Samstag, 27. März 2021

27. März 2021 - (Corona)-Interview mit mir selber




Interview mit mir selber


Es ist drei Jahre her, dass du dir ein eigenes Interview gegeben hast. Wie geht es dir inzwischen?

Ich bin drei Jahre älter geworden, aber wenn jemand weise sein will, überlasse ich ihm gerne diesen Posten.

Ich bin nicht schlauer als vor drei Jahren, höchstens ratloser als jemals.


Was macht Corona mit dir?

Lass mich ein Weilchen überlegen, stell mir zuerst andere Fragen. Ich muss mich sammeln.


Ich bin ja du und du bist ich, was also soll ich fragen?

Du könntest mich fragen, wen ich vermisse - und wem ich es gönne, in diesen schwierigen Zeiten nicht mehr bei mir zu sein.


Ich kenne dich zu gut, also wirst du deine Oma vermissen

Wenn ich an sie denke, und das ist täglich, fallen mir all die eitlen Geschöpfe ein, die vermuten, sie seien die Nabel der Welt. Meine Oma hat bewiesen, dass sie der Nabel unserer Familie war ... und somit war sie auch ein Nabel der Welt.

Ich bin froh, dass sie diese Zeit nicht mehr erleben muss, nachdem sie,

1902 geboren,

bereits den 1. Weltkrieg, die Spanische Grippe und den 2. Weltkrieg hinter sich gelassen hatte.

Ich bedauere zutiefst, dass ich sie viel zu wenig gefragt habe. Allerdings hat sie niemals geklagt, was ich im Nachhinein und angesichts der Pandemie immer weniger verstehe ... vermutlich wollte sie mich nicht belasten.


Und wer bist du?

Kein Nabel. Kein Bindeglied zwischen einer Familie. Eine kinderlose Frau, die obendrein noch nicht einmal Kinder wollte. Meine Oma mit ihren eigenen drei Söhnen und zwei Enkelkindern war vielleicht der einzige Mensch auf dieser Welt, der mich diesbezüglich (trotzdem) verstanden hat.


Was macht Corona mit dir? Ich lasse schließlich nicht locker.

Ich lerne nun jede Menge ratloser Leute kennen, und die regieren die Länder und die Republik. Sie scheinen sich in einem Probierstadium zu befinden, ganz so wie kleine Kinder, die mal dieses und mal jenes austesten, um am Ende durch Erfahrung zu lernen.

Angewandte erlernte Erfahrungen sehe ich in der Politikszene allerdings trotzdem nicht.

Die tapern wie blind durch die Pandemie: ich stelle mir das so vor, dass jeder bei einer erneuten Konferenz  ein Zettelchen schreibt, wie er sich eine Eindämmung des Virus vorstellt - und am Ende wird das Zettelchen der Kanzlerin gezogen.


Das ist aber schon eine Unterstellung

Das interessiert doch ohnehin niemanden, was ich oder andere irgendwem unterstellen. Vor allem hört ja niemand auf uns.  Manchmal sprudelt es eben nur so aus mir heraus, meistens bin ich eher sprachlos.

Ich fühle mich oft wie eine Erstklässlerin in früheren Zeiten, die man in eine Ecke gestellt hat. Und mit mir die ganze Klasse.


Was machst du gerade?

Ich halte mir Ohren und Augen zu. Ich möchte eine Weile nichts mehr von all dem mitbekommen. Sonst werde ich noch mein Porzellan an der Wand zerdeppern.

Und wo soll ich dann neues Porzellan herbekommen, wenn ich es nicht online bestellen möchte, sondern vor Ort kaufen will?


Danke für das Interview. Ich finde dich heute sehr anstrengend.

Gern geschehen. Nein, nicht für das Wort  "anstrengend", sondern dass du mir ein paar Fragen gestellt hast, die ich so gut wie möglich beantwortet habe.

Als anstrengend empfinde ich mich nämlich überhaupt nicht. Eher bin ich noch zurückhaltend.

Vielleicht können wir in einem oder zwei Jahren mal wieder öffentlich miteinander reden - falls wir bis dahin einen Schritt weiter sind. Für heute

wünsche ich allen


einen schönen Tag, Gruß Silvia 


26. März 2021 - Vox - Das perfekte Dinner - "Gesundheitswoche" - Freitag in Engelskirchen bei Andrea


Vorspeise:
Wildkräutersalat, dazu Guacamole mit Brennnesselsamen
Hauptgang: Knollensteak an wilden Beeren, Dinkel mit Vogelmiere-Spitzwegerich-Kugel
Nachtisch: Marokkanische Schokosalami mit Rock'n Roll ohne Fahrstuhl


Gute-Laune-Hexe

42 Jahre hat Andrea als Friseurin (Friseurmeisterin) gearbeitet, einem Beruf, der heute so begehrt wie nie ist ... weil die Friseurläden mal öffnen dürfen, dann wieder schließen müssen ... die Kunden-Haare munter weiter wachsen, Verzweiflungen hohe Wellen schlagen ... und niemand weiß, wie es weiter geht.

Pandemie kann man weder lernen noch sich daran gewöhnen.

Nun hat Andrea einen Lehrgang über "Kräuterpädagogik" absolviert und ihre Leidenschaft für alles Essbare, was in Wald und Flur wächst, zu ihrem neuen Lebensmittelpunkt gemacht. Sie nennt sich selber eine Kräuter-Hexe ... und ansonsten ...

lebt sie gern, strickt sie gern ... in dieser Reihenfolge.

Wie sie derzeit ihre Berufung ausübt, weiß ich nicht ... aber Führungen durch Wälder auf der Suche nach Kräutern dürften schwierig sein, wenn man bedenkt, dass sich zeitweise nur Leute aus zwei Haushalten treffen dürfen. Was genau wann, wie und überhaupt noch erlaubt ist, entnehme jeder einer offiziellen Seite seiner Kommune. Ich bin längst am Ende meines Durchblicks angekommen.


Das Menü

Als Aperitif gibt es heute irgendetwas Alkoholisches mit Holundersaft. Holunder erkennt schließlich jeder und darf ihn suchen ... nur roh sollte man die Früchte nicht essen. 
 

Das Unsterblichkeitskraut (schöner Name, kannte ich gar nicht) in der Vorspeise rechtfertigt wohl bereits als Bestandteil das dieswöchige Sonder-Label "Gesundheit" - dazu gibt es ein paar Brennnesseln, aber in der Hauptsache Wildkräutersalat aus der Plastiktüte. Nun ja!

Das Sellerie-Steak sei medium, wie sie es mag, meint Doris. Sie ist bereits völlig verkräutert und tief in die Materie eingetaucht. Vielleicht ist das Sellerie-Schnitzel noch bissfest.

Rock'n Roll im Fahrstuhl von Hoffmann & Hoffmann habe ich mir angehört - ein Gute-Laune-Lied, ganz so wie Andrea eine Gute-Laune-Hexe ist.


Fazit

Gesundheitswoche ... ein großer Begriff! Teilweise war es eher eine Belehrungs-Woche, in der die 25jährige Jennifer die Hauptrolle spielte.

Es wird Zeit, dass Jennifer endlich jung wird.

Die Punkte für Andrea:

Je 8 geben Jennifer, Doris und Micaela, 7 ist André der Ausflug in die Kräuter wert.

Mit 31 Zählern liegt Andrea gleichauf mit Jennifer.

Micaela gewinnt diese Runde. Einen Großteil ihres Gewinns möchte sie spenden. Wofür, sagt sie nicht.

Mir bleibt, allen Lesern ein schönes Wochenende zu wünschen. Und wenn ich richtig liege, und die nächste Dinner-Kurz-Woche eine Wiederholung ist ...

dann habe ich bereits alle Beiträge dafür vorbereitet.

Guten Morgen, Gruß Silvia 

Freitag, 26. März 2021

26. März 2021 - Irgendwann blättere ich zurück ...

 


Irgendwann ... blättere ich  zurück ...

in meinem eigenen Buch der vielen Erinnerungen. Und es sind nicht allein Erinnerungen, sondern auch erdachte Geschichten,  alternative Fakten, von jedem etwas, vor allem von diesem und jenem, manchmal verrückt, ein anderes Mal vielleicht ein wenig klug oder ziemlich dumm - und auch Wahrheiten sind vertreten. So gegliedert, dass auch  die Leser Wahrheiten von ausgedachten Geschichten unterscheiden können.

