Dienstag, 31. Mai 2022

30. Mai 2022 - Vox - Das perfekte Dinner - Montag im Allgäu bei Imke


Vorspeise:
Confierte Tomaten mit Burrata und selbstgemachtem Sauerteigbrot
Hauptgang: Geschmortes vom Rind in Rotweinsoße an glasierter Karotte mit Erdäpfeln
Nachtisch: Buttermilch-Joghurt-Eis mit Lemon Curd und Matcha-Crunch


Ist der Tisch erstmal gedeckt, finden sich auch Gäste.
- Jüdisches Sprichwort

Das Voxsche Spiel lautet, jeder ist einmal Gastgeber und viermal Gast. Ausgesucht werden die jeweils fünf Kandidaten vom Sender, während sie dann zusammengewürfelt sehen müssen, ob sie zueinander finden oder auseinanderdriften. Nach zwei Wochen "Dinner-Pause" muss ich mich erst einmal wieder zurecht- und mit einem eher langweiligen Beginn an diesem Montagabend abfinden.

Imke ist Physiotherapeutin und lebt in einer Wohn- und "Genau" und "Tatsächlich"-Gemeinschaft mit Camille zusammen. Während Imke den Blick in die Kameras behält, bekommt Schnibbelhilfe Camille ihren Statistinnen-Blick auf die Küchenwand. Jemand sollte in dieser dunklen Ecke mal eine Lampe anbringen. Camille steht dort wie ein Schulmädchen aus früheren Zeiten, das eine Eckensteh-Platz ergattert hat.

Die Mädels loben ihr gutes Miteinander und Zusammenleben.

Wie es den Kandidaten Alessandro (44) und Shad (54) in den "wilden" Neunzehnhundertneunziger Jahren in ihrer gemeinsamen Clique ergangen ist, weiß man nicht. Offenbar gibt es diesen Klub vieler feuchter Zusammentreffen nicht mehr. Und es sieht zumindest nicht danach aus,

dass Shad sich über das unerwartete Zusammentreffen der zufälligen Art mit Alessandro besonders freut. Eher scheint es ihm unangenehm zu sein. Wenn da mal nicht ein paar Geheimnisse zur Sprache kommen könnten ... aber wen sollten die schon interessieren? Mich zumindest nicht.


Das Menü

ist eines ohne den durchschlagenden Wow-Effekt: oft so oder ähnlich in dieser Sendung gesehen. Und es wird vermutlich so oder ähnlich auch in Zukunft noch häufig zu sehen sein.


Fazit

Einen ersten Eindruck habe ich von den Teilnehmern, aber noch halte ich mich zurück, denn Irren ist leider so menschlich. Die Chose wird sicherlich noch an Fahrt aufnehmen, aber zu welcher Seite es hinpendelt, wird sich zeigen.

Die Punkte für Imke: je 8 geben Antje, Stephanie und Shad, 7 gibt Alessandro.

Alessandro darf dann am Dienstag zeigen, womit er es rechtfertigt, ein 12-Punkte-Hobbykoch in einem Format zu sein, das als Höchstpunktzahl 10 veranschlagt.


Guten Morgen, Gruß Silvia

Montag, 30. Mai 2022

29. Mai 2022 - ARD: Tatort:


Liv Moormann – Jasna Fritzi
Bauer
Linda Selb – Luise Wolfram
Thomas Kramer – Matthias Matschke
Gernot Schaballa – Aljoscha Stadelmann
Joachim Conradi – Dirk Martens
Sybille Dobeleit – Ulrike Krumbiegel
Burkhard Dobeleit – Thomas Schendel
Jaqueline Deppe – Milena Kaltenbach
Therese Kramer – Ella Bieleke
Constanze Kramer – Ava Bieleke
Liv Moormann (als Kind) – Lotta Herzog


Tatort Bremen
Liebeswut

Hier fliegt nicht nur einer übers Kuckucksnest, sondern gleich ein ganzer Schwarm - und die Ermittlerinnen flattern teilweise hinterher - im Falle von Liv Moormann erweist sich dieser Fall sogar als ganz persönliche Trauma-Bewältigung.

