Samstag, 31. Oktober 2020

31. Oktober 2020 - Halloween 2020


Halloween 2020

Noch in keinem anderen Jahr, an das ich mich erinnere, lebten wir so extrem nahe an und wurden stets begleitet von einem Gefühl wie Halloween. Wer braucht heute noch den zusätzlichen Grusel, wenn der sich täglich im wirklichen Leben potenziert.

Wie schön, wie fein, wenn man zurück denkt und sich den Schauder selber machen musste, um in Halloween-Stimmung zu kommen. Heute möchte man eher raus aus dieser Abwärtsspirale der täglichen Gruseleinheiten.

Lockdown!
Kontaktverbote!
Home-Office!
Home-Schooling!

Und viele Branchen, die jeden Tag mehr einer Bruchlandung nahe kommen.

Auf der anderen Seite zum Beispiel Hochzeiten als Hotspot für Corona-Infektionen. 


Alles bricht weg, vielfach und wiederholt auch Kontakte. Eine düstere Zeit. Was ich als Tragik empfinde:

Altersheimbewohner, die keinen Besuch bekommen dürfen ... und vielleicht in ihren letzten Lebensstunden allein gelassen werden müssen.

Auch die Menschen, die in Krankenhäusern beim Überwinden und Heilen ihrer Krankheiten hier und da eine Hand brauchen, die die ihre hält, sind seelisch stark betroffen. Viele Menschen sind völlig allein und ohne Trost gestorben, nur umgeben von Fremden.

Einen Sterbenden kann man nicht auf Später vertrösten, ihn zu umarmen, kann man nicht nachholen.

Nicht wirklich tragisch empfinde ich diverse Verzichte, weil sie nur dazu beitragen, das Virus so gut wie möglich einzudämmen ...

und die auch nicht für die Ewigkeit vorgesehen sind:

Keine Besuche zu Weihnachten bedeutet für viele schließlich nicht, dass sie völlig allein sind, weil sie eine Familie haben, mit der sie in einem Haushalt leben. Anderen wiederum, und davon soll es eine Menge geben,

bevorzugen ein Weihnachten, dem sie weder allzu viel Beachtung noch Bedeutung zumessen. Manche entdecken jedoch plötzlich einen nie dagewesenen "Familiensinn" ... Für die Ehrlichen, die mit Weihnachten  nicht viel am Hut haben,  sind die Clubs geschlossen, die ansonsten für die Weihnachtsmuffel geöffnet sind.

Und schon werden die Klagen größer ...

Diesmal fällt auch Halloween der Vernunft und dem Rotstift zum Opfer. Seinen Kindern könnte man es sicher schlüssig erklären und ihnen zugleich eine gefahrlose Alternative anbieten: Das Heim schaurig-schön schmücken und damit die Kinder in eine "Video-Konferenz" mit ihren Freunden schicken. Und ganz nach dem Vorbild von Ostern - könnten Eltern ihren Kindern etwas Süßes verstecken.

Nachbarn könnten kontaktlos vor den Türen, hinter denen Kinder wohnen, die sie kennen, eine Kleinigkeit hinterlassen.


Im nächsten Jahr zum nächsten Halloween kann auch ich mir hoffentlich wieder eine böse Geschichte einfallen lassen, die nichts mit den realen Zuständen zu tun hat, wie z. B. jene Story vom "Arlington Friedhof", die ich vor ein paar Jahren geschrieben habe.

Nicht zuletzt schadet ein bisschen Ereignislosigkeit in einem Leben nicht wirklich. Manche kann es sogar von dem Drang, immer und ständig etwas Neues erleben zu wollen, befreien. Es ist etwa so wie mit dem Ausmisten von Gegenständen und Kleidungsstücken - danach fühlt man sich ein bisschen be-freiter.

Wirkliche Lösungen weiß ich nicht, aber es ist jeder gefragt, die Welt für sich und sein näheres Umfeld auch in schwierigen Zeiten so schön wie möglich zu gestalten

und ein bisschen weniger zu jammern. Es hilft ja nix.

Nach einem Heute kommt immer ein Morgen. Und nach einer Durststrecke eine der Sättigung.

Dennoch habe ich Mitgefühl mit vielen Branchen wie der des Tourismus, der Gastronomie oder der Künstler, um nur einige zu nennen. Mein Mitgefühl hilft allerdings niemandem.

Zuletzt: Ich habe auch Weihnachten miteingeschlossen in diese traurige Zeit, weil ich nicht glaube, dass bis dahin alles besser wird.

Besinnen wir uns auf uns selbst und unsere Nächsten.

Ratlos!


Guten Tag, Gruß Silvia 

Freitag, 30. Oktober 2020

30. Oktober 2020 - Vox - Das perfekte Dinner - Freitag in Karlsruhe bei Elvira



Vorspeise: Maronensüpple
Hauptgang: Entenbrustfilet mit Mangospalten und Mango-Soße, dazu Gnocchi in Salbeibutter
Nachtisch: Baumkuchentörtle mit Mango-Suppe an Vanille-Parfait


Prolog

Ein Hoch auf viele Menschen, die sich trauen, sich nicht nur zum perfekten Dinner mittels einer Bewerbung anzumelden, sondern als Ergebnis ihre vermeintlichen Kochkünste diese einer breiten Öffentlichkeit auch präsentieren. Manche halten dem Druck der wissentlich dahinter stehenden Öffentlichkeit nicht stand, andere können schlicht und einfach nicht kochen,

möchten aber trotzdem ins Fernsehen.

Doch meistens kochen nur die Mutigen, die keine Panik vor schlechter Kritik haben oder jene, denen jedwede Art von böser Kritik völlig wurscht ist.

Nicht umsonst rät der Sender allen Teilnehmern, nicht nachzulesen, wie ihre Performance bewertet wird.

Natürlich macht es Spaß, andere Leute bei ihren teilweise simplen Versuchen, ein perfektes Dinner zu gestalten, zu begleiten ... und dann auch noch mittels Kommentaren oder Beiträgen abzuwerten. Allerdings macht es genau so viel Spaß, wiederum andere aufzuwerten.

Es sollte nie in bösen Statements münden.

Durch eine Dinner-Teilnehmerin weiß ich persönlich von einem tragischen Fall: Seine Wohnung soll ein Dreckhaufen gewesen sein, von seinen Kochkünsten ganz zu schweigen. Das erstere konnte man via TV nicht unbedingt erkennen (das spricht dafür, dass der Produzent etwas Fürsorgepflicht walten lässt) , das zweitere selbstverständlich.

Er ist eine Weile nach den TV-Aufnahmen gestorben, und wie sie sagt, auch an den Folgen seines Akoholismus. Ich weiß, wie er heißt, aber selbstverständlich bleibt sein Name unter Verschluss.

Vielleicht wollte dieser Mensch noch einmal etwas erleben, und vielleicht sogar wirklich "neue" Leute kennen lernen, wie beinahe alle Dinner-Teilnehmer es stante pede versichern, wer weiß das schon.

Ich bin zumindest froh, ihn nicht auseinander genommen zu haben, sondern nur auf die Schippe.


Finale in Karlsruhe

Die gelernte Näherin und jetzige Zumba-Trainerin Elvira darf den letzen Dinner-Abend für diese Woche bestreiten. Eine Woche, für die die Aufnahmen vor der Corona-Zeit liegen - und die ausgestrahlt wird, als bereits der 2. Lockdown in diesem Jahr vor der Tür steht.

Sie hat einen Sohn und 1 Tochter und einen Ehemann und zwei Katzen sowie einen Hund,

und daher habe ich als "Ersatz" ein Foto von meinem Robin und meiner  Katze Lissy und meinem Macho-Kater Lucky als heutiges Titelbild ausgesucht. Elviras eigenes Dreiergespann, bestehend aus Hund und zwei Katzen, sehen wir heute nicht.

Doch wir sehen ihre wirklich auf fein getrimmten Gäste. Natürlich mit Victoria als Mode-Ausreißerin, die nur einen simplen Pulli trägt, der H&M vielleicht zur Freude gereichen würde, obwohl die Macher sich vermutlich heimlich dafür schämen.


Fazit

Elvira ist eine herzliche Frau, der ich persönlich ihr Lachen, was auch ein wenig überdosiert ist, abnehme und das trotzdem im Gegensatz zu den unkontrollierten permanenten Heiterkeitsausbrüchen von Karina steht.

Als nicht dramatisch sehe und höre ich es an, wenn man dialektmäßig Noschies anstatt Gnocchi sagt. Ebenso wenig dramatisch ist es, dass Elviras Menü

nicht das Gelbe vom Ei ist.