Irgendwann werde ich bereit sein zum Zurückschauen und mich hier und da vielleicht erinnern, wann  und vor allem, warum ich etwas aufgeschrieben habe. Natürlich ist das jeweilige "wann" durch ein Datum gekennzeichnet, das aber nichts mit dem "warum" zu tun hat, das ich meine. Ich meine Stimmungen, Launen eventuell und Situationen, die mich auf die Themen gebracht haben.

Manchmal werde ich mit der Nase auf Themen gestutzt, manchmal ist es nur ein Wort, das ich irgendwo aufschnappe,

und viele, viele Ideen entstanden durch endlos lange Spaziergänge mit Robin und Bienchen.

Dann kam mit Corona das Unerwartete, und ich musste der Pandemie ein eigenes Blog-Label verpassen, ohne bislang auf oft desaströse Entscheidungen einer ratlosen Bundesregierung eingegangen zu sein.

Ob ich mich später, irgendwann beim Zurückblättern, wirklich genau daran erinnern will, glaube ich nicht. Erinnern will ich mich jedoch sicher an

"Mein Hundesohn Robin" und "Bienchens Geschichte" - jeweils in vielen Teilen und mit jeder Menge Liebe geschrieben. Noch ist es für mich viel zu früh, in diesen beiden Geschichten zu blättern, weil die Erinnerungen an beide nur schmerzt und von einem paradiesischen Ausflug in die Erinnerungen weit entfernt sind.

Irgendwann alt und grau, und Robin und Bienchen näher als ich von ihnen entfernt bin, wird das vermutlich etwas anderes sein.





Nicht zurückblicken werde ich sicherlich auf all die Beiträge übers "perfekte Dinner", denn das sind Moment-Stories über mir unbekannte Menschen, die ich schon in diesen Zeiten schneller vergesse als ich einem Autofahrer ausweichen kann, der bei Rot meine grüne Ampelphase ignoriert.

Bis es Zeit zum Zurückblättern ist, werde ich noch so manches Wort schreiben. Gedanken über die Milchstraße vielleicht oder warum wir uns alle so wichtig oder auch zu unwichtig nehmen.

Die Zeit wird es bringen. Die Zeit, die sowohl gibt als auch nimmt.

Wie gut, dass niemand weiß, wann seine Zeit endet. Sie kann lang sein oder auch kurz, aber sie ist alles, was wir haben und

nutzen können.

Guten Tag, Gruß Silvia 


25. März 2021 - Vox - Das perfekte Dinner - "Gesundheitswoche" - Donnerstag bei Micaela

Foto: S. B.


Vorspeise: Winterrollen an dreierlei hausgemachten Dips
Hauptgang: Gulasch vom hiesigen Wasserbüffel an karamellisiertem Wurzelgemüse und hausgemachten Tagliatelle
Nachtisch: Inspiration der Bergischen Kaffeetafel


Wir sollten uns öfter mit kleinen Zeitoasen beschenken
- Helmut Glaßl (*1950)

Micaela lebt mit ihrer Frau und zwei Hunden in Leichlingen im bergischen Land, und beide Frauen befinden sich derzeit in einer Auszeit.

Gefühlt befindet sich ohnehin das halbe Land in einer Auszeit, und da kann von Freiwilligkeit wie bei Micaela und Flo nicht die Rede sein.

Micaela liebt ihr Leben auf dem Land, erntet, was ihr großer Garten hergibt, verarbeitet das Geerntete zu Haltbarem und versorgt ein Bienenvolk. Als Doris dies hört und sieht, denkt sie sogleich darüber nach, sich ein Völkchen für ihren Balkon anzuschaffen. Könnte dies unter Umständen Ärger geben?

Ich begnüge mich damit, Wildbienen anzulocken. Und oft füttere ich Wespen ...  ohne je gestochen worden zu sein.

Micaela ist eine Freundin des Slow-Foods und arbeitet auch in völliger Ruhe den Arbeitsplan für ihren Wettbewerbsbeitrag ab. Nach drei vorhergehenden Tagen, die man sich lediglich schön reden konnte, ist ihr Tag wirklich angenehm vor dem Bildschirm zu verfolgen. Micaela gibt ihre innere Ruhe nach außen ab. Sie ist derart entspannt wie die Yoga-Lehrerin Jennifer es vielleicht noch werden möchte.


Das Menü

Die bergische Kaffeetafel kenne ich aus meiner Zeit in Wuppertal, allerdings ohne diese Kaffee-Minna, und auch nicht als Nachtisch.

Der Gulasch zum Hauptgang ist sicherlich keine Kunst am Herd.

Persönlich gefällt mir die Vorspeise am besten.


Fazit

Die Gäste fühlen sich wohl bei Micaela, so wohl, dass Doris sogar ihre Beine zwischenzeitlich gemütlich auf den Stuhl am Esstisch quetscht, weil sie sich wohl ganz wie zu Hause und unbeobachtet fühlt.

Jennifer sitzt im Interview im Yoga-Sitz auf einem Sessel, damit auch niemand vergisst, warum sie überhaupt hier ist: aber der neunmalklugen Frau wird heute keine große Bühne für ihre süßlich vorgetragenen Kritikpunkte gegeben ... oder sie ist endlich  einmal zufrieden. An ihrer Punktevergabe generell gibt es natürlich ohnehin nichts auszusetzen, die ist sonst eher im Widerspruch zu ihren Wörtern.

Aber, wie bereits gestern erwähnt: Jennifer erheitert mich inzwischen.

Mir fehlen allerdings und unbedingt ihre Tipps, wie man mit gestärkten Abwehrkräften physisch und psychisch an Covid 19 gesund vorbeischlittern kann. 


Die Punkte: Je 9 geben André und Jennifer, je 10 Doris und Andrea.

Mit sagenhaften 38 Umdrehungen liegt Micaela nun an der Spitze dieser Motto-Woche "Gesundheit".

Das ist auch gut so.


Guten Morgen, Gruß Silvia  


Donnerstag, 25. März 2021

24. März 2021 - Vox - Das perfekte Dinner - "Gesundheitswoche" - Mittwoch bei André


Vorspeise:
Fitness-Suppe
Hauptgang: Knusprige Ofenkartoffel mit Honig-Senf-Lachs und Spinat an einer leichten weißen Sauce
Nachtisch: Man muss sich auch mal was gönnen können! Schokoladen-Soufflé mit Vanilleeis


Das Wichtigste bei der Fitness ist nicht der Pulswert oder die Kalorienmessung, sondern der Spaß
- Helmut Glaßl (*1950)

Solch einen Spaß habe ich vor ein paar Tagen im Wald beobachten dürfen: ein gut aussehender und gut gebauter Fitness-Trainer bringt einen Mann im mittleren Alter, der genau so aussieht, wie der Traummann vieler Mädels - falls sie sich ihn selber malen oder backen müssten -

auf Vordermann. Beide hatten Spaß daran (vermutlich jeder aus seinem eigenen Grund) und verkündeten dies auch, als wir auf einen kurzen flotten Wortaustausch vorbeigingen.

André selber hat vor einiger Zeit 30 Kilo in 8 Monaten abgenommen. Nun ist er Personal-Trainer und Ernährungscoach. Außer dieser Abnehm-Geschichte erfahre ich nicht viel über ihn, denn er kocht nicht einmal in seiner eigenen Umgebung, sondern in dem Haus einer Freundin. Das begründet er damit, dass seine Wohnung für die Pandemie-Zeit zu klein sei. Da ich absolut sicher bin, dass alle Beteiligten der Fernseh-Aufnahmen jeden Tag getestet werden, ist dies nicht haltbar ...

Die Sendung "das perfekte Dinner" ist ja bei weitem nicht nur eine Kochsendung, sondern viel eher alles andere als das.


Fazit

Das Menü bringt André natürlich mit Erklärungen auf den Tisch, falls ihm Jennifer nicht zuvorkommt, die schließlich nicht nur die Expertin überhaupt ist, sondern auch Jahrgangsbeste in ihrem Studiengang war. So, das musste sie unbedingt erwähnen und es wird von Vox doch nur in einer kleinen Einblendung auf einem Spruchband gewürdigt. Und ... falls ein Kommilitone anderes darüber zu berichten weiß ... bitte melden!

Auf einem anderen ihr zugeschriebenem Spruchband lese ich anstatt "Gesundheitswissenschaftlerin" doch glatt

"Gesundbeterin".