Heute am frühen Morgen standen an der Bäckertheke zwei Polizisten vor mir, und ich fragte mich nach dem gestrigen Verspeisen dieser harten Kost (ein Tatort ist es allerdings trotzdem nicht), welche psychische Macken diese wohl haben. Vermutlich gar keine gravierenden. Geht man allerdings von den durchschnittlich dargestellten psychischen Problemen der Tatort-Kommissare aus, ist eine hohe Prozentzahl im Polizeidienst seelisch irgendwie umnachtet. Aber dies entspringt lediglich der Phantasie von Drehbuchautoren. Je abgefahrener, je besser? Nein!


Kurzer Inhalts-Umriss

Eine Wohnung brennt teilweise aus. Hinter einer (feuersicheren) Tür hat sich die psychisch gestörte Frau Kramer das Leben genommen. Sie liegt in ihrem blutroten Brautkleid erschossen auf dem Bett. Hinter ihr an der Wand ist in Riesenlettern geschrieben: Der Teufel kommt durch die Wand.

Ihre beiden Kinder sind verschwunden. Sie gilt es, zu finden.

Sind ihre Kinder vor ihrem Suizid verschwunden und das war der Grund für die Selbsttötung? So genau kommt das nicht zur Sprache,

denn wir Zuschauer sollen (unnötigerweise) Anteil am Trauma der Kommissarin Moormann nehmen. Die schiebt ihr Gesicht tief in das Kleid der Leiche. Die Autorin hat eventuell zu viele Stephen-King-Romane inhaliert.

Verdächtige gibt es einige. Sie sind durch die Bank auch recht auffällige Persönlichkeiten, mit denen man glatt eine neue Psychiatrie-Station bestücken könnte.

Der pädophile Hausmeister der Schule. Der hyperaktive Thomas Kramer, Ex-Ehemann der Toten. Seine hysterische mit Zwillingen schwangere Freundin Jaqueline Deppe (Nomen est Omen?), der Nachbar Gernot Schaballa (eine Abwandlung von Balla-Balla?) - und die durchgeknallten Großeltern Sybille und Burkhard Dobeleit.


Weitere Inhalte

Liv Moormann besucht Gernot Schaballa völlig privat, denn er ist die Brücke zu ihrer Trauma-Bewältigung. Und sie jagt ihm ein Messer in die Hand - aber der Gute, denn er ist wirklich ein Guter, aber simpler Typ, verzeiht ihr und will sie nicht einmal anzeigen.

Ja, wo gibt es denn so was?

Der pädophile Hausmeister wird von Kommissarin Linda Selb dabei beobachtet, wie er an gesammelter Kinder-Unterwäsche schnüffelt und dabei völlig abdriftet. Sie droht ihm mit harten Konsequenzen - er erhängt sich daraufhin.

Auch Schaballa ist bald unter den Toten: er kommt bei einem Sprengstoffanschlag, der Thomas Kramer gilt, ums Leben.

So gerät endlich der Großvater in den Fokus der traumtänzerischen Ermittlerinnen: er hat schon seine Tochter dominiert, seine Frau sowieso - und nun will er die Enkelinnen nicht an ihren Vater verlieren. Denn das würde seinen Machtverlust bedeuten.

Die Tochter hat sich bereits als Kind den ersten Finger abgehackt, bei der Trennung von Kramer den zweiten. Welche irrsinnige Irrtümer seine Tochter sonst noch unternommen hat, bleibt dahingestellt, aber sie sind anzunehmen.

In einem Showdown erschießt Moormann den Großvater der Kinder. Aber wo sind die Kinder?


Fazit

Die Kinder werden nicht gefunden. Es wird gezeigt, dass sie noch leben - in einem Kellerverließ, dort, wo Moormann den Großvater erschossen hat.

Sybille Dobeleit tanzt vor lauter Vergnügen und bedankt sich bei der Polizistin, dass diese ihren Mann erschossen hat. Der Teufel ist tot! Sie ist so glücklich. Aber der Weg in die Psychiatrie ist auch für sie ein nur ganz kurzer.