Obwohl es schön gewesen wäre, wenn sie einen Ticken besser gekocht hätte - und ihr Gewinn dann einem guten Zweck zugeführt worden wäre. So hatte sie es geplant. So sollte es nicht passieren.

Die Punkte: Je 8 bekommt Elvira von Michael, Victoria und Karina, 7 gibt Kevin.

Und so bleibt der gute Zweck auf der Strecke bzw. kommt er Michael zugute. Er gewinnt mit 35 Zählern den Jackpot,

aber nicht mein "Herz". 

Fast möchte ich mit Elvira Zumba tanzen, während Michael wunschgemäß nach Australien abdüsen darf.

Beides ist derzeit kaum möglich.

Ich wünsche allen Lesern ein schönes Wochenende. Bleibt gesund. Achtet auf euch, damit mein Wunsch in Erfüllung geht, weil er auch ganz sicher euer Wunsch ist.


Guten Abend, Gruß Silvia 


30. Oktober 2020 - Im Bus ...

 


Im Bus ...

Seit geraumer Zeit bin ich nicht mehr mit dem Bus gefahren und nehme nun anstelle einer interessanten Bus-Fahrt lieber das Auto. Das hat einerseits mit dem Corona-Virus zu tun,

andererseits aber auch mit den unendlich vielen Erinnerungen, die ich an gemeinsame Busfahrten mit Robin, meinem Yorkshire-Terrier,  habe. Ohne ihn ist das Busfahren sowieso nur mäßig interessant, denn er war es,

der regelmäßig auf diesen Fahrten Kontakte hergestellt hat. Ein Hund und dazu noch ein solch kommunikativer wie Robin es war,

bricht leicht das Schweigen der Mit-Fahrgäste.

Schnell hatte er sich eine Fan-Basis aufgebaut, eigentlich in Nullkommanix, denn Robin liebte es, sich in Bussen an Frauen heranzuwedeln, um von ihnen gestreichelt zu werden. Männer waren eher nicht seine Zielgruppe und kamen nur dann in Betracht,

wenn gerade keine streichelwillige Frau in unserer Nähe saß.

Regelmäßig trafen wir seine Fans und er gewann neue hinzu. Wenn ein bunter Hund bekannt ist - Robin war bekannter.

Sobald wir den Bus betraten, unterbrachen viele, viele gemeinsam mit uns Busfahrende ihre Gespräche, um sogleich auf

den Hund zu kommen.

Und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn beim Anblick von Robin fielen ihnen sofort ihre eigenen Hunde ein, noch lebende oder bereits verstorbene. Und falls es nichts über einen Hund zu berichten gab, so tat es auch eine Katze.

Hier und da jedoch wurde es auch traurig. Es flossen sogar manchmal Tränen: einige Fahrgäste, die wir dann auch immer wieder trafen,

dachten an die Zeit mit ihren Hunden zurück. Die Tiere waren längst und manchmal schon sehr lange zurückliegend verstorben,

aber sie alle waren unvergessen.

Robin erinnerte die Halterinnen an diese Zeiten, und ich lauschte gern den Geschichten über die geliebten Hunde.

Dann schätzte ich mich allerdings immer besonders glücklich, Robin noch an meiner Seite zu haben, diesen unvergleichlichen kleinen Kerl, der so viele Menschen zum Lächeln bringen konnte.





Nun ist Robin schon seit über einem Jahr tot (6. September 2019), und ich konnte es nicht einmal seinen Fans erzählen, weil ich - wie schon geschrieben - nicht mehr mit dem Bus fahre.

Sie werden ihn ohnehin sehr vermissen. Mit Robin war eben jede Busfahrt gleich auch eine spannende Zeit.

Wie ich ihn vermisse und unsere Busfahrten und unsere Erlebnisse und sein Einverständnis darüber, dass wir in 2010 das Malteser-Mädchen Bienchen aufnehmen konnten, nachdem meine Mutter, ihr Frauchen, verstorben war.

Bienchen ist mit ihren nun 17 Jahren noch an meiner Seite, aber sie ist nicht kommunikativ, und sie interessiert sich sehr wenig für andere Menschen ... sie ist eben

eine One-Woman-Hündin.

Schlafe sanft, mein Robin Hund und warte geduldig auf mich, obwohl ich weiß, dass Geduld nie eine deiner Stärken war.

Guten Tag, Gruß Silvia 


29. Oktober 2020 - Vox - Das perfekte Dinner - Donnerstag in Karlsruhe bei Michael


Vorspeise:
„Bachelor in Paradise“: Aubergine | Paradeiser | Ahornsirup | Frischkäse
Hauptgang: „Bauer sucht Frau“: Rinderfilet | Kräuter | Sellerie-Kartoffel-Stampf | Spätburgunderjus | Gemüse
Nachtisch: „Ich bin ein Star holt mich hier raus“: Pfirsich-Maracuja-Eis | Kokosmilchreis | Kaffeebohne | Überraschung


Cash for Trash?

Mit insgesamt 35 Zählern oder meinetwegen auch Rosen ist Michael nicht mehr weit von einem Wochensieg entfernt. Nur Elvira kann ihm noch in die Quere kommen,

allerdings wird sie den "Trash" von Michael kaum toppen können. Das Motto bekommt womöglich mehr Punkte als das eigentliche Menü.

Von den drei oben genannten Formaten kenne ich nur "Ich bin ein Star ...", das ich bis vor etwa drei Jahren ganz gern geguckt und noch viel lieber kommentiert habe. Es war herrlich, in den Wörtern zu schwelgen, weil die menschlichen "Vorlagen" einfach dazu herausgefordert haben.

In "normalen" Zeiten würde ich sagen: Nehmt Michael einfach mit in den nächsten Dschungel nach Australien - unbekannter als die Stars ist er auch nicht. Allerdings leben wir in keinen normalen Zeiten, sondern müssen uns anstatt mit z. B. dem Dschungel und die Für und Wider, die sich oft in scharfen Worten entladen haben,  allerorts mit einem Virus herumschlagen.

Michaels teilweise seltsamer Humor würde gut in das Format passen ... zum Beispiel findet er es ausgesprochen witzig, seine gebackene Focaccia, die in seinen Augen wie ein Oberkörper aussieht, mit Genitalien aus Gemüse zu schmücken.

Das ist absolut nicht mein Humor, aber viele finden das vielleicht lustig. Karina meint, dass er seine Bachelor-Vorspeise durchaus obszön hätte anrichten dürfen ... hätte er wohl auch gern, aber er hat sich nicht getraut.

Die Gäste flankieren Michaels Abend in Outfits, die zu Bauer sucht Frau passen könnten. Nur Victoria fährt eine andere Schiene und erscheint in einem ollen Ballon-Blouson,

obwohl der Frauentausch in dem Menü überhaupt nicht vorkommt.

Das Menü

Kräftig hilft Michaels Freund Simon bei den Vorbereitungen des Menüs, die Tischdeko übernimmt eine andere Freundin oder auch Floristin, wer weiß das schon so genau.

Zwischen Vorspeise und Hauptgang serviert Michael passend zum Motto des Abends 5 Rosen, für jeden Gast und sich selber eine. Es ist jedoch nicht zu befürchten, dass er dies eines Tages in irgendeinem anderen Format in die Tat umsetzen darf.


Fazit

Endlich kommt jemand auf den Namen "Kevin" zu sprechen. Karina natürlich, die Kevin fragt, warum er Kevin heißt. Bedeutet das,

dass sie gerne Messer in Wunden rumdreht? Immerhin ist der unschuldige Vorname mit vielen, vielen Witzen belegt, und keiner davon ist lieb gemeint.

Gar nicht witzig, sondern ernst gemeint ist die Punktevergabe: Je 8 bekommt Michael von Victoria und Karina, 9 von Elvira und eine Warum-Denn-Nur 10 von Kevin.

Mit 35 Umdrehungen ist er auf dem bislang 1. Platz der Runde und kommt seinem Wunsch, mit der Prämie von 3.000 Euro nach Australien reisen zu können, näher.

Allerdings weiß ich nicht, ob er diese Reise noch vor den Corona-Beschränkungen geschafft hat oder sie als Wunschtraum in weite Ferne gerückt ist.

Ich weiß ja noch nicht einmal, ob er wirklich gewinnt in dieser Karlsruhe-Gruppe. Noch hat Elvira die Chance, ihn zu schlagen.