Ich kann nicht umhin, das passend zu finden, was mein Gehirn mir vorgaukelt.

André nimmt es nicht ganz so genau wie seine Mitstreiterin und verspricht für den Nachtisch, dass man sich auch mal was gönnen soll.

Vorspeise und Hauptgang liefern - genau so wie der Nachtisch - keinen Grund, laut loszujubeln, denn einen Unterschied zu einer normalen Dinner-Woche ohne Label  "Gesundheit" erkenne ich nicht.

Vielleicht liegt der Unterschied auch in der Turnübung an Stühlen, die André nach dem Hauptgang anordnet?

Ich sehe mich - nach der Pandemie, falls es diese Zeit überhaupt geben wird - in einem vollen Restaurant, und plötzlich stehen alle Gäste auf und turnen an ihren Stühlen ... um fit für den Nachtisch zu werden. Vermutlich würde ich denken:

Sind die denn alle verrückt geworden?

Andrés Menü insgesamt: Nix Neues unter der Sonne dieser Fernseh-Sendung.

Die Punkte, kaum nachvollziehbar, aber ausgesprochen liiieb:

Je 9 geben Jennifer, Doris und Micaela, 8 gibt Andrea.

Mit 35 Zählern liegt André an der bisherigen Spitze.

Mittlerweile freunde ich mich mit Jennifer an, die in dieser Woche für die Erheiterung des Publikums zuständig zu sein scheint:

voll inbrünstiger Kompetenz (als hätte sie alle Weisheit der Welt gepachtet) gibt sie ihr Wissen an uns weiter, damit wir in Zukunft nicht mehr so dumm wie bisher in unseren Küchen herumstehen.


Guten Morgen, Gruß Silvia 


Mittwoch, 24. März 2021

23. März 2021 - Vox - Das perfekte Dinner - Spezialwoche: Gesundheit - Dienstag bei Jenni


Vorspeise:
Wärmend-leuchtende Knollensuppe, garniert mit Königsdorfer Kohlchips, dazu hausgemachtes Sauerteigbrot

Hauptspeise: Bunter Orient trifft heimische Gemüsevariation und fairteilte Kartoffeln, verfeinert mit Joghurtsoße, sprießender Hummuscreme und feurig-fruchtigem Chutney

Nachspeise: Dreierlei reichhaltiges Süß präsentiert fluffig-erdenden Bohnenbrownie, winterliche Schneecreme & knusprig-kernige Pop-Bar


Die Allround-Esoterikerin

Mit guten Ansätzen entführt Jenni mich als Zuschauerin in die Reihe der Leute, bei denen ihre allumfassende Botschaft überhaupt nicht positiv ankommt.

Jenni lebt im ehemaligen Haus ihrer Großmutter, und nach ihrem Motto der Nachhaltigkeit, das ungenutzten Wohnraum als eben nicht nachhaltig betrachtet, hat sie sich fünf Mitbewohner gesucht und gefunden.

Leider stelle ich mir einen munteren Abend dieser sechs Leute vor, indem sie alte Pullover aufribbeln, um daraus bei heiteren Plaudereien und Jennis Dozieren neue draus zu stricken.

Zwischendurch zeigt ihnen die ausgebildete Yoga-Lehrerin, die auch Sport- und Gesundheitswissenschaften studiert hat, ein paar Lockerungs-Übungen, damit die Wolle zwischen Fingern und Nadeln auch richtig flutscht und die Finger nicht einschlafen.


Das Menü

ist in epischer Breite und "duftigen" Wörtern beschrieben, und ich verliere vor dem Bildschirm sowohl meine Aufmerksamkeit als auch die Lust, dieser Veranstaltung länger beiwohnen zu wollen. Ich bleibe schließlich doch vor dem Fernseher sitzen, weil ich über Jennis Abend etwas schreiben und "mitreden" möchte.

Es ist in Ordnung, wenn jemand vor dem Essen für sich ein Gebet sprechen möchte. Heikel wird es, wenn Gäste (sind sie noch Könige?) von einer Gastgeberin angeleitet werden, eine Geste der Dankbarkeit in einer Schweigeminute Ausdruck zu verleihen.

Vielleicht steht in jedem "Dinner"-Vertrag mit Vox: Der Kandidat ist verpflichtet, jeden Blödsinn der anderen Teilnehmer, der nicht gegen gute Sitten verstößt, mitzumachen und sich darauf einzulassen.

Jennis mit viel Liebe (und auch Eigenliebe) zu ellenlangen Erklärungen zubereitetes Menü entspricht dann nicht wirklich den Geschmäckern aller Gäste.

Da ich das Menü nicht bewerten kann, müssen gleich die Punkte für sich sprechen.


Fazit

Vegane Ernährungsweise ist lobenswert, aber dass es keinen Alkohol gibt, erklärt sich nur daraus, dass Jenni selber keinen trinkt. Sie ist heute eben die Chefin!

Stattdessen redet Jenni ihre Gäste besoffen.

Sie will die Welt retten, das ist mir schon klar, und ich kann es sogar nachvollziehen. Jenni ist 25 Jahre alt, und sie möchte so einiges ändern.

Lebensliebe ist ihr Motto. In Wirklichkeit befindet sie sich auf einer Mission, eigene Überzeugungen in die Welt zu tragen, weil sie diese für die allein richtigen hält. Man muss hier also Lebensliebe nicht mit Lebensfreude gleichsetzen.

Jenni ist anstrengend. Jenni examiniert ihre Gäste. Jenni reicht ihnen Yoga-Fragebögen. Man möchte sie schütteln: Werde mal locker!

Eine gute Sache (vegane Ernährung) mit zuviel Bohai und zuviel Esoterik drum herum gerät völlig ins Hintertreffen.

Selbst ich als tolerante Frau bin froh, als es endlich 20.15 Uhr ist, und dieser Abend zur Geschichte wird.

Die Punkte: Je 7 geben Andrea und Micaela, 8 zückt André und 9 Zähler ist dieser Abend Doris wert.

Mit 31 Umdrehungen liegt Jenni am zweiten Abend auf dem 2. Platz.

Am nächsten Tag darf Jenni weitermachen, wie sie am Montag begonnen hat: höchst kritisch und zutiefst von ihrem Besserwissen überzeugt.


Guten Morgen, Gruß Silvia 


Dienstag, 23. März 2021

22. März 2021 - Vox - Das perfekte Dinner - "Gesundheitswoche" - Montag in Hamburg bei Doris


Vorspeise:
Avocado-Mousse auf Bananen-Ananas-Papaya-Carpaccio mit Feigenrelish
Hauptgang: Bierhefehühnchen mit Curry-Cashewnuss-Kruste und Vanilletomate auf Steinpilzrisotto an Tomatensalat und Pesto
Nachtisch: Mousse au Chocolat aus Bitterschokolade mit karamellisierten Orangen und frischer Minze


Die Gesundheit sieht es lieber, wenn der Körper tanzt, als wenn er schreibt
- Georg Christoph Lichtenberg (1742 - 1799), deutscher Physiker und Meister des Aphorismus

Ich entscheide mich trotzdem fürs Schreiben, anstatt anlasslos durch das Haus zu tanzen, so wie Doris ihrer Rücken-Gesundheit zuliebe die Arbeitsplatten in der Küche hat hochbocken lassen. Auf Dauer wird sie vermutlich lahme Arme bekommen, denn sie erreicht kaum die hinteren Kochstellen ihres Herdes. Eher sieht sie aus wie ein Kind, dass noch nicht über die Ladentheke gucken kann, aber bereits genau weiß, welche Farbe ihre Bonbons haben sollen.

Doris ist Honorar-Dozentin. Früher war sie Krankenschwester, und es ist anzunehmen, dass sie über den Serotonin-Spiegel doziert, denn dieser scheint ihr besonders wichtig zu sein. So will sie auch ihre Gäste mit dem Glückshormon in den Genusshimmel führen -

ungeachtet der vielen Flugkilometer, den so einige ihrer Bestandteile bis in ihre Hamburger Hochküche zurücklegen mussten.

Ich schätze, dass 346.482 Kilometer zusammenkommen. Natürlich ist diese Schätzung unvollkommen und über den Daumen gepeilt. Zu einem gesunden Leben gehört aber auch ein gutes Gefühl und Gewissen gegenüber der Umwelt.


Das Menü

Bereits als sie die Vorspeise serviert, vermisse ich einen vor dem Bildschirm nachvollziehbaren Genuss. Ein Obstteller, ein bisschen auf Vorspeise gepimpt, ist dennoch eher für einen einfallslosen Nachtisch geeignet.

