Samstag, 31. August 2019

30. August 2019 - Der Ahnenpass meiner Mutter Christel Gehrmann



Der Ahnenpass meiner Mutter

Am 18. Mai 1940 wurde dieser Ahnenpass ausgestellt. Es hat 70 Jahre gedauert, bis er in meine Hände fiel. Das war 2010, in diesem Jahr ist meine Mutter verstorben. Ich fand ihn bei ihren Unterlagen, denn zuvor hatte ich keine Ahnung, dass sie das "Dokument" aufgehoben hatte, noch, dass sie dieses besaß.

Zeit ihres Erwachsenenlebens hat sie versucht, die Nazizeit aufzuarbeiten und hat Unmengen an Literatur dazu gewälzt. Manchmal hat sie ein paar Jahre Pause gemacht, weil sie sich der Gegenwart stellen musste und ihr einfach die Zeit und die Muße fehlten, nicht nur in den Büchern zu blättern, sondern sie auch inhaltlich zu begreifen.

1930 in Allenstein geboren, ist sie 1944 mit ihrer Mutter über die Ostsee nach Dänemark geflüchtet. Dort ist sie in einem Lager, das für manche Ostpreußen schlimmer als der Krieg war, ein Waisenkind geworden (denn etwa zur gleichen Zeit "fiel" auch ihr Vater. Keiner ihrer drei Brüder überlebte den Krieg.): Ihre Mutter starb an Typhus. Meine Mutter überlebte diese Krankheit, war aber über Jahrzehnte Dauerausscheiderin - und somit und später beim Gesundheitsamt Dortmund registriert. Regelmäßig wurden Stuhlproben genommen. Sie hat nie jemanden von uns angesteckt.

Andere Menschen brachten schlimmere Erinnerungen aus dem Krieg mit zurück in die Heimat ...

Zwar ist dieses Dokument fragwürdig, andererseits kenne ich nun ein paar Namen meiner Vorfahren mütterlicherseits: Bruno Gehrmann war mein Großvater, den ich nie kennen gelernt habe.


Die Einträge gehen zurück bis ins Jahr 1814: Einer meiner Vorfahren ist in Eckersberg geboren. Das muss jenes bei Johannisburg in Ostpreußen gewesen sein:


Zu einem weiteren fehlen die meisten Angaben. Ob das ein Problem gewesen ist?


Dann wieder sind alle Angaben, die abgefragt wurden, vorhanden:



Ich weiß nicht, ob meine Mutter hin und wieder das Büchlein zur Hand genommen hat und an so manchen gedacht hat, als sie den Namen gelesen hat. Wen kannte sie? Wen sie natürlich nicht kennen konnte, war klar und ergibt sich aus der Angabe der Geburtsdaten - aber vielleicht hat ihr jemand über diese Menschen etwas erzählt?

Eigentlich war meine Mutter keine Angehörige dieser verschwiegenen Generation. Sie erzählte sehr viel über die Zeit, in der sie selbst noch ein Kind war - und der Krieg ihr das Finale ihrer Kindheit geraubt hat. Besonders gern sprach sie über ihre Eltern und vor allem über den über alles geliebten Vater - und ihre drei Brüder. Ihnen erging es ja - trotz des Krieges - lange Jahre ganz gut in Ostpreußen ...

Aber dennoch hat sie mir nie dieses Dokument gezeigt.

Manchmal habe ich mich gefragt, warum sie keinen ostpreußischen Dialekt, sondern hochdeutsch sprach - aber das beantworte ich mir selber:

Sie hat sehr viel Wert auf die deutsche Sprache gelegt, und auch, dass man sie vernünftig und sinnvoll anwendet: Ich denke, das hat sie bereits von ihren eigenen Eltern mitbekommen.

Was mir an Wissen wiederum fehlt, ist die Frage: Wer sind Henriette und Gottfried Bastian?

Unter jedem Eintrag gibt es einen amtlichen Stempel, hier zu sehen.


Trotz meiner Freude, zumindest die Namen vieler Menschen, die irgendwie und irgendwas mit mir zu tun haben (im Buch sind noch mehr vermerkt), zu kennen, möchte ich nicht, dass irgendwann wieder solch ein

Ahnenpass

von Amts wegen eingefordert wird.

Nicht zufällig veröffentliche ich diesen Beitrag am heutigen Samstag, einen Tag vor der Landtagswahl in Brandenburg.


Guten Tag, Gruß Silvia



30. August 2019 - Vox - Das perfekte Dinner - Freitag im Rhein-Ruhr-Gebiet bei Dustin

Vorspeise: Seeteufel und Ziegenkäse vom Grill im Speckmantel vom Freilandschwein an Thunfischtatar mit Kräuterbrot und Dattelcreme
Hauptgang: Rinderfilet vom Charolais-Weiderind, gegrillt und im Ofen gegart, dazu gegrillter Spargel und Rosmarinkartoffeln
Nachtisch: Eier im Erdbeerfeld: Zitronen-Quark-Soufflé mit Erdbeerkern und Vanille-Eierlikör-Parfait


(Vermutlich) Alle lieben Dustin

Nirgendwo sonst als im Ruhrgebiet gibt es Menschen, die 1. bodenständig und 2. eine große Klappe haben und 3. liebenswert sind.

"Wenn du stirbst, müssen wir dein Maul extra tot schlagen", erklärt der gebürtige Gelsenkirchener diese Region. Aber "große Klappe" und viel dahinter gilt hier wie dort, wie überall, nicht für alle.  Der eine ist bodenständig, weil Abheben hier verpönt ist, während die große Klappe weiter verbreitet als beliebt ist. Liebenswert? Das Liebenswerte versteckt sich nicht selten unter Ruppigkeit. Und mal ist es einfach nur Ruppigkeit und hat keine Spur von etwas Liebenswertem.

Kurz gesagt: Hier sind die Menschen so wie überall. Es gibt solche und solche.

Doch Dustin ist sicherlich und nun deutschlandweit als liebenswert bekannt. Er ist das Herzblatt dieser Woche. Gut vorstellbar, dass er auch der Liebling seiner Schwiegermutter ist. Und der seiner Mutter Beate, Uschi genannt (warum auch immer), sowieso.

Dustin hat im Zoo gearbeitet und in einer Psychiatrie gejobbt, während er heute im Immobilienbereich tätig ist. Da passt sein hochmodernes Haus gut ins Bild, das er mit seinem Freund bewohnt.

Stefanie findet viele phantastische Worte, um Dustin zu beschreiben - und alle freuen sich auf den letzten Abend bei ihm. Zur Sicherheit sperrt er seine Katzen-Kinder Zoey und Hank für die Zeit des Dinners in einen separaten Raum. Das ist der Vorteil eines letzten Abends: Man weiß um die Befindlichkeiten der einzelnen Leute. Am Montag hat das Katzengespann Stefanie sicherlich den einen oder anderen Punkt gekostet. Wer möchte da schon mit einem Katzenjammer nachlegen?

Einen verliere ich heute fast völlig aus den Augen: Piet. Bekommt er seinen alkoholfreien Wein? Ich denke, ja, denn am Ende zieht er die Tafel mit der 9. Gabriele zückt ebenfalls diese Ziffer, während Vanessa 8 und Stefanie sogar 10 Punkte als Erinnerung

an diesen schönen Abend zurück lässt.

Insgesamt und mit 36 Umdrehungen liegt er nur einen Punkt hinter Gabi, die die Chose gewinnt und den Jackpot einstecken darf.

Ein paar Worte möchte ich noch zu der am Montag sehr gebeutelten Stefanie verlieren: Sie war stets fair und eine angenehme Gästin. Die Gestaltung ihres eigenen Abends ist ihr ein bisschen entglitten, weil sie ihren Katzen die Hauptrollen zukommen ließ. Ich hoffe, ihr tierischer Haushalt ist mit 6 Hunden und 5 Katzen nun vollständig. Das hoffe ich inständig für die freundliche Frau.

Warum Piet sich beim Publikum so unbeliebt gemacht hat, ist nicht zu verstehen. Er hat durchaus das Zeug, ein netter Mensch zu sein - wenn er sich nicht selber als den Mittelpunkt der Spiele sähe.

Am wenigsten polarisiert hat Vanessa, an die ich mich in zwei Tagen kaum noch erinnern werde. Aber es ist ja auch nicht wichtig, dass ich mich erinnere, sondern Leute, die gerade eine singende Hochzeitsbegleitung suchen.

Nun wünsche ich allen Lesern ein schönes Wochenende, das hier noch einmal sehr sonnig und heiß werden soll. Und falls eine Flasche Wein auf dem Abendprogramm steht: Guckt nach, ob ihr auch einen Korkenzieher im Haus habt ...

denn die Suche nach seinem Korkenzieher war für Dustin hochdramatisch. Aber für Vox kein Problem: Sie haben damit 4 Sendeminuten gefüllt. Derart bekommt man die verlängerte Sendezeit auch gewuppt.

Mensch, Vox, habt ein Einsehen und gebt dem "perfekten Dinner" die Würze zurück, und die liegt eben in der normalen Sendezeit von 19.00 bis 20.00 Uhr.


