Dienstag, 29. September 2015

28. September 2015 - ZDF - "Engel unter Wasser"



Engel unter Wasser

Die bemüht unterkühlte Geschichte einer Kindstötung: Der geistig behinderte Michael wird verdächtigt, die kleine Anna ermordet zu haben, denn in seinem Bett wurde das Mädchen gefunden.

Um ihrer Familie beizustehen, kehrt Judith nach zehn Jahren Abwesenheit zu ihrer Schwester Sibylle, deren Mann, ihrem Vater und zu dem von Sibylle adoptierten weiteren Mädchen zurück. Schnell erfährt der Zuschauer, dass das überlebende Mädchen eigentlich die Tochter von Judith ist.

Zudem sehen sowohl Judith als auch der Zuschauer, dass in der Familie das blanke Grauen vorherrscht, das so kalt ist, dass jedes Gefühl erfriert. Inklusive dem Mitleid vor dem Fernseher. Der Vater der Ermordeten dreht dermaßen durch, dass es widerlich ist, ihm zuzusehen. Wenn das so gewollt ist - so ist es falsch gewollt, denn es wirkt stark übertrieben.

Um es abzukürzen: Der behinderte Michael ist nicht der Täter. Er hat das Mädchen am Strand gefunden und wollte es in seinem Bett wärmen ...

Der Tod lauert in der eigenen Familie, denn Sibylle hat ihr Kind mit Anti-Depressiva voll gestopft und es am Ende auch damit getötet.

Auf der Strecke bleibt ein wirkliches Motiv, denn dass Sibylles Mann hin und wieder fremd geht, wäre ein Trennungsgrund, aber niemals der Grund für einen Mord an dem eigenen Kind. Warum die auf der Nordsee-Insel angesehene Familien-Mutter in den Strudel unerklärbarer Taten gerät, bleibt im Dunkeln. Dafür gibt es viele bedeutungsschwere Blicke aus ihrer Richtung.

Handelt es sich hier um die Geschichte eines "Münchhausen by proxy-Syndroms"? Nicht wirklich! Es tendiert zwar in diese Richtung, ist aber doch anders.

Ich erkenne ein unentschlossenes Drehbuch, das mehr die kalte Atmosphäre berücksichtigt als dem Geschehen einen Hauch einer Erklärung zu gönnen. Hauptsache, die meisten Charaktere sind in graues Licht getüncht und können betreten schweigen - oder wahlweise wie der Vater des Opfers ausrasten bis hin zum Mord, der dem gutmütigen Michael gilt, aber einen der beiden Kommissare vom Festland trifft.

Eine unrühmliche Rolle spielt auch noch der "Dorf-Sheriff" - der seine Liebe zu Sibylle nie überwunden hat und ihr bei der Beseitigung der Leiche geholfen hat.

Warum und wieso er diese Frau nie vergessen hat - ich kann es nicht verstehen. Es verschwindet im Insel-Nebel.

Aber die Schauspieler waren durch die Bank gut. Das ist ja auch schon was. Der Film bekommt von mir zwei von fünf möglichen Sternen. Zu mehr kann ich mich für diesen Murks nicht durch ringen.

Nur mit einem Auge ins Drehbuch geschaut, ZDF?

Guten Tag, Gruß Biene


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