Veganerin Jenni bekommt anstelle des Hähnchens ein nicht wirklich ansehnliches Lupinen-Steak, "frisch" aus der Folie und danach gegart, serviert. Fürs Risotto gefällt es Doris nicht, auch einen Risotto-Reis zu nehmen, sondern einen, den sie für gesünder hält.


Fazit

Doris gefällt sich mit einer roten Plastik-Karnevals-Nase, die sie immer wieder mal trägt, ohne dass ich einen Sinn dahinter erkenne. Immerhin befinden wir uns in Hamburg und nicht in Köln.

Der Esstisch ist so üppig dekoriert, dass ich den Überblick über all die Elemente und Blumen verliere. Manche Köche meinen, dass Blumen nicht auf einen Esstisch gehören, weil sie mit den Aromen im Essen konkurrieren. Ich frage mich hier nur, ob auch die Blumen weite Reisen hinter sich haben.

Zumindest an diesem 1. Tag der speziellen Woche, übertitelt mit dem Begriff "Gesundheit" erkenne ich nicht, dass Doris dem vom Sender verpassten Label gerecht wird. Ohne diesen Titel könnte man das Menü allerdings nicht ganz so kräftig attackieren.

Es gibt nichts Neues unter der Vox-Sonne.

Obwohl ich natürlich auf Jenni, 25 Jahre, Gesundheitsexpertin, ausgesprochen gespannt bin, die heute alles zerpflückt,

um am Ende 8 Punkte zu geben, die  auch Andrea, Micaela und André zücken.

Mit 32 Punkten, die Doris auch erwartet hat, ist sie sehr gut über die Runden gekommen.


Guten Morgen, Gruß Silvia 


Montag, 22. März 2021

21. März 2021 - Tatort Köln - "Wie alle anderen auch"

 
Tatort Köln
Wie alle anderen auch

Für diesen Krimi hätte es vorab (nach dem Vorbild der Hinweise auf Zigarettenschachteln) einen Warnhinweis geben müssen:

"Wer zu depressiven Verstimmungen neigt oder gar an Depressionen erkrankt ist, sollte den Film meiden."

In diesem Krimi gibt es nur und ausschließlich Verlierer: die Hauptakteure, obdachlose Frauen, fristen ihre düster-traurigen Tage rund um die Domplatte. Aggressionen gehören ebenso zum täglichen Ritual wie Alkohol, und die völlige Verwahrlosung geht an jedem einzelnen Tag ihrer Vollendung entgegen.

Monika lebt seit Jahren auf der Straße. Perspektive? Nur der Tod kann das Elend beenden.

Liebevoll kümmert Monika sich um die erst seit kurzem obdachlose Ella Jung. Nach jahrelangem Ehe-Martyrium hat Ella ihren Ehemann so schwer verletzt, dass sie denkt, er sei an den Folgen verstorben - und ist in die Wohnungslosigkeit geflüchtet. Damit der Krimi

nicht völlig hoffnungslos endet, erfährt Ella schließlich, dass ihr Mann lebt und es für sie keine Anklage geben wird, weil ihr Mann wohl kaum Anzeige gegen sie erstattet. Gut so! Aber: gibt es nicht

Offizialdelikte?

Zuvor jedoch taucht Ella bei Axel, einem Teller-Schwenker in einem Lokal, unter. In seiner Wohnung jedoch gibt es ebenfalls nur Tristesse. Diese Wohnung ist nichts weiter als eine verlängerte Obdachlosigkeit. Man möchte heulen.

Dann ist die wohnungslose, aber berufstätige Altenpflegerin Katja Fischer zu erwähnen, die in ihrem Auto übernachtet.

Ich stelle noch kurz den miesen Typen vor, der Monika und die Altenpflegerin vergewaltigt hat, aber weil eine glaubwürdige Anzeige fehlt, ungeschoren davon kommen kann.

Monika wird eines Nachts angezündet. Sie war - Drehbuchschreiber sei Dank - zum Glück schon tot, als sie angezündet wird. Gestorben ist sie an der Überdosierung eines starken Medikaments, Fentanyl, das ihrem Tee beigemischt war.

Sehr hilfreich Auskunft geben kann die freundliche Mitarbeiterin einer "Suppenküche", denn sie kennt viele Geschichten vieler Obdachloser.

Weil die Altenpflegerin mit Monika Streit hatte und auch Zugang zu dem Medikament, gerät sie in Verdacht, die Mörderin zu sein.

Auch der Vergewaltiger kommt in den Ermittlungs-Fokus. Allerdings ist der Kerl viel zu dumm für einen "Giftmord" und nur schnapsselig und schwanzgesteuert unterwegs. Am Ende wird er zum Glück wegen der Vergewaltigung verhaftet.

Man ahnt es bald, dass die liebe Mitarbeiterin der Obdachlosen-Anlaufstelle, Regine Weigand, ein Geheimnis hat, dem Monika auf die Spur gekommen war ... und Regine damit erpresst hat:

Regine hatte eine Miet- und Stromkostenerhöhung von monatlich 180 Euro bekommen - Geld, dass sie als Halbtagsangestellte nicht besitzt. So hat sie sich aus Spendengeldern bedient.


Fazit

Die Mörderin hat sich nur in der Höhe ihrer Not am Topf der Obdachlosenhilfe bedient, was sie in ein besseres (Fernseh-)Licht rücken soll. Aber Mörderin bleibt Mörderin, und hier war das Motiv nicht weniger grausam als es bei jedem anderen Mord der Fall ist. Für Mord gibt es keine Entschuldigung oder Rechtfertigung.

Für diesen Krimi, ausgestrahlt in Pandemie-Zeiten, gibt es eigentlich auch keine Entschuldigung. Gerade in dieser Zeit könnten noch viel mehr Menschen auf den Straßen ihrer Städte landen als je zuvor,

und gerade jetzt zeigt die ARD einen zutiefst verstörenden Krimi aus dem Obdachlosen-Milieu.

Zu meinem Glück leide ich weder an depressiven Verstimmungen noch bin ich sonst von Traurigkeit geprägt,

aber ich musste mir nach Ansicht dieser Schauergeschichte noch etwas Heiteres zu Gemüte führen.

Sterne kann ich nicht vergeben, weil ich nicht weiß, in welcher Höhe ich die ansiedeln soll.

Vielleicht haben sie mit diesem Tatort-Film alles richtig gemacht, aber mir persönlich "schmeckt" der so überhaupt nicht.

Am Ende sitzt Ella in einem Zug und fährt somit symbolisch in ein Leben "wie alle anderen auch" - aber jeder Ort, an den sie fährt, hat ebenfalls eine

Obdachlosenkultur.


Guten Morgen, Gruß Silvia 


Samstag, 20. März 2021

20. März 2021 - Telefon-Interview mit Maria Anna Mossel vom 15. März 2021 über den Corona-Tod ihres Vaters

 



Zu dieser traurigen Geschichte
gehört ein fröhliches Foto, das die ganze Lebensfreude
von Arnold, Arie genannt, zeigt.

Arie inmitten seiner Familie. - Die Fotos wurden mir von seinen 3 Töchtern Marianne, Petra und Diane zur Verfügung gestellt. Ich habe aus vielen Fotos eine kleine Auswahl getroffen.

Wenn wir die Erinnerungen an geliebte Verstorbene in Worte fassen und mit anderen teilen, dann bauen wir eine Brücke, über die der Schmerz den Weg aus unseren Herzen findet.
- Michael Haseloff




Interview mit Marianne über den Corona-Tod ihres Vaters

Was machen drei Töchter, wenn ihr Vater ihnen seine Corona-Erkrankung verschweigt?
 

Das ist Arie

Erst einmal stellt mir Marianne ihren Papa vor:

88 Jahre alt, Sportskanone, Fahrradfahrer für Profi-Runden, Tischtennis-Spieler, insgesamt topfit. Er lebt allein in einem kleinen Haus in Haaksbergen (in der Nähe von Enschede), und an jedem Montag hat er für sein Haus eine Putz-Hilfe. Ansonsten und den Rest inklusive täglichem Kochen macht der übergründliche alte Herr noch selber, auch seinen Garten bewirtschaftet er.

Fürs Gehirn-Jogging ist gesorgt, denn er spielt leidenschaftlich gerne Bridge.


