Samstag, 30. November 2019

30. November 2019 - Trisomie 21, Bubu, Begegnungen


Trisomie 21, Bubu,
Begegnungen ...

Als Hundehalterin hat man vermutlich viel mehr Unterwegs-Begegnungen als andere Leute, und vor allem kommt man leicht mit anderen Menschen ins Gespräch. Sei es, weil die anderen selber einen Hund haben - oder mal eben eine Freundlichkeit über deinen Hund loswerden möchten. Jedenfalls sind dies zumeist Freundlichkeiten,

von eine paar verirrten Tierhassern mal abgesehen. Die überzeugt auch kein noch so süßer Hundeblick, die fühlen sich permanent gestört von Hunden auf Straßen. In Wäldern trifft man diese Typen üblicher Weise seltener, denn vermutlich mögen Hunde-Hasser auch keine Natur.

Aber hier und jetzt geht es gar nicht um Hunde, sondern um eine Begegnung (und die hätte es ohne meinen Hund Prinz nicht gegeben), an die ich mich noch heute erinnere, obwohl sie mindestens 17 Jahre zurückliegt, dafür aber häufiger stattfand.

Ausschlaggebend war natürlich "Prinz", der sich auf den ersten Blick in eine damals schon sehr alte Pudel-Mix-Hündin "Bubu" verknallte. Diese wurde öfter von ihrem Frauchen, das damals etwa 60 Jahre alt war, ausgeführt.

So kamen Bubus Frauchen und ich unweigerlich ins Gespräch. Und wir trafen uns häufig, rein zufällig, nie verabredet.

Prinz
war begeistert von Bubu, die, wie ich dann erfuhr, schon über 17 Jahre alt war - und ich war begeistert von Bubus Frauchen:

Sie und ihr Mann besaßen in unserer Stadt Bäckereien. Soviel weiß ich noch zu ihrem beruflichen Hintergrund.

Vor damals 27 Jahren dann waren sie Eltern eines Mädchens geworden. Das Mädchen hieß Carola.

Der Schock nach Carolas Geburt war groß, denn sie war mit Trisomie 21 belastet  (damals nannte man es allgemein noch das Down-Syndrom).

Es stellte die ganze Familie vor eine schwere Herausforderung. Einerseits konnte Carolas Mutter nicht mehr in vollem Umfang in den Bäckereien mitarbeiten, und andererseits musste die Familie sich völlig neu orientieren, denn alle wollten, dass Carola so viel wie möglich erlernen würde.


Sie ist das größte Geschenk meines Lebens

sagte Bubus Frauchen oft. Auch, wenn Carola anfangs nicht als ein wirkliches Geschenk betrachtet werden konnte. Wie sehr hatte man sich ein rundum gesundes Kind gewünscht! Das wünschen sich schließlich alle Eltern. Und am Ende müssen alle Eltern ihre Kinder  nehmen, wie sie  auf die Welt kommen, und es manchmal nicht  deshalb, sondern trotzdem lieben.

Carola erfuhr eine Rundum-Liebe und Versorgung und Förderung. Bubu gehörte zu ihrer Förderung dazu, und sie liebte den kleinen Hund heiß und innig.

Aber eine große Sorge hatte Carolas Mutter: Dass sie vor Carola diese Welt verlassen müsste. Ungern hätte sie sie mit einem ungewissen Schicksal zurückgelassen.

Ich habe Carola nie kennen gelernt, denn als ich ihre Mutter traf, war sie bereits seit mehr als 2 Jahren tot.

Sie war an einer Herzkrankheit gestorben. Nicht unüblich für Tri-Kinder.

Aber durch die vielen Geschichten ihrer Mutter war sie mir sehr vertraut, und es war beinahe, als hätte ich Carola gekannt.

Bubu ist übrigens 18 Jahre alt geworden.

Eine Geschichte, von der ich ohne meinen Hund nie etwas erfahren hätte.


Guten Tag, Gruß Silvia







29. November 2019 - Vox - Das perfekte Dinner - Freitag in München bei Sammr

Vorspeise: Sammr‘s Orient Zauber:  Ein Meer aus 1001 Nacht: Labne, Hummus, Batata-Hara, Baba Ghannouge mit frischem Fladenbrot de luxe
Hauptgang: Authentische Kafta Batata mit Reis und Taboulé auf Schiffchen
Nachtisch: Weißer arabischer Engel küsst exotische Früchte mit gerösteten Pistazien


Wenn es mir egal ist,
ist es mir egal

Damit meine ich, dass es mir völlig schnurzpiepegal ist, wer in dieser Woche gewinnt. Zwischen vier lauten, aufgedrehten Selbstdarstellern kann ich mich einfach nicht entscheiden, wem ich den Gewinn am meisten gönnen würde. Und der fünfte Teilnehmer, Michael, der von allen die meiste Gelassenheit zeigt und nicht wie eine falsch gepolte Batterie aufdreht - hat leider nicht so gut gekocht, dass man ihm den Sieg irgendwie zuschanzen könnte.

Sammr, gebürtig aus dem Libanon, macht sich viel Mühe mit seiner umfangreichen Vorspeise. Eigentlich müsste für jeden etwas dabei sein ...

aber da ist noch der Hauptdarsteller Konstantin, dem hier und da und eigentlich überall zuviel Säure dran ist.

Sauer macht ihn überhaupt nicht lustig, außer, er kann über eigene Gerichte jede Menge Limette reiben und das innovativ nennen oder auch: Limettenabrieb ist der Kick! Dieser Kick "holt" ihn heute nicht ab, wie er es formuliert.

Für seinen Hauptgang fällt Sammr nichts weiter ein als Hackfleisch, aber hier ein "relativ gutes" (seine Worte). Es ist eben alles relativ,

aber mein Gefallen an dieser Münchner Runde ist im relativ niedrigen Bereich.

Sammrs Punkte setzen sich aus je 8 von Pia, Melinda und Konstantin und 9 von Michael zusammen. Mir 33 Punkten zieht er gleich mit Konstantin -

aber die beiden Helden an ihren Herden gewinnen nicht diese Dinner-Woche und den Jackpot.

Den holt Melinda mit einem Pünktchen Vorsprung.

Im übrigen muss erwähnt werden, dass alle Teilnehmer in dieser Woche sehr fair bewertet haben. Warum also besonders Konstantin so viele Worte benutzen musste, um etwas niederzuschmettern, dem er am Ende trotzdem gute Punkte gibt, bleibt sein Geheimnis. Vermutlich hört er sich selber einfach gerne reden.

Melinda freut sich über ihren Sieg, mit dem sie natürlich gar nicht gerechnet hat, denn ihr ging es mehr darum, ihren Bock aufs Kochen auszuleben und andere Leute kennen zu lernen ... Laughing out loud.

Schon klar, dass sie dabei völlig vergisst, dass sie auch gerne mal ins Fernsehen wollte, um  dort ihre dollen 50 Minuten auszuleben.

Ich will nicht ins Fernsehen, aber ich will unbedingt und von Herzen allen Lesern ein schönes Wochenende wünschen.


Guten Morgen, Gruß Silvia

Freitag, 29. November 2019

29. November 2019 - Der November

Beide Fotos aus November

Der November

Als eher ungeliebter Monat steht er im Schatten und in der Dunkelheit. Oft hat er Nebel und Regen im Gepäck, aber was wäre ein November, wenn er nicht auch ein wenig sich selber treu bliebe? Wie auf dem Foto oben zu sehen ist, war er - zumindest hier in meiner Region - manchmal völlig un-authentisch, denn es gab viele Sonnenstunden

und ausgesprochen freundliche Tage.



