



Original und Fälschung

Vom Original ist das "Dinner" schon ziemlich weit abgedriftet, und das ist gut für die teilnehmenden Hobby-Köchinnen und die männlichen Parts der Sendung, denn so wirklich lernt man sie samt ihren Macken oder auch besonderen Freundlichkeiten nicht mehr kennen

 die Sendung könnte jetzt sehr gut heißen: "Bei ... zu Hause"

Heute sind wir bei Vanessa zu Hause in Jena,

und Vanessa hat sicherlich nicht nur eine Schulung in Verkaufstechnik oder was sonst noch angeboten wird (sie ist Vertreterin für Wein und Spirituosen), hinter sich.

Sie ist 28 Jahre alt, völlig kontrolliert und führt leger durch die Sendung. Nur am Ende, als sie sich neun Pünktchen mit Sternchen geben würde und

sie betont, noch jung zu sein, und die glatte zehn später erreichen wird, kann es sein, dass ihr jemand vom Team, der vielleicht vier, fünf Jahre mehr Erfahrung auf dem Buckel hat,

genau zu dieser Aussage rät.

Und die Eitelkeit schlägt zu ...

Zum Dessert mit dem Salzkaramell meint sie, man müsse das verstehen ... bis dato dachte ich noch, man darf den Geschmack beurteilen

und nicht nur das Verständnis für Neuerungen, zu der sogar eine Essensanleitung von Vanessa nötig ist.

Die Lammkeule ist ein mächtiges Teil, und Vanessa versteht die Frage

"Lamm ist ja nicht unumstritten"

völlig falsch. Denn sie erklärt, sie bereite das Lamm so zu, dass es nicht

lämmert.

Den Ausdruck "lämmert" kenne ich nicht, ich kenne nur

"belämmert".

Und belämmert hat nichts mit Essen zu tun.

Früher, im Original, würde die Antwort auf die Frage zumindest im Off ein bisschen auf die Schippe genommen werden,

nun ist man auf Soft getrimmt und auf seichteste Unterhaltung, die das Wort Unterhaltung kaum noch verdient.

Am Ende wird noch kräftig über das Essen gelästert,

aber dreiunddreissig Punkte sind schon eine Hausnummer.

Und - um auf die Voxsche Frage nach der Henkersmahlzeit zurück zu kommen:

Welche wünscht sich Vox?


Guten Morgen, Gruß Silvia



Samstag, 10. Juni 2017

10. Juni 2017 - Wenn ich noch mal heiraten würde ...



Wenn ich noch mal heiraten würde ...

möchte ich nicht auf Irrungen und Wirrungen im Vorfeld verzichten, denn Rosamunde Pilcher soll neidisch werden, bis ihr der Kuli aus der Hand fällt.

Natürlich gehört eine böse Dunkelhaarige zu den Wirrungen, die mich in dem Kampf um den Traumprinzen so richtig fordert.

Er selber darf dann auch wirklich ein Traumprinz sein, gerne mit einem Landhaus der luxuriösen Art in Cornwall

und jeder Menge Zahlen im Plusbereich auf dem Bankkonto.

und dem festen Willen, sich ganz ohne Ehevertrag zu binden,

weil schließlich nur die Liebe zählt.

Die Vorbereitungen für diese Hochzeit sind natürlich nicht ganz einfach, daher muss ein Hochzeitsplaner her,

der alles im Griff und keine Luftballons im Programm hat. Schließlich muss man stilvoll in den Stand der erweiterten Zweisamkeit gehen.

Darum darf er zwar kein TV-Star im Z-Promi-Bereich sein,

aber man verschwendet trotzdem gerne einen Gedanken daran, mit der Hochzeit öffentlich zu werden, sprich

We Go Fernsehen!

Denn diese unvergessliche Feier möchte man gern mit vielen teilen, die sich an Prunk und Protz nicht satt sehen können.

Die Frage nach dem Brautkleid ist in etwa die schwerste, die ich mir selbst stellen muss, denn die Auswahl ist größer als der Müll in den Weltmeeren

und die meisten sind weiß.

Darf man in Weiß flanieren und posieren, wenn man zuvor schon mal verheiratet war?

Eine dumme Frage, die nach einer Antwort schreit

und keinen interessiert.

Also weiß!

Voluminös? Oder doch schlicht und ergreifend in einer schlanken Linie von oben bis unten?

Voluminös geht eigentlich nicht,

weil das nicht nur den Statisten an meiner bräutlichen Seite

völlig verdrängt, sondern auch alle Gäste an die Seite schubst oder Gläser von den Tischen fegt und sowieso mit seinem Gewicht den eigenen Körper unschön runterdrückt.

Mann gefunden, Landsitz steht zum Einzug bereit, Konto wartet auf den ultimativen Zugriff oder auch der feindlichen Übernahme, Dunkelhaarige besiegt ...

doch dann vergeht mir die Lust,

denn es ist alles zu kompliziert.

Still und leise stehle ich mich davon und überlasse der Dunkelhaarigen das Feld. Soll sie sich doch die grauen Haare in der Ehe holen,

ich bin dann mal weg.


Guten Tag, Gruß Silvia