Freitag, 24. April 2020

24. April 2020 - Wie durchleben und e r l e b e n wir die Corona-Zeit?

Foto: Anke Leithäuser - Der menschenleere Gardasee


Vor einer Woche habe ich auf Facebook einen Aufruf für diesen nun folgenden Blog-Beitrag gestartet. Ich bat darum, über Empfindungen, Befindlichkeiten, Gefühle und auch über Beschäftigungen während der Corona-Zeit zu schreiben. Oder über alles, was sonst noch bewegt.

Das Ergebnis ist nun hier zu sehen: Es haben sich beteiligt:

Per Telefon-Interview Anke Leithäuser, per jeweiligem Beitrag: Marion Freytag,  Ingrid Schmitz, Gertrud Conradt, Ille Schoenenberg, Feli Prond, Susanne Splitt

Ich bedanke mich von Herzen und wünsche allen Schreiberinnen und Lesern eine nicht allzu schwere Zeit.


Telefon-Interview mit Anke Leithäuser

Vielen ist Anke eher unter ihrem Spitz- oder auch Kosenamen "Hasi" bekannt, und als Protagonistin der Vox-Sendung "Goodbye Deutschland". Vor über 10 Jahren ist sie mit ihrem damaligen Ehemann samt Vox-Begleitung an den Gardasee ausgewandert.


Nun lebt sie schon seit längerer Zeit gemeinsam mit ihrer Mutter Gisela am schönen See, und natürlich mit Gina, der Kätzin. Gina darf man nicht vergessen, sonst gibt es Anke einen Stich mitten ins Herz. Gina ist ihr sehr, sehr wichtig.


Viele kennen auch ihren roten Hänger, aus dem heraus sie am Gardasee Curry-Wurst und Pommes und Diverses verkauft.


Doch bereits das Ostergeschäft wurde ihr und vielen anderen in Italien und überall auf der Welt durch die Corona-Pandemie zerstört. Anke möchte betonen, dass sie auch an die anderen denkt,


z. B. an die kleinen Eiscafe-Besitzer, die Camping-Platz-Besitzer in Familienunion und viele andere, die derzeit wirklich traurig dastehen.


Im Gegensatz zu vielen muss sie immerhin keine Miete für ihr Business zahlen, wenn sie keine Einkünfte hat. Und so kommt sie derzeit gut klar.


Noch im Februar 2020 war sie mit ihrer Mutter Gisela und Reisekatze Gina auf Gran Canaria. Die drei hatten einen herrlichen, erholsamen Urlaub,


den sie sich vorher zusammengekniffelt hatten: Das ist auch derzeit eine der Lieblingsbeschäftigungen von Mutter und Tochter:


Kniffeln! Für die Reisekasse.


Kaum aus dem Urlaub zurück, kamen die drastischen italienischen Ausgangs-Beschränkungen: Lediglich zum Einkaufen, zur Apotheke gehen oder einen Arzt aufsuchen war und ist erlaubt.


Doch noch kann das Frauengespann dem Ganzen auch etwas Gutes abgewinnen: Anke war noch nie so sonnengebräunt wie gerade jetzt. Sie grillen ausgiebig und lassen sich die gute Laune nicht oder noch nicht verderben.

Gisela hat Anke sogar einen Haarschnitt verpassen können. Insofern ist alles alles gut ...

Aber Anke hofft auf das Pfingstgeschäft, das Sommergeschäft ... denn nach Oktober kommt ohnehin jedes Jahr eine längere Zwangs-Pause. Für diese Zeit müssen stets die Rücklagen ausreichen.

Symbolisch für sicher uns alle, die wir irgendetwas ganz besonders vermissen,  beantwortet Anke meine Frage, was sie am meisten vermisst:

Es ist ein Besuch im Gardaland. Dort würden sie und ihre Mutter Gisela (diesmal aber ohne Gina) gern den Nervenkitzel der Achterbahnen wieder erleben. Normalität eben!