Guten Morgen, Gruß Silvia



Freitag, 30. August 2019

30. August 2019 - War das schon alles? Gibt es eine Antwort auf diese Frage?




War das schon alles

... fragt sich der Mittfünfziger, und er setzt sich in sein Segelboot, um die Welt zu umrunden. Auf dem hohen Meer stellt er fest, dass er hier ganz alleine ist. Zwar war ihm das bereits vorab klar, aber die Einsamkeit in dieser Eindringlichkeit ... hatte er sich so nicht vorgestellt. Abwechslung bieten die Stürme, denen er sich entgegenstellen muss: War das sein Gedanke, als er sein altes Leben sprichwörtlich über Bord warf, um noch einmal etwas zu erleben? Etwas, von dem man sagen konnte, dass jenes Vorher nicht schon alles war?

Die Frau um die Fünfzig ist in der Pubertät des Alters, dem Klimakterium. Die Kinder sind aus dem Haus, und was der Mann so treibt, weiß sie nicht genau. Sie treffen sich meistens nur zum Abendessen, das in friedlicher Eintracht vonstatten geht. Selbst für Streitigkeiten langen ihre verloren gegangenen Energien füreinander nicht mehr.

Diese Frau fragt sich auch, ob das schon alles war. Was soll sie tun, damit das Leben ihr diese Frage beantwortet?

Soll sie Krüge töpfern oder Kerle aufreißen?

Dann sind da noch die alte Frau und der alte Mann, die sich in einem Altersheim kennen lernen. Sie haben sich in ihren harten Leben nie die Frage gestellt, ob das nun alles war ... sondern einfach ihre Pflichten erfüllt, zu denen sie sich einst bekannt hatten.

Es hat ihnen nicht durchgängig Spaß gemacht oder sie ausgefüllt, aber es waren ihre Leben gewesen.

Jetzt alt, verwitwet und im Heim - beantwortet sich für diese beiden die nie gestellte Frage wie von selbst:

Nein, es war noch nicht alles, denn jetzt kommt ihre ganz junge Liebe hinzu!

Es ist eben einfach, sich zu fragen, ob dies schon alles war ... aber was ist der Sinn dahinter? Unzufriedenheit vielleicht und Unsicherheit, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben?

Ich kann diese Frage nur im folgenden, wahren  Fall beantworten:

Manchmal komme ich an einer onkologischen Praxis vorbei. Dort gibt es ein paar Patienten-Zimmer im Erdgeschoss, in denen Erkrankte ihre Chemo-Therapie bekommen. Der Lamellen-Sichtschutz gefällt mir, denn so kann man nicht einmal aus Versehen ein zufälliges Bild von einem Kranken, einer Kranken bekommen. Niemand soll sich in schweren Stunden beobachtet fühlen.

Doch gerade gestern war dieser Sichtschutz vor einem Fenster ein wenig gelüftet. Ich habe nur eine Sekunde und nicht mit Absicht dahin gesehen:

Im Bett lag eine noch junge Frau, davor saß ein Mann.

Ich bin schnell weiter gegangen. Ich wollte sie keineswegs stören.

Aber diese junge Frau und der Sekunden-Blick auf sie hat mir eine  Antwort auf die oft gestellte Frage gegeben.

In ihrem Alter darf sie bedenken- und hemmungslos leidenschaftlich fragen:

War das schon alles?

Ich hoffe, sie übersteht ihre schwere Krankheit, denn das Leben sagt oft ganz von allein:

Nein, es war noch nicht alles. Ich gehe weiter mit dir.


Guten Tag, Gruß Silvia


29. August 2019 - Vox - Das perfekte Dinner - Donnerstag im Rhein-Ruhr-Gebiet bei Vanessa

Vorspeise: Kohlrabi-Fenchel-Salat auf Rote-Bete-Carpaccio mit Spargel in Filoteig
Hauptgang: Gebeiztes Lamm an sauerländischer Potthucke und glasierten Möhren mit Portwein-Reduktion
Nachtisch: Limettenparfait mit Minze, Apfelkompott und Meringue an Whiskey-Crumble


Nie war Alkohol so wertvoll wie heute

Eigentlich spielt er in dieser ganzen Woche die Hauptrolle, befördert zum Thema Nummer 1 von einem Antialkoholiker aus Glaubensgründen. Wohl nicht aus Überzeugung? Und ich stelle mir Piet inmitten anderer MSV-Fans vor, die alle kräftig einen im Tee haben, während er eifrig die Fehler auflisten kann, die unter dem Genuss geistiger Getränke fabriziert werden.

Ich war mal katholisch, und ich war in einem katholischen Internat. Süßigkeiten waren damals nicht wirklich mein Ding, aber in der Fastenzeit vor Ostern

schmeckte auch mir der heimlich in mich reingestopfte Süßkram, besonders, weil die Nonnen darauf achteten, dass wir die Regeln der Fastenzeit einhielten.

Was Piet veranlasst, sich in dem Punkt Alkohol den Regeln der Mormonen zu unterwerfen, erschließt sich mir nicht. Besser wäre es, er würde die 10 Gebote einhalten (ob es die bei dem Mormonen gibt oder nicht, sie sind im Grunde für alle Menschen gültig)

und zum Beispiel seine Finger von den Frauen lassen und nicht falsch Zeugnis wider den Nächsten reden. Überträgt man es auf die Jetzt-Zeit schwadroniert er sich in die Hölle (es sei denn, die Mormonen kennen keine Hölle, dann ist er fein raus).

"Alkohol ist nicht die Antwort. Hilft aber, die Frage nicht so ernst zu nehmen." - Klaus Klages

denken derweil die anderen Dinner-Teilnehmer und prosten einander zu.

Heute kocht die Hotelfachfrau und Hobby-Sängerin Vanessa. Vorgewarnt serviert sie zum Menü den eigens für Piet besorgten alkoholfreien Wein. Das ist schon mal eine sichere Hausnummer, um zumindest dem Getränke-Kritik-Geplänkel von dem Mann der Woche zu entgehen. Hilft jedoch nicht generell, denn

es bleibt genug übrig, um sich selber zu pushen und anderer Leute Kochergebnisse klein zu reden.

Immerhin ist Vanessa von sich selber derart überzeugt, dass sie sich 9 glatte Punkte geben würde: Eigentlich wären es 10 gewesen,

aber da ihr Parfait zu Stein gefroren ist, zieht sie sich einen Zähler ab, obwohl - wie ich sie einschätze - dies nicht einmal in ihrer vollen Verantwortung liegt. Alles andere passiert mühelos ihre eigene Qualitätskontrolle. Na ja!

Es sammeln sich 33 Punkte an, von denen Piet, Gabi und Jennifer je 8 hinzusteuern und Dustin etwas stark übertrieben die 9er-Tafel zieht.

Dustin ist eben der freundlichste Teilnehmer in dieser Rhein-Ruhr-Woche. In all dem Geplänkel über den Ober-Mormonen geht das leider beinahe unter.

Ich wünsche Dustin viel Erfolg für seinen Final-Tag. Vor allem darf er jedoch nicht vergessen, alkoholfreien Wein zu kaufen ... sonst wird das leider nichts mit einem von mir gewünschten Gewinn.


Guten Morgen, Gruß Silvia



Donnerstag, 29. August 2019

28. August 2019 - Vox - Das perfekte Dinner - Mittwoch im Rhein-Ruhr-Gebiet bei Gabriele

Vorspeise: Carpaccio vom Rinderfilet an Sud mit Parmesan, dazu selbstgemachtes Ciabatta
Hauptgang: Rinderfilet im Speckmantel an Calvados-Steinpilzsoße, dazu Kartoffelgratin und Zuckerschoten
Nachtisch: Joghurtbombe mit frischen Beeren


Viele pochen auf ihren Charakter, in Wahrheit aber haben sie nur einen dicken Kopf - Sprichwort aus NRW

Und der mit dem sehr dicken Kopf nennt Gabi eine Coole Socke. Während dieser Worte umfasst Piet Jennifer kräftig und lässt sie nicht mehr los als gelte es, auch die Show in seinem Griff zu behalten. Die coole Socke ist scheinbar weniger beeindruckt von Piet als er es verlangt, und nachdem sie sich in ihrer Küche ausgiebig den Vorbereitungen zu ihrem Menü gewidmet hat,

geht es daran, auch ein Getränk für den Antialkoholiker und Mormomen Piet zuzubereiten. Während vier Leute Wodka-Martini inklusive Olive trinken,

bekommt Piet einen Smoothie. Er hätte erwartet, wie die anderen auch ein Irgendwas mit Olive zu bekommen. Das fällt in die Kategorie: Was es auch gibt, ich werde schon einen Kritikpunkt finden. Piet fühlt sich ausgegrenzt,

und das nimmt größere Formen an, als er zum Dinner lediglich die Wahl hat zwischen Wasser mit oder ohne Zitrone. Erwartet hatte er alkoholfreien Wein.

Nach seinem Empfinden zeigt Gabi hier zu wenig Fingerspitzengefühl. Aber nicht nur mit den Fingerspitzen, sondern großzügig mit einem ganzen Arm

ummantelt er in den Interviews jetzt Vanessa.