Kranken-Vorgeschichte

Arie hat in 25 Jahren zwei Krebserkrankungen mittels umfangreicher Therapien überstanden, die letzte war ein Leberkrebs vor 15 Jahren.

Er war - besonders während des Leberkrebses - bereit zu jeder Behandlung, und sei sie noch so schmerzhaft, denn er wollte 100 Jahre alt werden ...

und war auf dem besten Weg dorthin.


Die Corona-Infektion

Mit seinem Bruder war Arie Mitte September 2020 in einem Hotel in Almelo.

Während des 1. Lockdowns in Deutschland, lief das Leben in Holland weitgehend in normalen Bahnen weiter.

Arie quälte sich etwa eine Woche zu Hause mit Krankheitssymptomen, bevor er zu einem Arzt ging - und schließlich in ein Krankenhaus kam.

Durch eine Cousine, der Tochter von Aries Bruder, erfuhren schließlich seine drei Töchter von der Krankheit ihres Vaters. Er selber hat es ihnen nicht gesagt ...

Marianne vermutet hierzu, dass er sich geschämt hat und gehofft habe, es ginge glimpflich aus.

Die Scham vor gewissen Krankheiten ist schließlich nichts Neues oder Unbekanntes.


Aries Symptome

Sein Allgemeinbefinden war absolut am Boden. Die extreme Luftnot bescherte ihm noch die damit verbundene Urangst aller Menschen. Er war überhaupt nicht mehr hungrig und mochte nichts essen.


Nächtlicher Besuch in Enschede im Krankenhaus

Nachdem Aries drei Töchter endlich erfahren haben, dass ihr Vater krank ist, machten sie sich sofort auf den Weg nach Holland.

Sie erreichen etwa um Mitternacht am 7. Oktober 2020 das Enscheder Krankenhaus. Marianne beschreibt das Ambiente der Klinik als eine Art Raumschiff.

Allerdings konnten die Schwestern ungehindert hineingehen, in Straßenkleidung und nur mit Stoffmasken ausgestattet.

Sie durften auch ihren Vater auf der Corona-Station besuchen.

Er war bei vollem Bewusstsein und klar im Denken und Sprechen, hört sich allerdings krank an.

Umarmen und an seinen Händen halten durften sie ihn nicht.

Tagsüber sah es auch in diesem Krankenhaus ein wenig anders aus, denn es gab Wachleute.


Ein Abschied für immer

Arie selber hat entschieden, dass er an kein Beatmungsgerät angeschlossen werden wollte, wenn die Aussicht auf Heilung nicht gegeben sei.

Ein paar Tage später empfahlen die Ärzte, seine Morphin-Gaben zu erhöhen. Vorher wollte er jedoch noch mit jeder seiner drei Töchter sprechen:

Vollkommen klar bei Bewusstsein, hat er ihnen gute und sehr persönliche Worte auf ihren zukünftigen Weg mitgegeben, den sie nun ohne ihn weiter bestreiten müssen. An seine Enkelkinder und Schwiegersöhne hat er in seinen letzten Worten ebenfalls gedacht.

Arie starb am Mittag des 10. Oktober 2020.




Inzwischen

ruht Aries Asche in einem Beerdigungs-Institut in Haaksbergen. Über eine Vorsorge im Falle seines Todes wollte er, als es noch Zeit gewesen wäre, nie sprechen ...

er wollte immerhin 100 Jahre alt werden.

Während Marianne mir von ihrem Vater erzählt, habe ich keine Sekunde daran gezweifelt, dass es ihm ohne Corona auch gelungen wäre.

Am Telefon spüre ich, dass es Marianne teilweise schwer fällt, weiterzusprechen ... und ich schlage vor, dass wir das Interview ein anderes Mal zu Ende führen ... aber sie ist tapfer, und nach einer kleinen Pause kann sie mir mehr erzählen:

Es war geplant, Aries Asche an Ostern 2021 in Haaksbergen in der schönen Natur zu verstreuen (das ist in den Niederlanden erlaubt) - im Kreise der engen Familie.

Das wird nun nicht möglich sein, und Aries sterbliche Überreste müssen noch eine Weile auf ihre Bestimmung, ein Teil der Natur zu werden, warten.


Danke, liebe Marianne für dieses Interview. Auch Danke an Petra und Diane, die ihre Zustimmung dazu gegeben haben.

Als Familie wünsche ich euch viel Kraft. Einen Vater kann niemand ersetzen.


Trauer ist kein Ort, an dem du leben musst, lass dich dort nicht nieder. Du bist nur auf der Durchreise.
- Michael Haseloff (*1977)

In stillem Gedenken an Arie. Durch Mariannes Schilderungen werde auch ich ihn nie vergessen.



Guten Tag, Gruß Silvia 


19. März 2021 - Vox - Das perfekte Dinner - Freitag in Bremen bei Julia


Vorspeise:
Kürbisravioli mit Pesto und Knuspereffekt
Hauptgang: Sellerie -"Steak" mit würziger Haube, Herzoginkartoffeln und cremig  gebettetem Gemüse der Saison
Nachtisch: Schokoladentraum hoch 3


Dinner mit Botschaft

Julias Motto ist "From Leaf to Root", was bedeutet, dass sie für fast alles, was an Küchenabfällen auch anfallen mag, noch eine alternative Verwendung findet. So wirft sie zum Beispiel übrig gebliebene Zitronenschalen nicht in den Müll, sondern macht einen Sud mit Essig daraus ... den sie nach 2 Wochen Lagerung als Essigreiniger verwenden kann.

Die Müllverminderung ist Julias Prinzip Hoffnung ... für eine bessere Umwelt. Wie man auf meinem obigen Foto sehen kann, macht der Müll schließlich vor nichts halt ... und findet sogar seinen Weg auf Bäume. In unserem hiesigen Wald sieht man ständig entsorgten Hausmüll, manchmal sogar Elektromüll wie Fernseher oder Kühlschränke. Für jene Leute, die sich derart dreist gegenüber der Natur verhalten, kommt solch ein Abend mit Julia gerade richtig. Es ist nur die Frage, ob Julias Botschaft auch in den richtigen Köpfen ankommt ...

Da sie Migräneanfällen vorbeugen möchte, kocht Julia meistens vegetarisch.

Man sollte meinen, dass es nach vier fleisch- und fischreichen Tagen für jeden Gast passt, einmal auf Fleisch zu verzichten ...


Fazit

... das ist aber nicht für alle von Julias Gästen annehmbar.

Bubacar verbrennt am liebsten fleischliche Kalorien. "Das sieht schön aus, aber das ist ein Gemüse-Teller", bemerkt er, und es klingt, als hätte ihm jemand Strychnin ins Essen gestreut. Ja, manchen Leuten wird schon viel zugemutet beim "perfekten Dinner" - wie Bubacar es an seinem Abend mit einem Viktoria-Barsch bewiesen hat  ...

Gestern sympathisch, heute wieder mäkelig, als hätte ihm jemand die Petersilie mit Absicht verhagelt.

Ich finde, Julias Lebensweise ist es absolut wert, einen Platz in dieser Sendung zu haben.

Die Punkte: 8 gibt Per, je 7 Johanna und Nadine und zu nur 5 Zählern kann sich Bubacar entscheiden.

Ich will seine 5 Punkte gar nicht weiter bewerten, aber als es zur Preisverleihung kommt und Per mit 35 Umdrehungen die Chose gewinnt,

ist Bubacars Enttäuschung deutlich sichtbar. Nach kurzer Zeit reißt er sich wieder zusammen und "freut" sich mit Per.

Ich freue mich ehrlicher mit Pers Familie, die sich einen Hund gewünscht hat ... und er (augenzwinkernd) seine Zustimmung von einem Sieg in dieser Woche abhängig gemacht hat.

Ich bin die Erste, die sich gegen Leute wendet, die sich aus falschen Motiven ein Tier ins Leben holen - wie es leider in dieser Corona-Zeit viel zu oft passiert ...

aber Per scheint bereits ein glücklicher Hunde-Vater zu sein, als er in der letzten Kamera-Einstellung dieser Woche einen Welpen im Arm hält. Und manchmal entspringt eine vorläufige, aber durchaus kippbare Verweigerungshaltung auch nur einem längeren Nachdenken und Abwägen.

Mir bleibt nur noch, allen Lesern ein schönes Wochenende zu wünschen und einen kleinen Hinweis auf ein Interview zu geben,

das ich mit einer Facebook-Freundin,  die ihren Vater durch Covid 19 verloren hat, am letzten Montag geführt habe.