Trotzdem ist das vielen noch nicht hell genug. Derart süchtig nach mehr Licht, öffnete unser Weihnachtsmarkt bereits am 14. November, andere Städte zogen eine Woche später nach:

 Weihnachten und Advent bereits im November

ist allerdings nicht im Sinn des 11. Monats.

Der möchte nicht, dass jetzt bereits auf den Dezember vorgegriffen und er in den Dezember verkleidet wird.. Er möchte eigenständig bleiben,

mit allen Fehlern und Vorzügen.

Der November ist der Monat, in dem aller Toten gedacht wird.

Allerheiligen und der darauf folgende Allerseelen-Tag ist für die Katholiken gedacht, und an Totensonntag gedenken vorwiegend die  evangelischen Christen der Verstorbenen. Ich bin in keiner Kirche Mitglied - und schätze diese Tage trotzdem.

Natürlich denkt jeder nicht nur im November an seine eigenen Verstorbenen, aber diese Tage haben ihre übergeordnete Existenzberechtigung und sollen an alle Toten erinnern, auch an die Verstorbenen der beiden Weltkriege.

Was wären wir ohne unsere Traditionen, ob man sie nun mag oder nicht, ihnen folgt oder sie ablehnt, sie gehören zu einem vollständigen Jahr einfach dazu. Sie tun niemandem weh, aber vielen Menschen gut.

Aber bitte:

Wer Allerheiligen, Allerseelen und Totensonntag abschaffen möchte - kann dies auch gleich mit Weihnachten und allen weiteren Festtagen des Jahres tun, die nur einen Hinweis darauf geben, wer wir sind, woher wir kommen ... und wo wir vielleicht bleiben möchten.

Im November wird nicht mal dem Totensonntag Ruhe gegönnt, wie es der 11. Monat gerne hätte: Auf vielen Weihnachtsmärkten stehen die Leute bereits in den Startlöchern,

um ab 18.00 Uhr das Weihnachtsgedudel aus allen Lautsprechern zu hören.

Eigentlich ist der November ein Monat, der sich ein wenig in sich selbst zurück zieht und auf sich besinnt - und das möchte er auch den Menschen vermitteln,

die durch ihn hindurch gehen. Stattdessen simulieren sie schon mal die Advents-Zeit ... und verpassen die Chancen für tiefe Gedanken.

Heute ist der vorletzte November-Tag, und der Monat fühlt sich arg gebeutelt, missverstanden und völlig falsch interpretiert.

Denn der November ist ein stiller Monat.

Aber niemand sollte die relative "Traurigkeit" dieses Monats als bedrohlich empfinden, sondern als Rückzug zu sich selber nutzen.

Dann darf man getrost froh sein, wenn der November vorbei ist. Aber erst ab übermorgen.


Guten Tag, Gruß Silvia


28. November 2019 - Vox - Das perfekte Dinner - Donnerstag in München bei Melinda

Vorspeise: Weißwurst-Ravioli
Hauptgang: Roastbeef mit Brezncrumble, Süßkartoffelpüree und Pimientos de Padron
Nachtisch: Giesinger Apfelkiacherl


Manches Fest ist ein Gesundheitstest - E. Horst Bellermann

Der nächste Klamotten-Motto-Abend findet bei Melinda statt, und das bedeutet, alle müssen Jogging-Hosen tragen. Endlich einmal passen Kleidungsstücke und Bierflaschen absolut zusammen, denn wenn ich an Jogging-Hosen denke, ist der Gedanke an eine Flasche Bier nicht mehr weit.

Doch Halt! Ich mag Bier sehr gern, wenn es aus meiner Region oder gar Stadt kommt


- aber eine Jogginghose besitze ich leider nicht.

Das ist nicht der einzige Grund, warum ich sehr froh bin, keine Teilnehmerin in dieser Dinner-Runde zu sein. Mir fehlt einfach die grundsolide Lautstärke, der alle mehr oder weniger in dieser Woche verfallen sind. Unterstützt wird diese durch ordentliches Bechern.

Melinda darf heute nicht nur bechern, sondern muss auch kochen. Kam sie mir an den Tagen zuvor etwas stiller vor, so ist sie heute um so lauter. Ihr ständiges

Bingo Bongo

ist hoffentlich noch politisch korrekt. Ich habe kurz gegooglet, denn ich kannte den Begriff nicht:

Heraus kam ein Film mit Adriano Celentano von 1982. Den Inhalt des Films habe ich nicht nachgelesen, denn der interessiert mich in etwa so wie das Geschwafel der dieswöchigen Teilnehmer. Allerdings ist die Gruppe auf andere Weise ziemlich ergiebig.

Neben Kochen interessiert Melinda sich für Howard Carpendale, ist verlobt und liebt Schlager. Nein, sie ist nicht mit Howard C. verlobt, sondern mit einem hoffentlich schlager-resistenten anderen Mann.

In der Küche hilft Susa, sozusagen als Chaos-Prophylaxe. Und Susa wird nicht immer freundlich von Melinda behandelt. Wenigstens ist Susa viel ruhiger unterwegs, sonst würde sie noch die ganze Dinner-Runde sprengen und die Hauptrolle übernehmen. Und um die herrscht ohnehin die größte Konkurrenz.

Konstantin gefällt es überhaupt nicht, dass Melinda eine Küchenhilfe einsetzt. Aber ich kann mich jetzt nicht um Konstantin kümmern.

Insgesamt bekommt Melinda für ihr Dinner 34 Punkte: Je 9 von Michael und Pia und je 8 von Konstantin und Sammr. Damit liegt sie an der vorläufigen Spitze.

Zum dritten Mal in dieser Woche gibt es Apfelküchle. Ihrer ist - jetzt kümmere ich mich doch noch am Rande um Konstantin - der bislang beste, was auch K. zugeben muss.

Der letzte Dinner-Abend steht bereits in den Startlöchern und unter dem Motto "Latino". Eigentlich dachte ich, dass jeder Abend unter dem Motto "Alkohol" abläuft.


Guten Morgen, Gruß Silvia



Donnerstag, 28. November 2019

27. November 2019 - Vox - Das perfekte Dinner - Mittwoch in München bei Michael

Luau auf Maui

Vorspeise: Beschwipster Koch trifft bayerische Garnele und Lachs, dazu hausgemachtes Brot und Kichererbsensalat
Hauptgang: Wilder Westen in Bayern: Ampertaler Bison mal anders, mit angerösteten Knödelscheiben und Apfelblaukraut
Nachtisch: Michis Apfelkiacherl: Ginsorbet mit 51 Botanicals und Tonkabohneneis


"Hang Loose"

bedeutet "immer schön locker bleiben", und nach diesem Motto spielen die dieswöchigen KöchInnen-Darsteller auch ihre Rollen, und positionieren sich vor allem durch Lautstärke und vordergründig unbändige Fröhlichkeit. Da kann das Klamotten-Motto:

"Hawaii"

nur unterstützend wirken. Denn wie kann man, in ein Hawaii-Hemd gekleidet, ein Miesepeter-Gesicht aufsetzen? Geht ja eigentlich gar nicht.

Ich schustere die Idee zu diesem knallbunten Motto Konstantin oder Pia zu, denen beim täglichen Anblick ihrer Tapeten Hawaii einfallen muss. Obwohl es auf den Inseln dann doch ganz anders ist, als man sich das so vorstellt ...

