Samstag, 26. September 2015

26. September 2015 - Einsfestival - Die Farben des Herbstes



Nach einer wahren Geschichte

Die Farben des Herbstes

Intellekt gegen Sentimentalität? Dann ist man gut aufgehoben in der Ansicht dieses schönen Films. Er spielt im Jahre 1974 und Johns Vater stellt die malende Leidenschaft seines Sohnes gleich mit dem Schwul-Sein. Da trifft der Vater ganz den Nerv der Zeit, denn gegen Schwule hat er jede Menge einzuwenden - erklären kann er es nicht.

Nur mal vorab: John ist nicht schwul, sondern nur ein leidenschaftlicher Maler, der seinen Weg noch nicht gefunden hat und weder die Farben noch die Anwendungsweise für seine Leidenschaft entdeckt hat.

Durch Zufall erfährt er, dass Nikolai, ein einst berühmter, gegenständlicher Maler und Vorbild für den jungen Kerl in seiner Nähe wohnt. Ganz verrückt nach dem ultimativen Know-How, um seiner Begabung auf die Sprünge zu helfen, geht er dem Maler so lange auf die Nerven, bis dieser ihn in sein Sommer-Domizil mitnimmt.

Nikolai ist ein von den Kritikern verrissener und vergessener Künstler. Und er ist ein permanenter Wodka-Säufer, der nichts mehr vom Leben erwartet. Nachdem seine Frau in Stalins Regime einer "Säuberungsaktion" zum Opfer fiel, lebt er schlecht gelaunt vor sich hin und ist ein großer Zyniker.

So treffen zwei Menschen aufeinander, die voneinander profitieren, auch wenn für Nikolai der Profit einer großen  Freundschaft nicht lange dauert und beinahe zu spät in seiner Lebenszeit kommt - er stirbt im kommenden Frühling nach diesem wunderbaren Winter. Doch kennen gelernt hat er, was Freundschaft bedeutet.

Und niemand kann sich ein schöneres Lebensende denken - besonders nicht jemand, der eigentlich am Leben nicht mehr teilgenommen hat.

Armin Müller-Stahl spielt den alternden Maler (ganz ohne Starallüren hat er einst meinen leider später jung gestorbenen Hund Prinz in einem Straßencafe bewundert und gestreichelt). Gleichauf agiert Ray Liotta (wer kennt ihn?), der John spielt.

Ein Film, der die Sehnsüchte der Menschen unterstützt, sich nicht vorrangig aus der Masse  herauszuheben, sondern seinen Neigungen unbedingt zu folgen. Egal, wie schwierig ein Weg sein mag, er ist begehbar. Auch John denkt nicht ans Geldverdienen, als er seiner Profession folgt.

Manchmal wird gerade die Malerei ad absurdum geführt, wenn sogenannte Künstler klecksen und durch die Farben dem Betrachter einen Sinn vermitteln möchten, der eigentlich nur Quatsch ist.

Nicht jeder Maler ist auch ein Denker, aber auch der Malerei sollen Ideen zu Grunde liegen und nicht ... Ach, das ist schwer zu beurteilen, was gut ist und was einfach nur kommerziell daher kommt.

Preise für Gemälde gehen in Höhen, die keine solide Grundlage haben - und am Ende muss jeder und jede für sich entscheiden, was ihr oder ihm ein Bild wert ist und was nicht. Manche Bilder sind nicht mehr wert als die Farben, die zu der Veranstaltung "Gemälde" beitragen, andere eben mehr.

Und dann noch die Tatsache: Nur ein toter Maler ist ... ein teuer erworbener. Aber auch da sind nicht alle auf dem gleichen Level.

Guten Tag, Gruß Biene


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