Zwischendurch hat er beide Hände frei und genießt, was Gabi gekocht hat. Er ist voll des Lobes, und ich denke noch an seine Worte über seinen mormonischen Glauben:

"Ich engagiere mich für gute Zwecke, ich bin ein besserer Mensch geworden ..." - so ähnlich, nicht wörtlich, aber sinngemäß.

Genau das ist es jedoch, was man von streng gläubigen Leuten erwarten darf. Auch, wenn sie sich plötzlich fühlen, als würden sie nicht im Mittelpunkt stehen ... so dürfte es dem Glauben entsprechen, sich in eben diesen nicht hineinzudrängen.

Gabi und drei ihrer Gäste sprechen unterdessen dem Alkohol zu, und Piet konsterniert, dass Gabi sich verändert unter dem Alkoholgenuss ... Ihm zuliebe hätte man den Alkoholkonsum an diesem Tag einschränken müssen. So zumindest seine Erwartungen an vier andere, die sich dem einen beugen sollen.

Ich sehe eine lustige Frau, die Spaß am Kochen und Bewirten hat. Dass sie mit Piet "überfordert" ist, liegt nicht an ihr, sondern an ihm. Piet lässt seiner egoistischen Seite freien Ausflug. Scheinbar ist trotzdem niemand beeindruckt.

Die vier anderen Leute genießen den Abend, den Spaß, die Lebensfreude. Und ausgesprochen fair bewerten

Jennifer, Vanessa und Dustin das heutige Menü mit jeweils 10 Umdrehungen.

Nicht die Kurve kriegt Piet: Seine Bewertung sei schließlich nah an der perfekten 10, sagt er, als er die 7 zückt.

Insgesamt ergeben sich 37 Punkte für Gabi.

Lass niemals einen Tag vorübergehen ohne dass du zu dir sagst: "Morgen soll ich es besser machen."
Brigham Young (1801 - 1877), war der zweite Präsident und Prophet der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, der Mormonen

Ja, wenn der oberste Prophet so gesprochen hat, darf der Gläubige an jedem Tag unbekümmert das Heute mies machen, denn morgen wird er es besser machen ... Aber morgen ist dann eben auch wieder heute. Ein Teufelskreis.


Guten Morgen, Gruß Silvia


Mittwoch, 28. August 2019

27. August 2019 - Vox - Das perfekte Dinner - Dienstag im Rhein-Ruhr-Gebiet (Duisburg) bei Piet


Amboseli-Nationalpark

Vorspeise: Dreierlei vom Fisch: Gegrillte Jakobsmuscheln auf Salicorn (Meeresspargel), dazu frisch auf dem Grill gebackenes Zwiebelbaguette mit einem Lachs-Avocado-Tatar
Hauptgang: Klabauterschmaus: Auf Zedernholz gegrillter Viktoriaseebarsch mit einer mediterranen Gemüsehaube, dazu ein Kartoffel-Fenchel-Püree und feiner Zitronenschnee
Nachtisch: Arielles Unterwasser-Traum: Atlantik-Garnelen-Mandelcreme



Viele Fußballkommentatoren haben mehr für die Comedy getan, als so mancher Comedian
Erhard Blanck , *1942

Ich muss den Titelspruch jetzt einfach hinnehmen, ohne ihn überprüfen zu können, weil ich meine, dass er passt.  Meine beiden Herzensstädte haben viel mit Fußball am Hut, Dortmund natürlich ganz besonders, weil es auf der ständigen Bayern-Jagd manchmal sogar Treffer erzielt. Duisburg kennt das Auf und Ab, und wenn ich nicht falsch liege, sind die Zebras momentan in der 3. Liga auf dem 3. Platz.

Schande über mich, dass ich so wenig von Fußball verstehe. Es erklärt sich lediglich dadurch, dass man in Dortmund aufwachsen kann, ohne infiziert zu werden, weil man völlig immun ist. Keine eigene Schuld also.

An das Versäumte erinnert mich Piet, der heute nicht nur kocht, sondern auch als Dozent und Erklärer in seiner Küche steht, um seine Sicht auf Lachs, Viktoriaseebarsch oder Arielles Unterwasser-Traum zu Protokoll zu geben und überhaupt sein ganzes wuchtiges Wesen ins Spiel zu bringen.  Was ihn mit Fußball verbindet?

Piet ist Vize-Stadionsprecher beim MSV Duisburg und seit Ewigkeiten Fan der Blau-Weißen, auch Zebras genannt.

"Bayern-Fan sein ist einfach", meint Piet, "als MSV-Fan ist man leidgeprüft und hart im Nehmen."

An seinem heutigen Dinner-Tag ist das Meer eher leidgeprüft, denn in allen drei Gängen gibt es Fisch oder Meerestiere.

Auch der eine oder andere Gast könnte heute leidgeprüft sein, denn der gläubige Mormone Piet verzichtet vollkommen darauf, Alkohol zu servieren. Es soll noch einmal jemand behaupten, Fußball und Alkohol gehörten zusammen ... nicht in Piets Fall!

"Alkohol verändert die Leute", meint Piet in einer seiner vielen Erklärungen, "sie sind dann nicht mehr sie selber." Nun ja, es ist wohl besser, er zwingt seinen Gästen einen Blümchen-Wein auf als gleich seinen gesamten Glauben.

Nachdem Ennatz, das lebendige MSV-Maskottchen im Zebra-Kostüm seinen Auftritt hatte, kommt die Frage, ob Piet mehrere Frauen heiraten dürfe:

Laut seiner Erklärung sei seine Gruppe von den amerikanischen Mormonen abgesplittet, und er dürfe nur eine Frau heiraten.

Na ja, selbst, wenn die Mehrfachheirat in seiner Liga der Mormonen erlaubt wäre: Rein staatlich gesehen, wäre es eine Straftat ... Und noch gelten hier die Gesetze des Staates und nicht jene z. B, die die Mormonen für sich in Anspruch nehmen.


Fazit

Eigentlich kommt es beim Dinner eher selten vor, dass sich Leute aufgrund von Alkoholgenuss völlig verändern - die meisten geben sich ja nicht großzügig die Kante oder versuchen, einander unter den Tisch zu saufen.

Ein toleranter Mensch würde es seinen Gästen überlassen, ob sie zum Essen ein Glas Wein trinken möchten - oder doch lieber Wasser.

Insgesamt: Zu viel Fisch! Selbst im Dessert kann Piet sich eine Garnele nicht verkneifen. Innovation hin oder her, manches ist einfach sinnlos ... er sagt selber zu Dustin: "Probier das ruhig, du wirst die Garnele nicht rausschmecken."

Diese Aussage macht den Quatsch noch sinnloser.

Und ich verstehe Jennifer, die das Meeresfrüchtchen gar nicht herausschmecken muss, um Kopfkino zu bekommen. Sie ist  per se keine Fischliebhaberin - aber Piet zwingt auch ihr den letzten Gang inklusive und nicht exklusive auf.

Schließlich bekommt er sagenhafte 34 Punkte. Muss zum Teil an seiner Redegewandtheit liegen. Je 8 geben Jennifer und Gabriele und je 9 Vanessa und Dustin.

Piet hat seinen Abend vollbracht und derart gestaltet, dass er mehr an sich als an seine Gäste gedacht hat. Jeder ist sich eben selbst der Nächste.


Guten Morgen, Gruß Silvia


Dienstag, 27. August 2019

26. August 2019 - Vox - Das perfekte Dinner - Montag an Rhein und Ruhr bei Stefanie

Argentinische Spezialitäten
Vorspeise: Empanada (mit Fleisch und Gemüse gefüllte Teigtaschen)
Hauptgang: Steak vom Grill mit Salsa Verde und Chimichurri (argentinische Soße)
Nachtisch: Dulce de leche (argentinische Dessert-Creme) und Mate-Tee-Eis


5 Katzen, 6 Hunde und 1 Sorge

Diese Sorge bezieht sich auf das Horten von Tieren. Anfangs oft aus Mitleid aufgenommen, um ein tierisches Problem zu lösen, hat am Ende der Mensch ein Problem.

Stefanie ist im Tierschutz tätig, und sie erzählt zu Beginn der Sendung, dass sie alte und kranke Tiere aufnimmt. Die eigentlich gute und empathische Angelegenheit kann jedoch schnell aus dem Ruder laufen. Ich sehe zumindest keine alten Katzen, denn die würden nicht in Dauerschleife auf die Arbeitsplatte springen und die Chose "perfektes Dinner" einmal auf links drehen. So alt erscheinen mir die Hunde auch nicht zu sein, aber auf sie kann ich nur einen jeweils kurzen Blick werfen.

Falls Stefanie es schafft, ihren tierischen Haushalt in gewissen Grenzen zu halten - bleibt die Frage: Warum tut sie es sich an, in dieser Show mitzuwirken?

Nein, ich muss mir die mehrere tausend Kommentare bei Vox-Facebook überhaupt nicht durchlesen, es ist ohnehin klar, wie der Grundton von 90 Prozent dieser Wortbeiträge ist:

"Ich liebe Tiere, aber ..." schreiben sicher die meisten,

scheuen sich jedoch nicht, auf Stefanie einzudreschen.