Guten Morgen, Gruß Silvia 

Donnerstag, 29. Oktober 2020

28. Oktober 2020 - Vox - Das perfekte Dinner - Mittwoch in Karlsruhe bei Victoria


Vorspeise
: Kürbis-Carpaccio auf Wildkräuterbouquet mit gebeiztem Rote Bete-Lachs
Hauptgang: Reh im Speckmantel an Preiselbeer-Eis und Portweinjus, dazu Rahmwirsing und Maronen-Knödel
Nachtisch: Mini-Schoko-Gugelhupf mit Vanillesoße und Marzipan-Creme mit eingekochten Pflaumen


"Ich kann gewinnen, weil ich anders bin wie andere Menschen"

erklärt Victoria auf die Frage, wie ihre Chancen für einen Gewinn stehen. Gut, denke ich, dann erwartet mich eine unterhaltsame Stunde, in der Langeweile keine Chance hat - und ich mich in Karlsruhe (wenn auch nur vor dem TV-Gerät)  nicht länger fremd und deplatziert fühle. Victoria erzählt, dass sie rechts und links nicht unterscheiden kann, und ich merke natürlich, dass es mit als und wie hapert.

Weiter wundere ich mich darüber, dass auch Victoria - wie so viele - ihre angebliche Schusseligkeit hoch preisen. Ist das etwas, mit dem man punkten kann? Oder ist es doch nur eine Entschuldigung dafür, wenn am Ende etwas schief geht? Oder finden Leute es attraktiv, wenn sie verpeilt sind?

Um Victoria an der Spüle beizustehen, kommen Angelina und Oumrauadi ins Spiel. Die beiden Frauen helfen allerdings nicht nur beim Spülen. Was besonders Oumrauadi treibt, kann ich allerdings nicht erkennen.

Victoria ist vielleicht wirklich "anders", denn als sie die beiden Frauen verabschiedet, meint sie, sie hätte nun endlich etwas mehr Platz und könnte zügiger arbeiten. Erst Hilfe anfordern, um die dann mit kalten Worten zu entlassen.

Kurz bevor die Gäste kommen, sehe ich die nun in anderen Klamotten aufspielende Victoria und hoffe darauf, dass endlich mal wirklich etwas anders läuft:

In ihrem rosafarbenen Kapuzenpulli lässt sie die Gäste ins Haus - während ich denke, sie selber macht sich nun, derart passend gekleidet, auf und davon auf eine Jogging-Tour und überlässt die Konkurrenten ihrem Schicksal.

Weit gefehlt. Victoria bleibt in der Wohnung. Victoria kocht. Victoria ist allerdings nicht anders als viele andere Dinner-Kandidaten. Sie ist nur eine unter vielen.

Und der Unterhaltungswert liegt auf einer mittleren Frequenz. Keine Höhepunkte, keine Tiefschläge. Es plätschert vor sich hin.


Fazit

Die Ergotherapeutin spult ihren Abend ab, und ihre größte Hilfe ist eine umfangreiche Zettelwirtschaft. Von ihren gleich zwei Küchenhilfen ist am Esstisch nicht die Rede (oder es wird nicht gesendet?), und auch in den Bewertungen wird dies nicht von einigen Teilnehmern zumindest hinterfragt.

Die Punkte: Kevin gibt 7, 8 gibt Karina und je 9 gönnen ihr Michael und Elvira.

Die total verunglückten Gugelhüpfchen zählen vermutlich nicht als Nicht-Können, sondern nur als Pech.

Von Pech kann Victoria mit 33 erreichten Umdrehungen allerdings nicht reden. Bisher liegt sie an der Spitze.

Im wirklichen Leben gibt es ab dem 2. November einen neuen Lockdown, in unserer Stadt wegen des hohen Inzidenzwertes bereits ab heute.

Ich wünsche allen Lesern: Bleibt gesund! Und auch zuversichtlich, soweit möglich ...


Guten Morgen, Gruß Silvia 

Mittwoch, 28. Oktober 2020

27. Oktober 2020 - Vox - Das perfekte Dinner - Dienstag in Karlsruhe bei Karina

Foto: Marianne Mossel

Vorspeise: Linsensalat, Möhrensüppchen und Forellencarpaccio
Hauptgang: „Neeps & Tatties“ und Hirsch
Nachtisch: Schwarzwälder Kirschplotzer und Eiscreme mit karamellisierten Walnüssen


Niemand ist sicher ...

der sich einmal und vielleicht nach einem Gläschen zuviel leichtfertig bei Vox zum "perfekten Dinner" angemeldet hat. Datenlöschungen sind wohl nicht vorgesehen, und so können selbst Leute noch einen Anruf vom Produktions-Team bekommen, die ihre Bewerbung längst vergessen haben. Oder schlimmer noch: Menschen, die längst verstorben sind und deren Angehörige man nun belästigt.

Karinas Bewerbung liegt 13 Jahre zurück, aber sie nimmt es leicht, locker und leichtsinnig: sie meint, sie hätte inzwischen zumindest Kochen gelernt.

Aber wie das so ist mit den angepriesenen erworbenen Erfolgen ... nicht jeder kann sie am Ende nachvollziehen.

Karina hat 5 Kinder und ist als Sozialkompetenz-Trainerin tätig. Darunter kann ich mir zwar etwas vorstellen, aber es hapert überall an sichtbaren Ergebnissen ihrer Arbeit. Oder gibt es zu wenig Trainerinnen in diesem wichtigen Bereich? Ist der Beruf ein neuerer und die Früchte noch nicht erfahrbar? Ich halte mich zurück und konzentriere mich auf

Karinas Dinner-Abend.

Der mich schnell an meine Grenzen bringt, denn ihr Lachen ist inflationär und ihre Kochkünste stehen im krassen Gegensatz dazu. Wer permanent grundlos gackert, ist mir suspekt. Mit solchen Leuten kann man sich ja überhaupt nicht unterhalten.

Im privaten Umfeld würde ich spätestens nach dem 10. sinnbefreiten Lacher mal nach der Ursache der Heiterkeit fragen. Das dürfte bereits ein bisschen dieser gespielten Fröhlichkeit eindämpfen.


Das Dinner

In der Vorspeise passt das Eine nicht zu dem Anderen. Und das sogenannte Forellen-Carpaccio ähnelt einem hingeschmissenen Häuflein Irgendwas.

Der Teller zum Hauptgang sieht nun wirklich so unattraktiv aus wie es irgendwie möglich ist. Ich schwöre, dass ich in einer Mensa schon liebevoller angerichtete Teller gesehen habe.

Der Nachtisch-Kirschplotzer soll wie ein süßer Semmelknödel schmecken. Zum Nachzusammenmischen und -backen lädt der aber ganz sicherlich auch allein vom Ansehen her nicht ein.


Fazit

Victoria wünscht ihr - wie am Vortag auch schon Kevin - dass es Karinas perfektes Dinner war. Was soll dieser seltsame Wunsch eigentlich aussagen? Wem nützt er?

Die Punkte: Je 7 geben Victoria, Kevin und Elvira, 8 gibt Michael.

Mit 29 Punkten liegt Karina an der bisherigen Spitze der Tabelle.

Zum Abschluss die Frage an den Sender: Werden die Kandidaten knapp, wenn man jetzt auf Uralt-Bewerbungen zurückgreifen muss?


Guten Morgen, Gruß Silvia 


Dienstag, 27. Oktober 2020

26. Oktober 2020 - Vox - Das perfekte Dinner - Montag in Karlsruhe bei Kevin


Vorspeise:
Geeistes Gurke-Minz-Süppchen mit einer Dattel im Speckmantel und Frischkäsefüllung
Hauptgang: Rosa gebratener Rehrücken auf einem Karotten-Ingwerstampf an einem Kohlrabi-Schäumchen, dazu Preiselbeer-Rotwein-Soße
Nachtisch: Duett von Apfelcrumble und Sauerrahmeis


Club 27

Ganz sicher wünscht Kevin sich viel mehr Punkte, um mit einem Gewinn von 3.000 Euro verreisen zu können. Aber er kommt über den 27er Club nicht hinaus,

der wohl auch viel mehr Mitglieder hat als der 40er. Aber ich führe natürlich keine Statistik.

Es muss nicht lange nach den Dreharbeiten gewesen sein, als der Lockdown kam. Das bedeutete dann für Kevin, dass er als Keyboard-Spieler keine Auftritte mehr mit seiner Band hatte. Wie es für ihn ansonsten beruflich ausgesehen hat, weiß ich nicht ... er vertreibt Elektroartikel, glaube ich. Das ist sicherlich auch im Online-Handel möglich.

Allerdings muss er sich sehr wahrscheinlich gar keinen Kopf mehr darum machen, was er mit 3.000 Euro anstellen kann, weil ihn sicherlich die eine oder auch der andere punktemäßig überholen wird.


