Samstag, 24. Oktober 2020

24. Oktober 2020 - Eine sehr fiktive, aber zumindest ehrliche Trauerrede


 

Eine sehr fiktive, aber zumindest ehrliche
Trauerrede 

"Wir haben uns hier zusammen gefunden, um Claudius Kristen die letzte Ehre zu erweisen und ihm ein paar Worte mit auf den Weg zu geben. In seinen fast 70 Lebensjahren hat er sehr viel Zeit angesammelt, die diese letzten Worte rechtfertigen: 

Eines deiner letzten Worte, Claudius, vor deinem Tod war, dass du auf uns alle bei deiner Beerdigung pfeifst. Wir sind trotzdem zusammengekommen, um dir zu zeigen, wie man zurückpfeift.

Dein ganzes Leben bist du deinem Motto

Ich, Erste Person Einzahl

treu geblieben. Eine Treue, die kaum jemand vorweisen kann, wenn es um die besten Vorsätze geht. Darin warst du ein wahres Vorbild.

Von deinen drei Ehefrauen hast du irgendwann zwei glücklich gemacht, indem du dich von ihnen hast scheiden lassen. Die dritte sitzt hier in dieser

fröhlichen Runde und ab sofort ist auch sie glücklich:

Sie hat ausgeharrt, um deine fette Pension und dein bislang unter Verschluss gehaltenes Vermögen zu kassieren.

Am Ende lohnt sich auch so manch schwerer Einsatz. Als Dank wird sie gleich die finale erste Schippe Erde auf deinen Sarg werfen.

Du wolltest zwar eingeäschert werden, aber man bekommt weder im Leben noch im Tod alle Wünsche erfüllt. Wer wüsste das besser als du,

der du selten jemandem einen Wunsch erfüllt hast?

In manch schweren Stunden haben wir vergeblich auf deinen Beistand oder auch deine konkrete Hilfe gehofft, obwohl sich besonders einige Menschen durchaus bemüht haben,

aus dir einen vorzeigbaren Menschen zu machen. Vorzeigbar zum Beispiel für den Lieben Gott. Aber an den hast du nicht geglaubt,

dein Gott war die Rücksichtslosigkeit. Mögest du deinen ewigen Lohn dafür erhalten, den hast du dir verdient.

Denn deine Seele ist so schwarz wie es dort unten in der Grube dunkel ist.

Mögest du in der neuen Gemeinschaft, in die du vielleicht nun übergehst, viele von Deinesgleichen kennen lernen. Dann wirst du eventuell verstehen,

warum wir gleich die größte Party feiern, die man feiert, wenn der Anlass gegeben, die Freude groß und die Zukunft rosig ist.

Schlafe gut, Claudius. Wir werden dich schneller vergessen,

als du dein Ziel in der Hölle erreichen kannst.

Liebe Trauergemeinde, auf geht es, erst den guten Claudius verbuddeln und dann abrocken."


Guten Tag, Gruß Silvia 

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