Omma war die Beste
Wer hat immer das genau richtige Pflaster in der richtigen Größe direkt zur Hand, wenn die Enkelkinder mit aufgeschrappten Knien heulend zu ihr rennen? Wer hat immer ein liebes Wort genau dann, wann es gebraucht wird? Wer hält stets das Bonus-Taschengeld bereit und legt am Ende gerne noch etwas drauf?
Das sind die Omas.
Da ergeht es heutigen Kindern vermutlich nicht anders als uns damals. Wer Glück hat, besitzt sogar zwei Omas - und wer noch mehr Glück hat, der lebt in einer Patchwork-Familie mit mindestens drei Omas.
Ich hatte nur diese eine. Aber sie hat dafür Sorge getragen, dass ich meine andere Großmutter - so sehr das vielleicht auch meine Mutter erstaunt (oder gekränkt) hat, nie vermisst habe. Ich glaube, ich habe an diese fremde Großmutter
keinen Gedanken verschwendet im Hinblick darauf, dass sie auch meine Omma hätte sein können. Eher war sie eine interessante Person in den Erzählungen meiner Mutter. Sie tauchte hin und wieder darin auf, verschwand dann aber wieder ...
während meine Omma immer da war. Sie war der vermutlich präsenteste Mensch in meinem ganzen Leben.
Dass ich schon gleich nach meiner Geburt die Stelle Nr. 1 bei ihr einnahm,
ist mir zwar nicht immer nur gut bekommen, aber es hat sich verdammt gut angefühlt. Hier wusste ich, dass an ihrer Liebe weder etwas Falsches noch etwas Berechnendes war.
Eine recht einfache Liebe von meiner Person aus gesehen - erworben durch meine
Geburt. Ich habe also erst einmal nichts dafür leisten müssen.
Diese Liebe, die auf inniger Gegenseitigkeit beruhte, hielt bis zu ihrem Tod.
Sie überstand schwierige Pubertäts-Zeiten - in denen niemand vor der Rebellion einer Teenagerin sicher ist. Sie überstand die Demenz-Erkrankung meiner Oma. Und sie hält
nicht nur eigentlich bis heute an. Es gibt keinen einzigen bösen Gedanken, den ich je für meine Oma gehabt hätte.
Natürlich war sie nicht nur meine Oma, sondern auch die Mutter meines Vaters und die Schwiegermutter meiner Mutter ...
da mag es zumindest von Seiten meiner Mutter gegenüber meiner Omma schon mal differenzierter ausgesehen haben.
Es gibt diese Geschichte, die mir am Rande und als sehr kleine irgendwann erzählt wurde: Meine Mutter, gebürtig aus Allenstein in Ostpreußen, war evangelisch.
Meine Oma und daher auch mein Vater waren katholisch. Vor der Eheschließung hat meine Oma - ganz im Stil alter Herrschaftshäuser
(was hier jedoch in keiner Weise zutraf) -
von meiner Mutter erwartet, dass sie konvertiert. Sie hat es getan - später
sind meine Eltern beide aus der katholischen Kirche ausgetreten und haben es meiner Oma verschwiegen.
Dennoch verstanden sich auch Omma und Mamma leidlich gut, wenn sie sich vielleicht auch nicht gerade liebten.
Zumindest war Omma ihr dankbar für die beiden Enkelkinder.
Das eine, mein Bruder, lebt nicht mehr ... und sie musste seinen Tod leider miterleben. Er hat uns alle verändert ...
nur Ommas und meine Liebe zueinander blieb bis zu ihrem Ende immer die gleiche, eine feste Größe in unseren Leben.
Und ein oft gedachter Gedanke seitdem.
Ommas sind die Besten.
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