Dienstag, 12. März 2019

12. März 2019 - Mein Hunde-Sohn Robin - 41. Teil - Sind alte Hunde weiser?


Sind alte Hunde weiser?

Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten. Sicher wird ein dummer Hund, der trotzdem ohne Ende liebenswert sein kann, nicht im Alter die Weisheit für sich entdecken und seinen Menschen damit völlig überraschen. Genau so wenig geht das umgekehrt:

Robin war immer ein ausgesprochen intelligenter Hund,

einer der denkt, bevor er handelt. Nun ja, mit der Ausnahme, dass er weniger nachdenkt, wenn die Wut ihn packt. Die packt ihn regelmäßig gegenüber Eindringlingen in seinen ureigenen Bereich - aber nur dann, wenn er die anderen Hunde nicht riechen kann. Mag er sie, dürfen sie sogar im Wald pinkeln und scharren und was ihnen sonst noch einfällt. Sind es Hunde-Mädchen, dürfen sie ihn locker belästigen, wegschubsen oder an den Haaren zerren. Sogar einen Biss steckt er nachsichtig weg.

Da ist Robin ganz Gentleman, und niemals käme er in die Enge einer MeToo-Debatte: Er schnüffelt auch nicht an den Hintern der Hündinnen, sondern stupst deren Schnauzen an.

Bienchen zum Beispiel ist eher die Emotionale, und sie ist auch ein bisschen feige: So dreht sie auch gern am Rad, wenn ihr ein unangenehmer Zeitgenosse Hund begegnet, aber wehe, der macht nur einmal leise "wuff" - schon driftet sie in meine Richtung ab und schreit um Hilfe. Bei den ersten Malen habe ich noch gedacht: Jetzt hat ihr jemand etwas getan, sie böse gebissen - aber dann habe ich gesehen, dass es nicht einmal Berührungen gab. Sie macht eben viel Lärm um nichts und verunglimpft andere Hunde dadurch schon mal ... so hat man sich bereits ein paar Mal bei mir beschwert. Das muss ich dann mit einer Entschuldigung abtun. Inzwischen entschuldige ich mich schon im voraus ...

Robins Freund Max - auch ein Yorkshire - gehörte zu dem Kaliber: Ich stürz mich in jeden Bach, selbst, wenn ich ertrinke - ich hatte auf jeden Fall meinen Spaß im Leben. Täglich "ein Fass aufmachen" war sein Ding.

Max wurde auch im hohen Alter kein weiser Hund. Er war zeitlebens als Welpe unterwegs (Foto: Max, das Schlitzohr).


Trotzdem mochte Robin den hyperaktiven kleinen Trampel von Herzen gern, und bei jeder Begegnung gab es erst einmal ausführliche Hunde-Männer-Küsse. Und auch ich vermisse Max schmerzlich: Er ist im letzten Jahr (2018) im Alter von 16 Jahren und drei Monaten gestorben.

Robin hingegen denkt ausgesprochen eigenständig. Das ist nicht immer hilfreich für mich als sein jetziger Blinden-Mensch (er ist allerdings nicht völlig blind und sieht auf dem linken Auge noch ein wenig). Zwar findet er sich in der Regel gut zurecht, aber es kommt vor, dass er völlig uneinsichtig plötzlich von der Bordsteinkante fallen möchte ... weil er es eben so entscheidet, und nicht ich, die ich in der Stadt seine Leine in der Hand halte. Vielleicht ist es auch eine seiner Proben für den Ernstfall völliger Erblindung. Zuzutrauen ist es ihm.

Im Wald und an Seen oder Flüssen läuft er noch ohne Leine. Überhaupt ist die Leine nicht sein Ding, er würde es bevorzugen, überall ohne zu laufen: Das geht nun leider wegen der Sehbehinderung nicht mehr.

Fahren wir mit dem Bus, so kennt er jede Haltestelle von jeder Linie, die wir befahren, an der er aussteigen muss. Da gibt es kein Vertun.

Manchmal denke ich, er hat jede Kurve im Kopf - etwa so, wie wir die Minuten auf der Uhr vorbeiziehen sehen. Nur braucht er dazu als einziges Hilfsmittel seinen klugen Kopf.

Es gibt viele Beispiele, die von seiner Klugheit erzählen - und ich könnte mich stundenlang mit jeder Kleinigkeit aufhalten (mache ich auch manchmal im persönlichen Gespräch - da habe ich sicher schon mal den einen oder die andere genervt), aber es ist eben wie es ist:

Robin konnte kein alter weiser Hund werden - denn er war immer schon klug und weise.


Fortsetzung folgt: Bienchens Weisheit

Copyright Silvia Gehrmann


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