Immer schön locker und zusätzlich der Küche fern bleiben, denkt sich auch Michael, der erst einmal seine Frau Tanja einen Brotteig herstellen lässt. Und für die Zuschauer fast geräuschlos, düsen Flugzeuge vom Münchener Airport durchs Bild ... Nur 18 km von Start- und Landebahnen entfernt wohnt Michael in einem schönen Haus.

Beruflich vertreibt er Gin, was für eine Teilnahme beim "Dinner" nicht verkehrt sein kann, und in dieser Woche ohnehin zum reichlich fließenden Alkohol-Motto passt. Ein Hand-Tremor hat einst Michaels Friseur-"Karriere" beendet. Ein Hand-Tremor kann z. B. bei Nervosität auftreten und ist dann nicht pathologisch bedingt. Auch Angst oder Coffein  kann sich begünstigend auf diesen physiologischen Nachteil auswirken. Vom Alkohol will ich gar nicht schreiben.

Es ist erst einmal positiv, dass das Film-Team nicht permanent seine Hände fotografiert. Aber der Tremor ist vielleicht auch der Grund für die allgemeine Unruhe, die Michael besonders ab dem Hauptgang an den Tag legt:

Er serviert nur einen Teil des Menüs und verschwindet wieder in der Küche. Die Gäste sind offenbar sehr hungrig und beginnen schon einmal, Messer und Gabel ins Essen zu stecken. Aber auch, nachdem Michael den Rest serviert, kommt keine Ruhe in den Mann. Was er wo und warum jetzt noch Wichtiges zu erledigen hat anstatt sich mit an den Tisch zu setzen, bleibt geheim.

Ich bleibe dann mal für mich bei "Hang Loose" (mit dem typischen Handzeichen),


denn mir tun eher die direkten Nachbarn Michaels leid, die während der Menü-Pausen von ein paar ausgesprochen fröhlich sein wollenden Gästen lautstark belästigt werden. An den Fluglärm werden die zwar gewöhnt sein, aber wenn eine ganze Meute sich Gehör verschaffen will, ist das schon eine andere Baustelle.

Ernst wird es erst abseits des Esstisches, als alle Gäste ihre Meinungen über Michaels Dinner konkretisieren sollen:

Man hat mehr erwartet, lautet die allgemeine Kritik. In der Tat ist es eine eher seltsame Vorspeise mit zum Teil fast rohen Garnelen. Das Fleisch im Hauptgang ist vermutlich ein nicht geeignetes für eine kurze Garweise. Die Messer schaffen kaum das Schneiden.

Herrgott noch mal, warum ist Google erfunden worden,

wenn es niemand nutzt?

Oder warum hat Michael nicht seine Frau Tanja alles zubereiten lassen?

Michael bekommt von Sammr, Pia und Melinda je 7 und von Konstantin 6 Punkte. Das schubst ihn auf den bislang letzten Platz.

Er kann insgesamt eben besser kritisieren als selber kochen. Damit ist er jedoch Mitglied in einem ziemlich großen Verein.


Guten Morgen, Gruß Silvia







Mittwoch, 27. November 2019

26. November 2019 - Vox - Das perfekte Dinner - Dienstag in München bei Konstantin

Foto: I. N.

Vorspeise: Die drei Gaudinockerln: Breznknödel und Pfifferlinge in einer Rahmsoße, Käsknödel mit brauner Butter und Leberknödel mit braunen Zwiebeln, dazu selbstgemachte Suppe
Hauptgang: Der wuide Ox‘s: Geschmorte Ochsenbäckchen mit Limetten-Sellerie-Kartoffelstampf und Röstgemüse
Nachtisch: Der Himmel der Bayern: Apfelkücherl mit Bayrischer Creme an Früchten der Saison und Karamell-Splittern


Nervensäge

und ich bin froh darüber, dass mein eigenes Nervenkostüm derart stabil ist, dass ich mich am Ende der Sendung nicht selber wie elektrisch aufgeladen fühle. Konstantin legt vor, wie man es nicht machen sollte. Der ist so jeck, dass man teilweise denkt: Das kann doch nicht wahr sein. Sowas gibt es doch gar nicht.

Er ist Systemgastronom auf dem Viktualienmarkt, was auch immer das bedeutet. Heute geht das System Konstantin baden.

Ach nein, baden geht er eher nicht. In seinem von Schweiß durchtränktem Hemd steht er in der Küche, rührt in Töpfen und füllt die Teller. Da würde jeder Spurensicherer der Kripo an simpel auffindbare Kontamination denken.

Mir fällt Prinz Andrew ein, dem im Falkland-Krieg die Fähigkeit des Schwitzens abhanden gekommen sein soll. Das sind zwar reine Nicht-Mediziner-Erkenntnisse, aber die dienen ja auch nur als Ausrede.

Nun muss Konstantin nicht in einen Krieg ziehen, sondern einfach mal sein Bad zwischendurch aufsuchen und das Hemd wechseln. Warum ihm das nicht einen Augenblick lang in den Sinn kommt, ist nicht nachvollziehbar. Für sein Menü verplempert er ohnehin schon genug Zeit, so dass die paar Minuten einer Erfrischung nicht mehr ins Gewicht fielen.

Im Gegenteil macht er sich einen Spaß daraus, sein Schwitzen zu erwähnen.

Mir vergeht die Lust auf meinen kleinen Abendsnack - vor dem Bildschirm genossen -. Der muss heute weg fallen.

Da hilft es auch nichts, dass Konstantin kochen kann und krass auf Sieg setzt. Immerhin feiert er sich nach jedem fertigen Gang,

als hätte er den Kilimandscharo im Durchmarsch erzwungen.

Unterdessen zeigen sich Pia und Michael kritisch. Trotzdem vergisst sie nicht ihr helles, lautes und weit offenen Mundes dargebrachtes Lachen. Man könnte ihr für eine Magenspiegelung die Kamera einfach vor den Mund halten - und käme zu dem heutigen Ergebnis

von 8 Punkten, abgelesen an Pias Magenfreude.  Sammr und Michael tun es ihr gleich, während Melinda begeisterte 9 Zähler raus rückt.

Somit liegt Konstantin bislang auf dem 1. Platz. Ob das so bleibt, ist unklar, aber um den 1. Platz der nervigsten Dinner-Teilnehmer  muss er nicht fürchten.

Ich kann mir immerhin gut vorstellen, wie das damals abging, als er seine jetzige Frau Birgit bei einem Bayern München-Spiel kennen gelernt hat. Im Stadion wird er inzwischen sicher einen Ehrenplatz in Kamera-Nähe haben, um seinen Verein lautstark zu unterstützen. - Aber vermutlich bin ich als Dortmunderin einfach nur neidisch. Schon klar.

Ich habe fertig.