Als ich meinen 2. Hund aufgenommen habe, weil meine Mutter, Bienchens Frauchen, verstorben war, nannte mich ein guter Bekannter ohne Skrupel "Animal Hoarderin" - und ich denke, der meinte das auch so. Natürlich hat der keine Ahnung davon,

aber ich habe heute Sorge, dass wir zuschauen dürfen, wie etwas wirklich zu diesem Krankheitsbild führen kann ... Ich hoffe, ich irre mich.

Die Gäste nehmen es zunächst locker, bis sie die Okkupation der Arbeitsflächen mitansehen müssen. Ob die eine oder andere Katze auch an den Speisen nascht, erkenne ich selber nicht - aber das ist schließlich der Grund, warum sie dort hin springen, wo sie Leckeres vermuten.

Ist Stefanie so gelassen wie sie sich gibt? Eher nicht. Zum anderen besteht enorme tierische Verletzungsgefahr, besonders für die Katzen. Es wäre auf jeden Fall sinnvoll gewesen, sie vorher für ein paar Stunden außer Reichweite von Speisen, Gästen und der eigenen Ablenkung zu bringen.

Am Ende habe ich Mitleid mit Stefanie, die der Sache nicht mehr gewachsen ist. Zwischen all dem Debakel versucht sie, ein gutes Menü zuzubereiten,

aber das ist eigentlich ein sinnloses Unterfangen.

Zwischen dem tierischen Theater schmusen Gabi und Piet bereits fast miteinander. Er ist Mormone, trinkt keinen Alkohol, ist aber sonst offenbar keiner Lust abgeneigt, Nach ein paar Minuten sucht er Nähe, die ihm vielleicht fehlt. Oder fehlt ihm als Mormone eine 2. Frau?

Steffi bekommt beinahe so viele Punkte wie sie Tiere hat: 26.

Je 7 von Piet und Dustin und je 6 von Vanessa und Gabi.

Es ist wie es ist, und es ist nicht gut, vor allem nicht für Stefanie, die hier offenbar gar nicht ahnte, auf welch perfide Art sie sich hat vorführen lassen.

Am Ende merkt sie es selber und würde sich nur 7 Punkte für diesen Abend geben, vor allem wegen der Katzen ...


Guten Morgen, Gruß Silvia



Samstag, 24. August 2019

24. August 2019 - Jahrgang 1984 - in Worten und Taten



Das Jahr 1984 in Worten und Taten

Manchmal ist es ein kurzer Blick auf ein Kind, einen Hund oder einen Baum, der mich gerade an etwas erinnert - und schon ist der nächste Blog-Beitrag in fast trockenen Tüchern und muss nur noch von mir geschrieben werden. Schreiben macht noch weniger Mühe als Themenfindung, denn auch Themen gibt es endlos viele.  Bei den Themen wäge ich hier und da ab, verwerfe oder verfolge sie weiter, nehme sie später wieder auf oder lasse sie einfach böse und für immer fallen.

Dieses Nummernschild hat mir eine ganze Möglichkeit von Themen eröffnet, denn es gibt natürlich viele ähnliche Ziffern, die an Jahreszahlen erinnern. Heute also

1984:


Geboren in 1984

Mark Zuckerberg ist in diesem Jahr geboren, und im Nachhinein hat die halbe Welt darauf gewartet, dass er halbwegs erwachsen wird, um Facebook ins Leben zu rufen.

Modelträume machte die ebenfalls 1984 geborene Karolina Kurková für sich wahr. Während Felix Neureuther und Arjen Robben eher den sportlichen Fraktionen zuzuordnen sind.  Ella Endlich singt und Duffy ebenfalls. Viele hätten auf Kloé Kardashian vermutlich verzichten können, aber auch sie hat in ihrem Pass das Geburts-Jahr 1984 stehen.

Prinz Harry soll der Letzte in dieser 84er Geborenen-Liste sein, denn er ist im Moment schwer damit beschäftigt, Vater zu sein ... und angefeindeter Vielflieger.


Gestorben in 1984

Wer "Frühstück bei Tiffany" mag, muss unweigerlich an den Autor Truman Capote denken. Viel zu jung ist er 1984 verstorben. Ebenfalls noch unter 60 Jahre alt war Richard Burton. Irwin Shaw, in der Bronx in New York geboren, starb in diesem Jahr in Davos. Einer seiner - auch verfilmten - bekanntesten Romane ist "Reich und Arm".

Indira Gandhi starb, und auch Francois Truffaut.


1984

war das Orwell-Jahr - und natürlich ist klar, dass seine Zukunftsvision eines totalitären Staates gleichen Titels dafür verantwortlich ist, die ihn zudem weltberühmt machte.

In Südafrika war es das Jahr der Frauen. Und der Weißvogel ist 1984 in Deutschland der Vogel des Jahres.

Im buddhistischen Kalender schreibt man das Jahr 2528, im iranischen 1362 bis 1363.


In Deutschland sorgt  die Kießling-Affäre für allgemeines Aufsehen. Günter Kießling war Nato-Oberbefehlshaber, dem Erpressbarkeit wegen seiner angeblichen Homosexualität vorgeworfen wurde. Manchmal liegen nur wenige Jahrzehnte wie Lichtjahre zurück.

Die USA und der Vatikan nehmen nach über 100 Jahren Pause wieder diplomatische Beziehungen zueinander auf. Was die derzeitigen Beziehungen Trumps zum Vatikan ausmachen, ist mir nicht bekannt.

Auch nicht bekannt ist, ob er seine gierigen Finger nun nach dem Besitzenwollens des Vatikan ausstreckt.

Apple führt den Macintosh ein.

Richard von Weizsäcker wird Bundespräsident.

In Liechtenstein entscheiden sich die männlichen Wahlberechtigten ganz knapp für das Stimmrecht der Frauen.

Es beginnt ein 24jähriges Martyrium für die Tochter von Josef Fritzl. Er sperrt sie in einer unterirdischen Wohnung ein und zeugt mit ihr 7 Kinder. Er sitzt mittlerweile rechtskräftig verurteilt in Haft, während sie anonym geblieben ist (und das ist völlig richtig).

In Deutschland startet das Privatfernsehen.

1984 werden große und schwierige Arbeitskämpfe in der Bundesrepublik ausgefochten. Die Metall-Industrie streikt 7, die Druckindustrie legt für 13 Wochen die Arbeit nieder. In dieser Zeit gibt es keine Tageszeitungen. Am Ende haben sich die Streikenden mehr erhofft.



Hits des Jahres 1984

Mit etwas Schönem und Unferfänglichem möchte ich die sehr unvollständige Jahresbilanz 1984 abschließen:

Alphaville kam mit "Big in Japan" groß raus und Stevie Wonder sang "I just call to say I love you", während Depeche Mode es auf den Punkt brachte mit "People are People".

Deutschsprachig startete Nino de Angelo mit "Atemlos" durch und gab somit die Vorlage für spätere, größere Erfolge einer hier weiter nicht erwähnten Kollegin von de Angelo. Andy Borg "Ich will nicht wissen, wie du heißt". Leider kenne ich beide Songs nicht, kann sie daher nicht entsprechend bewerten.

Eigenes Foto, allerdings aus einem späteren  Jahr - wir machten Urlaub auf derselben Malediven- Insel - Beim Karaoke sang Borg Elvis-Songs


"Zu nah am Feuer" von Stefan Waggershausen hingegen kenne ich. Ist schon schmissig, der Song.

"Liebe gibts im Kino" sang Stephan Sulke in 1984, und daher:

Bitteschön:

"Die unendliche Geschichte" ist ein Film-Hit aus dem Jahr 1984. Bestimmt hat der niemandem "Nightmare - Mörderische Träume" verursacht. "Amadeus" traf auf "Nausicaa - Prinzessin aus dem Tal der Winde", und "Blood Simple - Eine mörderische Nacht" auf "Gremlins - Kleine Monster".

Dann sind da noch: "Ronja Räubertochter", "Star-Treck - Auf der Suche nach Mr. Spock" und auch "Police Academy - Dümmer als die Polizei erlaubt."

Damit beende ich meinen nostalgischen Rundgang durch das Jahr 1984, den ich nicht länger als die Polizei erlaubt gestalten will. Ich hoffe, das Lesen und viel mehr noch das Erinnern hat einigen Lesern Spaß gemacht.

Ich bin nun gespannt, welche Jahreszahl, versteckt als Autokennzeichen, mir demnächst über den Weg läuft, um von mir in einem Blog-Beitrag verbraten zu werden.


Guten Tag, Gruß Silvia 


23. August 2019 - Vox - Das perfekte Dinner - Freitag im Allgäu bei Simon


Vorspeise: Carpaccio vom Allgäuer Weiderind mit Wildkräuter-Salat, gebratenen Spargelspitzen und Trüffel
Hauptgang: Allgäuer Trüffel-Käsespätzle
Nachtisch: Selbstgemachter Heumilch-Joghurt aus der Molekularküche mit Trüffelhonig, Früchten und Trüffeln



Der Anfang ist heiß, das Mittel lau, das Ende gar kalt - Sprichwort

Eine ganze Woche stand die Zahl 10 zwischen Gundula und dem Rest der Welt. Ihr Unverständnis darüber, dass die Höchstbewertung keine Tüte Bonbons ist, die man mal eben für ihren Dinner-Abend großzügig auskippt und ihr hinterlässt, findet auch noch am Freitag die gebührende Aufmerksamkeit.  Ich vermute, Gundula wird Albträume bekommen, in denen man ihr die 10 um die Ohren haut.

