Flower Power
Mark Brownstein ist ein Amerikaner, der in Hongkong lebt. Einen Teil des Jahres verbringt er in der Toscana.
Die Sendefolge erlaubt es nicht, mehr über den Food-Hunter und sein Leben außerhalb der Entdeckungs-Reisen zu erfahren. Er wird völlig neutral dargestellt. Das einzige, was auffällt ist sein beinahe ständiges nervöses Zucken mit den Augen. Das hat aber nichts mit Aufgeregtheit zu tun.
So bleibt auch einiges andere in dieser Sendung im Dunkeln: Vermarktungs-Strategien zum Beispiel.
Da die Sendung ein paar Jahre alt ist und ich von den meisten Lebensmitteln dennoch nichts gehört habe, liegt es vielleicht daran, dass ich nicht in den High-Class-Restaurants verkehre - oder auch daran, dass sich viele Dinge nicht für die Allgemeinheit durchsetzen.
Manches ist auch nur ein bisschen Chi-Chi mit wenig Sinn dahinter, oder es schmeckt nur, weil man möchte, dass es schmeckt und so schön exotisch ist.
So sucht er in Süd-China in einem Ort, der vielleicht Ching Dao heißt. Ist nicht so einfach, die Namen der Orte mitzubekommen.
Und er sucht dort ein Seegrasgelee, das sehr gesund sein soll. Aber nicht so sehr geschmackshaltig. Das fertige Gelee sieht aus wie ein Brustimplantat. Eine Rentnerin stellt im Akkord das Gelee her. Was Mengen und ihren angeblich 24-Stunden-Betrieb im Wechsel mit ihrem Ehemann angehen - so bin ich skeptisch. Wenn man dann noch bedenkt, dass das Zeug auch nur frisch schmeckt und noch verkauft werden will - so sind 2.000 Portionen am Tag ziemlich viel.
Ein Avantgard-Koch im El-Willy-Restaurant probiert das Seegrasgelee im Zusammenspiel mit einer Jakobsmuschel. Für den zweiten Versuch nimmt er Schinken dazu - und angeblich gibt es ein gutes Mundgefühl.
Die Frage bleibt, wer dieses Gelee jeden Tag frisch herstellen soll, um es am Ende des Tages seinen Gästen zu servieren.
Solche Fragen werden in der Sendung überhaupt nicht beantwortet. Exotische Zutaten sind ja schön und gut - aber sie müssen sich auch in Speisen ohne Problem-Beschaffung integrieren lassen.
Im Venedig des Ostens in China liegt ein bezaubernder Ort. So sieht es zumindest auf den Bildern aus.
Dort findet der Food-Hunter die sogenannten Süßen Duftblüten: Sie werden für Tee, Gebäck und Geflügel verwendet. Doch im modernen China sind sie aus der Mode gekommen.
Einen gibt es noch, der diese Blüten trocknet und verarbeitet: Mit einer Mousse aus unreifen Pflaumen und angeblich ohne chemische Zusätze macht er sie sozusagen für die Ewigkeit haltbar.
Mark Brownstein fliegt in die Toscana. Dort besucht er einen Bekannten, der einen Eis-Laden hat: Und der macht ein schmackhaftes Eis mit Hilfe dieser Blüten.
Ich kenne keinen Eisladen, der eine Sorte "Süße Duftblüten" verkauft.
Überhaupt meint Mark, diese Blüte passe sehr gut in die italienische Küche: Wir sind ja alle Cross-Over und auch wenn wir regional kochen wollen: Irgendeine Zutat kommt immer aus weiter Ferne.
So probiert Mark, die Blüten in einem Risotto zu verarbeiten.
In Silvias Restaurant probiert es der Küchenchef mit einem Tatar, das auf Pflaumenstücken angerichtet wird. Auch das soll schmecken. Vor dem Genuss wird die Chose noch kalt geräuchert.
Ziemlich viel Aufwand. Dieser Aufwand hat sicher seinen Preis. Und ob der noch den Gaumen kitzelt oder nur kitzeln muss, weil es ja teuer ist - keine Ahnung.
Überhaupt sind manchmal die einfachen Dinge die besten. Man kennt ja den Geschmack von Kaviar zum Beispiel: Der rechtfertigt in keiner Weise den Preis. Da schmeckt Bückling-Rogen besser.
Oder man kennt den Geschmack von Gänsestopfleber: Da rechtfertigt der Geschmack in keiner Weise die brutale Herstellung.
Oh sorry, ich bin abgeschweift. Darum mache ich hier und jetzt Schluss.
Gruß Biene
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