Freitag, 26. September 2014

26. September 2014 - Vox - Das perfekte Dinner - 100" Regional - Freitag in Witzenhausen bei Daniel

Foto: R. M. M.

"Meine" Gimme Five - das fünfte ist gerade anderswo im Gehege


Aperitif: Berlepscher Würzwein
Vorspeise: Forelle, aus Hilgershausen am Meißner, über dem Buchenrauch und durch Wacholder aromatisiert, dazu Brombeerrahm und hausgebackenes Brot
Hauptspeise: Wildschwein, aus dem Berlepscher Forst, am Spieß über dem Buchenfeuer gegart, Walnusskroketten, gedünsteter Mangold und Brombeerrahm
Nachspeise: Werrataler Schmandmus mit Berlepscher Beerengrütze


Der Hofnarr

von Schloss Berlepsch rührt kräftiger die Werbetrommel als im Kochtopf.

Daniel ist hier Burgvogt und Veranstalter. An diesem Freitag veranstaltet er das perfekte Dinner. Vielmehr bemüht er sich darum.

Selber lebt er nicht im Schloss, sondern in einem alten Fachwerkhaus direkt daneben. Er liebt das einfache, primitive Leben ohne Zentralheizung. Damit er nicht allein frieren muss, hat er eine Ehefrau: Claudia. Sie hilft ihm auch in der Küche.

Richtig werbeträchtig wird ein ganzes Wildschwein angeliefert und mit Hilfe des Schloss-Koches aufgespießt und seiner letzten Bestimmung zugeführt.

Wenn ich da an unsere acht Wildschweine im Gehege denke, wird mir ganz schummerig. Während sich das arme Schwein am Spieß dreht, seiner Borsten beraubt, völlig nackt und von Vox mit "Are you lonesome tonight" untermalt, dreht sich mir der Magen um.

Doch Sarah Wiener hilft mir schnell wieder auf die Beine. Sie plappert allgemein bekannte und immer wieder von Jägern platzierte Äußerungen nach. Als hätten die alle nur das Beste für die Natur im Sinn.

Zwar gibt es Jäger, die Pflege und Hege verantwortungsvoll betreiben - aber es gibt eben auch die andere Fraktion, die eine völlig andere Motivation hat.  Sei's drum.

Dann ist das Wildschwein auch noch völlig umsonst gestorben, denn lecker sieht das überhaupt nicht aus, was auf die Teller kommt.

Gabi meint, dass Leons Dinner am authentischsten war. Nun, authentisch ist Daniels Dinner auch. Kochen kann er zwar nicht, aber "veranstalten".

Am Ende bekommt Daniel vierunddreißig Punkte.

Leon gewinnt unverdient, aber nicht unverhofft. Den Gewinn will er mit allen teilen.

Normaler Weise würde ich plädieren, dem Youngster den Gewinn allein zu belassen. Aber in diesem Fall haben sich alle eine kleine Scheibe vom Kuchen verdient - kochtechnisch hätte Leon zwar ganz hinten liegen müssen, aber viel besser waren die anderen auch nicht.

Das Schlusswort gehört der Koch-Mamsell. Hat sie sich doch überschlagen, die regionale Küche für alle zugänglich und schmackhaft zu machen, als hätte noch nie ein Mensch etwas von regional und saisonal gehört, tönt sie:

"Das könnt ihr auch alle."

Ich bin begeistert von der Poesie, die in ihren Worten liegt. Und irgendwie fühle ich mich gerade, als wäre ich fünf Jahre alt und jemand hätte mir die Welt erklärt.


Guten Morgen und ein schönes Wochenende wünscht Biene



10 Kommentare:

  1. Aperitif:
    Ein Glühwein als Aperitif. Damit schießt man sich doch nur auf dem Weihnachtsmarkt ab.

    Vorspeise:
    Eigentlich so ganz ok. Aber die Gäste sollten das Forellenessen lernen oder der Gastgeber filetiert das Tier und entfernt die lästigen Gräten. Wenn man es kann, geht das sehr schnell. Mitessen empfehle ich nicht.

    Hauptspeise:
    Das arme Wildschwein ist leider zweimal umsonst gestorben. Erst durch den Jäger und dann durch den „Koch“. Ich frage mich, was solche Scherze, wie ein 32 kg schweres Schwein für 5 Personen, überhaupt sollen. Angemessen wäre eine Wildschweinkeule gewesen. Und wieder taucht der Brombeerrahm auf. Wenn ich Kroketten nicht kann, mache ich was anderes.