Guten Morgen, Gruß Silvia



Dienstag, 26. November 2019

25. November 2019 - Vox - Das perfekte Dinner - Montag in München bei Pia

Vorspeise: Dreierlei von Roter Bete
Hauptgang: Kalbsfilet mit Kartoffel-Nuss-Stampf und Erbsenpüree mit Zuckerschoten
Nachtisch: New York-Cheesecake mit Avocado-Limetten-Jalapeno-Eis und karamellisiertem Popcorn


Aufgedreht und vom TV-Team abgedreht

Abgedreht ist auch Pias Wohnung. Bereits im Flur kann man sich gruseln, und die Location-Scouts von "Midsomer Murders" (Inspektor Barnaby) hätten wesentlich mehr Freude daran als ich:

Aufgespießte Insekten, Masken, Geweihe, bayrische Hüte. Aber nicht allein im Eingangsbereich droht das Gruseln, denn im Wohnzimmer hängt ein ausgestopfter Rehkopf an der Wand, der auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes auf eine knallgrüne Tapete mit riesigen Palmenwedeln guckt. Nein, das arme Reh kann ja nicht mehr gucken. Und die posthume Verschandelung hätte man ihm genau so wie den Schmetterlingen und anderen Insekten ersparen sollen.

Pia fühlt sich offenbar ziemlich wohl in diesem Friedhofsgewölbe, denn ihr Lachen schallt permanent durch alle Räume und über die Mikrofone bis hinein in die Wohnungen der Zuschauer, die noch Lust darauf haben, dass Pia zum Kochen übergeht.

Als hätte sie nie etwas anderes als Fernsehen gemacht, ist sie aufgedreht bis zum Anschlag, rührt zwischendurch in Töpfen oder schleckt sich die Finger oder fummelt in ihren Haaren, je nach Bedarf.

Schwer vorstellbar, dass ihr Mann Max ihr den Heiratsantrag ganz romantisch bei einem Sonnenuntergang im Grand Canyon gemacht haben soll ... Pia grölt doch locker jede Romantik einfach weg.

Allerdings sind ihre Gäste größtenteils genau so drauf. Hauptsache laut, Hauptsache gackern, und manchmal sprechen alle gleichzeitig, was vermutlich die

pure Freude darüber ist, endlich ins Fernsehen zu kommen.

Michael gibt seinen ersten Vollrausch mit Whisky zum Besten, den er mit 16 Jahren hatte. Da will Konstantin aber nicht zurückstehen und berichtet von seinem allerersten Hangover, den er mit Hilfe von Eierlikör hatte. Von Eierlikör muss man schon sehr viel trinken, um besoffen zu werden - oder eben noch sehr, sehr jung sein ...

Insgesamt wird dem Alkohol gut zugesprochen, denn der löst schließlich die letzte Hemmschwelle in AusWohlgefallen auf.

Von so viel Drüber-Sein bin ich schlichtweg überfordert. Dann der permanente Anblick dieser Tapete, die so richtig Lust aufs Abreißen macht.

Pia bekommt auch noch Punkte für ihr Dinner, die sind dann ganz simpel: Je 8 ergeben großzügige 32.

Ich bin froh, gleich zu "Midsomer Murders" umschalten zu können, denn da geht es handfest und handwerklich gut zur Sache.


Guten Morgen, Gruß Silvia

Samstag, 23. November 2019

23. November 2019 - Mein Hunde-Sohn Robin - 49. Teil



49. Teil
Mein Hundesohn Robin


Prinz und Robin - Ähnlichkeiten und Verschiedenheiten

Eine lange Weile habe ich pausiert mit Robins Geschichte, die, wenn es ums rein Schriftliche geht, ohnehin - und leider - bald fertig geschrieben worden wäre. Einiges habe ich erzählt, vieles nicht, denn es sollte kein Buch, sondern nur eine längere Abhandlung über Robins Leben sein und einen Teil desselben erzählen.

Die Pause resultierte auch wegen seiner Operation am 2. April 2019, in der ihm beide Augen entfernt wurden, und ich nicht die rechte Muße hatte, viel Bleibendes darüber zu schreiben. Und ich denke, er hat sich bis zu seinem Lebensende am 6. September 2019 nicht damit abgefunden, nun blind zu sein. Während ich in der Zeit seiner Blindheit nicht einfach nur in der Geschichte fortfahren konnte, als sei nichts Dramatisches passiert. Kurz gesagt: Ich konnte keine fröhlichen Worte für einen traurigen Zustand finden, auch, wenn diese fröhlichen Beschreibungen seinem Leben vor seiner Blindheit gegolten hätten.

In meiner Trauer um Robin kommen auch andere Gedanken, an einen anderen Hund, der Prinz hieß, wieder ans Tageslicht. Einst sollte Robin mir helfen, Prinz' Tod besser zu verkraften -

stattdessen habe ich gemerkt, dass ich durch Robin derart abgelenkt war, dass meine Trauer um Prinz bereits 9 Wochen nach seinem Tod keine wesentliche Rolle mehr in meinem Leben spielte. Das war ein Fehler! Aber damals dachte ich, es sei gut so, denn ändern konnte ich schließlich nichts.

Robin wurde am 13. Januar 2004 geboren. Prinz starb am 22. Januar 2004.

Ich habe meine Trauer damals "unterbrochen" und trauere nun um zwei Hunde, Prinz und Robin.

Robin war genau 9 Wochen alt, als ich ihn zu mir holte.

Eigentlich hatte ich keinen anderen Hund gewollt. Und ich hasste die Nachfragen von Bekannten, die wissen wollten, ob und wann ich mir einen neuen Hund ins Leben hole (na ja, sie haben eher gesagt: zulege). Das war undenkbar,

denn Prinz war einzigartig, und das ist er auch heute noch in meiner Erinnerung.

An einem Tag sagte eine Bekannte zu mir: Vielleicht brauchen Sie keinen neuen Hund, aber vielleicht braucht dieser Hund Sie!

Das war der Punkt, an dem es in meinem Kopf Click gemacht hat. Seit jenem fernen Tag dachte ich darüber nach.

Ganz klar war es, dass der andere Hund auch ein Yorkie sein sollte wie Prinz. Tief im Innern habe ich wohl gehofft, eine Art Klon von dem tollen Prinz zu bekommen -

was ich mit Robin bekam, war so ungefähr das Gegenteil von einem Prinz-Klon.

Am Ende beider Leben gab es in etwa nur eine einzige Gemeinsamkeit, die aber auch keine wirkliche war:

Beide starben an Nierenversagen.

Prinz allerdings bereits mit 6 Jahren, 1 Monat und 4 Tagen - und Robin mit 15 Jahren, 7 Monaten und 3  Wochen.

Und schon bin ich bei den Unterschieden der beiden, die auch im Gesundheitszustand lagen. Prinz hatte bereits als Welpe Zahn-Probleme (ihm mussten Milchzähne gezogen werden, weil sonst die neuen Zähne keinen Platz gehabt hätten),  und er hatte einen Unterbiss - während Robin das beste Gebiss hatte, das man sich denken konnte. Das änderte sich erst im Alter.

Prinz hatte öfter Wehwehchen, die behandelt werden mussten. Robin war lange Jahre kerngesund.


Unterschiede

Wenn ich mit Prinz raus gegangen bin, habe ich immer gesagt: "Komm, Prinz, wir treffen deine Freunde."

Bei Robin lautete das gleiche Ritual: "Komm, Robin, wir treffen deine Feinde."

Das beschreibt in etwa den größten Gegensatz, der ihnen zu eigen war. Prinz war mit allen Hunden verträglich,

Robin nur mit ausgewählten. Und dass, obwohl er als der größte Küsser im ganzen großen Umfeld galt. Aber schließlich hat er nur diejenigen - Hündinnen oder Rüden, da machte er keinen Unterschied - geküsst, die er besonders mochte, und erst im Laufe der Zeit wurden das immer mehr. Nur als Welpe mochte er alle Hunde, war jedoch im Umkehrschluss für viele ein nerviger Welpe, der ständig aufs Küssen aus war.