Das Menü

Sein geeistes Gurken-Minz-Süppchen hält er für eine Offenbarung, schluckt dann aber doch lieber einige lobende Worte über diese "Neuartigkeit" beim "Dinner" runter. Diese Suppe gab es schon ein paarmal. Auch ich habe die bereits zubereitet, aber als Highlight würde ich sie keinesfalls bezeichnen, eher als einmal reicht.

In einem Gasthaus erwirbt er einen Rehrücken. Der Jäger hat zum Glück getroffen, meint die Wirtin (oder wer auch immer sie ist). Na ja, wenn er genug Munition im Gewehr hat, wird der Jäger schon irgendwann treffen ...

Dazu serviert er ein paar Stämpfe. Und schon wird kritisiert, dass es keine Stämpfe sind, sondern Pürees. Heiliges Blechle!

Da mir heute auch nach Kleinlichkeit zumute ist, bitteschön: Entweder schreibe ich in die Menü-Karte Apple-Crumble oder ich schreibe Apfel-Streusel. Ein Mischmasch wirkt und ist unentschlossen.


Fazit

Michael und Karina mosern sich bereits an diesem Montag an die Spitze. Kann es Kevin der einen recht machen, hat der andere etwas daran auszusetzen. Und umgekehrt. Sie sitzen dort wie Karlsruher Laien-Richter und freuen sich bereits auf die Urteilsverkündung.

Die lautet: Je 7 Punkte bekommt Kevin von Karina, Elvira und Victoria, 6 gönnt ihm Michael.

Mein persönliches Fazit lautet, wie beinahe wochentäglich  (obwohl ich das natürlich nicht an jedem Tag äußere):

Diese Sendung ist nach wie vor viel zu lang, und dadurch wirkt sie meistens langatmig und künstlich in die Länge gestreckt.

Außerdem hat sie eine starke Konkurrenz, und das besonders in dieser Corona-Zeit: Die Tagesschau!

Natürlich haben gegen 20.00 Uhr bereits viele Leute alles über die aktuelle Lage gehört, was man nur hören kann - aber dennoch möchten andere nicht auf die Tagesschau verzichten.

Wenn man für eine Sendung etwas geändert haben möchte, dann muss man mit Einschaltquoten pokern. Das ist sowieso die einzige Sprache, die TV-Sender-Chefs verstehen.


Guten Morgen, Gruß Silvia 

Samstag, 24. Oktober 2020

24. Oktober 2020 - Ich bin ein Zirkus-Elefant



Auf dem Foto ist ein freier Elefant in Kenia zu sehen



Aus der Sicht eines Elefanten

Ich bin ein Zirkus-Opfer

Meine Art wurde für die Wildnis gemacht, in der wir uns in einem engen Verbund umeinander und um unseren Nachwuchs kümmern, und es hat uns nicht die Bohne interessiert, dass dies ein hartes Leben ist. Abgesehen von den Wilderern, die den Leuten unsere Stoßzähne verkaufen wollen,

weil sie wertvoller als Gold sind - und keiner weiß, warum das so sein muss - leben meine Artgenossen dort unserer Art gerecht. Es gibt Probleme hier und da und noch und nöcher, aber sie haben und sie beschützen einander.

Mir geht es dreckig. Ich bin ein Zirkus-Elefant. Kein Mensch kennt meine Herkunft, weil die verschwiegen wird,

wenn ich in der Manege den dummen Trottel für die noch dümmeren Trottel gebe. In einem Tutu, in den mehr Geld investiert wurde

als in mein Wohl-Ergehen, tanze ich den Tanz eines verzweifelten Elefanten.

Ich bin dick und gutmütig, aber manchmal gehen mit meinen Zirkus-Kollegen die "Pferde durch".

Tyke war solch eine Kollegin - jahrelang missbraucht, vermutlich nie satt geworden, von einem sogenannten Tier-Trainer auf strammen Gehorsam

dressiert, hat sie  am 20. August 1994 durchgedreht: Es war auf Honolulu. Sie stößt und tötet am Ende ihren Machthaber,

kann fliehen und wird auf ihrer Flucht mit 86 Schüssen getötet.

Nach langem Leiden hat sie einmal aufbegehrt und der Welt vor Augen geführt,

was diese längst vergessen hat und sowieso nicht die Bohne interessiert.

Meinen die stupiden Zirkus-Besucher eigentlich, wir Elefanten machen uns freiwillig zu einem Tanzmariechen oder einem erniedrigten Objekt?

Glaubt ihr Besucher eines Zirkusses denn, dass wir das gerne machen, um euch zu belustigen?

Wir Elefanten hassen es - und wenn sich dieser Hass Bahn bricht gegen unsere Willens-Brecher,

dann sind wir obendrein auch noch schuldig - und nicht die Opfer.

Ihr werdet erst euch selber und eure Mitmenschen verstehen, wenn ihr anfangt, uns Tiere zu begreifen. Wir haben euch jede Menge voraus,

zum Beispiel:

Geduld.
Leidensfähigkeit.
Resignation, von der ihr die Größe gar nicht mal erahnen könnt.

Besucht meine Art-Genossen in ihren Freiheiten und bewundert sie. Besucht mich nicht

im Zirkus.

Nur so kann meine Art eines Tages frei sein.


Guten Tag, Gruß Silvia 

24. Oktober 2020 - Eine sehr fiktive, aber zumindest ehrliche Trauerrede


 

Eine sehr fiktive, aber zumindest ehrliche
Trauerrede 

"Wir haben uns hier zusammen gefunden, um Claudius Kristen die letzte Ehre zu erweisen und ihm ein paar Worte mit auf den Weg zu geben. In seinen fast 70 Lebensjahren hat er sehr viel Zeit angesammelt, die diese letzten Worte rechtfertigen: 

Eines deiner letzten Worte, Claudius, vor deinem Tod war, dass du auf uns alle bei deiner Beerdigung pfeifst. Wir sind trotzdem zusammengekommen, um dir zu zeigen, wie man zurückpfeift.

Dein ganzes Leben bist du deinem Motto

Ich, Erste Person Einzahl

treu geblieben. Eine Treue, die kaum jemand vorweisen kann, wenn es um die besten Vorsätze geht. Darin warst du ein wahres Vorbild.

Von deinen drei Ehefrauen hast du irgendwann zwei glücklich gemacht, indem du dich von ihnen hast scheiden lassen. Die dritte sitzt hier in dieser

fröhlichen Runde und ab sofort ist auch sie glücklich:

Sie hat ausgeharrt, um deine fette Pension und dein bislang unter Verschluss gehaltenes Vermögen zu kassieren.

Am Ende lohnt sich auch so manch schwerer Einsatz. Als Dank wird sie gleich die finale erste Schippe Erde auf deinen Sarg werfen.

Du wolltest zwar eingeäschert werden, aber man bekommt weder im Leben noch im Tod alle Wünsche erfüllt. Wer wüsste das besser als du,

der du selten jemandem einen Wunsch erfüllt hast?

In manch schweren Stunden haben wir vergeblich auf deinen Beistand oder auch deine konkrete Hilfe gehofft, obwohl sich besonders einige Menschen durchaus bemüht haben,

aus dir einen vorzeigbaren Menschen zu machen. Vorzeigbar zum Beispiel für den Lieben Gott. Aber an den hast du nicht geglaubt,

dein Gott war die Rücksichtslosigkeit. Mögest du deinen ewigen Lohn dafür erhalten, den hast du dir verdient.

Denn deine Seele ist so schwarz wie es dort unten in der Grube dunkel ist.

Mögest du in der neuen Gemeinschaft, in die du vielleicht nun übergehst, viele von Deinesgleichen kennen lernen. Dann wirst du eventuell verstehen,

warum wir gleich die größte Party feiern, die man feiert, wenn der Anlass gegeben, die Freude groß und die Zukunft rosig ist.

Schlafe gut, Claudius. Wir werden dich schneller vergessen,

als du dein Ziel in der Hölle erreichen kannst.

Liebe Trauergemeinde, auf geht es, erst den guten Claudius verbuddeln und dann abrocken."


Guten Tag, Gruß Silvia 

Freitag, 23. Oktober 2020

23. Oktober 2020 - Vox - Das perfekte Dinner - Wer ist der Profi? Freitag in München bei Markus


Vorspeise:
Marinierter Thunfisch mit rosa gebratenem Kalbsfilet und glasierten Zwiebeln
Hauptgang: Steinbuttfilet mit lauwarmem Eigelb gefüllt, auf Selleriepüree, Spinat und Sauce Mignonette
Nachtisch: Mango-Joghurt Mousse mit Schokokegel


Köche  kochen und Hobby-Köche
spinnen es bis ins Unendliche weiter ...