Und wer ist der Verursacher dieses Dilemmas? Ja, es ist Simon, der am heutigen Abschlussabend kochen darf. Hätte er sich das Besteckauflegen sparen können? Wo doch Gundula und Melike mit bereits gewetzten Messern anreisen? Hinter den freundlichen Gesichtern lauern wache Köpfe, die sich Simons Veranstaltung aber mal ganz genau ansehen werden.

Ein bisschen infiziert ist auch Dominik bereits und verkündet vorab: "Wenn es perfekt ist, bekommt Simon 9 Punkte!"

Ohne Wenn und Aber wird das von Gundula sofort abgesegnet.

Unterdessen können wir Simon beobachten. Sein Haus stammt aus dem Jahre 1640, und die Decke in der Küche ist derart niedrig, dass ein paar Sorgen aufkommen: Was ist, wenn er plötzlich vor lauter Freude in die Luft springt? ... er hätte eine gute Entschuldigung, diesen Abend wegen Kopfschmerzen ausfallen zu lassen.

Es ist von vorneherein klar, dass er von Melike und Gundula keinen Blumentopf zu erwarten hat. Der absolut tolle und vegetarische Hauptgang (gut, ein paar weniger Trüffel wären besser) reicht nicht aus, um Gundula zu überzeugen. Selbst Melike, die schließlich auch keine Highlights ins Essen-Spiel gebracht hat, ist enttäuscht. Es ist die selbsterfüllende Prophezeiung, die hier greift.

Warum sich Simon - außer seiner Weigerung, 10 Zähler zu vergeben - unbeliebt gemacht hat, ist zumindest mir nicht klar. Er hat stets fair bewertet und mehr Punkte insgesamt verteilt, als die beiden Ladies. Und er hat nicht zuletzt auch dafür gesorgt, dass Gundula den dicksten Aufreger der Woche hat.

Demonstrativ gibt Gundula vor ihrer Bewertung die Tafel mit der Ziffer 10 ans TV-Team zurück. Als ob sie je die Benutzung derselben erwogen hätte!  Außer natürlich für ihr eigenes Menü: Ich höre noch, wie sie sich selber mit der 10 krönt.

Insgesamt bekommt Simon 27 Zähler: 9 von Markus, 7 von Dominik, 6 von Melike und 5 von Gundula.

Meine heutige Lieblingszahl ist 10, und zwar 10 Minus-Punkte für Gundula.

Dominik gewinnt knapp vor Gundula mit einem Punkt Vorsprung.

Bleibt mir noch, allen ein schönes Wochenende zu wünschen. Auch, wenn heute mehr Sonnenstrahlen vom Himmel fallen als Punkte.


Guten Morgen, Gruß Silvia


Freitag, 23. August 2019

23. August 2019 - Die Lindenstraße wird sterben: Geb. 1985 - Wird sterben: 2020


Geboren: 1985 - Wird sterben: 2020

Die Lindenstraße wird sterben

Ehrlich gesagt, dachte ich, diese Sendung ist gleichzusetzen mit einer über Hundertjährigen, die glaubt, vom "Lieben Gott" vergessen worden zu sein und nun auf ewig weiter vor sich hindümpeln muss. Alle Freunde sind bereits gegangen, alle Freude auch. Ganz allein lebt sie in einem Altersheim und wartet sehnsüchtig auf den Tag X.

Für genau so vergessen und bereits von vielen Freunden verlassen habe ich die Lindenstraße schon vor langer Zeit empfunden. Ohne großartig unternommene Wiederbelebungsversuche schmorten die Straßen-Bewohner, geschlagen mit teilweise miserablen, in seichten Gewässern fischenden Drehbüchern. Natürlich fischt man in seichten Gewässern keine Höhepunkte.  Auch das ist vergleichbar mit der über Hundertjährigen, die weiß, dass ihr nicht mehr viel bevorsteht - außer vielleicht noch jede Menge weiterer Jahre, jedoch welche ohne Höhepunkte. Weder das Essen in ihrem Heim ist besonders gut noch sind es die Unterhaltungs-Angebote. Immerhin sind sie und die Lindenstraße die besten Freundinnen. Auf unsterblich getrimmt,

und trotzdem wird eine von beiden bald sterben:

Die Fernseh-Serie!

Einst als kleine Revoluzzer-Ecke gehandelt, denn in ihr gab es zum Beispiel den allerersten deutschen Filmkuss zwischen zwei Männern. Doch wie es im Leben eben ist: Wäre er hier nicht passiert, er wäre in einem anderen Film geschehen. Immerhin ist die Lindenstraße kein Vorreiter für die Wirklichkeit, auch,  wenn sie es tausendmal für sich in Anspruch nimmt, wenn man andere Serienteil-Inhalte ansieht:

Totschlag wird totgeschwiegen. Jahrelang. Als er eines Tages doch noch ans Licht kommt, passiert ... gar nichts! Die Täterin wird bedauert, während der, der es aufgedeckt hat, angefeindet wird.

Ein irrer Psychologe entführt einen Mann und stößt ihn anschließend von seinem Balkon! Aufklärung: Fehlanzeige! Der Psychologe wird nicht einmal polizeilich gesucht.

Eine Polizistin setzt ihre Waffe ein und tötet einen Menschen in vermeintlicher Notwehr, die allerdings ein Irrtum ist. Zwei Folgen lang - in etwa - ist sie traumatisiert,

um dann in der dritten Woche weiterzuleben wie bisher. Konsequenzen? Nein, nicht in der Lindenstraße!

Ähnlich wird auch der gesamten Straße nun der Todesstoß versetzt. Konsequenz- und leider alternativlos.

Bigamie plus Scheinehe - kein Problem, wenn die Gesetzesbrecherin in der Lindenstraße wohnt, die mal eben aus der Schein- eine richtige Ehe macht und deren anderer Ehemann, als eifersüchtig gefängnisbekannt und berüchtigt, so rein gar nichts unternimmt, um ihr zu schaden ...

Harmlos, aber dennoch realtitätsfern, ist die Sequenz, dass jemand, kaum mit der Diagnose Malaria tropica aus dem Krankenhaus entlassen, wieder arbeiten kann. Selbst 10 Minuten spazierengehen macht noch wochenlang größte Probleme.

Diese Aufzählung seltsamer oder nicht geahndeter Ereignisse könnte man endlos weiterführen,

und trotzdem beharren die Macher darauf, dass die Lindenstraße dem Querschnitt ihrer Zuschauer nahe kommt.

Stimmt natürlich: Erst letztlich hat sich der schwerreiche Unternehmer aus meiner Nachbarschaft unsterblich in seine kinderreiche Putzfrau verliebt.

Die über Hundertjährige jedoch mag diese Geschichte. Ihr wird ein Happy End nicht genug sein, sie will mehr sehen ...

Unterdessen brät Helga Beimer sich bei jedem Problem Spiegeleier. Die verspeist sie dann jedoch nicht mit Heißhunger, sondern mit dem, was ich den

schlecht geschauspielerten Appetit nenne: Sie isst wie ein pappsattes Häschen, das keine Lust mehr darauf hat, auch in der zwanzigsten Wiederholung der Szene kraftvoll ins Essen zu beißen. Am Essverhalten erkennt man wahre Schauspielkunst: Ein geschulter und leidenschaftlicher Darsteller stochert nicht im Gericht herum, sondern schlingt es gierig runter. Selbst, wenn ihm danach speiübel ist ... Und wenn der Regisseur sagt: Heißhunger ... dann wickelt man die Nudeln nicht minutenlang um die Gabel, um Zeit zu gewinnen, sondern beißt zu.

Dafür hat die über Hundertjährige jedoch volles Verständnis, denn das zügige Essen fällt ihr auch nicht mehr leicht. Zwei in die Jahre Gekommenen - die eine eine alte Frau, die andere eine TV-Serie.


Finale

Die Drehbücher können jetzt noch mal tollkühn Fahrt aufnehmen - in der Gewissheit, dass nichts zu einem zufriedenstellenden Ende gebracht werden muss.

Zwei Leute sollen noch sterben, und eine Hochzeit anstehen. Hört und liest man.

Wer nun sterben soll, weiß ich nicht, aber spekulieren könnte ich:

Helga Beimer und Anna Ziegler könnten sich derart in die Haare kriegen, dass sie sich gegenseitig an denselben reißen und dabei eine Treppe hinunterstürzen. Am Fuße der Stufen

liegen beide Hand in Hand. Im Tod vereint. Im Jenseits zanken sie sich weiter um Hansemann.

Die über Hundertjährige liebt Hochzeiten besonders, und sie wünscht sich noch ganz viele, bevor der Vorhang fällt. Für eine allein kann sie sich nicht entscheiden -

und es ist ja auch völlig wurscht, wer noch wen heiratet,

es sei denn, es gibt als Resultat ein "Spin off" der Serie,

in der ein neues Paar in die Endlos-Verlängerung geht.