Prinz war der unabhängigste Hund, den man sich vorstellen kann: Er ist kaum jemals, egal wo wir waren, angeleint gelaufen. Waren wir in einem bestimmten Lokal und ihm wurde langweilig, drehte er mal schnell eine kurze Runde durch den anliegenden Park - und war nach 10 Minuten wieder da.

Diese Freiheit wollte ich später Robin nicht mehr gönnen - aus Sorge. Denn man konnte nie ahnen, wen er unterwegs treffen würde.

Heute würde ich es auch einem Prinz nicht mehr erlauben - denn auf diese Art sind vielleicht auch schon Hunde verschwunden, weil sie gestohlen wurden.


Prinz

Eine kleine Geschichte, die ihn gut beschreibt: Wir waren oft in unserem hiesigen Park, und an einem Nachmittag war Prinz plötzlich spurlos verschwunden. Ich wartete dort, wo ich ihn verloren hatte. Er kam nach etwa einer halben Stunde zurück. Es war eine der längsten halben Stunden meines Lebens - aber am nächsten Tag passierte genau das gleiche wieder. Und in den folgenden zwei Wochen auch.

Ich konnte mich trotzdem nicht überwinden, ihn anzuleinen ... er hätte das nicht verstanden. Also blieb ich ratlos und spekulierte ergebnislos.

Nach diesen 2 Wochen kam eine Frau mit ihrer Hündin zu mir. Prinz hatte sie in dieser langen Zeit jeden Tag begleitet, weil die Hündin läufig war. Erst als sie mit ihrer Hündin zur Straße ging, kehrte Prinz um,

denn ohne ein Kommando von mir oder meinem Mann durfte Prinz keine Straße überqueren.

Ähnliche Geschichten gibt es viele. Prinz war eben verrückt nach läufigen Hündinnen. Aber uns dennoch treu ergeben.

Prinz


Robin

liebte die "heißen" Mädchen ebenfalls, aber er ging nie weiter als in einem angemessenen Abstand und Sichtweite zu mir. Nur einmal hat ihn seine Männlichkeit derart überrumpelt, dass er quer durch den Wald einer läufigen Hündin hinterher lief. Wer weiß, wie schnell ein Hund rennen kann, ahnt, dass ich nicht in genau diesem Tempo hinterher kam. Aber Robin kam einer vom Laufen atemlosen Silvia am Ende wieder entgegen.

Robin liebte Menschen. Die meisten. Die, die er gerne traf, waren in der Überzahl - aber manche Leute konnten sich auf den Kopf stellen, sie interessierten ihn absolut nicht.


Prinz

machte einen stets großen Bogen um Hunde, die ihm gefährlich erschienen. Er ist nie gebissen oder angegriffen worden - noch hat er jemals andere angegriffen.

Prinz

Robin

war ein anderes Kaliber. Er zierte sich nicht, denn wenn ihm eine Rüde nicht gefiel, zeigte er ihm das auch deutlich. Anfangs hatte ich große Angst vor unserem täglichen Waldspaziergang: Hoffentlich bringe ich ihn heil und gesund zurück, war mein einziger Wunsch.

Einige Male wurde er von stärkeren Rüden in die Schranken gewiesen, aber es gab nie große Blessuren. Einmal blutete er ein wenig auf dem Rücken, auf den ihn einer geworfen hatte. Gelernt hat er nichts daraus, denn ein paar Minuten später konnte es passieren, dass er sich wieder mit einem "Kollegen" ins Kriegsgewimmel stürzen wollte.

Robin mit Bienchen


Intelligenz

In mancher Hinsicht war Prinz dem Anschein nach klüger als Robin, weil er sich auf keine Grabenkämpfe einließ. Allerdings war dies eher nur eine Schwäche von Robin, der Größte und Stärkste von allen sein zu wollen, obwohl dies natürlich nicht zutraf. Prinz besaß mehr Gelassenheit und Nachsicht, Robin war in anderer Hinsicht ein kluger Kopf. Nie stürzte er sich kopflos in Abenteuer, sondern überlegte, bevor er etwas tat, und sei es nur, auf die Couch zu springen.

Besonders als er älter wurde, sah man es förmlich in seinem Kopf rotieren - ob er dieses oder jenes wagen oder lieber sein lassen sollte.


Trauer

Natürlich habe ich oft von Prinz gesprochen, während Robin an meiner Seite war. Prinz und ich hatten herrliche Erlebnisse - wenn ich da nur an unsere längere Zeit auf Zeeland zurück denke. Drei Monate waren wir dort. Aber all die Erinnerungen hörten auf, zu schmerzen, als Robin in mein Leben kam - und es auf den jugendlich wirren Kopf stellte. Er verlangte so viel Aufmerksamkeit, dass die Traurigkeit verflog.

Im Nachhinein war es nur oberflächlich gesehen ein Fehler, dass ich Prinz' Platz bereits nach 9 Wochen vergeben habe. Denn hätte ich es nicht,

ich hätte nicht diese vielen Jahre mit Robin erlebt.

Prinz hatte ich ja nicht vergessen, nur weil es Robin gab.

Trotzdem blieb die Trauer um Prinz unausgelebt. Und ich merke nun, dass ich mitten in der Trauer um zwei Hunde stehe.

Sie waren die Allerbesten, jeder auf seine Art und zum Glück sehr verschieden. Jetzt habe ich noch meine über 16 Jahre alte Malteserin Bienchen an der Seite,

und ich werde Robin nun ganz sicher durch keinen anderen Hund ersetzen oder meine Trauer auffangen lassen.

Tiere geben so viel Liebe - zu dem Preis, dass sie uns am Ende das Herz brechen. Dieses Teure muss ich nun bezahlen.


Wer mehr über Robins Leben erfahren möchte, sollte am Ende dieses Beitrages auf "Label" clicken, dann erscheinen alle anderen Beiträge, von 1 bis 49.


Copyright Silvia Gehrmann
Fortsetzung folgt




22. November 2019 - Vox - Das perfekte Dinner - Freitag in Frankfurt bei Assia

Vorspeise: Chorba begleitet von 4 maghrebinischen Horsd'oevres, dazu Brot nach Tatas Rezept
Hauptgang: Lamm trifft Rind - Brochette, Couscous, Zucchini, Zwiebelreduktion
Nachtisch: Goldener Abschluss: Ile flotante mal anders, begleitet von 2 süßen maghrebinischen Überraschungen


"Kochen ist nichts Schlimmes"

hat Assia eines Tages festgestellt und sich nach und nach fürs "perfekte Dinner" fit gekocht. Und schlimm ist Kochen natürlich nicht, wenn man für Freunde oder die Familie Essen zubereitet. Wie das Kochen für Fremde verläuft, ist ein bisschen wie Kismet. Mal schmeckt es dem einen weniger gut als der anderen, und natürlich ist niemand abgeneigt, aus solch einer Woche, die am Ende mit 3.000 Euro belohnt wird, als Sieger hervorzugehen. Denn noch sitzen nicht nur neue Freunde an den Tischen, sondern vor allem Konkurrenten.

Daher stimmt die überaus betüddelnde und ein wenig nervige Gastgeberin bei Tisch schon mal das Lied

Herzilein, du musst nicht traurig sein ... an. Und nein, auch ich weiß nicht, wie das textlich weiter geht, aber das Wesentliche wird schließlich gesungen.