Und ein wenig Hoffnung keimt ebenfalls auf: Anke kann sich voller Hoffnung erkundigen, ob sie in Lazise zeitnah wieder ihren Curry-Wurst-Hänger öffnen darf. Die Chancen dafür stehen gar nicht so schlecht  ... viel Glück und eine positive Rückmeldung.

Und danke für das Interview.




Marion Freytag

Wie kommt man mit dem Leben unter "Corona" und den allgemeinen Beschränkungen im Alltags- und Berufsleben klar?

Ich muss sagen, dass das besser gelingt, als ich gedacht und anfangs auch befürchtet habe. Natürlich sind die Einschränkungen ungewohnt, und man musste sich erst einmal darauf einstellen. Vor allem das Berufsleben wird völlig durcheinander gebracht, und wenn man wie ich für einen internationalen Konzern arbeitet, merkt man auf brutale Art und Weise, dass einen eine weltweite Krise komplett ausbremst und man neue Wege beschreiten muss. Geschäftsreisen ins Ausland sind nicht mehr möglich bzw. erfolgen unter erschwerten Bedingungen, selbst wenn es nur in die Niederlande und/oder nach Belgien geht.

Weshalb ich kein Verständnis dafür habe, dass es am letzten Wochenende zu langen Staus gen Niederlanden gekommen ist, um dort Pflanzen einzukaufen, die im übrigen keineswegs billiger als bei uns sind, da die Niederlande einen höheren MwSt.-Satz haben.


Wenn mir eines durch die Krise aber besonders bewusst wird, so ist es, dass man vieles als selbstverständlich empfindet, was purer Luxus ist: weltweite Reisen, Kindern ein Auslandsschuljahr zu ermöglichen oder gar ein komplettes Studium im Ausland, arbeiten im Ausland, Sport machen im Ausland.

Habe mir nie Gedanken gemacht, ob es so toll ist, einige Monate in Frankreich zu arbeiten oder  Sport knapp 30 km von mir entfernt in den Niederlanden zu machen. Nun musste ich begreifen, dass dies schwierig ist, wenn etwas völlig Außerplanmäßiges passiert und man ausgebremst wird.


Das sind die Sorgen, aber es gibt auch viele schöne Erlebnisse.

Die Menschen rücken wieder enger zusammen, Solidarität entsteht, die so lange kaum mehr spürbar war. Liegt vielleicht daran, dass wir alle in einem Boot sitzen und die Krise nur gemeinsam bewältigen können.

Um wenigstens etwas Bewegung zu haben, bin ich für Kurzstrecken aufs Fahrrad umgestiegen und, oh Wunder, sogar ein Einkauf ist damit zu bewältigen. Dass der Kontakt zur Familie und Freunden eingeschränkt ist, ist nicht schön, aber dafür hat man nun auf andere Art und Weise viel mehr Kontakt als vorher. Täglich gibt es ein Lebenszeichen und einen Statusbericht. Wir freuen uns alle aufs Wiedersehen, sind uns jedoch einig, dass wir nichts erzwingen werden; denn das Wichtigste ist und bleibt, gesund zu bleiben.

Ein Leben wie wir es bisher kannten, wird es so schnell nicht mehr geben, und daher werden wir uns alle umstellen und flexibel sein müssen. Aber Hauptsache wir haben noch ein Leben und wenn ich sehe, wie Deutschland bisher mit der Krise zurecht gekommen ist, so  haben wir jeden Grund, stolz zu sein und positiv dieser neuen Normalität entgegen zu blicken.

Verwundert nehme ich jedoch heute morgen im Morgenmagazin (20. April 2020) zur Kenntnis, dass viele Geschäftsinhaber, die heute öffnen, mit einem Kundenansturm rechnen. Kann ich mir ehrlich gesagt nur schwer vorstellen. Für Brötchen oder Fleisch/Wurst/Käse stelle ich mich vor dem Geschäft in eine Schlange, da ich weiß, dass das alles nicht lange dauert. Sieht bei Kleidung und Parfümartikeln natürlich ganz anders aus...