Insgesamt sieht man viel Rot, es gibt jede Menge an Puppen, nicht nur in den ausgebrannten Kinderzimmern. Die Puppen erhöhen den Grusel-Effekt, denn sie kommen als Bedrohung daher. Die Bald-Zwillingsmutter liebt ebenfalls Puppen - aber nicht die Kinder ihres Lebensgefährten. Sie sollte vom Jugendamt rund um die Uhr überwacht werden.

Ein eigenes Problem habe ich mit den Kommissarinnen: ihretwegen wollte ich diesen Film zunächst überspringen. Aber was solls, dachte ich dann, mit einem bisschen Grusel am Abend komme ich schon klar. So war es dann auch.

Die Schauspieler geben durch die Bank eine sehr gute Leistung ab. Die Kommissarinnen nehme ich aus dieser Sparte raus - sie überzeugen mich nicht wirklich. Sie wirken eher wie zwei Comic-Figuren, die sich in einem Schachspiel profilieren möchten.

Hoffentlich ist der nächste Tatort auch wieder ein Tatort und kein Psychogramm aller Mitwirkenden.


Guten Morgen, Gruß Silvia

Samstag, 28. Mai 2022

28. Mai 2022 - ZDF (jetzt Mediathek): Dr. Ballouz



ZDF - Mediathek
Dr.  Ballouz

Es ist der Traum eines jeden Kassenpatienten, von Dr. Ballouz behandelt zu werden, und wenn es gut läuft, wieder zu gesunden. Er ist ein Chefarzt der leisen Töne mit dem lauten Wiederhall von Empathie und Mitmenschlichkeit. Beinahe ist es, als durchleide er mit jedem Patienten dessen Krankengeschichte, schiebt seine heilenden Hände sanftmütig unter die ihren und mit einem seiner tiefen Blicke, die bis auf den Seelengrund zu gehen scheinen, leite er die Genesungen ein.

Und falls einzelne Patienten sich ihrer möglichen Genesung aus diversen Gründen widersetzen, kann der mitfühlende Arzt auch schon mal zum

Patienten-Stalker

werden. Er sucht die Kranken zum Beispiel nicht selten in ihren häuslichen Bereichen auf oder sitzt stundenlang gut sichtbar in seinem Trabi vor einer Tankstelle, in der eine ihm gut bekannte, schwer erkrankte Freundin arbeitet. Sie soll sich operieren und behandeln lassen ... diese stumme Hartnäckigkeit zahlt sich aus.

Allerdings gibt es auch Kranke, deren Krankheiten er trotz seinem scheinbaren Pakt mit dem Lieben Gott nicht heilen kann. An dieser Stelle

setzt die Realität ein.

Die wird leider von sehr viel Herz-Schmerz durchbrochen. - Auch Dr. Ballouz hat einen eigenen Schmerz: er leidet unter dem Verlust seiner Ehefrau,

und da trifft es sich gut, wenn er sie posthum hin und wieder zu einem Meinungsaustausch irgendwo zwischen Krankenhaus und Jenseits in der ruhigen Natur trifft. Man möchte den menschenfreundlichen Arzt in die Arme nehmen - und ihn von seinem Schmerz erlösen, und vor allem von den Begegnungen mit dem Jenseits. Er hat schließlich im Diesseits alle Hände voll zu tun,

um die TV-Welt von einer besseren Ärzte-Welt zu überzeugen. Niemals juckt den sanften Dr. Ballouz die Zeit, die schnell zur Not werden kann, wenn man in einer Klinik das Augenmerk nicht nur auf einen einzigen Patienten legen muss - sondern auf sehr viele gleichzeitig.

Von ihm behandelte Patienten würden sich kaum trauen, nicht wieder gesund zu werden, schon ihm zuliebe, und sei das Leid auch noch so groß und verlange nach einem friedlichen Ende. Einigen gelingt es dennoch, ihm zu entfliehen.



Fazit

Eine liebevoll gestaltete Kurz-Serie mit einem glaubwürdigen Hauptdarsteller (Merab Ninidze) macht jedoch aus einem Märchen keine reale Vorstellung. Die Realität sieht völlig anders aus. Vielleicht braucht man gerade deshalb in irrwitzigen Zeiten eine Ablenkung dieser Art? Mir selber quillt zu viel süßliche Medizin aus diesem (bislang) 12-Teiler in zwei Staffeln. Es gibt eine reale Vorlage für den gleichnamigen TV-Arzt Dr. Ballouz, der jedoch in einer Hausarztpraxis arbeitet. Über diesen gibt es ein Sachbuch:

"Deutschland draußen: Das Leben des Dr. Amin Ballouz, Landarzt."