Ich werde es am heutigen Nachmittag veröffentlichen.

Guten Morgen, Gruß Silvia 


Freitag, 19. März 2021

19. März 2021 - Liebe auf den 1. Blick

 





Liebe auf den 1. Blick  

Wer sehnt sich nicht danach: in dem einen Moment gestresst, weil man inmitten einer fremden Stadt sein Auto nicht wiederfindet ...

und im nächsten schlägt die Liebe wie ein Blitz ein: zwei fremde Menschen auf Wellenlänge spüren diese schlagartige Zuneigung - wenn es gut läuft, trifft beide der Blitz zur selben Zeit. Wenn es nur einen von beiden trifft, so ist zumindest der Tag gerettet

und man findet sein Auto in der fremden Stadt viel schneller wieder.

Natürlich ist diese Anziehung auf den 1. Blick noch keine Liebe, denn die muss wachsen und neben dem äußeren Erscheinungsbild auch das innere kennen lernen.

Aber sie ist ein schönes Gefühl und ein Ausgangspunkt für die Liebe.

Mir ist das nur einmal passiert. Er heißt Reinhold, und ich habe ihn in einem Kino getroffen. An den Film erinnere ich mich nicht mehr, aber in fast allen Filmen kommt vermutlich zumindest ein kleines Fünkchen Liebe vor, selbst in Krimis. In diesem Kino lag etwas sehr Persönliches in der Luft ...

Er wartete am Kino-Ausgang auf mich, dieser zu dem Zeitpunkt mir noch unbekannte junge Mann.

Dass die Geschichte kein Happy End hatte, lag an einigen Umständen, und die meisten davon hatten wir beide gar nicht selber in der Hand.

Wie oft treffen Menschen einander und sind sofort in der Tiefe ihrer Seelen von dem anderen berührt? Ich kenne keine Statistiken,

aber ich wünsche jedem, dass er dieses Gefühl wenigstens einmal im Leben erfährt.

Denn es gibt auch oft den

allerletzten Blick der Liebe,

die zwar nicht von einem auf den anderen Moment verschwindet, aber irgendwann ist es so weit, dass kein Fünkchen von

Liebe zurückbleibt.

Es gibt diesen Moment, wenn er sie oder sie ihn oder sie zum letzten Mal voller Liebe ansieht - und es dann trotzdem noch eine lange Zeit dauert, bis die Beziehung endgültig zerbricht.

Manchmal verändern sich Gefühle sogar ins völlige Gegenteil. Aber das ist eine andere Geschichte, und heute will ich nur daran erinnern,

wie schön Liebe auf den 1. Blick sein kann - ob sie nun hält oder nicht.

Sie bleibt auf immer in der Erinnerung.


Guten Morgen, Gruß Silvia 



18. März 2021 - Vox - Das perfekte Dinner - Donnerstag in Bremen bei Bubacar


Vorspeise:
Gambás á Bijagos" mit Maniok-Törtchen auf Salatbett
Hauptgang: Ofen-Viktoriabarsch mit "Batata é Arroz Bafatá"
Nachtisch: Quark-Dessert auf "Pasta de Manga" mit Pestosauce


Das Leben ist eine Baustelle

Bubacar kam vor vielen Jahren aus Guinea-Bissau zu Verwandten nach Portugal, die ihm eigentlich eine gute Schulbildung ermöglichen sollten. Doch Bubacar wurde von seinen Verwandten enttäuscht und landete auf dem Bau. Sicherlich hätte er das Zeug zu einem guten Schüler gehabt,

aber manchmal  geht das Leben Wege, als würden Menschen um etliche Baustellen herumlaufen müssen, sich ausbremsen lassen, um am Ende nur noch vielleicht ans Ziel zu kommen.

Vor etwa 20 Jahren kam Bubacar nach Deutschland, und er arbeitet heute noch immer als Bauarbeiter im Hoch- und Tiefbau.

Die deutsche Sprache ist ihm allerdings nicht nur in Wort-, sondern auch in Schriftform vertraut, denn auch seine vielen Spickzettel fürs heutige Dinner sind nicht etwa in portugiesischer, sondern in deutscher Sprache verfasst.

Immerhin kann und muss auch nicht jeder studieren, weil sonst das ganz normale Leben mit seinen einfachsten Bedürfnissen auf der Strecke bleiben würde. Wer sollte sonst Brot backen oder eine Lok führen? Oder Strafzettel fürs Falschparken schreiben?


Das Menü

Man - und auch ich - ist leicht geneigt, einen sympathischen Teilnehmer wie Bubacar entsprechend und kochtechnisch höher einzuordnen, als man dies für einen Stinkstiefel machen würde, der haargenau das gleiche Menü auf den Tisch bringt.

Aber es ist leider so: Ein Schichtdessert ist ein Schichtdessert und kein Ideen- oder Kunstwerk.

Bubacar schichtet überhaupt gerne, und so hält er es auch mit dem Viktoriabarsch, der mit allerlei Gemüse und Flüssigkeiten angereichert im Ofen landet.

Zum Viktoriabarsch gibt es einen mehrfach preisgekrönten Dokumentar-Film aus 2004, der

 Darwins Nightmare

heißt. Regie geführt und das Buch geschrieben hat Hubert Sauper.

Damals ging der Absatz des Viktoriabarsches den Bach runter.


Fazit

Bubacar könnte auch ein "echter" Bremer sein, so erfrischend ist seine hanseatische Ruhe. Es ist angenehm für die Ohren, ihm zuzuhören,

bis man von Nadine mit der schrillen Stimmlage aus dem Fluss gerissen wird. Jeder Sprung zu einem Nadine-Kommentar ist ein harter Einschnitt. Der Ton am Fernseher wird lauter, meine Laune schlechter.

Hauptsache, die Kandidaten haben Spaß und lernen den zuvor sehr ruhigen Bubacar etwas besser kennen.

Die Punkte:

Je 8 in Einigkeit geben Per, Johanna, Nadine und Julia.

Mit 32 Punkten liegt er auf dem bislang 2. Platz. Leider ist Johanna, die 19jährige, die am Montag gekocht hat, abgeschlagen auf dem bislang letzten Rang. Ein Schicksal, das sie mit einigen Montags-Köchinnen teilt.


Guten Morgen, Gruß Silvia 

Donnerstag, 18. März 2021

17. März 2021 - Vox - Das perfekte Dinner - Mittwoch in Bremen bei Per




Vorspeise:
Grüne Krabbensuppe, Fetabrot
Hauptgang: Entenbrust, Kloß mit Soß', Blumenkohl
Nachtisch: Apfel-Tiramisu, warme und kalte Mandeln


Fast schon auf den Hund gekommen ...

Per ist der einzige, der sich einem neuen Familien-Mitglied hündischer Art ein wenig widersetzt. Seine Zustimmung macht er von einem Sieg oder einer Niederlage abhängig, obwohl ich denke, dass er ohnehin am Ende den Kürzeren ziehen wird ... (Sieg: Top! Niederlage: Flop) 

(bei einer Adoption aus dem Tierschutz z. B. ist es nötig, dass alle Familienmitglieder der Aufnahme zustimmen).

Nun sieht es ganz so aus, als würde bald ein Hund in Pers Haus einziehen, denn mit sagenhaften 35 Punkten ist er vom Gewinn nur noch einen Hauch und zwei Abende entfernt.

Einen Anstoß hat er auch gebraucht, um sich fürs "Dinner" zu bewerben: seine Mutter war es, die ihn in die richtige Richtung geschubst hat. Denn was wäre diese Bremen-Woche ohne Per?


Fazit

Manchmal gibt es Querverbindungen, die wiederum Brücken zur Konkurrenz schlagen: Johannas Schulleiterin ist eine der besten Freundinnen von Per. Nach einem ihrer Rezepte backt er das Feta-Brot.

Ob die kluge Johanna an ihre Schulleiterin denkt, als sie Per 10 Punkte gibt? Mit manchen Leuten kann man sich schließlich nicht gut genug stellen ...

Zu Nadine bestehen keine Querverbindungen und erst recht kennt die lebhafte Frau nicht Pers Eltern. Das jedoch verhindert nicht, dass sie "Kopfkino" bekommt, als der Gastgeber von den Sauna-Besuchen seiner Eltern erzählt ... meint Nadine vielleicht, sie würde in einer Sauna eine bessere Figur abgeben? Einen weiteren Kommentar dazu habe ich soeben verschluckt ...