In diesem Sinne, bleibe und bin ich positiv eingestellt, bleibe aber sicherlich vorsichtig!




Ingrid Schmitz

Autorenleben in Corona-Zeiten

In Zeiten von Corona versuche ich, gelassen zu bleiben. Anfangs schaute ich jede Nachrichtensendung und Reportage, las auf Facebook alle Beiträge, auch die der Verschwörungstheoretiker, denen ich fast geneigt war zu glauben, dass alles nicht so schlimm sein kann, weil die Grippe täglich viel mehr Todesopfer fordert.

Als die ersten Todeszahlen vom Robert-Koch-Institut durchgegeben wurden und die Warnung, dass ältere Menschen ab 65 besonders gefährdet seien, hatte ich gerade erst meinen 65. Geburtstag erreicht. Na toll!

Ich verlor die Lust am Schreiben. Was kann wichtiger als das eigene Leben sein? Liest in diesen ansteckenden Zeiten überhaupt noch jemand Kriminalromane und hat Spaß an der imaginären Verbrecherjagd, fragte ich mich?

Nach und nach trafen die Corona bedingten Absagen meiner Lesungsveranstaltungen zum neuen Kriminalroman "Mordsreise" ein.

Finanzielle Einbußen, die aber für mich nicht existenzbedrohend sind, wenn das Buch vom Leser am Ende dennoch gelesen wird. Nein, ich darf mich nicht beklagen.

Durch die Krise und ihre Beschränkungen wissen sehr viele meiner Mitmenschen nicht mehr, wie es mit ihrer Arbeitsstelle weitergeht oder haben sie gar verloren.

Mir geht es gut. Ich kann Zuhause bleiben und mich in meinem Garten aufhalten, wenn ich nach draußen möchte.

Die Pressekonferenzen des RKI verfolge ich noch, aber ansonsten sitze ich lieber am Laptop und schreibe … schreibe zurzeit an der Lebensgeschichte einer Persönlichkeit, anstatt fiktional zu morden und schaue zwischendurch, ob es meinen Facebook-Freunden gut geht, versuche, ihnen Mut zuzusprechen, wenn sie verzweifeln wollen oder lache mit ihnen über Videoclips, wenn die Kreativität anderer Zuhausegebliebenen seltsame Blüten schlägt.

Ablenkung tut gut - Humor erst recht – und wenn ich keine realen Lesungen geben darf, dann eben virtuelle. Nein, das ist keine Drohung.

Ansonsten halte ich mich an die Regeln: In der Öffentlichkeit Mundschutz tragen, Abstand halten, Hände waschen … Wir alle wissen, was zu tun ist. Wir alle können es fast nicht mehr hören. Aber dann machen wir es trotzdem.

Ich bin zuversichtlich und will gesund bleiben. Bleibt ihr es bitte auch.

Eure Ingrid Schmitz

www.krimischmitz.de




Gertrud Conradt

Mein Leben mit Corona

Im März hatte ich Geburtstag. Eigentlich hätte meine Familie mich und meinen Jüngsten besucht, der noch bei mir lebt. Eine Woche vorher habe ich alle ausgeladen und mich selbst auf Ostern vertröstet, denn ich gehöre zur Risikogruppe, chronisch krank und 66 Jahre alt.

Mir selbst fällt das zu Hause bleiben nicht schwer, denn auf Grund einer Gehbehinderung bin ich sowieso meist zu Hause geblieben.

Mein Sohn geht nun alleine einkaufen. Im Moment ist bei ihm Kurzarbeit angesagt.

 Die Toilettenpapierhysterie haben wir nicht mitgemacht. Mein älterer Sohn ist Filialleiter bei einem Discounter. Er hat diese Hysterie zu spüren bekommen. Die Leute waren wirklich nicht mehr zu bändigen. In der ersten Zeit konnte er keinen freien Tag nehmen und musste viele Überstunden machen.

Meine Tochter, Beamtin, macht Homeoffice.

Ich beschäftige mich und bin nicht trübsinnig. Mit der Familie wird über WhatsApp Kontakt gehalten.