Wer ist nicht begeistert von dem, was Markus heute hinlegt, und was ihn im Vorfeld beflügelt hat, sich für eine "Wer ist der Profi-Runde" zu bewerben?

Man mag sagen, dass zweimal Fisch und einmal davon ein intelligenter wie der Thunfisch, zuviel in einem Menü sind. Aber Markus, gar nicht unorientiert, lässt auch ein Kälbchen noch Hof halten.

Ich mag Markus, keine Frage, aber bei einer sehr bedrohten - aber immer treffsicheren, weil unheimlich leckereren - Wahl wie dem Thunfisch bin ich zwiegespalten. Er geht völlig auf Nummer Sicher.

Obwohl er auch mit seinen Kochkünsten allein hätte punkten können, egal, was er auf die Teller gebracht hätte.

Markus hat Klasse und entgleitet mir meinen bisherigen Kenntnissen über

Facility-Manager.

Ich habe hier so einige von ihnen kommen und gehen sehen, aber das waren und sind völlig andere Typen. Aber viel Zeit haben und hatten alle von ihnen,

denn die investieren sie selten in die Hauspflege.

Sorry, Markus, du bist sicher ein völlig anderer Hausmeister. Von sicher einem völlig differenten Haus.


Das Menü

kann schwach machen. Auch Leute, die sonst keinen Thunfisch mögen. Und die nur mal sündigen möchten.

Zur Vorspeise gefällt mir allerdings seine Anrichtungsweise (überhaupt)nicht: zu viel Fitzelskram rund um den edlen Fisch.

Fazit

Mein Montags-Tipp war, dass Nils der gesuchte Profi-Koch ist. Am Montag war es nur eine Intuition, seit Donnerstag hat er sich als Herd-Kenner geoutet. Ein Introvertierter,

der endlich ein bisschen aufgetaut ist.

Trotzdem ist es wie in einem Film: der Hobby-Koch schlägt den Profi um Längen mit

insgesamt 39 Punkten, die sich wie folgt zusammen setzen:

Je 10 von Dennis, Bernd und Miriam und 9 von Nils.

Nils muss sich jedoch nicht verstecken, er kocht eben anders als Markus, der Hobby-Koch-Affine, und eher für den täglichen Genuss.

Nils heißt in Wirklichkeit Jens und kocht im Bückeburger Schloss.

Von Vorteil für seinen Job ist es auch, dass er in einem Mehr-Generationen-Haus lebt, und dass alle auf seine Tochter achtgeben können,

während er seine Restaurant-Gäste erfreut.

Eine schöne Woche geht zu Ende.

Bis bald,

liebe Grüße, eure Silvia 





23. Oktober 2020 - Der Beichtstuhl

 

Foto: S. B., Rom


Der Beichtstuhl

Der katholische Pastor Jens Langohr plädierte seit langem dafür, dass er sich die Beichten seiner Schäfchen mit geschlossenen Augen anhören und somit die Dunkelheit des Stuhls voll nutzen konnte, indem er auch noch seine Augen verschlossen hielt.  Aber die Schäfchen

mussten am Ende ihrer Bekenntnisse natürlich eine gehörige Strafe aufgebrummt bekommen. Im Sinne von " 5 Rosenkränze und 3 Ave Maria beten"  etwa.

Hierfür musste Langohr als Richter fungieren und durfte selbstverständlich keine kleinen Sünden mit größeren Bußen belegen als die wirklich großen Sünden.

Allerdings kamen ihm große Sünden kaum je zu Ohren. Er fühlte sich mehr und mehr gelangweilt. Die Leute schienen zu glauben, dass es sich um Todsünden handelte, wenn sie ihrem Nachbarn einen guten Rutsch auf dem Schnee wünschten, im schlechtesten Sinne des Wortes natürlich. Also ... sie sollten schon drauf ausrutschen.

Na und? Das waren menschliche Regungen, die auf die Wirklichkeit keinen Einfluss hatten. Anders sähe es nur aus, wenn man den Nachbarn schubsen würde ... aber die meisten begnügten sich mit bösen Gedankengängen.

Neuerdings belästigten ihn auch reuige Sünder mit ihren Taten, die sie für soziale Netzwerke im Internet in die Tasten hackten. Immerhin schrieben sie (Langohrs Schäfchen) nur und setzten ihr Geschreibsel nicht in Tatsachen um.

Langohr fragte sich, ob Gott überhaupt Interesse am Internet hatte? Immerhin dürfte er inzwischen ein recht müder, alter Mann sein, der die Erschaffung der Welt ziemlich bereut.

Er gab den Menschen die Meinungsfreiheit mit auf den Weg, aber viele denken, sie haben Krawall-Freiheit. Die allein ist jedoch noch nicht strafbar, wenn auch verurteilenswürdig.

Egal, Pastor Langohr hatte die endlosen Sitzungen in seinem Beichtstuhl so satt. Noch nie war die Polizei auf ihn zugekommen, um ihn zum Brechen des Beichtgeheimnisses zu veranlassen. Noch nie hatte ihm jemand eine extrem böse Tat gebeichtet.

Er musste wirklich eine Horde von ziemlich lieben Art-Genossen in seiner Gemeinde beherbergen.

Und dann kam die Corona-Zeit. Schnell überschlugen sich die Beichtenden mit ihren Bekenntnissen zu mehr Egoismus als je zuvor. Sie beichteten, dass sie Klopapier horteten ... und somit dafür gesorgt hatten, dass es jetzt Leute gab, die keines mehr hatten.

Sie beichteten, dass sie gegenüber ihren Nächsten böser wurden, was ein Resultat aus eigenem Frust war.

Welche Buße sollte er den Klopapier-Sündern aufbürden? Um die Bösen wollte er sich aktuell nicht kümmern.

Pastor Langohr machte sich nach der fünfhundertsten Beichte der Klopapier-Art auf den Weg zum nächsten Supermarkt, um

Klopapier

in Mengen zu kaufen.

Sicher ist sicher.


Guten Tag, Gruß Silvia 

22. Oktober 2020 - Vox - Das perfekte Dinner - Wer ist der Profi? - Donnerstag in Petershagen (NRW) bei Dennis

Foto: S. B.

Vorspeise: Entenbrust, Rote Bete-Carpaccio, karamellisierter Crunch an Grün mit Nuss & Blüte
Hauptgang: Artischocken-Weißwein Risotto, Rind, Kräuterseitlinge an Mandel-Knoblauch-Jus
Nachtisch: Rote Beeren-Eis, Tonkabohnen-Sabayon, Zitrusfrucht-Kompott


Enttäuschte Erwartungen

Zumindest drei seiner Mit-Kandidaten sind heute enttäuscht, als sie feststellen müssen, dass Dennis vermutlich nicht der Profi-Koch ist. Ein Kandidat weiß es selbstverständlich naturgemäß besser, weil er selber der Profi ist. Agatha Christie hätte es kaum besser konstruieren können ... und Miriam versucht, durch "clevere" Fragen, den Profi-Koch vom zum Beispiel Verleiher von Gabelstaplern (Dennis' Beruf) zu unterscheiden. Sie gelangt jedoch zu dem Schluss, dass sie

Dennis' Menü in einem Sternelokal bestellen würde.

Wollte man seitens der Produktion der Sendung mehr verschleiern, wäre es ein Leichtes, zumindest diese lästige Fragerei nach den Berufen und nach dem Tarnberuf des Einen abzustellen.

Wir haben sowieso schon geschluckt, wie schlau Miriam ist. Miriam ist bereits mit vielen Profi-Köchen befreundet, und in dieser Woche kann sie ihrer "Sammlung" einen weiteren hinzufügen.

Ich frage mich, ob es echte oder z. B. Facebook-Freunde sind. Manche machen darin inzwischen keinen Unterschied mehr.


Das Menü

Die Entenbrust beräuchert Dennis vor dem Servieren, und ob das mehr als ein Show-Effekt ist (der im übrigen am Tisch nicht funktioniert), kann ich nicht beurteilen.

Sein Rinderfilet gart er nach der Sous-Vide-Methode. Das schafft allerdings jeder, und dafür muss niemand ein Profi-Koch sein.

Der Nachtisch hat den Hang zum Weg-Laufen. Blitzeis ist zudem kein guter Einfall für eine "Wer-ist-der-Profi-Sendung"! Zu simpel.

Fazit

In der Pause sprengt eine Werbesequenz beinahe meinen Fernseher: Henssler und Pocher in einer Sendung (Grill den Henssler?)! Die beiden kennen keinen Unterschied zwischen peinlich prollig und lustig. Lustig ist das auf keinen Fall.

Dagegen sind die fünf Teilnehmer in dieser Dinner-Woche geradezu vornehm. Sie wissen sich zu benehmen und müssen nicht in die Gossensprache abdriften. Fein!