Die Gäste haben insgesamt nicht viel zu bemängeln, außer, dass sie alle Rindfleisch erwartet haben. Doch Per, der eine Beteiligung an zwei irgendwann schlachtreifen Rindern (solche mit Namen) hat, will Erwartungen nicht gerecht werden und serviert Entenbrüste.

Deren Häute sollen nicht kross genug sein. Kann es sein, dass hier alle Gäste ihren Chinesen um die Ecke im Sinn haben, der seine Entenbrust im großen Ölpott frittiert?

Die Punkte jedoch sind trotzdem ausgesprochen fair bis "ein bisschen drüber":

Je 8 geben Nadine und Julia, 9 Bubacar (hoffentlich merkt Per sich endlich einmal seinen Namen) und 10 steuert Johanna zum Hunde-Traum von Pers Familie hinzu.

Mit insgesamt 35 Umdrehungen ist er an der bisherigen ersten Position, und es wird schwierig, diese Punkte zu toppen.

Und es ist nicht selten, dass ein Hund gerade das Familienmitglied derart um seine Pfoten wickelt, das ihm eher kein Zuhause geben möchte ...

Wir werden das Ende dieser Hunde-Geschichte, ob er gewinnt oder nicht,  leider nicht erfahren.


Guten Morgen, Gruß Silvia 

 

Mittwoch, 17. März 2021

16. März 2021 - Vox - Das perfekte Dinner - Dienstag in Bremen bei Nadine

Ein bisschen Ironie schadet nie ...


Vorspeise: Rissois com salada
Hauptgang: Bacalhau a Zé do Pipo
Nachtisch: Portugiesisches Duett: Aletria & Mousse de Bolacha


Die Sendung heißt "das  p e r f e k t e  Dinner"

... und nicht nur heute und bei Nadine entfernen wir uns mehr als nur einen Schritt von dem Zusatz "perfekt". Sie bereitet ein Dinner zu - ja -  eines mit drei Gängen - ja -, eines, das sie mit Portugal verbindet.

Nadine ist mit Antero verheiratet, der ihr vor 10 Jahren eine Freundschaftsanfrage auf Facebook gestellt hat. Er will sich auch in ihrem Namen für die Teilnahme an der Sendung beworben haben - und heute gibt er freundlich den Punchingball für ihre

Ergüsse über Männer im Haushalt. Nadine hat eben ein loses Mundwerk.

Doch keine Sorge, nicht viele, vermutlich spontan gestellte Freundschaftsanfragen haben solche Konsequenzen!

Nadine ist die Tochter portugiesischer Eltern und in Bremen geboren.


Das Menü

Bereits den Aperitif würde ich dankend ablehnen, denn O-Saft aus einer Fabrik mit einem bisschen Portwein und einigen Alibi-Früchten, um besser auszusehen ... kann doch von Albufeira bis Lissabon niemanden vom Hocker reißen.

Für die Vorspeise bereitet sie einen Brandteig zu, den sie später zu Teigtaschen verarbeitet und mit zwei verschiedenen Füllungen versieht.

Ein Stockfisch soll der Star des Hauptganges sein.

Der Nachtisch ist kein krönender Abschluss und passt in die Menü-Reihe: es gibt Sahnecreme in gekauften Keksen und Milchnudeln.

Eher dass ich hingerissen bin, bin ich raus.

Ich war schon einmal für einige Wochen in Portugal, habe auch in vielen einfachen Landgaststätten entlang der Wege, die ich mit einem Leihwagen zurückgelegt habe, gegessen ...

das heutige Menü Nadines weckt allerdings überhaupt keine Erinnerungen daran. Und schon gar keine, die den Genüssen gleich kommen, die ich dort teilweise erleben durfte.


Fazit

Falls sich ein Teilnehmer nach Johannas Dinner Luft nach oben gelassen hat, so verpufft die heute eher nach unten. Johannas Dinner war in der Gesamtheit wesentlich besser, wenn es auch oft gekochte und gebackene  Bestandteile enthielt.

Das kann ich, mit einem "internationalen Gaumen" ausgestattet, sagen. Außer einigem, was ich aus Prinzip nicht esse, bin ich für alles offen. Heute und an Nadines Tisch würde ich an Appetitlosigkeit leiden.

Nadines Gäste sehen es anders. Und das gestehe ich ihnen liebend gerne zu, denn sie sind diejenigen, die alles probieren dürfen:

Je 7 Punkte geben Bubacar und Julia, 8 steuert Johanna zum Ergebnis hinzu und die 9 kann Per sich offenbar nicht verkneifen.

Mit 31 Zählern liegt Nadine an der bisherigen Spitze.

Das perfekte Dinner ist eben eine perfekte Wundertüte.


Guten Morgen, Gruß Silvia 


Dienstag, 16. März 2021

15. März 2021 - Vox - Das perfekte Dinner - Montag im Bremen bei Johanna



Vorspeise:
Ravioli, gefüllt mit Duxelles, in einer Pilzreduktion
Hauptgang: Geschmorte Kalbsbäckchen mit Selleriepüree und Gremolata
Nachtisch: Schokokuchen mit flüssigem Kern, Vanille-Parfait und einem Pflaumenkompott


Es stimmt nicht, dass die Kühe Milch geben. Die Bauern nehmen sie ihnen weg.
- Aus einem Schüleraufsatz

Johanna ist eine hübsche 19jährige Frau, die gerade im Abitur steht und sicherlich ihren Weg in der Wissenschaft gehen wird. Es ist nur gut möglich, dass ihr Abitur später als eines zweiter Klasse angesehen wird,

aber das ändert schließlich nichts an  ihrer Klugheit.

Warum sie jedoch über eine ganze Tür eine mathematische Formel nicht nur aufgeschrieben hat, sondern auch dem Publikum zeigt ... erschließt sich mir nicht. 

Teilweise fühle ich mich, als hätte ich KIKA eingeschaltet ... oder würde Die Sendung mit der Maus gucken.

Für mich gilt (völlig frei nach dem Grundgesetz):

Niemand soll wegen seiner geringen oder hohen Lebensjahre bevorzugt oder benachteiligt werden.


Fazit

Als ich 19 Jahre alt war, hatte ich weder Kochen noch Physik im Fokus, sondern völlig andere Ideen. Allerdings ist es überhaupt kein Nachteil für diese Sendung und ihr Leben,

dass Johanna kochen kann.

Was sie kocht und backt, ist dann aber doch Altbekanntes, das oft beim Dinner verbraten wird. Von einem solch jungen Mädchen würde ich mehr Innovation erwarten ... und flüssig

ergießt sich das infiltrierte Stückchen Schokolade wie ein ewiger Strom über die Dessert-Teller ...

Von einem Gewinn aus dieser Sendung würde Johanna sich den Führerschein gönnen. Noch ist alles möglich, denn noch weiß man nicht,

ob ihre Punkte in dieser Runde als hoch oder niedriger gelten:

Je 7 geben Nadine, Bubacar und Julia, 8 gibt Per,

der am Rande herausbekommt, dass Johannas Schulleiterin eine enge Freundin von ihm ist.

29 Zähler warten darauf, getoppt zu werden.

Falls das passiert: Johannas Selbstbewusstsein wird es kaum tangieren.

Guten Morgen, Gruß Silvia 


Samstag, 13. März 2021

13. März 2021 - Harry und Meghan oder doch eher Meghan und Harry und ihr Interview mit Oprah Winfrey


Im Tower-Gelände


Eine
unwürdige
Schlammschlacht

Es war einmal wie in einem Märchen: eine ziemlich unbekannte Schauspielerin lernte einen Prinzen kennen ... aber anstatt mit ihm gemeinsam in der 1. Reihe zu stehen, wies man ihr einen in der hinteren Reihe zu. Dann sollte sie auch noch Regeln befolgen, die seit Urzeiten im Königshaus gelten (und die inzwischen sicher modernisiert wurden) ... und über die man sie bestimmt vor ihrer Heirat in Kenntnis gesetzt hat.

Das alles war zuviel für die nicht weltbekannte Nicht-Mehr-Schauspielerin, aber endlich als weltbrühmte  Herzogin Meghan bekannt, seit 2018.