Einen Arzt wie Dr. Ballouz werden die meisten Patienten vergeblich suchen, doch wenn sie ein wenig Glück haben, finden sie einen Arzt, der sie zu ihrer vollsten Zufriedenheit behandelt, ohne sich selber in ihr Leid hineinzuknien.

Dr. Ballouz ist eine Ausnahme von fast jeder Regel, die im realen medizinischen Alltag anwendbar sein dürfte.

Er ist ein Traum, aber eben nur ein Fernseh-Traum. Oder eben dieser eine Arzt unter Hunderttausend ...


Guten Tag, Gruß Silvia 


Freitag, 13. Mai 2022

13. Mai 2022 - Vox - Das perfekte Dinner - Freitag im Lahn-Dill-Kreis bei Leander


Vorspeise:
Saku Tuna / Fuerte Butterfrucht / Granny Smith / Crispy Alisa Craig
Hauptgang: Txogitxu / Café de Paris / Macaire / Purpurrot und gelbe Rübe / Grüne Stangen
Nachtisch: Fruchtige Zitrone trifft cremige Pistazie eisgekühlt


Gib' dem Luxus Zucker

Hätte Leander am vergangenen Montag gekocht, wären die Gäste eventuell von seinem luxuriösen Ambiente derart tief beeindruckt gewesen, dass sie dem "Koch" entweder viele oder wenige oder insgesamt ungerechte Punkte gegeben hätten. Außerdem soll der Freitag immer ein Highlight bleiben - entweder von der Umgebung her oder vom Kochen ... und wenn beides zusammen passt, ist das ein Glückstag. Das hat Vox perfekt im Griff. Entweder von der einen, aber mehr von der Luxus-Seite.


Leander ist Geschäftsführer einer Firma, die im Rennsport unterwegs ist - ich denke zuerst an den Pferde-Rennsport. Zum Glück ist das ein Irrtum, und er hat sein höchstes Augenmerk auf Autos gelegt. Ein paar davon stehen in seiner Garage. Ein Super-Schlitten-Stall: nix für Kinder, sondern für erwachsene Geschwindigkeits-Verliebte.

Sein Herzblatt Conny hat im Vorfeld den Tisch gedeckt, und los geht es mit einem ganz besonderen Dinner:


Das Menü

Selbstverständlich schreit der Thunfisch: "Ich bin kein Nahrungsmittel. Ich möchte im Meer schwimmen und höchstens der Natur selber zum Opfer fallen". Aber auf Thunfisch allein will Leander sich nicht verlassen. - Trotzdem gibt es wieder Thunfisch, denn Leander ist kein Preis zu hoch, um den Preis abzusahnen. Dabei geht es ihm vermutlich nicht um den Jackpot, sondern nur um die "Ehre" des Gewinnens

Die alte Kuh, die den Hauptgang bestreitet und von Leander zubereitet wird, wirft Fragen auf: wie alt durfte sie werden? Warum kann nicht jeder sich dieses Fleisch leisten? (eine dumme Frage, die ich mir selbst beantworten kann - aber nicht die nach dem Euro-Preis).

Ein Herz für alte Kühe. Und einen Minus-Punkt für jedes Kälbchen, das nach einem traurigen Dasein zur Schlachtbank geführt wird.

Es ist schön, wenn eine Kuh lange leben darf - es fragt sich nur, wie sie lebt (ich google das jetzt absichtlich nicht).


Fazit

Julian bemerkt zu der "alten Kuh": "So etwas habe ich noch nie gegessen." Reinhold hätte mehr erwartet.

Vielleicht lebt Reinhold in der dekadenteren Welt als Leander in seinem Luxus-Refugium. Man lernt niemanden in insgesamt 5 Stunden kennen. Aber so ein ganz kleines

klitzebisschen erfährt man durchaus, weil beinahe jeder sich ein bisschen mehr verrät als er beabsichtigt.

