Sonntag, 1. Mai 2022

1. Mai 2022 - Boris Becker wurde in England zu einer zweieinhalbjährigen Haftstrafe verurteilt

Dartmoor-Gefängnis/England

 
Boris Becker ist in England in einem Gefängnis

Aus des einen Leid wird der anderen Blog-Beitrag. Das lässt sich natürlich nicht gegenrechnen, denn für mich ist es nur eine Kleinigkeit, für Boris ändert sich das ganze Leben - und zwar für immer.

Boris, den man in den Arm nehmen möchte - und gleichzeitig auf die Rübe hauen will. Boris, der nicht länger den Big-Becker geben kann, der auf den Courts der Welt jede ruhmreiche Trophäe abgesahnt hat. Er hat im realen Leben, das Bitterkeiten wie Steuerzahlungen oder Insolvenzen bereithält, die man nicht verschleiern darf, abgrundtief versagt. 

Während andere Kinder sich langsam an ihr Erwachsensein herantasten können, stand Boris Becker auf dem Tennisplatz und lernte alles über Tennis, aber nichts über das Leben. Irgendwann ist jedoch der Zeitpunkt gekommen, an dem man trotzdem und trotz fehlender Kindheit erwachsen wird und die Verantwortung für sein eigenes Leben nicht mehr abwälzen kann.

Der allzu frühe Ruhm in seinem Leben verführt ihn zu allem anderem als Demut: er macht einen auf arroganten Super-Helden, wird zu einem Selbstläufer auch in weiteren öffentlichen Angelegenheiten, die abseits des in diesem Fall sportlich Erreichten stehen. Was andere über ihn schreiben interessiert diesen Menschen nur, wenn es positiv ist. Negatives wird ausgeblendet und Negativ-Stimmen völlig ignoriert.

Eigentlich lebt ein Mann wie Boris Becker überhaupt nicht in der realen Welt, sondern in einer, die andere ihm vorgaukeln:

Du bist der Größte! Dir kann keiner! - Ein Irrtum!


Grips

kann man nicht kaufen. Nur in Filmen gibt es diesen umsonst um die Ohren von Darstellern geschlagen: wie zum Beispiel um einen Professor Boerne aus Münster. Ein paar Überschneidungen zu der fiktiven Figur gibt es durchaus. Wäre Boris' Leben ein Drehbuch, würde es lustige Wellen schlagen. Aber sein Leben ist keine fiktive Geschichte (besonders das bislang letzte Kapitel stand sicher für ihn nicht im Rahmen der Möglichkeiten). Anstatt sich wie ein Mäuschen in seinem

Loch zu verkriechen, wurde alles zu einem öffentlichen Thema.



Buch schreiben? Im Knast?

Viele Leute meinen nun, er könnte die "Auszeit" im Knast nutzen, um ein Buch zu schreiben - um danach wieder flüssig zu werden. Aber ... 

die Schulden bleiben - trotz Gefängnis-Strafe. (Im Insolvenzrecht kenne ich mich allerdings nicht aus)

Und wie sollte einer ein Buch schreiben, der sich nicht einmal ordentlich artikulieren kann - denn auch das ist auf der Strecke geblieben, während er lediglich Tennis gespielt hat, anstatt sich zu einem

vernünftigen und verantwortungsvollen Menschen zu entwickeln.

Natürlich gibt es Ghost-Writer, die ihm helfen können. Aber auf die

Füße ist er nur noch schwer zu stellen. 


Seine Frauen

Ein Boris ohne den Hang zu diversen ganz besonderen weiblichen Wesen (wie auch immer das jeder interpretiert) und ein Boris ohne

dieses Ausnahme-Talent wäre ein ganz normaler junger und dann älterer Mann, den keine Frau auf der anderen

Straßenseite

besonders ins Visier genommen hätte. Er hätte natürlich auch seinen Deckel gefunden, aber keinen glitzernden, sondern einen. der wirklich

Topf und Deckel zusammen hält, damit die Chose nicht überkocht.


Das normale Leben

kennt Boris Becker gar nicht. Sein Talent fürs Tennis hat ihm die Überheblichkeit beschert, die im Nachhinein wünschen lässt, dass er dieses Talent nie besessen hätte. Aber das

Leben wird nicht im Nachhinein gelebt, sondern nur nach und nach.

Wunderkinder haben es immer schwer, sich selber zu finden, weil sie nur an die Wunder in sich selber glauben möchten und eine schwierige und begrenzte Außensicht haben,

die dann mit einem prallen Aufplatschen in der Realität

enden können. Müssten sie allerdings nicht. Es gibt auch positive Beispiele, Boris liefert leider keines.


Das Gefängnis

wird ihm mehr von der Realität des Lebens zeigen als er je gesehen hätte, wenn er mal abseits von seiner eigenen Person nach links oder rechts geschaut hätte. Diese Zeit wird ihn auf den Topf setzen, wenn es ihm nicht sogar eine Weltsicht eröffnen wird,

die er nicht für möglich gehalten hätte.

Arroganz ist im Knast nicht gefragt. Da gibt es nur Mann gegen Mann - und ein Tennis-Schläger ist vielleicht wie ein Ballett-Röckchen

und verursacht Lachsalven anstatt Respekt.


Wie ein Erwachen aus einem langen Traum

könnte die Knast-Zeit für Boris werden. Wenn es gut läuft,

könnte er seine Kindheit und Jugend im Eilschritt nachholen, um noch zu einem respektablen Wesen heranzureifen.

Wenn es schlecht läuft, wird er dortige  andere Autoritäten für sein künftiges - eher dürftiges Leben - als Vorbilder ansehen und es zukünftig schlimmer treiben.


Werbe-Ikone

kann er im Anschluss nicht mehr sein. Oder?

Werbung kennt keine Grenzen. Sie kann auch mit menschlichen Defiziten aufwarten und überzeugen. Vielleicht sogar eher als mit redlichen Absichten oder positiven  Lebens-Geschichten.


Trotzdem

habe ich Mitleid mit dem neuesten berühmten Knastkerl. Ich weiß nicht, warum. Ich kann es nicht erklären. Zumal ich nie sein

Fan war, als

ich nur wenig mehr über "unseren" Boris wusste, als dass er ein Super-Tennis-Spieler war.


Fazit

Ich habe ein gewisses Mitgefühl für ihn, dass er selber vermutlich niemals für andere Menschen hatte. Außer für seine Kinder. Seine Liebe zu ihnen und sein Interesse für sie glaube ich ihm.

Vielleicht ist er wie der Kern einer harten Frucht, den man nicht knacken kann.

Ich wünsche ihm, dass er im Gefängnis zu sich selber findet, sich selber kennenlernt, den Wert des Lebens an und für sich erfährt, und ich könnte mir denken,

dass er genau dort nicht nur zu sich selber, sondern zu einem kleinen Quentchen Glück findet, was andere als seine

größte Niederlage empfinden.

Die Zeit könnte ihn andererseits auch als völlig gebrochen zurücklassen. Aber seelisch gebrochen war er schon vorher. Vermutlich. Nach allem, was man über ihn weiß. Nur er selber hat den Zustand seiner Seele offenbar ignoriert und mit Luxus und Saus und Braus übertüncht.


Guten Tag, Gruß Silvia

 

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