Während Harrys 99jähriger Großvater Prinz Philip nach einer Herzoperation noch in einem Krankenhaus liegt, während die fast 95jährige Queen keinen weiteren Schicksalsschlag braucht, unter dem sie ihre starre Fassade aufrechterhalten muss,

geben Meghan und Harry Oprah Winfrey ein ausführliches Interview, und zwar keines, dass die zuschauenden Zuhörer einen Blick aus der Schlüssellochperspektive in den Palast freigibt, sondern eines, in dem ganze Mauern von diesem Pärchen eingeschlagen werden -

Feuer frei auf den Palast, die "Firma", die Familie ...

In jeder Familie gibt es Unstimmigkeiten, einer mag vielleicht einen anderen nicht, einer schert gerne aus, eine will alles zusammenhalten ... eine ist das schwarze Schaf  ...

aber braucht man solche Familien-Outings wirklich?
Definitiv: Nein!

In normalen Familien geschieht dies nach einem inneren Prinzip, das nicht nach außen dringt: "Pack schlägt sich, Pack verträgt sich"

Nun kann man die Queen und Prinz Philip und auch Prinz Charles und Prinz William eigentlich nicht einem "Pack" zuordnen,

aber intime Bekenntnisse,

( diese Nonsens-Details lassen ahnen, dass Meghan zu einem  Pack gehört ... und natürlich als ihr größter Fan Prinz Harry leider auch)

nach außen zu tragen, einem weltweiten Publikum vorzutragen, und obendrein auch noch auf mitleiderhaschend  Verständnis hoffen, ist ziemlich peinlich und zeugt einerseits von einem großen Geltungsbedürfnis, aber andererseits auch von dem Unvermögen, die Dinge auf den Tisch des Buckingham-Palastes zu bringen,

anstatt in alle Welt.


Meghan präsentiert ihre Tierliebe

öffentlichkeitswirksam und abseits der Interview-Situation mittels zwei Hunden und geretteten Hühnern. Das ist dazu angetan, das ohnehin lädierte Bild von Meghan als Goldgräberin, die in höchste Kreise aufsteigen wollte, aufzupolieren ...

leider weiß ich aus eigener Erfahrung, dass nicht alle Tierfreunde oder auch Tierschützer zwangsläufig gute Menschen sind.


Beef mit Kate

Meghan unterstellt (der Firma?) Lügen, denn angeblich nicht sie hatte Kate zum Weinen gebracht - sondern umgekehrt soll es gewesen sein.

Ansonsten bescheinigt sie Kate, dass sie eine ganz "Nette" sei.

Der normale Wahnsinn einer Familie, in eine Weltöffentlichkeit transportiert: kann eine Frau noch geiler auf Weltbekanntheit sein?


Rassismus

Familienmitglieder sollen Sorge gehabt haben, dass Baby Archie zu dunkelhäutig sein könnte. Wer genau diese Sorge gehabt haben soll, sagt Meghan nicht - weil es "den Personen zu sehr schaden wird." Es ist auch nicht klar, ob es eine "Sorge" war, denn auch hier kommt in Betracht: der Ton macht die Musik (und es war keine Sorge) -

und sie hat dies ohnehin lediglich über Harry als dritte Person erfahren, und Harrys Herz sitzt vermutlich derzeit tief und fest  in seiner  Hose - und darum versteht sein Kopf nicht unbedingt etwas, das abseits von dem liegt, was seine Herzensliebste erfahren möchte.

Übersetzung: ich denke, er traut sich nicht, ihr zu widersprechen, wenn sie sich an etwas festgebissen hat.

Eigentlich ist dieser Vorwurf unlogisch, denn Meghan erzählt auch, dass sie herzlich in die Familie aufgenommen wurde. Und mit Sicherheit hat man damals schon daran gedacht, dass sie und Harry einmal Kinder bekommen würden.


Meghans Suizid-Gedanken

Hochschwanger, erzählt Meghan, hatte sie Selbstmord-Gedanken. Psychologische Hilfe sei ihr von der "Firma" versagt worden.

Harry sagt widersprüchlich später dazu (er ist nicht von Anfang an bei dem Gespräch anwesend), dass er sich aus Scham über die psychischen Probleme seiner Frau nicht an die "Firma" gewandt habe.

Manchmal weiß man nicht, von wem die beiden gerade reden: von der Familie, von der "Firma" (die nicht nur Familienmitglieder beinhaltet) oder von der Presse.

Manchmal weiß man auch nicht, ob sie nicht gerade von eingebildeten Dingen sprechen. Bekanntlich hat jeder seine eigene Wahrheit.


Fazit

An eigenen möglichen Fehlern wird nicht gekratzt.

Ich sehe eine sehr gefasste, in ihre Rolle der Interviewten und tief verletzt vertieften Meghan, die keinen Zweifel an der eigenen Integrität aufkommen lässt, aber sehr wohl an der von allen anderen - oft nicht einmal genannten Personen.

Insgesamt handelt es sich nach meinem Dafürhalten um kein Skandal-Interview, denn diese Probleme könnten auch aus jeder anderen Familie stammen. Trotzdem ist das lange Gespräch nicht geeignet, ein

angekratztes Verhältnis Harrys (der dies erwähnt) sowohl zu Prinz Charles als auch zu Prinz William zu entspannen.

Harry und Meghan (eigentlich müsste es Meghan und Harry lauten) sind schon ein seltsames Pärchen, und Harry will ihr überdies verdanken,

dass er überhaupt erkannt hat, in einem "Gefängnis" gelebt zu haben, weil  Meghan in sein Leben trat

 (eine Frau, die zu nur noch einer einzigen Person ihrer Herkunftsfamilie Kontakt hat - zu ihrer Mutter. Mütter sind schließlich diejenigen, die grundsätzlich auf Verzeihen gepolt sind.)

Wie schlimm ist etwas, das man gar nicht als schlimm wahrnimmt?

Seit ihrer Auswanderung über Kanada in die USA fühlt Harry sich von Meghan gerettet - mit Hilfe einer höheren Macht (ich denke, er spielt auf seine eigene, verstorbene Mutter an).

Es bleibt die Frage, wie oft Meghan vor einem Spiegel gestanden hat, um für dieses Interview den geeigneten Drama-Gesichtsausdruck zu üben. Hier und da fließen unvollkommene Tränen, die jede wirklich gute Schauspielerin besser hinbekommt.

Und es bleibt die Frage, wie selten sie vor einem Spiegel gestanden hat, um sich selbst einmal zu hinterfragen. Denn Zweifel an ihrer eigenen Wahrnehmung scheinen sie nicht zu tangieren.

Vor allem ist es natürlich eine einseitige Sicht diverser Vorkommnisse, und es ist nicht zu erwarten, dass es darauf schlüssige Antworten aus dem Palast gibt, die die andere Seite näher beleuchten würden.

Man kann den beiden Glücksrittern nur alles Gute wünschen, und dass es ihnen nach diesen teilweise schwammigen Erklärungen, aber bösartigen Andeutungen,  Erlösung bringt.

Nach wie vor sind sie nicht frei, sondern nur in einer anderen Art von Gefängnis, denn höchstens in ihren eigenen Kreisen, einer kleinen Hollywood-Blase, können sie sich eventuell ungezwungen bewegen - ansonsten sind ihre Gesichter so bekannt, dass überall ein Paket an Schwierigkeiten lauert, um ihre (angeblich) so sehr ersehnte Ruhe zu stören. Eine Ruhe, die sie schließlich wohl auch gar nicht wollen ...


Bemerkenswert

Harry klagt, dass man ihm den Geldhahn abgedreht hat. Er bekommt also keine Zuschüsse mehr zu einem untätigen Luxusleben von seinem Vater. Ein 36jähriger Mann, der im Selbstmitleid versinkt.

Zu Meghan gibt es noch etwas zu erwähnen, dass man nur aus der Zwangs-Prostitution kennt:

Man hätte ihr sowohl ihren Pass als auch ihren Schlüssel abgenommen ... nachdem sie Mitglied der Königlichen Familie geworden ist.

Ich stehe hier klar auf der Seite der uralten Queen und ihres noch älteren Ehemannes, die davon mehr als betroffen sein dürften und zu Recht mit einem mittlerweile erfolgten "Friedensangebotes" die Abtrünnigen zum Schweigen bringen wollen.

Am Ende bewegt mich die Frage, wie Meghan nach einer eventuellen Scheidung von Harry reagieren wird:

Gibt es dann auch ein Interview, und wir erfahren alle, welch ein Monster Prinz Harry ist?


Guten Tag, Gruß Silvia