Aber es ist möglich, dass Anna Ziegler zuerst die schönsten Stunden ihres Lebens erlebt, indem sie erneut heiratet - und dann eben jenen verhängnisvollen Treppensturz.

Mit Geschichten-spinnen kennt die über Hundertjährige sich nicht aus, aber  sie weiß:

Sie möchte, dass der "Liebe Gott" sich endlich einmal auf sie besinnt und sie zu sich holt.

Bei der Lindensstraße hatte irgendein Fernseh-Gott doch auch ein Einsehen.


Guten Tag, Gruß Silvia 



22. August 2019 - Vox - Das perfekte Dinner - Donnerstag im Allgäu bei Markus



Vorspeise: Kabeljau auf einem Spinat-Bärlauch-Spiegel, angerichtet mit bunter Kresse, frischen Erdbeeren und Kaviar
Hauptgang: Allgäuer Rinderfilet mit Erdbeer-Pfeffer-Soße, dazu Käsenockerl mit Allgäuer Bergkäse und Gemüse von der Grillplatte
Nachtisch: Apfel-Topfenstrudel mit Holundereis und Minze


Die Angst des Kandidaten vor seinem Publikum

ist wie die sprichwörtliche des Torwarts vor dem Elfmeter. Jederzeit kann man einen Ball an sich vorbeirauschen hören. Jederzeit kann der kleinste Faktor in einem Menü zu einem Stein des Anstoßes werden. Und heute ist es soweit:

Gundula, und Melike lässt sich frei- und bereitwillig mitziehen, bemängeln den Stress, den Markus hat, in eine negative Größe für ihre Zählervergabe: Die beiden Ladies, jetzt auf einem Nenner, wollen ihm Punkte für seine Aufregung abziehen.

Zuvor muss Gundula offensichtlich kurz überlegen, wer in der Gruppe der Kritischste ist - auf sich fällt ihre Wahl dann nicht. Manche Leute müssen sich selber noch viel besser kennen lernen! Die leben offenbar neben sich her.

Markus bereut seine Perücken-Aufmunterungs-Geschichte vom Vortag, die ein Schuss in den heißen Ofen war -

oder doch nur eine geklaute Idee von seinem Vorbild an Lockerheit, Steffen Henssler? Einen Moment bin ich geneigt, Markus nicht zu verzeihen, dass er Fan des hoch-unsensiblen Kochs und Scheiße-Schreiers Henssler ist,

aber dann fällt mir auf: Er kommt dem Typen überhaupt nicht nahe. Und ich sage mal so: Zu seinem Glück.

Seine Nervosität muss aber nicht ein Teil seines Wesens sein, sondern kann sich im Laufe der letzten Tage nach und nach aufgebaut haben:

Wer möchte schon unter dem starr geradeaus sehenden Blick von Gundula arbeiten? Wer kann dabei locker bleiben?

Bevor sie sich unter anderem den angeblich stinkenden Fisch, die Erdbeersoße und den Topfenstrudel zur Brust nimmt,

muss sie zum xten Male mit Simon über seine 10-Punkte-Verweigerung sprechen. Sie wendet hier wiederholende Verhörmethoden an, die den Delinquenten in die Enge treiben sollen. Ihm ist das derart unangenehm,

dass ich ihm schon mal im Vorfeld verzeihe, wenn er sich am letzten, seinem Dinner-Abend, offenbar die Kante gibt. Das würde der kontrollierten Gundula auch mal gut zu Gesicht stehen, obwohl es undenkbar ist, dass sie jemals die Kontrolle auch nur ein bisschen verliert.

Eine Diskrepanz zwischen 9 und nur 5 Zählern kann mir vermutlich niemand schlüssig erklären, aber genau so geschieht es an diesem Abend:

Simon, der 10er-Verweigerer, rückt 9 Zähler raus, Dominik 8, während die beiden Damen sich - vermutlich nach Absprache (damit nicht eine allein den möglichen Shit-Storm ertragen muss?) auf je 5 Punkte einigen.

Damit und mit nur 27 Zählern ist Markus das Schlusslicht.

Was genau wurde von Melike und Gundula eigentlich bewertet? Warum genau wird Markus derart platt gemacht?

Als Juristin hat Gundula gelernt, und Heinrich Heine (1797 - 1856) hat es lange vorher erkannt:

"Advokaten, die Bratenwender der Gesetze, die so lange die Gesetze wenden und anwenden, bis ein Braten für sie abfällt."


Guten Morgen, Gruß Silvia

Donnerstag, 22. August 2019

21. August 2019 - Vox - Das perfekte Dinner - Mittwoch im Allgäu bei Dominik

Schoko-Kuchen ohne flüssigen Kern; für mich ist das besser, denn ich mag keine heiße, flüssige Schokolade


Vorspeise: Lachsfilet mit dreierlei Spargel
Hauptgang: Roastbeef auf Rotweinjus, dazu getrüffeltes Kartoffelgratin und Bohnen im Speckmantel
Nachtisch: Kalter Schokoladenkuchen mit frischen Beeren und hausgemachtem Vanilleeis


Wo man die Stille atmen hört

... ist Unterthingau, und hier ist Dominik zu Hause: Wollte er einst in einem Penthouse in London wohnen, hat es ihn in jeder Hinsicht in das genaue Gegenteil verschlagen. Wollte er früher eine cleane und reduzierte Einrichtung, so hat sich das ebenfalls umgekehrt. Es ist schon sehr ... sehr ländlich ... in diesem Ort. Mehr los ist in seinem alten Bauernhaus: Um all die wie in einem Museum herumstehenden und dekorierten Stücke als Zuschauerin wahrzunehmen ... ist auch die momentan verlängerte Dinner-Sendung noch viiiel zu kurz.

Als Großstadtpflanze würde ich in diesem Ort eingehen wie eine Priemel, alle Blätter fallen lassen und aus Protest erst gar nicht mehr aufblühen. Meinungen ändern sich zwar, aber gleich so drastisch? Immerhin gibt es hoffentlich Internet in diesem gottverlassenen Nest, denn es könnte ein Segen sein für die, die nicht mehr mit dem Auto ein Stück raus fahren können oder wollen, um mal ein bisschen Lebendigkeit zu spüren. Wie funktioniert hier der öffentliche Nah-Verkehr? Ganz sicher nicht im Minuten-Takt wie bei uns.

Und da Dominik seinen Beruf vorerst auf Eis gelegt hat, um ein leidenschaftlicher Hausmann zu sein, der gemeinsam mit seinem Mann Benjamin auf die "Zuteilung" eines Pflegekindes wartet, ist auch die Frage:

Wo ist die nächste Kita? Wo die nächste Schule? Wo die nächste höhere Schule? Gibt es potenzielle Spielkameraden in der Nachbarschaft?

Während ich mir unnötiger Weise über Probleme den Kopf mache, die mich überhaupt nicht betreffen, hackt Gundula immer noch auf den 10-Punkte-Verweigerer Simon ein. Gut, er hat die Äußerung getan - aber auch ansonsten wird die Höchstpunktezahl selten gezückt, und zwar ohne größere Erklärungen. Hat Gundula sich bereits in einer Runde "Die besten der Besten" gesehen, und dieser schofelige Kerl macht ihr das nun kaputt?

Schofelig ist Simon in der Tat: Sein Messer fürs Menü ist so scharf, dass er kurzerhand ein paar Armhaare damit abrasiert ... in meinem Kopfkino fliegen die im Anschluss daran in Gundulas Essen, denn sie sitzt ihm direkt gegenüber ...

Marcus will die Runde mit extra mitgebrachten Perücken auflockern - keine gute Idee! Gundula verpasst ihm einen Dämpfer. Und ich muss sagen: Irgendwie mit Recht. Es gab schon lustigere Einfälle. Zwar nur punktuell, aber es gab sie.


Ambiente und Bewertung

In diesem Bauernhaus könnte man glatt einen Krimi drehen: Verstecke für ein Opfer sind sicher reichlich vorhanden. Könnte eine Filmfirma sich bei Dominik und Benjamin melden, um das Prachthaus für einen Dreh zu mieten? Zumindest sollte sich so mancher Drehbuchautor diese Sendung unter dem Aspekt ansehen, Dominiks Zuhause in einer Krimi- oder auch Heimatfilm-Handlung unterzubringen.

Ach ja, es gab auch ein Menü: Dominik sieht nicht nur gut aus, er kocht auch zur Zufriedenheit seiner Gäste:

Melike und Gundula schenken ihm je 8 Zähler, Simon immerhin 9 (eine 10 kommt für ihn ja nicht in Frage, und da will er seinen Prinzipien nicht untreu werden), aber die satte 10 steuert Marcus hinzu.

Somit geht Dominik mit 35 Punkten in die bisherige Führung.

Passt haargenau in Dominiks Heile-Welt-Blase.