Dennis' Punkte: 10 bekommt er von Miriam, 9 von Bernd, 8 von Markus und 7 von Nils. Mit 34 Zählern liegt er an der bislang 2. Stelle.

Wie schon am Montag orakelt (ob das richtig ist, wird sich noch zeigen), bleibe ich bis heute dabei, dass Nils der Profi-Koch ist.

Dass jedoch Markus ein starker Gegner für den bisher führenden Bernd ist, steht außer Frage. Für Markus gilt, am Finaltag 36 Punkte zu schlagen. 

Bis zur Enttarnung des gesuchten Profi-Kochs am Freitagabend vergeht noch manche Stunde. Für mich kein Problem, denn unter ausgeprägter Neugierde leide ich bestimmt nicht. Ich wünsche allen Lesern einen schönen und gesunden Tag.


Guten Morgen, Gruß Silvia 

Donnerstag, 22. Oktober 2020

21. Oktober 2020 - Vox - Das perfekte Dinner - Wer ist der Profi? - Mittwoch in Emmertal (Weserbergland) bei Bernd


Vorspeise
: Scharfe Jakobsmuschel, cremige Erbse und Salbei
Hauptgang: Rinderfilet und Sesam, Garnele und Vanille, Mango und Papaya
Nachtisch: Pannacotta, Kokos, Grenadine


Ein feuchtfröhlicher Abend

Kochen muss heute Bernd. Er lebt seit 28 Jahren unverheiratet mit Anja zusammen. Da kann man von wirklicher Freiwilligkeit sprechen, weil kein Papier die beiden zwingen würde, umständlich und auf dem Rechtsweg vertragsbrüchig werden zu müssen.

Gemeinsam geben sie in der Volkshochschule Kochkurse, und überhaupt hat das Kochen für sie einen hohen Stellenwert.

Unterdessen fühlt sich Miriam springlebendig und munter wie ein Reh im Wald, was immer das nun heißen soll. Es gibt schließlich auch angeschossene Rehe, und die sollen nicht einmal selten sein. Zum Glück verstehe ich das allermeiste von dem, was sie erzählt gar nicht. Das muss an meinem Fernseher-Ton liegen. 😅 Aber ich höre genau, wie sie Dennis erzählt, dass sie ihn bereits am 1. Abend für den gesuchten Profi-Koch gehalten hat.

Ich erinnere mich (auch genau), dass sie am 1. Abend Nils favorisiert hat. Erst 29 Jahre alt ist die Gute, aber das Gedächtnis schon nicht mehr das beste ...

Zumindest hat sie derart feine Geschmacksknospen, kennt sicher alle Köche der Nation, und besonders kann sie sehr gut exzellente Köche einschätzen. Vermutlich verzichtet sie in ihrem Zuhause auf haltbare und stabile Möbel (2 zusammengekrachte Billig-Stühle), um mehr Geld in Essen investieren zu können. Sie kennt sich nämlich mal so richtig aus ...

Trotzdem macht auch Bernd (nach Nils) ihr vor, wie man Gäste bewirtet und verwöhnt. Selbst die Tischdeko der beiden Männer war und ist besser als es ihre war.


Das Menü

Um nicht im einzelnen zu wiederholen, was Bernd in seinem Menü alles an Raffinesse investiert, sage ich nur:

Für einen Gasthaus-, Mensa- oder sonstigen Kantinen-Koch ist sein Gesamtkochwerk zu erlesen. Für einen Sternekoch fehlt hier und da ein bisschen, zum Beispiel eine höhere Geschwindigkeit. Als Hilfe für den Abend bentötigt er außerdem einen strikten Ablaufplan. Ich glaube nicht, dass ein Profi-Koch so etwas braucht.


Fazit

Die Gäste haben Spaß und lassen den Wein durch ihre Kehlen laufen. Das ist verbrieft durch einen voxschen Untertitel. Man merkt es allerdings auch.

Ich frage mich, ob es manchmal nach Drehschluss zu einem gemütlichen Beisammensein mit dem Dreh-Team kommt. Hier und heute könnte ich es mir gut vorstellen. Es wurde
1. vor der Corona-Zeit gedreht, und
2. ist solch gute Laune eben ansteckend, während
3. die Profi-Suche sicher nicht an aufeinander folgenden Tagen gedreht wird, sondern zumindest meistens ein Reisetag dazwischen liegt.

Wie auch immer.

Die Punkte: Die Gäste sind sich einig. Miriam, Nils, Dennis und Markus geben je 9 Zähler.

Mit 36 Punkten liegt Bernd an der bisherigen Spitze.

Insgesamt ist diese Runde sehr angenehm und homogen. Über Miriam als einzige Frau kann ich nicht viel sagen, denn meistens verstehe ich akustisch wirklich nicht, was sie erzählt.


Guten Morgen, Gruß Silvia 

Mittwoch, 21. Oktober 2020

20. Oktober 2020 - Vox - Das perfekte Dinner - Wer ist der Profi? - Dienstag in Hückeswagen bei Nils


Vorspeise
: Topinambursuppe, Krabbentoast, Wasabi, Apfel
Hauptgang: Reh, Rosenkohl, Pilze, Schupfnudeln
Nachtisch: Dalken, Powidl, Walnuss


Der Introvertierte

Nils sieht sich selber als introvertierten Menschen, und so kann man seinen Vorbereitungen fürs Dinner folgen, ohne mit jeder Menge Wörtern zugetextet zu werden. Zwischendurch ist das sehr entspannend. Seine Vor-Kocherin Miriam hingegen sieht sich als "Rampensau", und daher kommt Nils' Kochabend gerade richtig, um sich von Miriams zu erholen.

Im Grunde sind die meisten gesprochenen Wörter beim "perfekten Dinner" sowieso nichtssagend bis überflüssig. Es ist natürlich auch keine Talk-Show, in der jeder über sein eigenes Lebens vom Leder zieht. Trotzdem weiß man als Zuschauerin ein ganz klein wenig mehr über Nils als über Miriam, die ausschließlich gebrabbelt hat.

Nils lebt in einem Mehr-Generationen-Haus, gemeinsam mit seiner Tochter, seinen Eltern und einer Oma. Aber bereits zum Alter der Tochter schweigt er sich aus. Ende mit dem Zuschauer-Wissen!

Wie nur kam Nils auf die Idee, sich fürs "perfekte Dinner" zu bewerben? Immerhin würde er sich für seinen Koch-Abend selber 9 Punkte geben, was darauf schließen lässt, dass er einfach meint, er könne gut kochen - und dies zeigen möchte. Vielleicht möchte er es auch jemandem beweisen?

Vorstellbar wäre jedoch auch, dass die Produktions-Firma ihn "entdeckt" und einfach überredet hat, mitzuwirken. Das würde allerdings voraussetzen, dass er der Profi-Koch ist.

Ist er das?

Seine männlichen Mitstreiter halten es durchaus für möglich, dass Nils beruflich kocht, weil "er keinen Kochfehler" begangen hat, wie jemand sagt. Miriam allerdings ist der Meinung, dass er zuviel über seinen angeblichen Beruf des Musikinstrumente-Händlers weiß. Ja, Miriam ist ganz pfiffig, sie wird spätestens am Freitag wissen, wer der Profi ist.

Nils spielt nebenbei in einer Heavy-Metal-Band, was auch konträr zu seiner Introvertiertheit ist.

Die Show plätschert ruhig, aber durchaus nicht langweilig vor sich hin. Es macht ohnehin mehr Spaß, dem Kommentator zuzuhören, als Hobby-Köchen, die sich für den Nabel der Welt halten.

Nils Menü ist eher bodenständig, aber wäre durchaus in Gasthäusern erhältlich. Es gibt schließlich nicht nur Köche, die nach den Sternen greifen,

sondern viel mehr, die eine ganz andere Schiene fahren.

Die Punkte: 9 bekommt er von Dennis, je  8 geben ihm Bernd und Markus und 7 ist Miriam das Dinner wert. Mit insgesamt

32 Zählern liegt er trotzdem vor Miriam. Nils' Service war auch wesentlich besser.

Mein heutiges Foto erinnert an Nils Nachtisch, dem Walnuss-Parfait. Es erinnert auch ein bisschen an die drei Haselnüsse für Aschenbrödel,

und wenn ich mir etwas wünschen dürfte, dann,

dass alle gesund bleiben und diese schwierige Zeit überstehen, auch wirtschaftlich.

Ich weiß, der Wunsch ist so märchenhaft wie das Märchen selber.