Die Punkte: je 9 geben Vivianne, Julian und Reinhold, die 10 lässt Gabi in Leanders Zuhause.

Mit 37 Zählern liegt er gleichauf mit Julian. Die beiden dürfen sich den Jackpot teilen.

Leider gibt es immer weniger Menschen, die sich "altes Kuhfleisch" leisten können. Falls die Preise in diesem Bereich derart gestiegen sind wie im Öl-Bereich- dann gute Nacht. Das Traurige daran ist, dass es, den Fleischpreis betreffend, nicht dem Tierwohl zugute kommt.

Aber noch können wir uns Zucker leisten, um durch eine schwierige Zeit zu kommen - jedenfalls weiß ich von keiner Zucker-Knappheit.

Leander würde ich gerne in einer Kneipe treffen und ihn auch bemerken.

Mir bleibt der schriftliche Luxus, allen meinen Lesern ein schönes Wochenende zu wünschen, und dies auch tief im Herzen ehrlich zu meinen.


Guten Abend, Gruß Silvia



13. Mai 2022 - Wir sind unseren Eltern ähnlich ...

Zwei Rosen und eine Knospe, Foto vom 11. Mai 2022

Wir sind unseren Eltern ähnlich ...

Ob wir es wollen oder nicht, ob es uns Kopfschmerzen bereitet oder das wohlige Gefühl eines zu viel an Adrenalin: wir sind ihnen ähnlich. Sie haben uns erzogen, verzogen, geliebt, gehasst, bestraft, belohnt, durch tiefe Täler und luftige Höhen begleitet.

Wie also sollten wir ihnen nicht ähnlich werden? Und warum sollten wir ihnen nicht ähnlich sein?

Sie waren die Menschen, denen wir nach dem ersten Schrei aufgrund unserer schmerzhaften Geburt in die Arme gelegt wurden (nur die Hebamme oder der Arzt kamen ihnen zuvor) und fortan anvertraut waren. Nach rechts und links und oben und unten zu sehen, lernten wir später. Erst mussten sie uns pflegen, hegen und rundum versorgen, damit unser Start in ein später eigenständiges Leben ermöglicht werden konnte. Die Eigenständigkeit war zunächst eine geringe und irgendwann mündete  sie in der Abnabelung. Dazwischen lebten unsere Eltern uns ihr eigenes Leben vor,

und wir funktionieren immer auch als Imitatoren.

Wir übernehmen Vorlieben und Abneigungen und machen sie zu unseren eigenen, obwohl sie erworben und über Generationen weitergegeben worden sind, aber sich stetig modifizierter manifestieren. Immerhin ändern sich auch die

Umstände, in denen Menschen leben. Wir leben nicht in den 1950er Jahren, in denen die Frauen mehr als Mütter und Ehefrauen gesehen wurden - anstatt als eigenständige Menschen. Immer leben wir im Heute und Jetzt,

und wollen nicht auf der Strecke bleiben.


Die Pubertät

ist vielleicht der jahrelange Seelen-Ort, der uns am meisten von unseren Eltern trennt: wir begehren gegen sie auf, verdammen ihre Werte, und ganz sicher wollen viele genau so, wie es ihre Eltern sind, auf keinen Fall werden.

Schließlich wäre man sonst weder modern noch tolerant noch interessant und nur noch peinlich ...

Es ist überhaupt eine große Ehre für die Eltern, dass wir ihnen in diesen Jahren nicht davonlaufen ... aber zum Glück stehen wir dann noch nicht auf eigenen Füßen, aber voreilige, falsche Urteile sind unser Privileg.

Gottseidank kennen alle Eltern diese schwierigen Jahre - immerhin waren sie selber auch mal in der Pubertät.


Die Wende

kommt erst viel später in unseren Köpfen an, und irgendwann sind wir zwar immer noch ihre lebenslangen Kinder, aber so erwachsen, dass wir differenzieren können: das war gut, das war nicht so gut, das war passabel. In der Regel lieben wir unsere Eltern und sind vielleicht ein klein wenig stolz darauf, Mutter und Vater ähnlich zu sein. 

