Samstag, 23. März 2019

23. März 2019 - Die Geister-Welt



Die Geister-Welt

Wir schreiben das Jahr 2049. Rosalind schlurft in einem abgewetzten Schlafanzug aus ihrem Bett direkt zur Kaffeetränke, drückt einmal auf "ohne Zucker, ohne Milch" - und über eine Direktleitung kommt die gewünschte braune Brühe. Sie fließt in eine Kaffeetasse von 1998. Aus eben diesem Jahr ist auch Rosalinds Schlafanzug. Im übrigen ist sie 73 Jahre alt und muss direkt nach dem ersten labenden Schluck an ihren Computer,

um zu arbeiten. Eine Rente bekommt sie zwar, aber die ist wegen der geringeren Bedürfnisse der Menschen strikt gekürzt wurden, bei ihr bis aufs Minimum.

Unter geringeren Bedürfnissen versteht die Öffentliche Hand, dass es inzwischen keine Einkaufsstraßen mehr gibt, infolgedessen auch keine Restaurants - und Kinos sowieso nicht mehr. Die Leute gehen nicht mehr unter die Leute, folglich brauchen sie auch nicht so viele

Schuhe

und Kleidung ebenfalls nicht. Man trägt alles auf, bis es auseinander reißt, denn gesehen wird man ohnehin von niemandem mehr.

Durch ein öffentliches Rohrleitungssystem gelangen Pakete aus anonymen roboter-gesteuerten Lagerhallen an die Empfänger. Von dort aus kann alles geliefert werden, was Herzen begehren. Doch die Herzen begehren nicht mehr wirklich viel,

sondern nur noch das Nötigste. Lebensmittel, Getränke - und wenn die alten Pantoffeln kaputt gehen, ein paar neue.

Die Welt ist so gut wie ausgestorben, denn nicht nur Rosalind arbeitet von zu Hause aus, auch beinahe alle anderen.

Medizinische Versorgung ist über Computer-Systeme gewährleistet - und Medikamente gelangen durchs Rohrsystem an die Patienten.

Pflegefälle sind nicht mehr vorgesehen ... Es gibt jetzt die Pille "Fit bis zum Schluss".

Das Sprechen hat Rosalind verlernt - sie benötigt ihre Stimme nicht mehr, um mit anderen Menschen zu kommunizieren. Sie macht alles rein schriftlich übers Internet.

Und auch das wird immer langweiliger, weil niemand mehr Lust hat, mit dem neuesten Auto, der teuersten Handtasche, der besten Figur  oder ähnlichem anzugeben. Urlaube sind überflüssig.

Entsprechende Amazon-Brille auf, und man fühlt sich wie im Urlaub. Auf dem Plan stehen sämtliche Länder zur Verfügung - und die sehen dann so aus wie 1999.

Die Welt ist zu einem Geister-Ort geworden.


Im Jahr 2099

könnte sich durch ein paar böse Ereignisse das Rad wieder drehen - und auf Anfang stehen. Konnte solch ein Horror nur durch Horror beendet werden?

Noch sind wir ein paar Jährchen von 2049 entfernt, noch haben wir die Wahl ...


Guten Tag, Gruß Silvia


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