Guten Morgen, Gruß Silvia 

Dienstag, 20. Oktober 2020

19. Oktober 2020 - Vox - Das perfekte Dinner - Wer ist der Profi - Montag in Berlin bei Miriam


Vorspeise:
Steckrübe, Ziegenkäse, Liebstöckel, Schwarze Johannisbeere
Hauptgang: Rehfilet, Topinambur, Tanne, Sanddorn
Nachtisch: Birne, Blauschimmel, Nuss


Nur das Kochen zählt

für Miriam. Alles andere läuft lediglich nebenbei, und weder hat sie ein Händchen noch einen Sinn für "Nebensächlichkeiten" wie

Besteck ... Weinflaschen rechtzeitig öffnen ... oder auch, endlich alle Essen fassen lassen anstatt eine Rede zu halten.

In dieser Woche wird wieder ein Profi-Koch oder eine Profi-Köchin gesucht. Miriam befindet sich in der Gesellschaft von Nils, Bernd, Dennis und Markus ...

und kann erst einmal von Glück sprechen, dass es vier Männer und nicht vier Frauen sind. Denn gleich zu Beginn kracht

der Billig-Stuhl unter Dennis zusammen. Aber nicht genug damit, kracht auch der zweite Stuhl, den er ergattern kann, ebenfalls unter ihm zusammen. Dabei ist Dennis - rein vom Ansehen her - nicht schwerer als seine Konkurrenten. Leider erwartet man als Zuschauerin einen dritten letzten Schnaufer solch eines Plastik-Stuhls.

Zum Glück passiert das nicht.

Das Menü

Miriam kann kochen. Und hat ausgesprochen interessante Ideen: So packt sie beispielsweise die Steckrübe in Salzteig, um sie darin etwa 3 Stunden im Backofen zu garen. Ob das für den Geschmack etwas bringt, mögen bitte andere beurteilen ... Ich kann mich nicht erinnern, jemals Steckrübe gegessen zu haben.

Ihren Hauptgang aromatisiert sie mit Tannen-Geschmack. Dafür hat sie extra ihren ollen Adventskranz aufbewahrt - hier hätten sicherlich ein paar Zweige ausgereicht, um bis zum nächsten Fest genügend Nadeln zur Verfügung zu haben. Ich stelle mir gerade den Kranz in einer Abstellkammer vor, wie er von Spinnen heimgesucht wird ...

Den Clou bewahrt sie sich für ihren Nachtisch auf: Blauschimmel-Eis.

Der Ideenreichtum kennt keine Grenzen, aber hier würde ich eindeutig sagen: Nein, danke! Nur, weil sie in einer "Profi-Woche" kocht, muss sie doch nicht mit solchen Geschmacksentgleisungen polarisieren.

Allenfalls würde mir das als Gruß aus Küche gefallen ... als Probierhappen.


Fazit

Miriam ist alles andere als eine gute Gastgeberin. Das Vorspeisen-Besteck muss sie erst einmal spülen, aber anstatt es rechtzeitig zum oder besser noch vor dem Hauptgang auf dem Tisch zu platzieren, bringt sie den Gästen ihre gefüllten Teller

und schwafelt minutenlang über das von ihr Gekochte. Klar, sie ist stolz auf ihre Leistung! Und etwas abgehoben meint sie,

es ginge hier nicht darum, die "perfekte Kellnerin" zu sein.

Doch, genau auch darum geht es in dieser Sendung!

Das Gesamtpaket muss stimmen, und das stimmt hier absolut nicht.

Es fehlt hier und da der Wein, es fehlt an ihrem nötigen Über- und Durchblick, es fehlt an vielen Dingen. Letztendlich ist der Hauptgang wegen ihrer ausführlichen Rede am Ende kalt.

Die Punkte: Je 8 bekommt sie von Nils, Dennis und Markus, 7 von Bernd. Mit 31 Zählern wird sie diese Runde vermutlich nicht gewinnen.

Aus dem Lameng heraus halte ich Nils für den gesuchten beruflich Kochenden. Dagegen spricht allerdings, dass er bereits am Dienstag kocht ...

die bisherigen Profis haben eher am Donnerstag oder Freitag zu Topf und Pfanne gegriffen.


Guten Morgen, Gruß Silvia 

Samstag, 17. Oktober 2020

17. Oktober 2020 - Ich bin ein heimatloser Hund

 

Paul ist nicht heimatlos, er dient nur als Symbol-Foto

Aus der Sicht eines Streuners

Ich bin ein heimatloser Hund

Schon als ich jung war, traten die Leute mich mit Füßen, aber ich konnte den meisten dieser demütigenden Ausfälle menschlichen Handelns  aus dem Weg gehen. Damals war ich noch schnell und wendig und gesund. Heute bin ich alt und sicher nicht mehr gesund,

aber kein Tierarzt hat sich je meiner diversen Wehwehchen angenommen, weil es niemanden kümmerte, ob ich gerade humpelte oder ein entzündetes Auge hatte oder mit einem gekrümmten Rücken schmerzlich meiner Wege ging.

Auf den Straßen haben wir Streuner uns mehr oder weniger um die Lebensmittel gekloppt, die herumlagen. Eher fanden wir Plastik oder weggeworfene Zigarettenkippen ... die jede Hoffnung auf einen gefüllten Magen zunichte machten.

Niemals besaß ich ein warmes Bettchen oder gar ein Dach über dem Kopf, das mich in sich einkuschelte. Manche von uns sind in harten Wintern auf den Straßen erfroren. Und andere wurden von Tierquälern totgeschlagen. Sie hatten keine Chance, sich zu wehren ... weil sie vom Leben auf den Straßen geschwächt und in ihrer Hoffnungslosigkeit längst erstarrt waren. Instinktiv dachten vielleicht viele von uns:

Lass es bald vorbei sein! Das Leben!

Nun bin ich schon sehr alt. Ich kann das nicht in Jahren beziffern, aber an den endlosen trostlos aneinander gereihten Tagen kann ich abschätzen, dass es nicht mehr viele sein werden, die nun noch folgen.

Wie schön wäre jetzt am Ende eine liebevolle menschliche Hand, die mich mit zu sich nach Hause nimmt, mich füttert, ohne dass ich das Futter verteidigen muss, mir ein paar Streicheleinheiten gibt und mir beweist, dass nicht alle Menschen böse sind.

Aber ich habe kein Vertrauen mehr. Will mich jemand mitnehmen, würde ich um mich schlagen. Die Jahre auf den Straßen haben mich zermürbt.

Ich bin ein heimatloser Hund, und als solcher werde ich sterben. Irgendwann findet mich die Müllabfuhr und entsorgt mich - genau so, wie sie jeden Müll entsorgt, der diesen Namen wirklich verdient hat.

Aber  ich bin kein Müll.
Ich bin ein fühlendes Wesen.

Und wer nach mir tritt, tritt nach Gottes Gedanke über eine friedliche und schöne Welt. Ich habe die nie kennen gelernt.

Ich kenne aber die Abgründe.
Ich kenne den Hunger.

Manchmal gehen die Streuner-Geschichten besser aus als meine, denn mein Leben ist bald vorbei. Und damit nicht irgendwer meinen

toten Körper findet,

verziehe ich mich nun tief in einen Wald. Dort werde ich sterben. Und am Ende wieder Eins mit der Natur. Meine Augen haben in viele Abgründe gesehen, ich bin müde.

Verzeiht mir mein Klagelied. Ich will und wollte nie Mitleid, sondern nur

Liebe, Verständnis, Geborgenheit ... das, was jeder sich wünscht.

Ich war der Streuner, den die Vorübergehenden verachtet haben.

Guten Tag, Gruß Silvia 


Freitag, 16. Oktober 2020

16. Oktober 2020 - Vox - Das perfekte Dinner - Freitag in Wiesbaden bei Joerg


Vorspeise
: "Smoke it": Riesengarnele auf Jakobsmuschel, Mango-Avocado-Salat und Apfel-Lauch
Hauptgang: "Hai, Anjin San!": Roastbeef vom Wagyu-Rind, Fünf-Pilz-Risotto und  gebackener Sesam-Rosenkohl
Nachtisch: "Biggy meets 2Pac!": East Coast Cheesecake, Westcoast Caramel


Der Wunsch-Amerikaner

Jeder von uns hat den einen oder anderen Wunsch, wo er sich eventuell zugehörig fühlen wollte. Joerg fühlt sich den USA zugehörig, obwohl er nicht dort geboren wurde. Seine Mutter heiratete einen Amerikaner, als er selber 11  Jahre alt war - und sie zogen in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten.

Er empfindet sich infolgedessen als Halb-Amerikaner. Von seinem leiblichen Vater ist keine Rede, und das kann natürlich viele Gründe haben.