Um kurz von mir zu schreiben: mein Vater war kein Mann der großen Worte. Ich selber rede zwar recht gerne (brauche jedoch zwischendurch lange Rede-Pausen), aber denke, dass ich es von ihm erworben habe, anderen auch zuhören zu können.

Meine Mutter war ein wenig kapriziös - und ich finde es nicht verkehrt, ihr in dieser Beziehung gefolgt zu sein.

Etwas anderes, das ich von meiner Mutter übernommen habe, ist mir viel wichtiger: sie hat gerne geschrieben, meist Gedichte.

Ich schreibe auch gerne, weil sie mich dazu ermutigt hat, Gedanken und Ideen auf Papier zu bringen. Dann war sie meine größte Kritikerin. Ihre Urteile waren knallhart.

Und vor allem verdanke ich ihr meine Tierliebe - die manchmal - bei all dem Elend, das Tieren angetan wird - ganz schön belastend sein kann.


Fazit

Wir sind, wer wir sind, durch die, die, die wir lieben und die, die uns lieben. Dazu gehören noch eine bunte Palette von Menschen mehr, als nur unsere Eltern.

Aber gerade sie haben einen sehr wichtigen Anteil an unserem Sein und Handeln.

"Sei du selbst! Kein Baum trägt fremde Zweige." - Hans Ossenbach (1874 bis 1945)


Guten Tag, Gruß Silvia 

 

12. Mai 2022 - Vox - Das perfekte Dinner - Donnerstag im Lahn-Dill-Kreis bei Julian


Vorspeise:
Rindertatar-Torte
Hauptgang: Rinderfilet mit Caprese-Risotto und Gemüsebeilage
Nachtisch: Schokoladenkuchen mit Passionsfruchtsorbet


Tratsch ist ein Sender mit weltweitem Empfang
© Almut Adler (*1951)

Julian lebt in einem kleinen Ort namens "Sinn" (die Wortspiele wurden bereits von Daniel Werner verbraten - und ich kopiere nicht) und liebt den dörflichen Tratsch. Damit der nicht versiegt, trägt er mit seiner Teilnahme an der Sendung "das perfekte Dinner" zu dem neuesten Tratsch hinzu. Das wird ein Fest für die Dorfbewohner. Und auch, wenn dem Begriff der Bedeutung nach etwas Negatives anhaftet,

könnte es sein, dass es ausschließlich Gutes über den Nachbarn Julian zu berichten gibt. Aber das muss man dann nicht hinter vorgehaltener Hand äußern, sondern kann es in Sinn in die Annalen der Gemeinde einfügen. Das wäre Sinn-voll und ganz im Sinne der Sinner. Allerdings darf man nie die Neider unterschätzen ...

Mir selber kommt Julian nicht näher. Er ist nicht der Mann, mit dem ich in einer Kneipe ins Gespräch käme.


Das Menü

Zur Vorspeise gibt es Rindfleisch, zum Hauptgang ebenfalls. Ich sage nicht, was ich mir wünschen würde, denn das wäre 1. völlig egal und 2. muss ich das schließlich nicht selber essen. Die schön drapierten Tatar-Törtchen stehen auf Röstis. Gabi glaubt, es sei ein Stückchen Fisch im Fleisch und hat Mitleid mit Julian. Sie hat aber auch Ideen!

Reinhold hingegen ist von Anbeginn des Menüs in einem Begeisterungs-Rausch. Ich vertraue seinen Geschmacksnerven.

Der Hauptgang besteht aus Filet-Steaks plus einem Risotto, das er mit Tomaten und Mozzarella aufpimpt.

Im Nachtisch setzt sich wieder einmal ein Schokotörtchen gegen Millionen anderer möglicher Desserts durch. Dazu gesellt sich ein Passionsfrucht-Sorbet.

Der Vollständigkeit und weniger der Kritik halber muss ich erwähnen: Julian benutzt für das Risotto einen Fertig-Fond und für das Sorbet Frucht-Mus aus einem Plastik-Beutel. Geht ihm das nicht eigentlich gegen den Strich? Offenbar nicht.


Fazit

Julian erfreut an seinem Abend seine vier Gäste. Gabi, die so gern von sich in der 3. Person spricht, wird später sagen: Gabi war dabei, und Gabi hat viele, viele Punkte gegeben.

