Donnerstag, 10. September 2015
9. September 2015 - ARD - Road-Movie "Über den Tag hinaus"
Über den Tag hinaus
Manchmal kann es passieren, dass der perfekteste vieler Tage mit schlechter Laune, Müdigkeit und der leisen, stetig mitgeführten Verzweiflung beginnt. Frau Tullner, die 41jährige Taxifahrerin möchte nach einer Nachtschicht nur noch ins Bett.
Doch da kommt der 80jährige Tageskunde Walter Singer ihr in die Quere - kein guter Anfang für die beiden Menschen, die am Ende so unterschiedlich gar nicht sind wie man es am Beginn vermuten könnte.
Walter möchte Stätten und Menschen besuchen, die ihm einst etwas bedeutet haben: Der erste Weg führt ihn zur Bank, wo er sich sein gesamtes Vermögen in bar auszahlen lässt und es in seine ewig gehegte Aktentasche packt. Spätestens seit dieser Szene sind zwei Dinge klar: Walter ist todkrank - und noch etwas ...
Doch erst müssen die beiden zueinander finden, was dem alten Mann eher gelingt als der wesentlich jüngeren Frau. Und es tut dem Film keinen Abbruch, dass man ihn schon am Anfang durchschaut. Ja, man wünscht sich sogar dieses Ende.
Walter bittet Frau Tullner, sie Greta nennen zu dürfen - und erzählt von den zwei großen Lieben seines Lebens. Seine Frau, die eine davon, ist fünf Jahre zuvor verstorben. Und als er Francesca, die erste große Liebe, besuchen möchte, ist auch diese verstorben.
Und so fahren die beiden von Ort zu Ort, und unterwegs gibt es Streit, und Greta verbietet sich seine Einmischung in ihr Gefühlsleben. Doch der emeritierte Professor für Psychiatrie lässt nicht locker - und landet somit mitten im Nirgendwo auf einer Landstraße, auf der Greta ihn einfach aussetzt. Im Auto bleibt seine Aktentasche mit dem Geld.
Während Greta, die Meteorologin und ehemalige Wetterfee eines Fernseh-Senders am Leben verzweifelt, hat Walter eine gütige und weise und kennende Sicht auf die Dinge.
Natürlich kehrt Greta zurück - und die beiden besuchen weitere Menschen. Und vertiefen sich in ihre Gespräche über Gott - den es laut Greta nicht gibt - und die Welt, die auch nicht ihr Lieblingsort ist. Und sie sprechen über Walter, der diesen von Greta ungeliebten Ort bald verlassen muss. Er hat ein Neuroblastom und nur noch kurze Zeit zu leben.
Er versucht ihr zu erklären, dass sie ihr Leben wieder in die eigenen Hände nehmen muss, um ihre Träume von der Klimaforschung zu verwirklichen.
"Ist das, was ich mache, richtig für mich", sagt er, "sollte man sich hin und wieder fragen. Und wenn nur der leiseste Zweifel besteht, dass es nicht richtig ist - so muss man etwas ändern. Verlieren kann man dabei nichts."
Langsam dringen seine Worte zu Greta. Am Ende dieses perfekten Tages verabschieden sich beide für immer voneinander.
Ein paar Wochen später hat Greta in ihrer Taxi-Firma gekündigt, als ein Paket eintrifft: Darin ist Walters Aktentasche mit dem Geld. "Ich brauche die Tasche nicht mehr, und auch nicht den Inhalt. Sie werden gut auf beides aufpassen. Und wenn es doch etwas nach dem Tode gibt, so werde ich ab und an ein paar Weichen für Sie stellen."
Ein Film, der aus dem Einheitsbrei vieler ARD-Filme heraus sticht, in dem sich zwei finden, die sich am Anfang gar nicht mögen. Hier haben sich zwei gefunden, die für immer miteinander verbunden bleiben, ohne dass eine seichte Liebesgeschichte im Spiel ist.
Herausragend Horst Sachtleben als Walter und Katja Studt als Greta. Die haben ihre Sache mal so richtig gut gemacht.
Ein Film für die Seele, der ein gutes Gefühl zurücklässt.
Guten Tag, Gruß Biene
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