Sonntag, 11. November 2018

11. November 2018 - Mein Hunde-Sohn Robin - 29. Teil



Der Kampf um Bienchens Herz

Liebe geht natürlich auch durch den Magen. Das weiß kaum ein Hund besser als Bienchen. Und ich konnte diese Tatsache für mich nutzen. Aber damit allein war es überhaupt nicht getan. Denn dass sie ausreichend zu fressen bekam, kannte sie schließlich - und bewertete es nicht über Gebühr.

Mit den vielen Erlebnissen in freier Natur schien ich ihr anfangs keine rechte Freude zu machen. Immerhin kostete es sie jede Menge Anstrengung - und die war sie nicht gewöhnt. Andererseits kam sie rasch auf den Trichter, hier einfach Robins Vorlieben zu übernehmen.

Und während Bienchen unterwegs reihenweise die Herzen fremder Leute brach, denn so viel Verzücken beim Anblick eines Hundes hatte ich mit Robin nie erlebt, obwohl er objektiv gesehen ein Schönling ist - schloss sie mich noch lange nicht in ihr Herz.

Die Fremden durften sie nicht streicheln - bis auf später ein paar Ausnahmen -, das mag sie bis heute nicht. Wenigstens ich durfte das. Aber vielleicht ließ sie das auch einfach über sich ergehen? Robin ist da ganz anders: Er wird gern gestreichelt, von allen Menschen. Manchmal nötigt er sogar die ihm bekannten Leute, ihn zu streicheln.

Zumindest fand Bienchen ziemlich schnell, nämlich nach einem einzigen Tag (den sie unterm Esstisch verbrachte), mein Bett. Das war ein Trost, denn ein Bett ist ein Bett, das kannte sie und es war ihr vertraut. Da konnte sie sich reinkuscheln und von der

Vergangenheit träumen - zum Beispiel.

Nach und nach lernte sie auch ein paar Hunde näher kennen und verlor zumindest diesen gegenüber  ihre Angst.

Bienchen war jedoch nicht allein in ihrer Trauer, obwohl sie natürlich von den anderen Verstorbenen des Jahres 2010 keinen blassen Schimmer hatte:

Es starben unter anderem John Forsythe ("Immer Ärger mit Harry"), Tony Curtis, Heidi Kabel, Christoph Schlingensief und die allseits beliebte Loki, Ehefrau von Helmut Schmidt.

Das Schlimme und Traurige ist im Grunde, dass man einem Hund nicht erklären kann, dass er nicht schnöde und willkürlich verlassen wurde - sondern der Tod das letzte Wort gehabt hat.

Derweil kämpfte ich mit den Mitteln einer ausgesprochenen Tierfreundin um ihr Herz ... und doch geschieht es, dass am Ende jeder Kampf sinnlos wäre,

wenn sich auf der Gegenseite kein Gefühl aufbauen würde.

Ich hoffte auf die Zeit und übte mich in Geduld. Die Zeit, die so vieles richtet ...

Unterdessen fuhr ich zweimal (vor der Haushaltsauflösung) an die Mosel, um Papiere zu sichten, Bankgeschäfte zu erledigen und diverse Dinge zu kündigen. In den Unterlagen fand ich zum Glück Bienchens Impfausweis. Nun kannte ich auch ihr genaues Geburtsdatum

(meine Mutter hatte es nicht so mit den genauen Daten): 13. Oktober 2003.

Zu meiner Freude war Bienchen durchgeimpft, da gab es keine Lücke.

Ein Anruf bei ihrem Tierarzt in Kastellaun brachte mir die Gewissheit, dass sie überdies nicht krank oder sogar chronisch krank war.

Alles war Bestens - nun musste Bienchen lediglich noch zu meinem Hund werden.


Und das wurde sie.

Ich wartete die Zeit ab, bemühte mich um sie, bestach sie damit, ihr ein gutes Hundeleben zu bereiten - und nach und nach

spürte ich, dass Bienchen angekommen war. Nicht nur im Ruhrgebiet, sondern auch bei mir.

Wer uns kennt, spürt unsere gegenseitige Liebe.


Fortsetzung folgt

Copyright Silvia Gehrmann




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