Die Punkte im einzelnen: je 10 geben Gabi und Vivianne, 9 Reinhold und 8 Leander, der auf den letzten Metern ein wenig geizig wird. Das jedoch ist wiederum keine Kritik an Leanders Punktewahl.

Mit insgesamt 37 Zählern ist Julian am 4. Tag auf dem bislang 1. Platz, den ihm nur noch Leander streitig machen kann - aber das wird schwer, sehr schwer.

Zumindest muss Leander nicht an einem Freitag, dem 13., kochen, denn an diesem Tag findet natürlich nur die Ausstrahlung, aber nicht die Aufzeichnung der Sendung statt. Und dass der 13. auf einen Freitag fällt, gibt es in 2022 nur einmal - auch, wenn es uns anders vorkommt ...


Guten Morgen, Gruß Silvia

Donnerstag, 12. Mai 2022

11. Mai 2022 - Vox - Das perfekte Dinner - Mittwoch im Lahn-Dill-Kreis bei Gabi


„Drei
persönliche Duos“
Vorspeise: Zweierlei Tatar / Zweierlei Begleitung / Brot
Hauptgang: Eingepacktes, gefülltes Filet / Zweierlei Knödel / Gemüseduo
Nachtisch: Schwarz trifft Rot / Exotik-Duo


Die gut gelaunte Gabi

Da ich auch gut gelaunt bin, fürchte ich weder, dass Schimpf noch Schande über mich herniedergehen, weil ich hier eine kleine Alliteration untergebracht habe. Grundsätzlich mag ich diese Ausdrucksform allerdings überhaupt nicht: es klingt nach gewollt und nicht gekonnt. Aber Gabis wirklich gute Laune ist nicht zu übersehen: endlich darf sie ins Fernsehen, und sie darf sogar vor Kameras kochen. Dieser für sie unwirkliche Traum ist in Erfüllung gegangen. Er hat ihr im Vorfeld der Dreharbeiten wochenlange, schlaflose Nächte beschert. Also gab es genug Zeit, um all ihre Deko-Elemente, die sich in ihrem Haus tummeln, genauestens unter die Lupe zu nehmen - und abzustauben.

Träume können so unterschiedlich sein ... für mich wäre der Auftritt im Fernsehen eher ein Albtraum als ein Traum.


Das Menü

Gabi ahnt, was die meisten Menschen wünschen: Thunfisch zum Beispiel. Aber dann kommt genau dieser bedrohte Fisch gar nicht so gut an ... sie verhunzt ihn mit roten Zwiebeln, die den feinen und für den bedrohten Fisch so gefährlich guten Eigengeschmack trüben.

Als fleißige "Dinner-Zuschauerin" will sie zum Hauptgang etwas anderes servieren, als Rinderfilet oder Rinderbäckchen - und entscheidet sich für Schweinefilet. Dass der ganze Gang komplett kalt auf den Tisch kommt, liegt an ihrer fast schon beschaulichen Anrichtungsweise. Anstatt Tempo vorzulegen, verliert sie sich in Kleinteilen.

Ihr Anspruch, "mal etwas anderes zu servieren" gilt nicht für den Nachtisch (für die Vorspeise im übrigen ebenfalls nicht), und sie präsentiert den vorbereiteten,

angeblich dekadenten Schokokuchen. In der Tat ist der Schokokuchen in dieser Sendung längst dem kulturellen Verfall ins Netz gegangen. Wer nicht weiter weiß, vertreibt sich die Zeit mit Schokoladenkuchen. - Nichts gegen Schoko-Kuchen im allgemeinen, denn auch ich mag ihn gern - aber der Übermut, mit dem sich dieser Kuchen in der Sendung breitmacht, ist inzwischen langweilig.


Fazit

Gabi scheint sehr aufgeregt zu sein und unter Strom zu stehen. Das frei wirkende Adrenalin nutzt sie aus, zieht ihre Show durch, während sie ihre Gäste eher mehr als weniger sich selbst überlässt. Sie wirbelt in der Küche und ist dennoch im Schneckentempo unterwegs. Vielleicht kann sie wegen dem erlangten Glücksgefühl auch in den nächsten Wochen nicht gut schlafen - oder sie schläft erst einmal drei Tage völlig erschöpft durch. Beides ist möglich.

