Samstag, 3. November 2018

3. November 2018 - Mein Hunde-Sohn Robin - 21. Teil



Luxemburg

2008 habe ich den viereinhalbjährigen Robin gepackt und bin mit ihm per Zug nach Luxemburg-Stadt gereist. Vom Ruhrgebiet aus dauert die Fahrt vier Stunden, und sie führt auch an der Mosel entlang. Dort sollte ich zwei Jahre später eine kleine Hundeseele auflesen - aber so weit sind wir in dieser Geschichte noch nicht.

Neben Brüssel und Straßburg ist Luxemburg Verwaltungssitz der Europäischen Union. Luxemburg-Stadt ist eine der am meisten multikulturell ausgeprägten Hauptstädte Europas. Während im Regierungs-Viertel das kühle, aber teure Understatement herrscht und die Straßen absolut leer sind (man hat das Gefühl, dass auch die Regierungsgebäude irgendwie leer sind) - sind die Straßen unterhalb dieses Stadtteils voller Menschen, die alle zusammen eine gewaltige Lebensfreude erzeugen. Das Flair mutet französisch an, ohne dass die eigene Identität verloren geht. Dieses sollte man selber erleben.

In 2008 kommt Paul Potts mit Nessun Dorma groß heraus, während Madonna mit Justin Timberlake "4 Minutes" interpretiert und Katy Perry "I kissed a Girl".

Leider hat Robin in Luxemburg keine Hunde-Girls getroffen, die er küssen wollte. Noch nie habe ich auf einem Fleck Stadt derart viele große Hunde und sogenannte Kampfhunde gesehen. Hunde anderer Größen sind zwar auch in Robins "Freundeskreis" zu finden - aber so viel Zeit, sie näher kennen zu lernen, hatten wir hier nicht.

Als wir das Bahnhofsgebäude verlassen haben, wäre er beinahe von einem Rottweiler angegriffen worden - zum Glück hatte der Besitzer seinen Hund kräftemäßig gut im Griff.


Das war zwar kein guter Einstieg in unseren Ausflug, aber es sollte kein schlechtes Omen sein. In den kommenden Tagen hatten sowohl Robin als auch ich jede Menge Spaß und uns drohte nirgendwo eine Gefahr.

Andere hatten in 2008 nicht so viel Glück: Unter anderem starben Heath Ledger, Roy Scheider, Sydney Pollack und der große Tier-Narr Gert Haucke.

2008 war überdies das Internationale Jahr des Planeten Erde (UNESCO).

Derweil lernten wir dieses Stückchen Erde lieben. Luxemburg ist immer eine Reise wert. Es war überdies Sommer, die Gartenlokale gut gefüllt und in den Restaurants gab es schmackhaftes Essen.


Dank Robins vorheriger Hilfe (steht in dem Kapitel über Höhenangst) konnte ich sogar die Adolphe-Brücke problemlos überqueren, die zu einer der größten Steinbogenbrücken der Welt zählt. Immerhin hat sie eine Höhe von 42 Metern und verbindet das Bahnhofsviertel mit der Altstadt.



Wer es nicht schaffen sollte, sie zu überqueren, kann rasch mit irgendeinem der Busse drüber fahren. (Taxi lohnt nicht, besonders nicht für den Taxi-Fahrer) Habe ich auch ein paarmal gemacht, aber eher, weil der Fußweg sehr eng ist ... und ich mit dem Rüpel Robin an meiner Seite Sorge vor zu vielen Hundebegegnungen hatte.

Damals befand er sich schließlich in seiner wildesten Zeit. Der große Hündinnen-Eroberer und der böse Rüden-Wegbeißer. Aber nein, kein Wegbeißer - denn gebissen hat Robin bisher noch nie, er hat den Wilden immer nur markiert, aber nicht ausgelebt.

An einem dieser Tage saßen wir in einem Straßenlokal und ich konnte kurz darauf dem Kapitel "Wie klein ist doch die Welt" eine weitere Episode hinzufügen:

Ein Mann setzte sich zu mir an den Tisch, aufmerksam und kritisch beäugt von Robin, und nach einer Weile fingen wir eine Unterhaltung an.

Es war eine Begegnung, die wir schon viel, viel früher hätten haben können: Es stellte sich heraus, dass er in meiner direkten Nachbarschaft in Dortmund gewohnt hat, als wir beide Kinder waren - aber wir hatten uns - er war 2 Jahre älter als ich - damals nie kennen gelernt. Er kannte jedoch Leute, die ich auch kannte ... und wir konnten herzlich darüber lachen, wie klein die Welt sein kann.

Und ein paar Tage später machten Robin und ich uns auf den Weg zurück in unsere etwas größere Welt als diese im doch beschaulicheren Luxemburg.

Viele Erinnerungen im Gepäck und das Versprechen auf meiner Zunge: Wir kommen wieder.



Fortsetzung folgt

Copyright Silvia Gehrmann

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