28. Februar 2019 - Vox - Das perfekte Dinner - Donnerstag in Köln bei Claudia

Vorspeise: Kürbissüppchen trifft Apfel
Hauptgang: Lamm-Gulasch mit Couscous und Rote-Bete-Salat
Nachtisch: Schokoladenkuchen mit Orangen und Lebkuchen-Eis


Kamelle, Kamelle ...

Obwohl zur Drehzeit vielleicht die ersten Tannenbäume auf den Straßen zur Abholung bereit stehen, manche eventuell sogar noch geschmückt in den Wohnungen - ist die Idee der Regie, jetzt so zu tun, als sei es bereits der berüchtigte Tag des Weiberkarnevals. Andere Sender machen auf diese Art Filme mit Schauspielern, beim "Dinner" reichen Laiendarsteller ...

und allen voran die Laienköchin Claudia. Für viele gilt: Es gibt nichts Ernsteres als den Karneval, wenn man ihn richtig angeht, und der verordnete Frohsinn sich mit Verkleidungen zusammen findet, um der Welt kundzutun, wie fröhlich alles sein kann. Claudia hält sich selber für eine Vollblut-Karnevalistin,

und hätte sie Humor, sie würde sich heute als waschechte Karnevalistin in Schneewittchens Stiefmutter verwandeln, die mit Äpfeln handelt. Ihre Äpfel müssten nicht einmal zusätzlich Gift enthalten, denn es reicht, dass sie sich mit ihrem Kerngehäuse wehren, um Claudia auszuknocken. Sich gegenüber ist Claudia jedoch nicht nur sehr großzügig, was ihr erlaubt, viel Schummelei in ihr Dinner zu quetschen und sogar einen rohen Apfel in den Rote-Bete-Salat (eigene Kernobst-Allergie vergessen?) zu integrieren - sie ist ebenfalls nachsichtig gegen sich selbst und

macht sich alles einfach ... einfach.

Nicht die Spur von großer Mühe ist zu erkennen, die sie von den bislang kochenden Mitstreitern vehement und konsequent erwartet hat. Man könnte sagen, sie geht larifari vor - und haut einen klein geschnibbelten Kürbis in den Topf, um - Hokuspokus - eine Vorspeise fertigzustellen. Zeit, eine Gemüsebrühe zu kochen, hat sie nicht, denn Zeit zu haben bedeutet auch, Lust zu verspüren.

Die armen Stücke des Lamms werden in den Topf auf die Zwiebeln geworfen, um dann doch wieder gerettet und einzeln herausgefischt zu werden, denn im Gegensatz zu Marianne

will Claudia nicht auf Röstaromen verzichten. Die sind dann in winzigen, kaum erkennbaren Spuren vorhanden, aber insgesamt leidet das Lämmlein post mortem unter verweigerter bräunender Hitze.

Der Nachtisch-Kuchen wird mit einem Schokoladen-Guss der billigsten Sorte vollendet.  Überhaupt hat sie von dieser Hausmarke einer Lebensmittelkette sehr viel im Gebrauch - während Peter den Namenszug sogar auf einem T-Shirt spazieren trägt. Unerlaubte Werbung? Und wer ist hier der Drahtzieher? Werden neben Aufwandsentschädigung nun auch noch Klamotten gestellt?

Hauptsache ist jedoch, Claudia ist im Fernsehen. Und plötzlich sehe ich doppelt. Aber nein, ich habe an diesem Abend keine ausgiebige Feier hinter mir, sondern eher gar keine - aber Claudia hat eine Zwillingsschwester namens Monika. Diese wird von Claudia noch ermutigt, auch bald beim Dinner mitzuwirbeln, obwohl sowohl sie selber als auch Claudia wissen, dass sie überhaupt nicht kochen kann.

So sind die Schwestern auch auf diesem Gebiet auf einem gemeinsamen Level, sie führen also nicht nur das gleiche Gesicht spazieren. Ebenfalls mit Marianne befindet Claudia sich auf einem Koch-Level. Da beißt die Stiefmutter von Schneewittchen dem Apfel ins Kerngehäuse.

Doch was im Märchen nicht gut ausgehen würde, geht auch hier nicht wirklich gut aus: Nach einem Zwangs-Schunkeln durch Claudias Bude und dem Verspachteln von allerlei nicht erwähnenswertem Gedöns wie Vorspeise, Hauptgang und Nachtisch

kommt die Punktevergabe:

Dreimal 6  - hier nicht sexy - und einmal 7 von Peter ergeben zusammen 25 Zähler, und somit befindet die bedeutungsschwerste Kritikerin der Woche sich

auf dem vorläufig letzten Platz.

Wie sinnvoll für Claudia, dass sie sich im wahren Leben und in den nächsten Tagen erst einmal völlig bis zur Unkenntlichkeit verkleidet unters Kölner Völkchen mischen kann -

vielleicht findet die Single-Frau sogar einen von ihr dringend gesuchten potenziellen Freund ... bis der an Aschermittwoch sieht, wen er sich an Land gezogen hat.

Oder auch: Durch den Karneval verhindert, haben überhaupt weniger Leute das Dinner am Fernsehschirm verfolgt. Wäre auch eine Möglichkeit. Das würde zwar ihren TV-Ruhm schmälern, aber wirklich dramatisch wäre es für den Zwilling Claudia nicht,

die nicht nur sich selber, sondern auch ihr zweites Ich dem Mob aussetzt.

In Wahrheit hatte ich geglaubt, dass Claudia alle an die Wand kocht - doch so groß wie ihr Mundwerk ist ihr Koch-Handwerk leider nicht. Ihre Freunde hatten es ihr prophezeit, dass sie nicht die größte Köchin unter den Kölner Jecken ist. Und jeck ... ist sie irgendwie auch nicht.


Guten Morgen, Gruß Silvia