Die Punkte: je 9 geben Julian und Leander, 8 gibt Reinhold - und Vivianne zieht die 7, weil sie wegen der langen Wartezeit zwischen den einzelnen Gängen ein oder zwei Zähler abziehen muss.

Mit 33 Umdrehungen ist dieser Tag ein erfolgreicher für Gabi. Bislang liegt sie am dritten Tag auf dem zweiten Platz hinter Reinhold. Sie wird glücklich darüber sein, und das wäre schön.


Guten Morgen, Gruß Silvia

Mittwoch, 11. Mai 2022

10. Mai 2022 - Vox - Das perfekte Dinner - Dienstag im Lahn-Dill-Kreis bei Reinhold


„Heimat - Zu Gast zwischen Dill, Lahn, Usa und Wetter Brandoberndorf“
Vorspeise: Gambach - Altenstädter Feld / Saibling trifft sich mit Forelle
Hauptgang: Usingen - Eschbach / Kalb trinkt Rotwein zu einer Püree-Variation
Nachtisch: Bad-Nauheim-Ockstadt / Mei Moo Scherii


Nach Benutzung werden Badezimmer zum Kulturzeugnis.
- Raymond Walden (*1945)

Mit ihrem Badezimmer haben sich Reinhold und seine Frau einen Wunsch erfüllt: ich sehe grelles Weiß und gedämpftes lichtes Blau nebeneinander existieren. Griechische Elemente (aus der Kitschphase?) treffen auf Loriot-Details. Ein Brettspiel in der Badewannenmitte, zeugt von Spielfreude im Wasser. Die Figuren im Spiel sind allesamt Loriot zuzuordnen. Als er jedoch eine Tür des Palast-Badezimmers öffnet, wähnt man sich sofort in einer völlig anderen Welt:

eine dunkle Kammer wird sichtbar, ein Räucherofen versieht gerade seinen Dienst. Es ist wie damals bei "Königs" - vorne schick, hinten die Folterkammer.

Der für uns Zuschauer sichtbare Rest des Hauses entspricht dann eher den Durchschnittseinrichtungen deutscher Wohnungen - oder wie ich sie mir vorstelle, was natürlich zwei verschiedene Ergebnisse hervorbringen könnte.


Das Menü

Neben Griechenland und Loriot liebt Reinhold Johann Lafer. Zum Glück kopiert er nicht die gebückte Haltung des Kochs und bewegt sich und arbeitet aufrecht.

Die Vorspeise: Forelle, Lachsforelle: selbst gebeizt, selbst geräuchert, selbst etwas umständlich nebeneinander drapiert. Die Gäste sind hellauf begeistert.

Für die Kalbsbäckchen im Hauptgang erübrigt sich ein Messer, schwärmt Leander.

Der Nachtisch verursacht bei Vivianne Urängste: hoffentlich keine Mon Cherie! Da stimme ich mit ihr überein. Aber neben einem Kirschragout zaubert Reinhold sein völlig anders interpretiertes Kirschteilchen auf die Teller: einen Amarena-Kern umhüllt eine Ganache, gehalten wird das kirschartige Gesamtbild durch eine Mirror Glaze. Es kann nur besser schmecken, viel besser, als die Original-Vorlage.


Fazit

Vivianne weiß, dass dies kein perfektes Dinner ist. Insgeheim könnte sie allerdings froh sein, wenn ihr eigenes Dinner nur halbwegs so gelungen gewesen wäre wie das von Reinhold.

Julian bemängelt dieses und jenes nach dem Motto: irgendwas ist ja immer nicht richtig.

Ich selber konnte natürlich nichts von diesem Menü probieren, bin keine Super-Köchin und halte mich raus: mir gefällt allerdings die Anrichtungsweise nicht besonders, wenn man auf "perfekt" gepolt ist.

Die Punkte: je 8 geben Vivianne und Julian, 9 gibt Gabi und die Höchstpunktezahl gibt Leander.

Mit 35 Punkten wird Reinholds Menü gewürdigt.


Guten Morgen, Gruß Silvia