Jetzt ist Ostern vorbei und wir werden das Wohnzimmer anstreichen. Das geht, wenn ich mich zwischendurch hinsetzen kann. Für Christian, meinen Sohn, wurde die Kurzarbeit bis Anfang Mai verlängert

 Beim Discounter, dem Wirkungsort meines anderen Sohnes,  steht jetzt ein Sicherheitsmann und lässt jeweils nur eine bestimmte Anzahl Kunden in den Laden. Die Einkaufswagen werden desinfiziert.

Ich habe mich nun auf den Muttertag vertröstet, vielleicht wird es ja dann was mit dem Besuch.

Was mich wirklich ärgert sind die Verschwörungstheorien, die einem überall präsentiert werden. Außerdem finde ich seltsam, wie manche jammern müssen. Was ist denn schlimmer, die Einschränkung, die doch einmal beendet sein wird oder viele Tote, wie z. B. in der USA? Dort vorwiegend Farbige, weil das Gesundheitssystem grottenschlecht ist.

Ich bin froh, in Deutschland zu leben, wo wir trotz vieler Fehler gut aufgestellt sind. 
Meine Stimmung ist immer noch gut.




Ille Schönenberg

Mein Leben mit Corona

Mir ist es egal, wann und woran ich sterbe, von mir aus auch morgen am Natur-schlägt- zurück-Virus! Wir haben uns jetzt mehr als 6 Wochen an die Abstandsregeln gehalten, und damit schon im Januar auf Mallorca angefangen. Wir sind 14 Tage in Quarantäne gewesen, ohne auch nur eine Minute das Haus verlassen zu haben, da mein Schwiegersohn Kontaktperson war.

Wir werden selbstverständlich weiterhin rücksichtsvoll gegenüber unseren Mitmenschen sein, aber wir zwei, der Beste (Ehemann) und ich,  werden wieder so leben, dass das Letzte, an das wir uns erinnern werden, etwas Wundervolles sein wird - und keine Menschen, die einen großen Bogen um uns machen, als wäre wir Aussätzige.

Das Miteinander wird nie wieder das sein, was es war, Die Welt wird nie wieder so sein, wie sie war! Die Natur ist genauso ungerecht wie die Menschen, denn sie bevorzugt die Sippenhaft.

Ich habe in meinem ganzen Leben nicht einmal einer Fliege etwas zuleide getan, schon als Kleinkind den Kampf gegen ein Virus verloren, für mich ist Corona ein Riesenarschloch!




Feli Prond


Die Bedrohung hing ja schon lange in der Luft, bevor konkrete Tatsachen bekannt wurden. Als es dann ernst wurde, waren viele Menschen überrascht, genau wie ich.

Es ist ein schwieriges Thema mit dem jeder anders umgeht. Man kann das Virus weder sehen, riechen noch schmecken, und doch stellt es eine ernste Bedrohung dar. Im täglichen Straßenbild sieht man, wer es ernst nimmt und wer nicht.

Für mich bedeutet der Lockdown wenig, er hat nicht so viele Konsequenzen für mich und meinen Mann, weil wir beide aus unterschiedlichen Gründen Rentner sind. Wir brauchen also keine Angst um unser Einkommen haben oder Angst, uns  bei Arbeitskollegen anzustecken oder auch umgekehrt, dass wir jemanden anstecken.

Wir können uns die Zeit einteilen, können einkaufen wenn es am leersten ist und können Menschenmassen generell meiden.

Allerdings fällt mir vermehrt auf, dass ich viele Dinge und Situationen für selbstverständlich hingenommen habe: mal hier bummeln gehen, mal schnell ein Eis in der Eisdiele essen oder unsere sonntäglichen Restaurant-Besuche. 

Das Internet wird zu einem enorm wichtigen Tool, sei es, um mit Freunden in Verbindung zu bleiben oder auch online Ware zu bestellen, Informationen zu erhalten über die momentane Situation oder zu erfahren wer welchen Lieferservice betreibt.

