Samstag, 10. November 2018

10. November 2018 - Mein Hunde-Sohn Robin - 28. Teil



Bienchen wird ins Ruhrgebiet "verschleppt"

- und das geschah völlig gegen ihren eigenen Willen, denn sie hoffte nur auf eines: Auf die Rückkehr zu meiner Mutter.

Würde ich es einmal sehr menschlich betrachten, so könnte ich hinzufügen: Sie hat Robin gesehen, und der war so schlank, dass sie überdies Sorge haben musste, bei uns nicht genug zu fressen zu bekommen. Denn meine Mutter hatte sie ganz schön dick gefüttert.

Doch diesen humorigen Satz dachte ich nur zu meiner eigenen Belustigung, und kein Hund würde wohl jemals ähnlich denken.

Im Zug verweigerte sie Leckerchen und sogar Wasser. Sie war so unglücklich wie ein Lebewesen nur sein kann. Und ich weiß nicht, wie die Geschichte ohne die tatkräftige Hilfe von Robin ausgegangen wäre,

denn er schien ihr nicht nur sofort zu gefallen, er war auch in der nächsten Zeit ihr vermutlich einziger Halt in dieser neuen Welt.

Im Ruhrgebiet in unserer Stadt angekommen erwartete sie zudem ein Kulturschock: So viele Leute, so viel Verkehr, hier und da permanente Lautstärke - kannte sie überhaupt nicht. Sie war desaströs eingeschüchtert.

Im Jahre 2010 war der Tim-Burton-Film "Alice im Wunderland" ein Highlight im Movie-Jahr.

Bienchen fühlte sich nicht wie im Wunderland, sondern abgeschleppt, verschleppt und vermutlich sogar bedroht, denn die neue Umwelt war ihr nur fremd. Fluchtgedanken konnte man in ihren Augen ablesen.

Ebenfalls in den Film-Charts befand sich "Die Konferenz der Tiere" - und solch eine hätte Bienchen sicher gerne einberufen,

um die Petition durchzusetzen, zu meiner Mutter zurück zu kommen.

Doch es kam erst einmal noch schlimmer: Ein paar Tage später musste sie zur Hunde-Friseurin (bis heute ein Graus für sie) und noch einen Tag später zur Kastration in die Tierklinik Asterlagen.

Bei einem intakten Rüden wie Robin war dies dringend nötig. Vor meiner Mutter verheimlichte ich den großen Eingriff. Zum Glück aber hatte sie mich darauf hingewiesen, dass Bienchens Läufigkeit quasi schon im Anmarsch war.

Nach diesen Eingriffen, die Bienchen wie eine coole Socke weg steckte (vermutlich war für sie ohnehin nichts schlimmer als die Tatsache, dass sie meine Mutter verloren hatte)

konnten wir uns an die Arbeit machen, ihr das neue, andere Leben schmackhaft zu machen.


Das bedeutete zunächst einmal: Viel Bewegung! Die kannte sie nicht wirklich. Und ein kastrierter Hund neigt ohnehin dazu, gewichtsmäßig zuzulegen - und wir wollten eher, dass sie ein wenig abnimmt.

Im Laufe der Zeit klappte es langsam und nach und nach mit der Gewichtsabnahme - ohne, dass sie hungern musste - und das bedeutete, dass sie nun viel lieber und leichtfüssiger laufen konnte.

Doch anfangs gab es noch mehr Probleme:

Sie hatte Angst vor anderen Hunden. Ging einer an uns vorbei, fing sie an zu schreien. Laut und schrill.

Und vor allem suchte sie überall meine Mutter. Kam eine Frau uns entgegen, die nur entfernt ihre Statur hatte - war Bienchen total aus dem Hunde-Häuschen, und am Ende bitter enttäuscht.

Ein paar Wochen behielt ich sie streng an der Leine. Es war zu gefährlich, ihr die Freiheit zu lassen,

uns verlassen zu wollen.

Während Robin, den ich im Alter von 9 Wochen zu mir geholt hatte, mir sein Herz geschenkt hat - musste ich um Bienchens Herz kämpfen.


Fortsetzung folgt: Der Kampf um Bienchens Herz

Copyright Silvia Gehrmann

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