Als was Lamia sich fühlt, habe ich in dieser Woche nicht wirklich herausbekommen: sie ist gebürtig - oder auch nicht gebürtig, sondern in Deutschland geboren - aus Tunesien, ging aber in Tunesien bis in die 1. Schulklasse dem dortigen Leben nach, bevor sie wieder oder auch zum zweiten Mal nach Deutschland kam.

Für sie ist unser Land vielleicht kein Traum, aber dass es sich hier gut lebt, weiß sie - und diese Sicherheit merkt man ihr an. Sie ist etabliert wie natürlich auch die gebürtigen Deutschen, und sie meckert gerne und ausführlich über alles, was sich ihr in den Weg stellt, aber sie ist nach wie vor

Muslimin.

Sie darf dieses und jenes nicht essen, und ich wundere mich, wie wenig sich eine Muslima integriert hat, denn

Religion ist nur Opium für das Volk und völlig deplatziert beim "perfekten Dinner". Selbst in Schulen sind religiöse Statements inzwischen weitgehend ausgemerzt.

Dies ist eine Unterhaltungs-Sendung, und keine, die ärgern sollte. Ärger lauert allerdings an jeder Ecke in diesem Format.


Der Amerikaner

ist also Joerg. Und ich wüsste gern, ob er Trump oder Biden wählt oder vielleicht sogar den irren Kanye West wählen würde, wenn er denn amerikanischer Staatsbürger wäre.

Er wählt erst einmal eine Riesengarnele auf Jakobs-Muscheln und investiert viel Geld ins Wagyue-Rindfleisch.

Unterdessen lachen sich Gabi und Lamia un-telegen in die Zuschauer-Erinnerung. Wenn es denn ein Lachen wäre, wäre es noch schön, aber es ist

eine Anreihung von lauten Gacker-Geräuschen, die wir alle zum Glück gerade hinter uns bringen.

Gaby ... als weltumreisende Flugbegleiterin setzt sich hier in Szene wie eine simple Saft-Schubserin. Die beiden haben sich gesucht und gefunden,

wobei ich glaube, dass sie sich nicht einmal besonders mögen und mittlerweile keinen Kontakt mehr zueinander haben.

Desweiteren legt sich Joerg ins Zeug, kann aber nicht einmal einen Blumentopf gewinnen.


Fazit

Die Erde in Joergs Blumentopf besteht nämlch aus: 8 Zutaten von Svenja und Pierre und je 6 von Gaby und Lamia.

Mit insgesamt 28 Zählern kann er die Umdrehungen von

Pierre nicht toppen. (Korrektur: Pierre hat Joerg nur 6 Punkte gegeben)

Ob Pierres Dinner besser oder schlechter als das von Joerg ist, kann und will ich nicht beurteilen, aber mit Pierre hat jemand gewonnen,

den ich von all den Teilnehmern in dieser Woche am meisten bevorzuge.

Er ist lässig, locker und kein Deut verbissen. Es war ihm vermutlich auch völlig wurscht, ob er gewinnt oder verliert,

bis er seine Gegner kennen gelernt hat.

Ich wünsche allen Lesern ein schönes und gesundes Wochenende.


Guten Abend, Gruß Silvia 

16. Oktober 2020 - Meine alte beste Freundin

 

Meine alte beste Freundin

Vielleicht war sie meine beste Freundin überhaupt, obwohl sich unsere Wege nach ein paar Jahren für immer getrennt haben. Sie hieß Gabi,

und ich traf sie, nachdem ich aus rein wirtschaftlichen Gründen seitens des Internats dieses verlassen musste,

um wieder in Dortmund zur Schule zu gehen. Die Nonnen hatten ein lukratives Angebot für das Grundstück mitten in Brilon Stadt (es gibt auch ein Brilon Wald) bekommen, dem sie nicht widerstehen konnten. Der alte (Internats-) Kasten wurde abgerissen, und auf dem begehrten Gelände entstand etwas Neues.

So kam ich in eine Klassengemeinschaft in einer Dortmunder Schule, die bereits seit Jahren bestand - und in der ich die Neue war. Für mich bedeutete dies im Vorfeld jede Menge Bauchschmerzen. Meine Sorge jedoch war weniger begründet als völlig natürlich.

Spätestens als sich herausstellte, dass ich keine Streberin war und nicht der Versuchung unterlag, irgendeinem Lehrer besonders gut gefallen zu wollen - war ich in der Klasse "angekommen" und aufgenommen.

Es folgten wunderbare letzte Schuljahre, die mich über den Verlust meines auch sehr geliebten Internats hinwegtrösteten.

Und in dieser Klasse war

Gabi

Jahrelang (auch noch nach der Schulzeit) standen wir uns in unablässigem, oberflächlichem Geschwätz sowie tiefschürfenden Gesprächen freundschaftlich zur Seite. Mehr noch klebten wir wie zwei Buchseiten aufeinander, und wir dachten nicht, dass jemand diesen Klebstoff je lösen könnte.

An jedem Freitag machten wir die Innenstadt so unsicher wie es in unseren Händen lag und hatten den Spaß unseres Lebens dabei. Überall kannte man uns nur als Doppelpack,

und das waren wir, obwohl wir vom Wesen her recht unterschiedlich waren. Gabi war die Extrovertierte, ich eher das Gegenteil davon. Aber wie sagt man so schön? - Wehe, wenn man sie von der Leine lässt!

Für uns war es auch kein Problem, wenn die Verknalltheit sich auf denselben Typen konzentrierte, obwohl ich darüber hier und jetzt nicht ins Detail gehe.

Wir waren ein Herz und eine Seele, ein Kopp und ein Arsch wie man in Dortmund sagt - und dennoch gab es am Ende etwas, das uns trennen sollte.


Der Mann

Irgendwann trat er in Gabis Leben. Das war abzusehen, normal und von mir akzeptiert, auch, wenn ich ausgerechnet diesen nicht besonders mochte. Vielleicht war ich aber nur eifersüchtig und hätte mich im Laufe der Zeit gut an ihn gewöhnen können, was ich allerdings heute noch nicht glaube.

Dazu kam es dann auch nicht.

Eines Abends stand er vor meiner Tür - ohne Gabi -. Eigentlich wollte ich ihn gar nicht rein lassen, denn mir schwante, dass mit ihm ein Unheil meine Wohnung betreten würde. Ich hätte das gar nicht genauer beziffern können, es war mehr ein Bauchgefühl.

So schnell es ging, bugsierte ich den aufdringlich gewordenen Kerl wieder nach draußen.

Heute wüsste ich, was man in solch einem Fall im Anschluss daran, und zwar schnell, macht. Damals fand ich seinen Gesamt-Auftritt ausgesprochen peinlich, auch für mich. Und ich überlegte vermutlich ein paar Tage zu lange,

um die Entscheidung zu treffen, Gabi davon zu erzählen.

Zu dem Zeitpunkt hatte er ihr bereits davon erzählt, aber das in einer Version, die so überhaupt nicht stattgefunden hatte und die mich in eine Position drängte, in der ich nie gewesen war.


Wem kann ich glauben

Gabi steckte in einem Dilemma und äußerte dies auch: Auf der einen Seite war ich ihre beste Freundin, auf der anderen Seite liebte sie diesen Mann.

Das Leben hat mich gelehrt, wer dabei auf der Strecke bleiben muss. Das ist in ähnlichen Geschichten nicht anders.

Gabi war geneigt, meiner Version zu glauben - die auch die richtige war. Ich hätte heute (aber damals auch nicht)  keinen Grund der Welt, hierüber die Unwahrheit zu sagen.

Aber er hatte die längeren Umarmungs-Besänftigungs-Arme, die überzeugenderen Argumente.

Langsam, nicht sofort,  zerbrach unsere Freundschaft. Er hatte einen Stachel zwischen uns gesät, und der arbeitete permanent an dem Ende unserer tiefen Verbundenheit und löste die zwei verklebten Buchseiten für immer.

Aber ehrlich gesagt, auch wenn sie nicht zerbrochen wäre, hätte es in Zukunft nie ein unbeschwertes Zu-Dritt  gegeben. Für mich war der Typ "gestorben", während Gabi mit ihm ihr Leben verbringen wollte.


Gabi

Etwa in 2013 oder 2014 waren viele Jahre vergangen, als ich mich auf die Suche nach Gabi machte. Ihre alte Telefon-Nummer stimmte nicht mehr. Aber nun gab es schließlich das Internet, und ich googelte.

Was ich fand, machte mich traurig: Gabi war sehr früh und jung, schon in 2008, gestorben.

Ruhe in Frieden, liebe Gabi. Ich habe dich nie vergessen.


Guten Tag, Gruß Silvia