Guten Morgen, Gruß Silvia

Mittwoch, 21. August 2019

20. August 2019 - Vox - Das perfekte Dinner - Dienstag im Allgäu bei Melike

Vorspeise: Meze: türkischer, gemischter Vorspeisenteller
Hauptgang: Karniyarik (Auberginen-Schiffchen gefüllt mit Rinderstreifen) mit Tomaten-Bulgur und Cacik, dazu einen türkischen Krautsalat
Nachtisch: Künefe (Engelshaar mit Käse und Zuckersirup), dazu einen türkischen Milchreis mit selbstgemachtem Apfelmus


Je dichter der Schleier, desto weniger lohnt es sich, ihn zu heben - türkisches Sprichwort

Es regnet in Marktoberdorf, Melikes Heimatort, und hier bei uns schüttet es gerade wie aus Eimern. Da das nicht reicht, gewittert es zudem noch. Nach einer Viertelstunde ist alles vorbei - aber ich kann der "Dinner-Sendung" dankbar sein:

Gäbe es sie nicht, wäre ich glatt mitten in diesen unerbittlichen Schauer hinein geraten. So sitze ich im Trockenen - warte aber, dass meine Satellitenschüssel ein Wörtchen mitredet und mir den Bildschirm auf "kein Empfang" umstellt. Passiert nicht. Habe ich etwa Glück? Oder eher nicht, denn schon beim Anblick der Auberginen ist klar: Es ist wie meistens, wenn ein türkischstämmiger Mensch kocht:

Keine Show ohne Auberginen.

Melike - welch ein schöner Name - und ihr hilfsbereiter, aber wenig in Anspruch genommener Vater, scheinen gut integriert zu sein. Sie sprechen deutsch miteinander, und der Vater hat keine Einwände, als die Tochter "die Hosen anzieht".  Melike hat ein forsches, aber kein freches Mundwerk, doch ich würde mich freuen, wenn es mal keine

Auberginenschiffchen

gäbe. Was folgt, ist die Zubereitung türkischer Hausmannskost. Die kann schon gut schmecken, aber sie ist selten auf der Gewinner-Straße.

Dann kommt Hasan, 30 Jahre alt, ein Jahr älter als Melike. Die beiden sind seit 10 Jahren verheiratet und gehen sehr freundlich miteinander um. Doch wie kann es passieren, dass er in diesen langen Jahren kein Deutsch erlernt hat?

Und warum entfällt an dieser Stelle die beliebte "Kennenlern-Frage" des Sprechers Daniel Werner?

Dafür stellt sich Gundula gerade die Frage und richtet sie auch an Simon, warum er keine 10 Punkte vergeben wird. Es wird ihr schlagartig klar, dass ihre Selbsteinschätzung vom Tag zuvor nicht auf Simon gewirkt hat. Unglaublich für Gundula!

Dennoch: Die 10 ist für etwas ganz Besonderes gedacht und sollte nicht wie Bonbons verteilt werden.


Das Ambiente

ist Gundulas nächster Kritikpunkt: Zu kalt, zu steril, es fehlt ihr an Gemütlichkeit. Auch Simon meint, hier könne man glatt eine Herzoperation durchführen.

Wird von jedem Allgäuer also heimatverbundenes Mobiliar erwartet?

Ich muss das jetzt relativieren, denn immerhin lebt Melike nicht in einer muffigen Bude, sondern hat sich ein schönes Umfeld geschaffen, das ganz ihrem Geschmack entspricht.

Aber Gundula hackt auf der ihr fehlenden Gemütlichkeit herum ... Vielleicht fehlt ihr eine Kuckucksuhr (gut die kommen aus dem Schwarzwald, würden aber zur "Gemütlichkeit" passen), doch gleich schlägt es Dreizehn ...


Das Menü

Die Vorspeise sieht ganz lecker aus. Der Hauptgang - na ja. Die Nachspeise ist keine Krönung der Veranstaltung, sondern nicht der Rede wert.

Ihren Gästen ist dies 29 Punkte wert: Je 7 von Gundula, Markus und Dominik und 8 von Simon.

Eine sehr gerechte Bewertung.


Guten Morgen, Gruß Silvia


Dienstag, 20. August 2019

19. August 2019 - Vox - Das perfekte Dinner - Montag im Allgäu bei Gundula

Foto: I. N.

Vorspeise: Fischterrine mit Kresse-Panna-Cotta, Wildkräutersalat, Forellenpraline
Hauptgang: Kalbsfilet, mit gedünsteten Zwiebeln und Bergkäse überbacken, handgeschabte Spätzle, Champignons, lila Karotten, Kohlrabi, Rahmsoße
Nachtisch: Marmorierter Mini- Gugelhupf mit Mascarpone Creme und Blitzeis aus schwarzen Johannisbeeren


Die ursprüngliche Heimat ist eine Mutter,
die zweite eine Stiefmutter - Sprichwort aus Russland

Gundula stammt aus der Stuttgarter Gegend, ist aber im Allgäu schon ewig lange beheimatet. Daher gefällt es ihr, ein Schild mit dem Spruch

Heimat-Liebe

prominent auf dem Esstisch zu platzieren. Ich bezweifle, dass wir hier im Ruhrgebiet eines dieser Heimat-Schilder kaufen können - das müssten wir schon über Amazon bestellen, falls es überhaupt jemand benötigt. Doch das Allgäu ist eine andere Ecke:

Arrogant kämen die Leute bisweilen rüber, erzählt einer der männlichen Teilnehmer, aber wenn man sie einmal kennen lernt, hat man einen Freund fürs Leben. Auch Gundula fühlt sich in Oberstdorf glänzend integriert, hat nette Nachbarn, ganz viel Landschaft und eine der 4 Schanzen für die berühmte Tournee vor den Augen. Ganz so groß wie bei der winterlichen Veranstaltung ist der Trubel heute nicht,

aber Gundula ist mal wieder eine dieser Teilnehmerinnen, die unbedingt froh darüber ist, genau auf die richtigen Leute zu treffen. Da gefällt es dem Sender, zu spoilern - und einen kleinen Einblick auf den Freitag freizugeben.

Doch heute ist alles bestens, wenn man von der Länge der Dinner-Veranstaltung für die Zuschauer absieht. Die Sendung "Prominent" entfällt weiterhin, also muss das Dinner diese Lücke füllen.

Obwohl die A - Z-Prominenten bereits mit den Hufen scharren, um ihren Platz in der Promi-Sendung zu verteidigen. Nix zu machen, Vox bleibt stur, obwohl die Themen gerade brennen.

Gundula kann kochen, und sie weiß das. Ein kleiner Kurs über die Zubereitung von Spätzle ist inklusive und erfreut sicher viele. Nur beim Zwiebelschneiden wird sie von ihrem Mann Wolfgang unterstützt: In weiser Voraussicht, denn die Tränen würden ihr Make-up verwischen, das sie zuvor so sorgfältig aufgetragen hat. Eine kluge Frau eben!

Klug, aber auch selbstbewusst: Selber würde sie sich die glatte 10 für ihren Dinner-Abend geben! Solche Aussagen lassen mich immer ein bisschen schlucken ...

Von ihren Gästen bekommt sie wunderbare 34 Zähler: Zweimal je 8 von Markus und Simon, zweimal je 9 von Melika und Dominik.

Eine grandiose Vorlage in ihrer schon lange nicht mehr neuen Heimat, die sich erst am Freitag zur Stiefmutter entwickeln könnte. Aber vielleicht wird auch alles nicht so heiß gegessen wie es gekocht wird.


Guten Morgen, Gruß Silvia

Sonntag, 18. August 2019

15. August 2019 - ZDF - Ein Mann namens Ove

Darsteller:
Rolf Lassgard
Bahar Pars
Ida Engvoll

Buch und Regie: Hannes Holm

Entstehungsjahr 2015


Ein Mann namens Ove

Nach zwei kürzlich gesehenen "Vom Stinkstiefel zum Menschenfreund"-Filmen wollte ich diesen eigentlich auslassen. Das jedoch wäre ein Fehler gewesen, ein großer. Eher ohne weitere Erwartungen habe ich ihn mir am Samstagnachmittag, ein paar Tage nach der TV-Ausstrahlung,  über die Mediathek angesehen. Und schon nach kurzer Zeit war klar: Diese schwedische Produktion toppt die zwei auch nicht gerade schlecht zu bewertenden deutschen Filme über einen Wutbürger bei weitem.

Ove hat die Faxen dicke: Erst verliert er seine über alles geliebte Frau, dann auch noch nach vielen Jahrzehnten seinen Job. Und wenn er seine täglichen Aufreger hinzurechnet, lohnt sich sein Leben nicht mehr. Die Aufreger sind solche, die andere Leute überhaupt nicht aus der Fassung bringen, aber Ove ist ein Sonderexemplar eines Griesgrames. Wie kann eine Frau es auch wagen, in seiner Straße mit ihrem Hund spazieren zu gehen? Wie kann sich im Geschäft jemand dreist vordrängeln, und überhaupt: Warum muss er zwei Blumensträuße kaufen, weil die nur einen Hauch mehr kosten als einer?

Er kauft sich ein Seil und will sich erhängen. Doch als er endlich hängt, sieht er aus seinem Fenster, wie schon wieder jemand gegen die Regeln seiner Straße verstößt ... also nix wie das Seil beiseite legen und

Parvaneh

kennen lernen, die neue Nachbarin: Ehemann, 2 Kinder, schwanger!

