Montag, 30. Mai 2022

29. Mai 2022 - ARD: Tatort:


Liv Moormann – Jasna Fritzi
Bauer
Linda Selb – Luise Wolfram
Thomas Kramer – Matthias Matschke
Gernot Schaballa – Aljoscha Stadelmann
Joachim Conradi – Dirk Martens
Sybille Dobeleit – Ulrike Krumbiegel
Burkhard Dobeleit – Thomas Schendel
Jaqueline Deppe – Milena Kaltenbach
Therese Kramer – Ella Bieleke
Constanze Kramer – Ava Bieleke
Liv Moormann (als Kind) – Lotta Herzog


Tatort Bremen
Liebeswut

Hier fliegt nicht nur einer übers Kuckucksnest, sondern gleich ein ganzer Schwarm - und die Ermittlerinnen flattern teilweise hinterher - im Falle von Liv Moormann erweist sich dieser Fall sogar als ganz persönliche Trauma-Bewältigung.

Heute am frühen Morgen standen an der Bäckertheke zwei Polizisten vor mir, und ich fragte mich nach dem gestrigen Verspeisen dieser harten Kost (ein Tatort ist es allerdings trotzdem nicht), welche psychische Macken diese wohl haben. Vermutlich gar keine gravierenden. Geht man allerdings von den durchschnittlich dargestellten psychischen Problemen der Tatort-Kommissare aus, ist eine hohe Prozentzahl im Polizeidienst seelisch irgendwie umnachtet. Aber dies entspringt lediglich der Phantasie von Drehbuchautoren. Je abgefahrener, je besser? Nein!


Kurzer Inhalts-Umriss

Eine Wohnung brennt teilweise aus. Hinter einer (feuersicheren) Tür hat sich die psychisch gestörte Frau Kramer das Leben genommen. Sie liegt in ihrem blutroten Brautkleid erschossen auf dem Bett. Hinter ihr an der Wand ist in Riesenlettern geschrieben: Der Teufel kommt durch die Wand.

Ihre beiden Kinder sind verschwunden. Sie gilt es, zu finden.

Sind ihre Kinder vor ihrem Suizid verschwunden und das war der Grund für die Selbsttötung? So genau kommt das nicht zur Sprache,

denn wir Zuschauer sollen (unnötigerweise) Anteil am Trauma der Kommissarin Moormann nehmen. Die schiebt ihr Gesicht tief in das Kleid der Leiche. Die Autorin hat eventuell zu viele Stephen-King-Romane inhaliert.

Verdächtige gibt es einige. Sie sind durch die Bank auch recht auffällige Persönlichkeiten, mit denen man glatt eine neue Psychiatrie-Station bestücken könnte.

Der pädophile Hausmeister der Schule. Der hyperaktive Thomas Kramer, Ex-Ehemann der Toten. Seine hysterische mit Zwillingen schwangere Freundin Jaqueline Deppe (Nomen est Omen?), der Nachbar Gernot Schaballa (eine Abwandlung von Balla-Balla?) - und die durchgeknallten Großeltern Sybille und Burkhard Dobeleit.


Weitere Inhalte

Liv Moormann besucht Gernot Schaballa völlig privat, denn er ist die Brücke zu ihrer Trauma-Bewältigung. Und sie jagt ihm ein Messer in die Hand - aber der Gute, denn er ist wirklich ein Guter, aber simpler Typ, verzeiht ihr und will sie nicht einmal anzeigen.

Ja, wo gibt es denn so was?

Der pädophile Hausmeister wird von Kommissarin Linda Selb dabei beobachtet, wie er an gesammelter Kinder-Unterwäsche schnüffelt und dabei völlig abdriftet. Sie droht ihm mit harten Konsequenzen - er erhängt sich daraufhin.

Auch Schaballa ist bald unter den Toten: er kommt bei einem Sprengstoffanschlag, der Thomas Kramer gilt, ums Leben.

So gerät endlich der Großvater in den Fokus der traumtänzerischen Ermittlerinnen: er hat schon seine Tochter dominiert, seine Frau sowieso - und nun will er die Enkelinnen nicht an ihren Vater verlieren. Denn das würde seinen Machtverlust bedeuten.

Die Tochter hat sich bereits als Kind den ersten Finger abgehackt, bei der Trennung von Kramer den zweiten. Welche irrsinnige Irrtümer seine Tochter sonst noch unternommen hat, bleibt dahingestellt, aber sie sind anzunehmen.

In einem Showdown erschießt Moormann den Großvater der Kinder. Aber wo sind die Kinder?


Fazit

Die Kinder werden nicht gefunden. Es wird gezeigt, dass sie noch leben - in einem Kellerverließ, dort, wo Moormann den Großvater erschossen hat.

Sybille Dobeleit tanzt vor lauter Vergnügen und bedankt sich bei der Polizistin, dass diese ihren Mann erschossen hat. Der Teufel ist tot! Sie ist so glücklich. Aber der Weg in die Psychiatrie ist auch für sie ein nur ganz kurzer.

Insgesamt sieht man viel Rot, es gibt jede Menge an Puppen, nicht nur in den ausgebrannten Kinderzimmern. Die Puppen erhöhen den Grusel-Effekt, denn sie kommen als Bedrohung daher. Die Bald-Zwillingsmutter liebt ebenfalls Puppen - aber nicht die Kinder ihres Lebensgefährten. Sie sollte vom Jugendamt rund um die Uhr überwacht werden.

Ein eigenes Problem habe ich mit den Kommissarinnen: ihretwegen wollte ich diesen Film zunächst überspringen. Aber was solls, dachte ich dann, mit einem bisschen Grusel am Abend komme ich schon klar. So war es dann auch.

Die Schauspieler geben durch die Bank eine sehr gute Leistung ab. Die Kommissarinnen nehme ich aus dieser Sparte raus - sie überzeugen mich nicht wirklich. Sie wirken eher wie zwei Comic-Figuren, die sich in einem Schachspiel profilieren möchten.

Hoffentlich ist der nächste Tatort auch wieder ein Tatort und kein Psychogramm aller Mitwirkenden.


Guten Morgen, Gruß Silvia

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