    Nachspeise:
    Dieses Mal gab es dann eine Abart des Brombeerrahm mit viel Gelatine (ja man schreibt und spricht es wirklich ohne „n“). Dazu rote Grütze. Alles in Gefäßen auf den Teller gestellt und klappernd serviert. Mit Anrichten hat das leider nichts zu tun.

    Fazit:
    Drei Nummern weniger Show und dafür drei Nummern mehr Kochkönnen, dann wäre es vielleicht was geworden. Ansonsten das gleiche schlechte Leistungsniveau wir die Vorgänger. Und der Schlechteste gewinnt.
    Frau Wiener hat sich keinen Gefallen getan mit dieser Woche. Eigentlich müsste sie als Strafe das erhaltene Geld zurück zahlen.

    Ich wünsche euch einen wilden Tag

    Manne

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  2. Ja Biene - das arme Schweinchen, ein Frischling zumal, und da steigt in mir wieder eine Geschichte aus längst vergangenen Tagen auf:

    Ende der siebziger wohnte ich mit 5 anderen in einer Kommune (war spießiger als es sich anhört) in einem wunderschönen uralten Strohdachhaus direkt hintem Deich. Wir hatten viel Platz und viel Besuch aus der nah gelegenen Großstadt. Zu einer Sommerfete sollten Freunde was für den Grill beisteuern, was die Witzbolde auch taten: Sie lieferten uns ein Spanferkel. Dass die Fete trotzdem vegetarisch abging lag daran, dass das süsse kleine hellrosa Schweinchen mit der roten Schleife um den Hals noch lebte.
    Kurz und gut: Wir brauchten drei Tage, um den noch vorhandenen kleinen Schweinestall wieder flott zu machen und Viktoria Desiree (wir nannten das Ferkel nach der schwedischen Kronprinzessin, die am Tag der Party geboren worden war) konnte ihren artgerechten Palazzo beziehen. Sie bekam nur reines Getreideschrot, Äpfel und Kartoffeln und sollte eigentlich so lange leben, bis sie von alleine sterben würde. So der kollektive Beschluss.
    Aber nach einem Jahr war ich so genervt von der Riesensau, die dauernd ausbrach, mir morgens ( vor Uni oder Job) den Kleie-Eimer über die Klamotten kippte, dass wir das Schwein vom Hausschlachter in die ewigen Jagdgründe befördern liessen. Nie wieder habe ich derart delikates Schweinefleisch gegessen.

    Als ich gestern diese martialische Frischlingsleiche sah, aufgespiesst und geröstet und dann landen nur drei winzige Schnipselchen Fleisch auf jedem Teller... das war schon bitter!
    Passte andererseits aber wieder zu der Fingerhutportion Mangold. Ich hab schon beim Einkauf desselben nicht begriffen, warum die Gärtnersfrau, arbeitend in einem Mamgoldfeld bis zum Horizont, nur 3 bis 11 Blättchen des Gemüses rausrückte. Sie schien irgendwie verschreckt vom Drehteam und blickte immer wieder schnell und scheu zu Boden. Aber der Ritter der Tafelrunde hätte doch eigentlich wissen müssen, dass er aus den paar Strünken keine vernünftige Beilage zaubern kann.

    Aber einen Plan hatte der ja sowieso nicht. Obwohl, hinsichtlich der Belebung des regionalen Tourismus, insbesondere die Besucherzahlen des Schlosses betreffend, wird sich das Nichtkochen-Können bestimmt bezahlt machen, ein sympatischer Typ ist der Burgvogt ja allemal.

    Doch zurück zum Mangold: Was ist denn überhaupt mit regionalen Gemüsen diese Woche gewesen, es war doch Saison für so vieles, spontan fällt mir nur der eigene Garten zu der Zeit ein mit Kohlrabi, Blumenkohl, Spitzkohl, Bohnen, Zucchini, Tomaten....
    Die Forellen sahen richtig gut aus, mich persönlich stören zu viele Gräten aber.
    Und wie pürierte Brombeeren mit Sahne dazu schmecken? Preiselbeersahne ist schmeckt lecker, aber die hat auch keine Kernchen und ist eher herb als sauer.

    Irgendwie seltsam, finde ich, dass Daniel die doch recht anspruchsvolle Dessertmousse (Wasserbad/Gelatine) floot hinbekam ihm aber die eigentlich handwerklich garnichtmal so komplizierten Kroketten vollkommen auseinander fledderten?