Den Neuen muss Ove erst einmal die Flötentöne beibringen!

Bevor er sich wieder um sein Erhängen kümmern kann. Denn er verspricht seiner Frau, dass sie nicht lange allein bleiben wird ...

Am Ende reißt jedoch das Seil. Grund genug, sich darüber im Baumarkt zu beschweren!

Sein nächster Versuch, sich das Leben zu nehmen ... ist dann auch sein letzter: Er will Abgase seines Autos einatmen. Aber

Parvaneh rettet ihn.

Und wie es so schön heißt: Deinen Lebensretter wirst du nicht mehr los.

Parvaneh spannt ihn ein, und er muss ihr Fahrstunden geben. Offenbar ist das in Schweden - mit dem Kauf einer entsprechenden Plakette - auch Privatpersonen gestattet.

Und durch Parvaneh kommt der Schwerenöter auf eine Katze. Was er sicher nie für möglich gehalten hat.

Zwischendurch gibt es immer wieder Rückblenden auf sein glückliches Leben mit Sonja, seiner Frau. Auch zu der wortkargen Liebe seines Vaters gibt es einen Schwenk.

Ove bleibt bis zum Schluss der mürrische ältere Herr - und ganz ohne eigenes Zutun gelangt er am Ende dorthin,

wo sicher Sonja auf ihn wartet.

Fünf von fünf möglichen Sternen für diesen hervorragenden, herzerwärmenden Film, der eindrucksvoll zeigt, dass nicht immer alles so ist wie es scheint. Unter der Oberfläche ist es wesentlich komplexer.


Guten Morgen, Gruß Silvia


Samstag, 17. August 2019

17. August 2019 - Interview mit Teresa, der Frau eines Bundeswehr-Soldaten

Dieses Foto wurde mir von Teresa zur Verfügung gestellt

"Aber es ist falsch, wenn man annimmt, dass es sich in dem ‚Weltbühnen‘-Artikel um die Diffamierung eines Standes handelt; es handelt sich um die Diffamierung des Krieges.“ - Carl von Ossietzky


Interview mit Teresa, der Frau eines Soldaten

Teresas Mann war seit Mitte der 80er Jahre als Zeitsoldat tätig. Es ist möglich, dass der Status "auf Zeit" bis zum Rentenalter Gültigkeit behält.

Als sie ihren Mann Jürgen kennen lernte, erzählte er ihr recht bald von seinem Beruf.  Alles, was sie bis dato über Soldaten wusste, kannte sie aus den Medien, und  sie hatte sich keinen Kopf darüber gemacht, wie das in der Realität und als selber Betroffene, nun Angehörige,  aussehen könnte:

Die beiden waren noch nicht lange zusammen, als Jürgen den Marschbefehl nach Afghanistan bekam - und dort für 6 Monate stationiert war.

Ich frage nach ihrer Angst vor solch einem Einsatz, und sie sagt, dass sie am Anfang mehr Angst vor der langen Trennung gehabt habe. Die große Entfernung, das "sich nicht sehen können" bereiteten ihr Kummer. Sorgen, dass ihm etwas passieren könnte, machte sie sich nicht. Noch nicht ... denn ganz so ist es nicht geblieben.

Dennoch durchlief Teresa verschiedene Stadien: Die Angst um ihn und seine Unversehrtheit wurde erst größer, und danach relativierte sie sich. Seine Tätigkeit als inzwischen Reservist oder vielmehr Wiedereinsteller-Soldat auf Zeit macht ihr keine Angst mehr, auch nicht das aktuelle

Einsatzland und -gebiet  (von dem sie nichts erzählen darf).

Der Mensch gewöhnt sich eben an vieles. Doch wie es mit der Gewöhnung so ist: Vor einem Jahr erkrankte Jürgen sehr schwer. Und plötzlich war er 24 Stunden am Tag und 7 Tage in der Woche von morgens bis abends zu Hause. Daran musste Teresa sich gewöhnen. Die beiden haben es gut überstanden.


Soldaten sind Mörder - Zitat von Tucholsky

Somit komme ich auf das Eingangs-Zitat zu sprechen: Es bezieht sich auf Tucholskys Aussage: "Soldaten sind Mörder."  Dieses stammt aus seiner Glosse "Der bewachte Kriegsschauplatz". Der verantwortliche Redakteur Carl v. Ossietzky wurde 1932 wegen Beleidigung der Reichswehr angeklagt, jedoch freigesprochen,

weil hier keine konkreten Personen gemeint waren und eine unbestimmte Gesamtheit nicht beleidigt werden könne.

Später wurde das Zitat zur Parole von Pazifisten und Anti-Militaristen.

Während ich gedacht habe, dieses Zitat, dass immer noch eine Allgemeinheit über einen Kamm schert, sei längst ausgestorben, macht Teresa als Betroffene ganz andere Erfahrungen:

Logischerweise verfolgt sie die Berichterstattung über unsere Soldaten ... besonders zu aktuellen brenzligen Ereignissen. Doch selber musste sie die bittere Erfahrung machen und sich Fragen wie diese gefallen lassen:

Wie ist es, im Ernstfall mit einem "Mörder" zusammen zu sein?

Dass in jeder Uniform oder Dienstkleidung ein Mensch steckt, erklärt sich natürlich von selber, wird aber offenbar nicht von der Allgemeinheit akzeptiert.

Wenn dieser Soldat in Katastrophen-Situationen im eigenen Land - wie Hochwasser - vor Ort ist, würde ihn auch niemand Mörder, sondern Helfer nennen.

So machen ihr das Umfeld oder auch Kommentare zu Zeitungsartikeln zusätzlich zu schaffen. Jürgen konnte ich zu diesem Satz, der offenbar nicht ausstirbt, nicht befragen. Dieses Interview soll sich auch mehr auf Teresa konzentrieren.

Gäbe es keine Kriege, bräuchten wir keine Soldaten. Aber das ist natürlich eine illusorische Vorstellung.


Eine große Familie

Zum Glück für Teresa und viele, viele weitere Betroffene ist die Bundeswehr wie eine große Familie. Gerade die Angehörigen der Soldaten verstehen untereinander all die Sorgen, Nöte und Ängste, die der Beruf mit sich bringt. Und sie unterstützen sich. Auch Teresa hat in vielen  Jahren  erfahren, wie hilfreich diese so wichtige, neben der eigenen, Familie sein kann.



Traumatisierte Soldaten

Jürgen ist aus allen Einsätzen unversehrt zurück gekehrt, wenn auch oft unter dem Eindruck des Erlebten. Zu Teresas Zufriedenheit kann Jürgen über das Erlebte sprechen. Die beiden reden intensiv über seine  Einsätze.

Aber sie kennen auch Kameraden, die Schlimmes erlebt haben und das im Gepäck mit nach Hause bringen. Oftmals ist solch ein Trauma schleichend und unbemerkt,

und dann reicht manchmal ein Geräusch, ein Geruch oder auch ein simples Erlebnis, um plötzlich in einem Flashback wieder in der Situation zu sein, die man glaubte, bewältigt zu haben.

Seit einigen Jahren hört die Bundeswehr auf diese Hilferufe und reagiert auch  entsprechend.

Trotzdem: Mehr Wertschätzung aus der Bevölkerung wäre hilfreich. Dann wüssten die Betroffenen, dass sie auch außerhalb der Bundeswehr nicht allein sind.

Teresa und Jürgen haben während seiner Einsätze Kontakt zueinander. Länger als 5 Tage war sie noch nie ohne Nachricht von ihm.


Ablenkung vom harten Beruf?

Jürgen läuft gerne und nimmt auch an Märschen teil. In Berlin gibt es zum Beispiel den Mauerwegmarsch. Entlang der einstigen Verlaufslinie der Mauer marschieren die Soldaten in kleinen Gruppen und absolvieren verschiedene Stationen. Erste Hilfe, Sandsäcke tragen, Bergen von Personen und mehr. Das muss in einem bestimmten Zeitrahmen erledigt werden. Auch zum Wohle der Zivil-Bevölkerung.

Fähigkeiten werden perfektioniert, damit die Soldaten im Ernstfall und im zivilen Bereich einsatzfähig sind und bleiben.

Jürgen engagiert sich auch in anderen - nicht weiter genannten - Bereichen.

Teresa mag es lieber entspannt. Und am Ende eines Tages treffen sie sich in ihrem Garten wieder. Oder sie treffen Freunde - auch abseits der Bundeswehr-Familie.

Die Freude am Leben darf niemals vergessen werden.


Wünsche?

Unabhängig von dem selbstverständlichen Wunsch, dass Jürgen immer wieder gesund an Leib und Seele nach Hause zurück kehrt,

wünscht sie sich Zufriedenheit für Jürgen und sich selber. Auch in beruflicher Hinsicht. Gleichgültig, wohin ihr Weg sie noch führen wird.


Das wünsche ich Teresa und Jürgen ebenfalls. Ich bedanke mich bei Teresa für dieses Interview, das die Sicht eines Soldaten einmal aus der Perspektive einer Ehefrau zeigt.

Und vielleicht den einen oder anderen Leser zum Nachdenken bringt.


Guten Tag, Gruß Silvia