Freiberufliche Hexenjagd
Es gibt immer auch die Guten
Die katholische Kirche ist ein schwieriges Thema, was aber viele Leute nicht daran hindert, ihre übereinstimmenden ablehnenden Meinungen dazu laut zu äußern. Hoffentlich wissen die meisten nicht, wovon sie reden: Denn das würde bedeuten, dass auch sie böse Erfahrungen mit der Institution Kirche gemacht haben. In dem furchtbaren Dilemma ist leider auch die evangelische Kirche nicht außen vor.
Vermutlich ist kein Beruf außen vor, der den Missbrauch von Abhängigen (und oft sind die Abhängigen Kinder) derart ähnlich erleichtert. Selbst viele Eltern machen vor Schutzbefohlenen keinen Halt und missbrauchen kleine Menschen, die danach niemals wieder glücklich werden können.
In der Kirche (unter anderem) hat es ein "Mann, eine Frau Gottes" infolgedessen recht einfach, Abhängige in seinen Sog zu ziehen und seine verbrecherischen Triebe auszuleben.
Selber hatte ich bereits als kleines Mädchen mit der Kirche engen Kontakt, denn meine Oma war ehrenamtliche Mitarbeiterin dieses "Vereins" und ich ständig als Klette in ihrem Schlepptau. Es ist mir nie etwas passiert seitens der "Gottes-Diener", noch nicht einmal ein böses Wort erinnere ich, sondern eher einem Stück Schokolade ohne Gegenleistung.
Natürlich gibt es Opfer, die bis heute noch schweigen und jene, die Gottseidank schon geredet haben - aber mir ist auch von anderen Seiten (und unter vorgehaltener Hand) zu keiner Zeit etwas - trotz vieler Kontakte - persönlich zu Ohren gekommen.
Später war ich im Internat bei Nonnen. Ein katholischer Pastor kam einmal pro Woche mit seinem Messdiener ins Haus und hielt einen Gottesdienst ab. Eigentlich war dieses ständige Beten schon eine Belästigung,
aber ansonsten waren die Nonnen und der Pastor Menschen wie alle anderen auch: Nicht alle waren nett, andere wiederum sehr herzlich. Einen Missbrauch - auch nicht in Form von Schlägen - gab es nicht.
Danach hatte ich noch einmal ein paar Jahre mit Nonnen zu tun, aber außer, dass manche wahre "Besen" oder "Tussis" waren (und wieder andere ausgesprochen liebenswert), kann ich über sie nichts berichten,
was ich nicht auch über andere Leute erzählen könnte, die ich kenne.
Ein katholischer Geistlicher hat mir zu dieser Zeit persönlich "gebeichtet", dass er eine Freundin hat. Diese war jedoch eine erwachsene Frau - und kein Kind.
Eine längere Weile gab es in meinem Freundeskreis keine Feier und kein Konzert ohne Johnny: Johnny war ein Freund meiner besten Freundin und katholischer Geistlicher. Er war älter als wir alle in der Clique um meine Freundin, aber wir waren allesamt jenseits der Kindheit und erwachsen - und konnten nicht viel mit der Kirche anfangen. Das war Johnny auch nicht wichtig -
und ob es kirchenkonform war, dass er einen solchen Freundeskreis hatte, sei dahin gestellt, nötig war es für Johnny trotzdem. Denn er brauchte neben dem seelsorgerischen auch das andere, sehr persönliche und selbstbestimmte und ein bisschen freiere Leben. Mir ist dennoch nie zu Ohren gekommen, dass er sein Zölibat gebrochen hat.
Die Kirche steht mir inzwischen und schon lange ziemlich fern, aber diese freiberufliche Hexenjagd kann ich trotzdem nicht gutheißen. Denn sie beinhaltet am Ende alle - und auch die vielen unschuldigen - Kirchenmänner und Kirchenfrauen.
"Denn die einen sind im Dunkeln
Und die andern sind im Licht.
Und man siehet die im Lichte
Die im Dunkeln sieht man nicht" - Bertolt Brecht
Mit denen, die im Licht stehen, verbinde ich in hier die Verbrecher, die in der Öffentlichkeit geoutet wurden -
mit denen im Dunkeln aber die zum Teil wirklich guten Menschen der katholischen und evangelischen Kirche. Ich kannte einige von ihnen.
Täter müssen so gnadenlos bestraft werden, wie sie selber gnadenlos waren (auch still gebliebene Mitwisser sollten ihre Strafen bekommen) - aber Unschuldige dürfen nicht mit diesen in einen Topf geworfen werden.
Guten Tag, Gruß Silvia
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