Zum Glück kann Assia nur dann wie eine Glucke um ihre Gäste herumschwirren, wenn sie anwesend und nicht in der Küche beschäftigt ist. Fast möchte ich glauben, dass sie auch ihren Namen tanzen kann.

Kurz komme ich zum Anlass der Zusammenkunft oder auch zum Alibi, das diese Sendung vordergründig zu einer Kochsendung macht: Zum Menü.

Bei der Vorspeise verliere ich den Überblick. Und der Nachtisch sieht einfach nur phantastisch aus. Einen eher bescheidenen Anblick bietet der Hauptgang mit dem mehr gekochten als gebratenen Doppelauftritt von zwei Fleischsorten. Auch das nachträgliche Aufspießen des Fleisches macht den Anblick nicht besser. Und der Couscous sieht wirklich verdammt trocken aus.

Die im Anschluss erfolgende Punkte-Vergabe möchte ich nicht weiter bewerten, denn die fällt ziemlich unterschiedlich aus:

Charlotte und Carmen geben je 9 Punkte, Stephan 7 und Abdelouahid (jetzt kann ich den Namen endlich auswendig schreiben, und schon sehe ich ihn nie wieder) zückt 6 Punkte.

Insgesamt liegt Assia mit 31 Zählern hinter Carmen auf Platz 2. Carmen darf sich nun überlegen, ob sie mit dem gewonnenen Geld unter anderem einen

Soßenkurs belegen möchte, denn die Soße ist die hohe Disziplin der Kochkunst, und ausgerechnet die ist ihr am Montag gründlich misslungen.

Weil auch Freundlichkeit eine gute Disziplin ist, wünsche ich allen Lesern ein schönes Wochenende mit vielen guten Stunden, bestem Essen und all dem, was sich jeder selber wünscht.


Guten Morgen, Gruß Silvia





Freitag, 22. November 2019

22. November 2019 - Alternative Fakten: Höchste Not im Jahr 2028



Alternative Fakten
Höchste Not im Jahr 2028

Nichts ist so ernüchternd wie die Wahrheit in dem Jahr 2028.  Noch können die Menschen auf vorhandenes Wissen zurück greifen,

denn noch gibt es Ärzte und Wissenschaftler anderer Art. Allerdings fehlt es ihnen desaströs an Nachwuchs.

Die Universitäten sind beinahe leergefegt. Niemand will mehr studieren. Die wenigen, die es noch versuchen, müssen auf veraltetes Wissen von 2019 zurück greifen, denn viel Neues ist seitdem nicht erforscht worden.

Schlimm dran sind die Leute, deren Klos verstopft sind. Einen Klempner zu finden, grenzt an einen Sechser im Lotto.

Eine kleine Marktlücke haben 80jährige Klempner oder auch Dachdecker für sich entdeckt: Sie können die Engpässe für eine Weile aufhalten und dabei ihre Renten enorm aufbessern.

Besonders für den Beruf des Dachdeckers scheint es jedoch ziemlich bedenklich ... Aber wo Mut ist, ist auch ein Weg aufs Dach.

Haare schneiden kann sich zur Not jeder selber, denn Friseure sind ebenfalls so gut wie ausgestorben, denn wer arbeitet noch für einen Hungerlohn, wenn der große Raibach ruft:

Apropos Raibach!

Ihm zuliebe haben die meisten Leute Berufswünsche ad acta gelegt und sind nun als Influencer unterwegs.

Aber wer kann wen noch beeinflussen, wenn jeder sich in derselben Spur bewegt?

Wer 10 Jahre zuvor mit dem Influencer-Gen gutes Geld einnehmen konnte, von verdienen will ich gar nicht reden,

der kraucht heute am Existensminimum. Sprich: Mindestlohn! Und das für Influencer, ein Skandal!

Aber der Minderheit der arbeitenden, lehrenden oder lernenden Bevölkerung steht eine Mehrheit der Influencer gegenüber.

Die wenigen Leute, die noch aktiv und nicht nur formal in der Politik tätig sind, stehen kurz vor dem Beschluss,

das Internet zu kappen,

damit das Leben wieder für alle lebenswert wird.

Leider ist es ausgesprochen schwierig, die Mitglieder des Bundesrates an einen Tisch zu bekommen, um die erforderliche Stimmenmehrheit für dieses Gesetz zu erlangen.

Sie versuchen sich auch gerade als Influencer. Ein bisschen spät zwar, aber nicht unüblich für Politiker, die in vielen Fällen vieles zu spät bemerken.




Guten Tag, Gruß Silvia 



21. November 2019 - Vox - Das perfekte Dinner - Donnerstag in Frankfurt bei Stephan

Vorspeise: Waldorf-Roll, pochiertes Ei mit Chorizo und Kaviar
Hauptgang: Lammlachse mit Portwein-Chili-Sauce, Pürees von Kartoffel und Süßkartoffel, Spinat
Nachtisch: Frankfurter Cremeschnitte mit Salzschaumkaramell


Das Frankfurter Dinner-Kränzchen

plätschert vor sich hin wie der Main.

Mir fällt Johann Wolfgang von Goethe ein, hier geboren und als Liebhaber guten Essens bekannt: "Das Essen soll zuerst das Auge erfreuen und dann den Magen." Dass das Auge mitisst, ist also nichts Neues.

Beim "perfekten Dinner" und als Zuschauerin vor dem Bildschirm "isst" jedoch auch mein Ohr mit, und manchmal muss es sogar Unbegreifliches verdauen:

Die ausgesprochen selbstbewusste Charlotte sieht sich nach 3 Dinner-Tagen auf dem 1. Platz, während sie der Hausmannskost-Köchin Carmen den letzten Platz zuschanzt. Ich komme in die seltene Gelegenheit, Charlotte diesen Irrtum von Herzen zu gönnen,

und freue mich am Freitag auf ihren Blick, wenn sie sehen wird, dass es genau andersrum ist.

Heute muss Stephan zeigen, was er in der Küche beherrscht. Er hat bereits Koch-Show-Erfahrung, aber ich verpasse wohl den Teil der Sendung, in dem er erwähnt, in welchen Shows er bereits unterwegs war. Unwichtig! Muss man nicht drüber reden!

Zur Vorspeise frage ich ganz wertneutral, ob Chorizo und Kaviar auf einem pochierten Ei wohl schmecken? Kann ich mir eigentlich nicht vorstellen, aber

schon bekomme ich beinahe Mitleid, weil sein Hauptgang ein bisschen den Main runtergeht. Das Fleisch kommt zu roh aus dem Ofen, und während der Nachgar-Zeit wird der Süßkartoffel-Stampf kalt. Ganze 70 Minuten benötigt er insgesamt, um seinen Hauptgang auf den Tisch zu bringen.

Seine Eigenkreation eines Frankfurter Kranzes steht ebenfalls in der Kritik und besonders im Visier von Charlotte:

Hat er etwa Puddingpulver verwendet?

Hat er! Sie hätte gut und gern hier eine kleine Notlüge als Antwort kassieren dürfen, aber Stephan entscheidet sich für die Wahrheit.

Carmen ihrerseits scheint mit dem Frankfurter Kranz inmitten des Frankfurter Dinner-Kränzchens hochzufrieden zu sein: Altbewährtes kennt sie und mag sie.

Stephan darf jetzt 30 Punkte sein Eigen nennen: Je 7 von Abdelouahid und Charlotte, und je 8 von Assia und Carmen.

Damit lässt er Charlotte ebenfalls hinter sich. Für manche kommt es manchmal ganz schön dicke, und manchen gönnt man dies sogar.