Und ich empfinde eine Art Müdigkeit, es reicht langsam. Ich möchte definitiv mein altes Leben wieder haben.

Ich, die immer dachte dass ich auch ohne viele soziale Kontakte zufrieden bin, merke, dass mir meine Freunde und Bekannten enorm  fehlen. WhatsApp hilft, aber es ist einfach nicht das gleiche. Mir fehlt die Nähe zu Menschen, die Umarmungen und die Gespräche. 

UND AM MEISTEN FEHLT MIR UNSER FITNESSSTUDIO! 


Liebe Grüße, bleibt gesund!




Susanne Splitt

Corona hat mir einige schlaflose Nächte beschert. Und den Unmut der oder des einen oder anderen.

Aber es ist nicht das Virus an sich, das mich schlaflos macht. Sondern das, was es alles offenbart .

Ich war ( und bin es immer noch) von Anfang an kritisch. Skeptisch. Ich habe vieles in Frage gestellt.

Es gibt immer wieder ein neues Virus und somit immer wieder eine Herausforderung

Der Vergleich mit anderen Grippe-Epidemien wurde abgetan, nicht nur von den Politikern. Der einzig geltende Vergleich: die Spanische Grippe. Ich sehe es anders.

Als die Spanische Grippe ausbrach, lag die Welt in Trümmern. Die Menschen waren ausgemergelt . Hunger und Kälte ( Steckrübenwinter). Viele waren schon kurz vorm Hungertod. Oder am Erfrieren. Die Medizin noch meilenweit vom heutigen Stand entfernt. Die hygienischen Bedingungen katastrophal, ganze Familien wohnten in einem Zimmer, Gemeinschaftstoiletten. Seife gab es,wenn überhaupt, nur rationiert.

Die damalige Lebenssituation/Grundlage (Spanische Grippe) darf man mit der heutigen vergleichen, aber nicht die Grippeepedemien 95/96 -  in der BRD ca 30.000 Tote in wenigen Wochen ?!

Grippeepedemie 2017/18 ( BRD ca 24.000 Tote )

Corona 4.400 ( BRD heutiger Stand 20. April 2020)

Egal ob Russische Grippe, Hongkonggrippe etc- es wurden niemals irgendwelche besonderen Vorsichtsmaßnahmen getroffen.

Obwohl immer wieder ein neuer Virus auftauchte und immer wieder weltweit abertausende Menschen starben .

Es wurde auch keine Panik gemacht seitens der Regierung. Die Leute gingen hustend, keuchend und verrotzt über die Weihnachtsmärkte und zum Einkaufen. Ohne Mundschutz.

Wochenlang wurden uns im 30-Minutentakt erschreckende Bilder gezeigt. Italien, Spanien, USA
Es waren entsetzliche Szenen. Insbesondere die Bilder von NY werden vielen in Erinnerung bleiben.

Es gibt mit jedem Tag mehr Fragen für mich:

Warum haben die Länder, warum hat die Welt nicht reagiert als es in Italien eskalierte??? Wenn man weiß, dass in

2 Wochen eine Flutwelle kommt, evakuiert man doch auch nicht erst 2 Tage vorher.

Warum hat nie jemand wirklich erklärt, dass die medizinische Grundversorgung im Land der unbegrenzten Möglichkeiten auch ohne Corona schlicht und ergreifend "unter aller Sau" ist?

Warum hat Deutschland (mit einer der besten medizinischen Versorgung?!) nicht rechtzeitig vorgesorgt mit Handschuhen, Schutzanzügen, Mundschutzen?

Warum wurden nicht gleich strengere und vernünftige Maßnahmen ergriffen?

Warum wurden nicht einheitliche Regelungen in den Bundesländern getroffen und ewig lange diskutiert ?

Warum ?
Warum ?

Täglich widersprüchliche Aussagen.

Ich habe für mich einige Antworten gefunden.

