Mittwoch, 13. März 2019

Mein Hunde-Sohn Robin - 42. Teil - Bienchens Weisheit. - Tierischer Besuch in Krankenhäusern.


Bienchens Weisheit

ist für mich nicht greifbar. Sie ist eher die kleine Prinzessin, die schnell mal zickig werden kann und wenn sie bockt, dann kommt niemand an sie heran. Als sie 6 Jahre alt war, kam ihr erstes Frauchen, meine Mutter ins Krankenhaus - und Bienchen sah sie nie wieder.

Das hat große Verlustängste in dem kleinen Malteser-Hündchen geschürt, die bis heute anhalten und ihre Auswirkungen haben.

Ich kenne zum Beispiel eine sehr zuverlässige Frau, die sich neben einer ehrenamtlichen Tätigkeit für Heim-Tiere auch gegen Bezahlung um Hunde kümmert. Sie hat mir eines Tages ihre Karte gegeben - die ich gern entgegen genommen habe, aber ihre Dienste kommen für mich selber nicht in Betracht. Doch, falls mal jemand eine Hundebetreuung händeringend braucht, reiche ich ihre Adresse und Telefon-Nummer gerne weiter.

Bienchen selber in andere Hände, auch nur stundenweise zu geben - ist so gut wie unmöglich. In derartigen Situationen zeigt die Kleine resolut, was eine Harke ist: Sie verweigert jeden weiteren Schritt und würde lieber eine blutende Verletzung aller vier Füße in Kauf nehmen, als mit jemand anderen außer mir, der ihre Leine in der Hand hält, auch nur zehn Zentimeter weiter zu laufen.

Das betrifft sowohl Freundinnen und Freunde, die Bienchen gut kennt und die sie mag, von denen sie auch Leckerchen annimmt ... und sogar meinen Mann. Wir haben es für den Notfall ausprobiert, jedoch hat es nicht funktioniert. Lieber stellt sie alle Darm- und Blasentätigkeiten für immer ein, als ohne mich irgendwo hinzugehen.

Das hört sich für ein liebendes menschliches Herz vielleicht gut an, ist aber ein Problem. Das Problem beginnt bereits bei dem Versuch, wenn jemand anderer außer mir sich bemüht, sie ins Auto zu heben ... dann läuft sie weg.

Krank werden darf ich also nicht (habe ich auch nicht vor, aber wer kann schon alle Vorhaben in die Tat umsetzen?) - dann müsste ich mir um Bienchen mehr Sorgen als um mich selber machen.

Ohne eine Hundepsychologin zu sein - wer ist das auch schon wirklich, fehlt doch die für die Psychologie so wichtige Kommunikation über Wörter - habe ich nur eine einzige Erklärung dafür:

Sie hat sich nach dem Tod - aus ihrer Sicht unentschuldbaren Fernbleibens meiner Mutter - ihres ersten Frauchens noch ein letztes Mal an einen Menschen so eng angeschlossen, dass sie diesen nicht aus den Augen lassen will, damit Ähnliches nicht noch einmal passiert. Nach all den Jahren wartet sie auch immer noch ohne Unterlass direkt an der Wohnungstür auf mich und meine Rückkehr, ohne sich von dort fortzubewegen. Sie hat nicht die Ruhe und Gelassenheit wie Robin sie hat, sie hat nicht die Weisheit, zu erkennen, dass ich sie niemals freiwillig verlassen würde - so wie meine Mutter dies auch nicht getan hat.

(Foto: Meine Mutter mit Bienchen, 2009)




Tierischer Besuch in Krankenhäusern

Manchmal lese ich in sozialen Netzwerken die Forderung nach tierischen Besuchen in Altersheimen und Krankenhäusern. Soviel ich weiß, sind in Altersheimen ohnehin Tiere willkommen. Und in Kliniken ist es längst nicht mehr ausgeschlossen, dass ein todkranker Mensch sein Tier noch einmal wiedersehen darf.

Es ist also wie so oft - manche Forderungen wurden längst erfüllt, während die Leute noch immer tausendfach die laut rufenden Sprüche danach teilen ...

Auch Bienchen wurde in einem Krankenhaus in Trier dringend von meiner Mutter erwartet. Ihre behandelnde Ärztin hat mich selber angerufen, denn

1. fiel meiner Mutter inzwischen das Sprechen schwer und

2. sollte der Wunsch von einer kompetenten Stelle an mich weitergeleitet werden, der auch diese Befugnis unterlag.

Einzige Voraussetzung für diesen Besuch wäre eine vorherige Terminabsprache gewesen.

Dass es nicht mehr dazu kam, lag einfach und trauriger Weise daran, dass meine Mutter genau 12 Stunden nach dem Telefonat, das ich mit der Ärztin führte, verstorben ist. Nur nebenbei: Die Ärztin hatte in dem Gespräch erzählt, dass meine Mutter das Krankenhaus noch einmal auf eigenen Füßen verlassen würde ...

Es wäre vielleicht und unter Umständen für Bienchen eine gute Sache gewesen, meine Mutter noch einmal wiederzusehen. Und wir hätten den Wunsch auch sofort und eine Stunde später in die Tat umgesetzt, wenn der Weg ein nicht so weiter gewesen wäre. Da musste wirklich vorher ein wenig geplant werden und konnte nicht von Jetzt auf Gleich erfolgen.

Aber da wohl auch Tiere ein Gespür für den Tod haben könnten - hätte sie an dem Krankenbett meiner Mutter gespürt, wenn auch nur in den hintersten Ecken ihrer süßen kleinen Gehirnwendungen, dass

sie einfach nicht zu ihr zurückkommen konnte.

Für alle Menschen, die zweifeln, ob sie in einem anderen Krankenhaus und einer ähnlichen Situation dem sterbenden Menschen sein Tier noch einmal zu Besuch bringen dürfen ...

einfach mal nachfragen.

Vielleicht kommen die Leute in so manchem Krankenhaus erst auf die glorreiche Idee, dies zu erlauben, falls endlich jemand danach fragt.

Nach dem Tod meiner Mutter bin ich zweimal an die Mosel gefahren, um Unterlagen zu sichten undsoweiter. Etwas später fuhr mein Mann für eine knappe Woche dorthin, um die Wohnung leer zu räumen, Bücher weiterzugeben, Kleidung zu spenden und den Sperrmüll zu befeuern.

Wir fuhren getrennt dort hin, weil wir ansonsten Bienchen hätten mitnehmen müssen - und wir wollten nicht, dass sie ihre gewohnte Umgebung, und dies ganz ohne die Anwesenheit ihres ersten Frauchens, wiedersieht. Ob das nun die richtige Entscheidung für die Hunde-Seele war, wissen wir natürlich nicht - aber es war auf keinen Fall eine falsche. Lieber etwas unterlassen als ein Risiko (für Bienchen) einzugehen.


Fortsetzung folgt

Copyright Silvia Gehrmann



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