Freitag, 24. April 2020

24. April 2020 - Bienchens Geschichte - 6. Teil

Immer noch in Zell a. d. Mosel


Bienchen und Peggy

Zunächst einmal ging ich in die Wohnung meiner Mutter und zu dem süßen Bienchen zurück, um das gewünschte Geld zu holen. Ich fand es genau dort, wo es lt. ihren Angaben liegen sollte. Einen Rest von mehreren hundert Euro ließ ich liegen. Auf den komme ich später zurück. Viel später.

Und ich schaute mir lange ihr kleines Hunde-Mädchen an, das sich gerade mit Robin beschäftigte und sich offensichtlich an ihm erfreute.

Ihr hatte man vor ein paar Jahren die einzige große Abwechslung sang- und klang- und ersatzlos weg genommen:

Die Hündin Peggy.

Ich erfuhr von meiner Mutter, dass beide sich stets gerne im Garten vergnügt hatten, oder sie lagen einfach nur zufrieden nebeneinander.

Später, als ich Bienchen zu mir genommen hatte, hat sie eine lange Zeit besonders die kleinen weißen Hunde geliebt ... lief einer auf der anderen Straßenseite, wollte sie sofort rüber laufen, und zwar mit Geheule.



Ich weiß gar nicht, ob mir hier in der Wohnung meiner Mutter und genau hier der Gedanke kam: Ich muss Bienchen mit zu mir nach Hause nehmen!

... oder ob der Wunsch doch eher von meiner Mutter ausging. Es war vermutlich so wie es oft zwischen uns war: Wir hatten einfach die gleiche Idee zur selben Zeit.

Eigentlich war ich nur gekommen, um meine Mutter wiederzusehen. Aber nun erschien mir Bienchens Zukunft doch etwas dringlicher. Da mussten Regelungen getroffen werden. Sie konnte unmöglich viel länger als mein Aufenthalt hier dauerte, allein in der Wohnung bleiben. Auf Dauer würde es ihrer Seele schaden - wenn das nicht bereits passiert war.

Ich sehe es an der heutigen Anhänglichkeit Bienchens mir gegenüber: Sie möchte nicht noch einmal einen derartig schweren Verlust hinnehmen müssen.

Damals war sie zuerst ausschließlich auf Robin konzentriert. Ich war für sie so gut wie gar nicht anwesend oder wurde höchstens als die registriert, die Robin zu ihr brachte - und ihn dann leider auch wieder mitnahm.


Meine Mutter schenkt "ihren Kindern" etwas

Diesmal fuhr auch C. mit zum Krankenhaus. Sie passte vor dem Eingangsbereich auf Robin auf, der sich gut anstellte, obwohl sie ihm fremd war - wie auch Paul ihm fremd gewesen war. Im übrigen würde eine ähnliche "Kurzpflegestelle" für Bienchen heute nicht funktionieren ...

Paul kam mit ins Krankenzimmer meiner Mutter. Ich nahm es hin, dass er noch immer kein wirklich gutes Einfühlungsvermögen zeigte und mich nicht mit ihr allein ließ. Ich nahm es hin um meiner Mutter willen.

Am Ende muss schließlich jeder selber mit dem klar kommen, was er sagt, tut oder auch lässt - und wie das bei anderen Menschen ankommt.

Nach der Begrüßung überreichte ich meiner Mutter den gewünschten Geldbetrag. Zwei Einhundert-Scheine behielt sie in der Hand, während sie die anderen in ihre Geldbörse steckte.

Nun kennt das vielleicht jedes "Kind" von seinen Eltern: Sie meinen ja immer, dass man - egal wie alt man ist - ein Leben lang bedürftig ist und auf Zuwendungen der Eltern angewiesen. Meine Eltern waren da auch nicht anders. Mein verstorbener Vater war sogar noch extremer gewesen ...

Sie reichte mir einen 100er-Schein rüber - und der zweite Schein vom gleichen Nennwert ging an ...

Paul.

Warum?

Er nahm ihn an wie eine Selbstverständlichkeit. Wie jemand, der diese "Spenden" bereits gut kannte. Er bedankte sich nicht einmal.

Ich weiß nicht, warum ich damals - und auch noch in der darauf folgenden Zeit - so ruhig und gelassen blieb. Eigentlich hätten mich so manche Dinge auf die Palme bringen müssen, und zwar mit Berechtigung.

So langsam verlor dieser Typ seine Angst vor mir - weil ich mich entgegen meiner Gewohnheiten und seiner Erwartungen wie ein

Lämmchen gab.




Fortsetzung folgt
Copyright Silvia Gehrmann


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