Montag, 9. Mai 2022

8. Mai 2022 - ARD - Tatort Ludwigshafen: "Marlon"


Hauptkommissarin Lena Odenthal: Ulrike Folkerts
Ermittlerin Johanna Stern: Lisa Bitter
Kriminaltechniker Peter Becker: Peter Espeloer
Rechtsmediziner Dr. Hakan Özcan: Kailas Mahadevan
Sekretärin Edith Keller: Annalena Schmidt
Sozialarbeiter Anton Leu: Ludwig Trepte
Marlon Janson: Lucas Herzog
Gesa Janson, Marlons Mutter: Julischka Eichel
Steffen Janson, Marlons Vater: Markus Lerch
Madita Ritter: Hanna Lazarakopoulos
Oliver Ritter, Maditas Vater: Urs Jucker
Pit Stanovic: Finn Lehmann
Sandra Bianchi: Juliane Fisch


Tatort Ludwigshafen
Marlon

Da begrüßt man als Eltern das neugeborene Kind sicher voller Freude und der Zuversicht, aus ihm einen guten und gesellschaftsfähigen Menschen zu machen, gibt ihm den schönen Namen "Marlon" - und 9 Jahre später sind die Eltern beinahe erleichtert, dass Marlon tot ist. In seiner Schule fiel er eine Treppe hinunter- und wurde zuvor in einem Kampf verletzt. Und dennoch ist es ein Unfall, und der Kampf-Angriff ging von Marlon aus.

Schon als Kleinkind fiel Marlon völlig aus dem Rahmen und widersprach jeder Norm. Was ist hier wann falsch gelaufen, wer hat auf ganzer Linie versagt und den "Systemsprenger" eher gewähren lassen als ihn an die Hand zu nehmen, zu erziehen und ihm Aufmerksamkeit zu schenken? Gesa Janson, seine Mutter, erzählt, dass sie sämtliche medizinische Fachrichtungen mit dem Jungen durchlaufen hat - ohne je eine Diagnose erhalten zu haben. Spätestens bei einem Psychiater hätten sie diese jedoch finden müssen ... oder die Eltern wären diagnostiziert worden ...

Marlon konnte seine Wutausbrüche inklusive Gewaltbereitschaft nicht kontrollieren und war in seiner Schule der Junge mit der dicksten "roten Akte". Allerdings scheint auch sein Schulfreund Pit unter demselben Dilemma zu leiden: man möchte ihm nicht in fünf oder sechs Jahren begegnen, wenn die körperliche Kraft der seelischen Qual entspricht und er nicht mehr nur durch Schreien seine Wut hinausspucken kann, sondern auch durch Gewalt-Taten.

Sehr einfühlsam, sympathisch und verständnisvoll ist der Sozialarbeiter der Schule: Anton Leu setzt dort an, wo andere aufgeben. Auch Marlon vertraut ihm und empfindet ihn als seinen besten Freund. Doch wenn die Wut den kleinen Jungen packt,

dann gibt es kein Halten. Als er erfährt, dass Leu die Schule und somit ihn verlassen will, greift er ihn an. Anton versucht vergeblich, den Jungen zu bändigen - und in diesem Verlauf stürzt Marlon die Treppe hinunter und schlägt so unglücklich auf, dass er stirbt.


Fazit

Der Film kratzt an der Oberfläche und legt höchstens zwei, drei Baustellen frei: besonders die Not des Sozialarbeiters, der sich von der (vermeintlichen) Geldknappheit, in öffentliche Schulen zu investieren, betroffen fühlt. Er bräuchte längst einen Kollegen, wie er sagt - und damit hat er recht, denn allein auf weiter Flur reicht sein Verständnis für die schwierigen Kids der Schule bei weitem nicht aus, um allen zu helfen. Schon mit Marlon allein war er ziemlich beschäftigt - und wenn er sich dann noch Pit zuwendet, ist seine Kapazität erschöpft.

Welche Investition aber ist die zukunftsträchtigste? Natürlich die in unsere Kinder, die bald schon die Zukunft gestalten werden - und dafür erst einmal die Fähigkeiten, auch die menschlichen, erwerben müssen.

Insgesamt gefällt mir der Krimi gut, und es ist natürlich klar, dass in diesem Genre die Tat im Vordergrund steht - und nicht sämtlich mögliche Hintergründe.

Den Mut, Marlon ermorden zu lassen (anstatt Opfer eines Unfalls zu werden) haben die Autoren nicht. So bleibt am Ende zumindest die Sympathie zum nicht wirklichen "Täter", der auch ein Opfer des Systems ist.


Guten Morgen, Gruß Silvia

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