Donnerstag, 8. August 2019

7. August 2019 - Vox - Das perfekte Dinner - Mittwoch in Dresden bei Andrea

Vorspeise: Spargelsuppe
Hauptgang: Französische Entenbrust an Balsamicosauce mit Kartoffeln und sommerlichem Gemüse
Nachtisch: Geeiste Himbeercreme mit Amarettini-Brösel



Sein Prinzip ist überhaupt:
Was beliebt, ist erlaubt.
Denn der Mensch als Kreatur
hat von Rücksicht keine Spur - Wilhelm Busch (1832 - 1908)


Andrea ist Unternehmensberaterin, ehemalige TV-Redakteurin und Medien-Trainerin. Hinter die Trainerin würde ich gern ein Fragezeichen setzen, das passt aber nicht zu den übrigen Satz-Teilen. Zu faul zum Googlen - Andrea ist für andere Dinge zu faul - kann ich mir nur in etwa vorstellen, welchen Tätigkeitsbereich eine Medien-Trainerin bespielt. Wenn es auch nur entfernt darum geht, wie man sich in einer Fernseh-Sendung zu benehmen hat, so muss ich feststellen: Andrea ist vermutlich eine Anfängerin.

Ist sie in ihrer Küche versiert? Sie kauft ein Kilo Spargel bei zwei verschiedenen Händlern, damit zumindest eine Sorte schmeckt. Ich weiß hingegen, wo ich zur Zeit des edlen Gemüses den besten bekomme, und ich habe keine Ambitionen, beim perfekten Dinner mitzuwirken.

Doch das Spargeltheater findet noch eine seltsame Fortsetzung: Sie will die Gäste entscheiden lassen, ob sie die Suppe kalt oder warm essen wollen. Dazu füllt sie Stunden vorher schon mal Suppe in Schälchen ab, die dann sinnlos rumstehen und Staub schlucken können. Am Ende muss sie alles zurück in den Topf kippen, denn die Gäste wollen ihre Suppe warm essen. So gut hat sie es gemeint, aber dass die Konkurrenten bei dieser Hitze eine warme Suppe essen mögen ... sie hat es nicht für möglich gehalten.

Als Beispiel führe ich Thailand an: Bei der größten Hitze isst man dort den Hot-Pot, würzig und kochendheiss. Und die Thailänder wissen, was bei Hitze gut tut.

Grand Dame ... wie Daniel kommentiert ... dahin!

Schließlich setzt sie ein I-Tüpfelchen auf das Kasperle-Theater rund um die Suppe obendrauf:

Die beiden Vegetarierinnen Sarah und Anke bekommen - wie alle anderen auch - je ein Stück Schinken in die Suppe. Lieblos lässt sie die Schinkenscheiben im Ganzen hineinplumpsen.

"Ihr könnt ja mal ein Stück Schinken probieren", meint sie, "für mich gehört Schinken zum Spargel."

Punkt! Andreas Meinung ist Gesetz!

Ohne rücksichtsvolle Anerkennung einer anderen Essens-Weise stellt sie nicht ihre Gäste, sondern sich selbst ins Abseits. Immerhin handelt es sich bei Anke und Sarah nicht um ihre Kinder, denen sie Spinat schmackhaft machen will.

Zum Glück? dürfen die Gäste dann mit Andreas Mann Nils eine Runde Tischtennis spielen. Oder müssen sie es spielen? Oder ist es am Ende doch nur ein Regie-Einfall? Wie auch immer, für mich gilt:

Entweder treibe ich Sport oder ich bin zum Essen eingeladen!

Gut, dass Anke zum Hauptgang einen Teller mit Entenbrust von Andrea vorgesetzt bekommt, kann wirklich ein Versehen sein (sie nimmt ihn nach einer Weile auch wieder weg) - aber muss es nicht. Ein bisschen Maßregelung schadet schließlich nie, und für Andrea ist die fleischlose Ernährung vermutlich die falsche Lebenseinstellung.

Stattdessen bekommen die beiden die gleichen Beilagen wie die anderen Gäste und als Highlight Champignons. Da gibt es bessere Alternativen, und es gibt sogar bessere Pilze.

Alles in allem ist es schwer vorstellbar, dass Kochen wirklich Andreas Hobby ist.

Die Gäste sind sich einig und in ihrer Einigkeit gnädig: Dreimal je 7 Punkte von Anke, André und Marcus, 6 Zähler von Sarah. In der Summe ergibt das 27 Punkte.

Über viel weniger Punkte hätte ich nichts zu meckern gehabt.


Guten Morgen, Gruß Silvia



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