Wir haben Greta in die Verdammnis geschickt, keiner fragt mehr nach der Umwelt.
Wir kritisieren nicht mehr manch fragwürdiges Gesetz.
Wir stänkern nicht mehr über die Millionen, die unsere Regierung ins Ausland wirft.
Wir protestieren nicht mehr über die niedrigen Renten.
Wir beklagen uns nicht mehr über ungerechte Steuern.
Wir diskutieren nicht mehr wegen der Flüchtlinge.
Wir klagen und jammern nicht mehr.

Wir schauen mit Grauen die entsetzlichen Bilder aus anderen Ländern an und sind dankbar, wenn wir gesund sind.

Wir fangen an, Desinfektionsmittel in Brauereien herzustellen und nähen uns selbst die Mundschutze.

Die Panik trägt Früchte, wir werden coronagehorsam.

Wir bleiben Zuhause.

Wir freuen uns, dass die Jobcenter die Mitarbeiter plötzlich aufstocken können und die Anträge auf Kurzarbeit schnell bearbeitet werden.

Wir sind dankbar, dass die Regierung alles tut, um uns vor dem finanziellen Ruin zu retten.

Wir freuen uns, dass im Eiltempo beschlossen wird, dass der Vermieter uns nicht die Wohnung kündigen kann.

Wir sind dankbar, WC-Papier zu bekommen und wir verstehen, warum die Lebensmittelpreise saftig ansteigen.

Wir schauen demütig und dankbar nach Berlin und loben unsere Bundeskanzlerin und andere Politiker.


Ein Volk lässt sich am leichtesten regieren, wenn man es in Panik versetzt.
Es fragt nicht mehr viel. Es ist dankbar und hört nur noch das Gute. Die Menschen sind froh, wenn sie heil und gesund davon kommen. Sie schauen positiv in die Zukunft.

Die Nachrichten zeigen wieder Bilder von Waldbränden und schlimmen Unfällen.
Und von den vielen, vielen Bemühungen unserer Regierung - die alles tut, um uns zu retten und finanziell zu unterstützen.

Die Kirchen dürfen wieder Gottesdienste abhalten, nur mit 15 Gläubigen, aber immerhin.

Die Frage bezüglich Ramadan wird sicher noch geklärt.


Mit meinen Gedanken und meiner Kritik bin ich nicht alleine. Es gibt viele, die so oder ähnlich denken.

Die meisten schweigen, aus unterschiedlichen Gründen.

Viele sind es leid, für ihre Meinung angegriffen zu werden und sich beschimpfen oder gar beleidigen zu lassen.

Sie haben keine Lust mehr auf Shit Storms.

Andere können oder dürfen auf Grund ihrer beruflichen Position nicht ihre Meinungen ehrlich äußern.

Einige schweigen, weil sie nicht mehr die Kraft haben und zu müde sind für Diskussionen.

Ich gehöre zu denen, die müde sind. Ich habe kein Problem damit, zu meiner Meinung zu stehen.
Aber ich brauche meine Kraft und meine Nerven für meine Arbeit.

Ich stehe nicht an der Front, sondern gehöre zu denen, die in hinterer Reihe arbeiten. Und von denen auch kaum einer spricht: die ganz normalen Facharztpraxen.

Wir müssen uns den ganzen Tag rechtfertigen, führen gefühlt 1000 Telefonate täglich. Wir müssen trösten und aufmuntern, Tränen trocknen, weil OPs nicht durchgeführt werden können. Unzählige Male erklären, warum  momentan alles länger dauert.

Es sind anstrengende Tage . Und ich bin oft froh, abends nicht mehr sprechen zu müssen.



Liebe Silvia, ich weiß, dass meine Corona Einstellung nicht gerne gehört/gelesen wird. Ich habe gerade heute Nachmittag mit einem alten Freund anderthalb Stunden gesprochen: es sind erstaunlich viele, die so denken. Und schweigen. Aber es werden langsam immer mehr- es geht bei vielen ans Eingemachte, da wird man wohl kritischer.

Ich drück aus der Ferne, liebe Grüße Susanne


Guten Tag, Gruß Silvia 



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