Ich hingegen gönne heute allenfalls und allen einen schönen Freitag.


Guten Morgen, Gruß Silvia

Donnerstag, 21. November 2019

20. November 2019 - Vox - Das perfekte Dinner - Mittwoch in Frankfurt bei Charlotte


Vorspeise: Schmackofatzi : Im romantisch Grünen: Avocado, Gurke, Rote Bete, Sesamwürfel, Brot
Hauptgang: Wilder Dumpling im Bambuskorb: Karottencarbonara, Babyspinat, Cashewsauce
Nachtisch: Harte Schale, weicher Kern: Matcha, Mango



Der Vorteil, wenn man sich selber lobt, liegt darin, dass man dick und genau an der richtigen Stelle auftragen kann.

Samuel Butler der Ältere (1612 - 1680), englischer Dichter und Satiriker

Mein herzlichster Glückwunsch geht in Richtung Charlotte, die sich ihrer Kochkünste so sicher ist, dass sie gleich zu Beginn große Worte raushaut:

"Ich will mit Kochen die Leute in meinen Bann ziehen."

Wow! Welch ein Spruch! Welch eine Selbsteinschätzung!

Auch später nach Vollendung ihres Dinners hält sie daran fest und würde sich für das Angebotene 9 bis 10 Punkte geben. Immerhin lässt sie ein klein wenig Luft nach unten raus und würde sich fürs Gastgeben lediglich 8 Zähler zuschanzen.

Das ist schon mal ein bisschen realistischer, denn ich sehe z. B.  leere Gläser, als sie den Hauptgang serviert.

Doch zunächst müssen ihre Gäste vor der Haustür ein Tänzchen aufführen, bevor sie auf den Türöffner drückt und sie in den 6. Stock hinauf lässt. Ein bisschen ist das wie der Tanz um das Goldene Kalb, das hier Charlotte heißt - und noch mehr ist das albern.

Natürlich ist ihr Dinner innovativ und modern, und Ahnung vom Kochen hat sie vermutlich ebenso wie von der Dichtung von Speisekarten. Avocados sind wohl eine Lieblingszutat, und die finden sich somit selbst im Nachtisch wieder. Das ist nicht jedermanns Sache. Aber Stephans Kritik hierzu und zu anderen Bestandteilen kann ich nachvollziehen, und er äußert sie schließlich nicht böse, sondern sachlich.

Der Hauptgang besteht aus gehacktem Hirschfleisch, eingepackt in Teigtaschen. Karottencarbonara sind eine gute Idee, aber ich werde sie nicht aufgreifen.

Eigenlob stinkt.
Freundeslob hinkt.
Fremdenlob klingt. - Deutsches Sprichwort

Nach diesem Motto bekommt Charlotte am Ende 29 Zähler, und es ist nicht sicher, wie sie die ihren Freunden erklären wird oder gar dem eigenen Ego.

Je 7 Punkte geben Abdelhouahid, Assia und Carmen, und 8 steuert Stephan hinzu.

Um am Ende ihre eigenen Eingangs-Worte noch einmal heranzuziehen:

Mich hat sie nicht in ihren Bann gezogen.


Guten Morgen, Gruß Silvia 


Mittwoch, 20. November 2019

19. November 2019 - Vox - Das perfekte Dinner - Dienstag in Frankfurt bei Abdelouahid

Vorspeise: Weiße Tomatencremesuppe mit Einlage, dazu hausgemachtes Pizzabrot
Hauptgang: Rotbarsch-Loin, Fregola Sarda (sardische Hartweizengrieß-Nudeln), mediterranes Gemüse und Salsiccia
Nachtisch: Hausgemachtes Pistazien-Parfait an rotem Fruchtspiegel



Das Salz in der Suppe

ist eher dadurch bekannt, dass es fehlt, anstatt in Überdosierung vorhanden zu sein. Aber damit ist schließlich nicht die Suppe gemeint, die man essen kann - sondern eine ganze Geschichte. So kann es passieren, dass der Story das Salz in der Suppe fehlt, während in der Tomatensuppe zuviel vorhanden ist. Abdelouahid meint es etwas zu gut mit dem Salz, aber das steckt vielleicht in der Suppeneinlage, die ich nicht identifizieren kann.

Doch es gibt noch mehr Beklagenswertes an der Vorspeise, denn das Pizza-Brot soll zu kross sein.

Trotzdem kommt mir bei seinen locker über den Bildschirm flatternden Vorbereitungen zu dem Dinner der Gedanke, dass Abdelouahid durchaus ein

ausgebildeter Koch sein könnte. Jetzt arbeitet er als Fleischerei-Verkäufer, was dem nicht entgegen stehen muss. Seinen Arbeitgeber lobt er in hohen Tönen, aber ein Werbegang zu demselben bleibt uns erspart.

Abdelouahid hat einen marokkanischen Vater, ist aber ein Hessischer Junge, wie man ihn sich vorstellt. Sein Name soll "Diener von Gott" bedeuten,

was absolut einfacher in der Tastatur greifbar ist als Abdelouahid. Daniel Werner, der Kommentator, bricht sich beim Aussprechen des halben Vornamens, der Rufnamenabkürzung, beinahe die Zunge ab. Keine Probleme mit dem Aussprechen seines Namens hat

Mops Pablo, denn der springt anstatt ihn anzusprechen einfach voller Freude an seinem Herrchen hoch. Er würde ihn wohl gern zu einem gemeinsamen Spaziergang animieren,

aber Abdelouahids Frau Tiffany betritt und verlässt ebenso schnell die Szene - und nimmt Don Pablo mit.

Stattdessen sind nun seine Gäste anwesend, die brav die salzige Suppe auslöffeln. Versalzen kann sie also nicht sein.

Aber sein Dinner gehört auch nicht in die Kategorie "Hausmannskost" und findet daher bei Carmen das wenigste Verständnis. Zum Hauptgang erwartet sie mehr Gemüse als nur den servierten Fenchel. Eine Kritik, die sie an den Haaren herbeizieht. Aber es ist wie immer: Mal ist es zu wenig, mal zu viel. Nur richtig ist es beinahe nie.

Leider überholt Abdelouahid Carmen nicht, sondern bleibt einen Punkt hinter ihr zurück:

Je 8 Zähler bekommt er von Stephan, Assia und Charlotte und 7 von Carmen. Das ergeben 31 Zähler, und da hilft auch kein Zuschauer-Veto.

Im übrigen kann ich erzählen, dass bei mir niemals etwas versalzen sein könnte, denn mein Salzbedarf für einen angenehmen Geschmack ist äußerst gering - aber ich stelle das Salz als wichtigen Darsteller immer in die Mitte des Tisches.


Guten Morgen, Gruß Silvia 



Dienstag, 19. November 2019

18. November 2019 - Vox - Das perfekte Dinner - Montag in Frankfurt bei Carmen

Vorspeise: Markklößchen-Rindersuppe vom Galloway
Hauptgang: Sauerbraten vom Galloway-Rind mit Kartoffelpüree und Kräutern der grünen Soße, Brokkoli mit Mandelbutter
Nachtisch: Sorbet vom grünen Apfel mit Ebbelwoi, dazu Apfelweintorte





Das Pech, was mer net hawwe, is unser Glück. - Frankfurter Spruch

Wenn Vox auf Frankfurt trifft, kann man das kurz fuchsig als "Fox" zusammensetzen. Der deutsche Aphoristiker Ulrich Erkenbrecht nennt Frankfurt auch: Bankfurt, Krankfurt, Bankrottfurt oder Mainhatten, wobei ich einige Begriffe weg gelassen habe, die mir nun gar nicht erklären, warum er sie für Frankfurt am Main benutzt hat.