    Seine Gäste waren aber sehr duldsam und tolerant, wie eigentlich die ganze Woche über, das war angenehm. Für das Thema: 100% regional ist hingegen 0% Inhalt rübergekommen, nur Plattitüden und Binsenweisheiten.
    Irgendwie seltsam.
    Superschöne Herbstsonne wünscht euch Susi, die heute abend eine Kerze für Viktoria Desiree anzünden wird.

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  3. Ich hatte viel Hoffnung in den Abend gesteckt, aber Daniel hats nicht annähernd zu einem perfekten Dinner geschafft. Leider !

    Frisch geräucherte Forelle mit selbstgebackenem Brot - lecker ! Aber wenn schon die Gräte vorher entfernt wird, dann bitte richtig.
    Das arme Wildschwein. Da schließe ich mich euch allen an. Ich schätze mal, er war bei dem Mahl an der Rittertafel schon sehr oft dabei. Warum dann dieser Kinderteller ? Die Beilagen total daneben und das Fleisch war der Witz. Schade drum !

    Zur Expertin noch ein Satz: Sie war nicht mehr jung und brauchte das Geld ? Ich weiß nicht, was sie geritten hat, sich auf diese Präsentation so einzulassen ? Zu jedem Kandidaten ein kurzer Beitrag nach dem jeweiligen Abend wäre besser angekommen. Ich hatte die Woche schon mal geschrieben, ich bin von ihr begeistert bis genervt. Ich war genervt !

    Susi schön das du Viktoria Desiree gedenkst :-) ich kannte sie nicht (leider) - aber bei uns gibts dieses Wochenende einen Schweinebraten nach Else Klings Rezept.... und dieses Schwein ist nicht umsonst gestorben !

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    1. Zumindest wir beide gucken morgen die 1.500. Folge, Petra Silie, und schreiben darüber?

      Die sind wirklich nett zu ihren "Fans", die Leute, die dafür auf Twitter und Google unterwegs sind.

      Bitte, ich hätte gern das Else-Kling-Schweinebraten-Rezept, kenne es nicht.

      Wildschwein steht zwar auf meiner No-Go-Koch-Liste, aber ich bin ja keine Vegetariererin. Gruß Silvia

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  4. Ich danke euch allen für die tollen Beiträge. Und möchte euch dringend ans Herz legen, meinen Beitrag "In eigener Sache" zu lesen. Damit wir nicht wegen irgendwelcher Missverständnisse den Kontakt zueinander verlieren.

    Im übrigen werde ich mir gleich: 18.00 Uhr, Arte, Sarah Wiener in Asien - antun. Vielleicht überrascht sie mich ja.

    Und an dieser Stelle einmal ein herzliches Dankeschön für eure tolle Mitarbeit an diesem Blog. Auch konträre Meinungen sind willkommen, absolut! Jeder von euch hat seinen eigenen Schreibstil - aber alle sind absolut super. Sorry für so viele Superlative, mir ist gerade danach.

    Und ich hoffe, dass die Mit-Schreiberin, von der ich berichtet habe, zurück kommt.

    Eure Biene

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  5. Hallo Bienchen,
    falls mein verschwundener Beitrag gemeint war, denke ich inzwischen, dass
    ich da beim absenden einen Fehler gemacht habe.
    Wenn ich nicht angemeldet bin, kann ich zwar einen Beitrag schreiben, beim
    tippen auf Google verschwindet der aber.
    Ich muss mich vorher anmelden und alles ist gut.
    Wünsche einen schönen Sonntag mit ganz viel Sonne.
    Hier scheint sie schon. Anna

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    1. Nein, liebe Anna - ein Beitrag von dir war nicht gemeint. Da ist ja nicht hoffentlich nicht noch einer auf unerklärliche Weise verschwunden? -lol Nein, das ist sicher kein Dauer-Fehler.
      Ich wünsche dir auch einen schönen Sonntag. Wir frühstücken gleich erst mal ausgiebig. Gruß Silvia

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  6. so, jetzt versuche ich es noch einmal!!! vielen herzlcihen dank liebe biene für deine tollen beiträge !!! auch wenn ich die sendung nicht sehen kann, ich bin immer informiert, und weiss genau, was bei den sendungen passiert ist. es ist ein genuss, deine beiträge zu lesen. Herzlichen Dank und lg aus tirol Elisabeth

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    1. Guten Morgen, liebe Lizzy - und vielen Dank. Und eine schöne Woche, Gruß Silvia

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