Freitag, 18. September 2015
17. September 2015 - ZDF - "Die Insassen"
Die Insassen
Wenn sich auch Wolfgang Stumpf als Wilhelm alle Mühe gibt, anfangs sehr unsympathisch über den Schirm zu kommen, so schimmert dennoch mehr als nur ein Hauch von "Stubbe" durch, und am Ende ist er wieder völlig er selbst - und Stubbe, der liebenswerte.
Wilhelm sitzt in der Luxus-Nervenheilanstalt mit anderen Workaholikern fest, die es auch aus dem Sattel geworfen hat. Natürlich heißt so etwas eigentlich Sanatorium oder Psychiatrie, aber manchmal dürfen es ruhig die drastischen Worte sein.
So wie ein Psychiater meint, heute hätte fast jeder ein Burn-Out, obwohl Nervenzusammenbruch eine bessere Umschreibung abgeben würde.
Wilhelm ist es zunächst völlig unklar, wo er eigentlich gelandet ist - nach einem Leben als Finanzmogul und dem Dauergebrauch eines Diktiergerätes fällt ihm dazu nicht der eigene Zusammenbruch ein, sondern eine Sanierung des ganzen psychiatrischen Betriebes.
So trifft er auf den Autisten Winter, der ein analytisches Genie ist und die depressive Sekretärin Schlick: Beide verlieren sie zwischen Langeweile, Körbeflechten und Tabletten-Ausgabe noch völlig den Verstand.
Doch Wilhelm hat einen Plan: Aus dem Klinikverbund möchte er mit einem Börsengang ein florierendes Unternehmen machen.
Wer hier ver-rückt und nicht ver-rückt, sondern sich geraderückt, ist nicht so ganz klar, denn jeder steht mal auf der einen und dann wieder auf der anderen Seite der Norm.
Der Film ist eine geniale Abrechnung für ein Leben nach Zahlen, in dem Macht und Gier die Hauptrollen spielen und nur der Stärkste als Sieger hervorgeht. Mit manchmal tragischen und vielen heiteren Momenten macht es so richtig Spaß, sich vorzustellen, wie es wäre, wenn man
einfach mal das tun würde, was einem gerade in den Kopf kommt. So verrückt dies anderen auch erscheinen möge.
Die depressive Sekretärin Frau Schlick, die schon allen Lebensmut verloren hatte, blüht wieder auf - dank dieser irrwitzigen Idee. Selbst vermeintlich normale Menschen zieht Wilhelm auf seine Seite, denn keinem kommt in den Sinn, dass jemand aus den eigenen Reihen etwas völlig Beklopptes tun könnte. Und dem, dem dies doch in den Sinn kommt - der landet durch einen irrwitzigen Coup auch in der Anstalt.
Einen kleinen Moment muss ich daran denken, wie Frau Merkel die Rolle der Sekretärin einnehmen könnte, die von der stillen wie vor den Kopf geschlagenen Aussitzerin zur Akteurin agiert - und mal so richtig gute Ideen hat. Deren Hintergrund auch noch hochintelligent ist. Kaum auszudenken, eine handlungsfähige Kanzlerin.
Schade, es müssten so manche mal am Rande des Abgrundes zu sich selber finden ...
Das Ende des Films zeigt den unaufhaltsamen Börsengang, den auch der Chefarzt der Klinik nicht stoppen kann, weil man ihn für ver-rückt hält. Wie es danach weitergehen könnte, steht in den Sternen.
Guten Tag, Gruß Biene
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Was hab ich mich gefreut, dass dieses geniale Büchlein endlich verfilmt wurde.
AntwortenLöschenHatte zunächst Bammel, dass Stumph zu soft und knuddelig für die Rolle sein könnte, das war aber unbegründet.
Zwar finde ich trotzdem, dass es sich absolut lohnt das Buch auch jetzt noch zu lesen, es ist um einiges schärfer und pointierter, aber der Film hat den Roman wirklich gut und unterhaltsam umgesetzt.
Heute abend läuft in der ARD ein interessanter Streifen mit Axel Milberg und Mario Adorf, manchmal doch ganz schön, wenn die Sommerpause vorbei ist.
Liebe Grüße sendet Susi, voll mit frischem Pflaumenkuchen
Danke, Susi - mal wieder dem gleichen Geschmack gefolgt. Ja, der Film im Ersten ist vielleicht auch meine Wahl - falls jetzt nichts dazwischen kommt. Liebe Grüße, Silvia
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