So kompliziert geht es bei Carmen heute nicht zu: Sie hat sich vor 2 Jahren fürs "Dinner" beworben, und schwupps, darf sie auch bereits vor Kameras kochen. Manche mussten viel länger auf ihren Fernseh-Auftritt warten.

Liegt eine längere Wartezeit eventuell auch an einer eingereichten Menü-Karte? Das einzige, was die Omas der Zuschauer im allgemeinen wohl nicht kannten, ist das Galloway-Rind auf Carmens Speisekarte, aber ansonsten ist alles im Grie-Soß-Bereich. Carmen hat keine Überraschungen auf der Karte, sie setzt auf Altbekanntes - und das muss auch gar nicht verkehrt sein. Ein als am Ende perfekt anzusehendes Dinner jedoch erfordert mehr Innovation und auch Mut.

Mut hat Carmen vor 3 Jahren gezeigt, als sie ihren Karl-Heinz geheiratet hat und nicht nur mit ihm, sondern gleich mit Kindern und Enkeln auf eine Hochzeitsreise gegangen ist. Es scheint ein inniger Patchwork-Verbund zu herrschen,

und der Partykeller spricht dafür, dass hier viel gefeiert wird. Obwohl solch ein Keller auch etwas gestrig ist, und, falls ich mich irre und die wieder hochmodern sind,

dann ist Carmens und Karl-Heinz* Party-Location mit Resterampen-Möbeln eingerichtet. Eben genau so, wie man sich das vorstellt. Wie ich mir das vorstelle.

Sehr positiv fällt mir der dicke Schäferhund Lou auf. Ach nein, das ist ja nur das Fell, das ihn so dick erscheinen lässt, erklärt Carmen. Der Hund ist lieb und sabotiert überhaupt keine Küchenarbeiten mit seiner Anwesenheit, aber zu moppelig ist er trotzdem: Ich bin schon in der Lage, das Fell vom Gesamtgewicht des Hundes abzuziehen.

Carmen hat am Ende kein Pech mit ihren Gästen, die ihr mit viel Glück 32 Punkte ins Haus schneien lassen: Je 8 von jedem Gast. Das ist lieb. Und vielleicht auch gerechtfertigt, ich kann es nicht beurteilen. 

Bislang ist alles im grünen Bereich, wenn auch niemand der Frankfurter die 7 Kräuter für die Grüne Soße auswendig aufsagen kann. Mag daran liegen, dass man die dort schon fertig gebündelt auf den Märkten kaufen kann.

Ich war früher sehr oft in Frankfurt. Aber das ist schon eine Weile her, und in Erinnerung geblieben ist mir fast nur, dass ich nie einen Ebbelwoi getrunken habe. Über sonstige Erinnerungen: Mantel des Schweigens.


Guten Morgen, Gruß Silvia



Samstag, 16. November 2019

16. November 2019 - Alle Jahre wieder - Die wunderbare Lindt-Familie



Anhand der Lindt-Weihnachtsbroschüre, kostenlos im Handel
Die wunderbare Lindt-Familie

... der ich mich zweimal im Jahr, vor Ostern und vor Weihnachten, widme, enttäuscht auch diesmal nicht - zumindest dann nicht, wenn man es mag, aus der Realität zu flüchten und sich am Glitzer mehr erfreut als an der schnöden Wirklichkeit. Was ist schon Wahrheit gegen ein paar simple Hochglanz-Darstellungen?

Das Heftchen habe ich am 22. Oktober erobern können, und es feiert bereits auf einer der ersten Seiten nicht nur die Weihnachtszeit, sondern suggeriert auch noch, den

Winter zu genießen. Dabei dauert es noch glatte 2 Monate, bis es Winter ist. Und Weihnachten selber fällt nur ganz knapp in diese Jahreszeit.

Allerdings hört sich Winter viel heimeliger an als Herbst, was das alles logischer macht.

Aber auf den ersten Seiten ist eine positive Meldung, die ein bisschen durch das Kleingedruckte minimiert wird:

Für jeden verkauften Teddy (100 g) spendet Lindt an die Organisation BILD hilft e. V. "Ein Herz für Kinder" 50 Cent.

Im Kleingedruckten bemerkt man dann die Limitierung der Spenden auf 200.000 Teddys. Beinahe hätte ich diese Kleinigkeit übersehen ...

Aber ich bin eine Füchsin.





Eine Human-Touch-Story?

Im Anschluss verfolge ich die Geschichte dieser wunderbaren Lindt-Familie, die genau so fotografiert wird, wie man sie sich in Statistiken gerne vorstellen möchte:

Eltern, 2 Kinder, natürlich ein Junge, ein Mädchen und das Großelternpaar.

Übrigens wird die Großmutter jedes Jahr jünger, und ihr Ausschnitt, den sie an die Schokoladentafel trägt, ist kurz vor knapp und bedeckt noch alles, zeigt aber ihr makelloses Dekolletè. Die Macher des Magazins beherrschen sowohl Maske als auch Fotoshop.

Dann fällt mir auf, dass es in dieser von Lindt vermutlich als Durchschnittsfamilie deklarierten Familie, überhaupt keine Tiere gibt

(die aus Schokolade mal ausgenommen),

obwohl ich gerne gesehen hätte, wie eine Katze auf dem Tannenbaum schaukelt.

Aber es gibt immerhin auch keine schokoladenverschmierten Kinder, und das, obwohl die Kleidung der Süßen vorwiegend weiß ist.

Mögen die eigentlich keine Lindt-Schokolade?

Doch Johann Lafer wird ihnen schon auf die Schoko-Sprünge helfen, denn wie in jedem Jahr spielt er auch diesmal eine Rolle und es steht endlich fest, was ihm vorher, wenn man es wörtlich nimmt,

gefehlt hat: In diesem Jahr wird Weihnachten bei Johann Lafer besonders festlich! Folglich festlicher als in vielen Jahren zuvor. Deutsche Sprache - schwierige Sprache - und voller Tücken.

Allerdings sieht sein Christmas Naked-Cake besonders schön aus, wenn ich auch hier bemerken muss, dass er mir viel zu viel Bisquit-Teig und zu wenig Füllung beinhaltet.

Aussehen ist eben die Hauptsache in diesem Prospekt. Inhalte? Kann ja niemand probieren!

Probleme werden ausgesperrt. Lärmend aussehende Patchwork-Familien, die sich offensichtlich streiten gibt es ebenso wenig wie einen Obdachlosen,

der an die Weihnachts-Tafel gebeten wird.

Ich komme also zurück zum

Human-Touch

und stelle fest, dass der völlig fehlt.

Dieses Lindt-Heftchen ist lediglich so wie es jedes Jahr ist:

Belanglos, wenig innovativ, auf Nummer Sicher setzend.

Man traut sich nicht, neue Wege einzuschlagen wie z. B. diese absolut sterile Familie, zu der man überhaupt keinen Zugang findet, einmal auszutauschen gegen eine vielleicht fetzige. Oder einfach nur gegen eine realistischere.

Oder gegen deine Familie, in der die Post abgeht und Schokoladen-Reste am Ende in der Waschmaschine landen.


Guten Tag, Gruß Silvia