Dienstag, 22. September 2015

21. September 2015 - Vox - Das perfekte Dinner - Montag auf Mallorca bei Maria

Mallorca

Aperitif: Erdbeerbowle mit Minze
Vorspeise: Garnelen im Teigmantel auf Avocado-Mango-Tatar und verschiedenen Kressen
Hauptspeise: Kohlenfisch mit Tobiko auf orientalischen Linsen und Limonen-Schaum
Nachspeise: Crème brulée-Variation mit hausgemachtem Sauerrahmreis und Aprikosenragout


Frau mit Hund sucht Mann in blond

und ein gestandener Mann soll er auch noch sein. Also zwecklos, dass ein gewisser Nachbar namens Jens (hat Hauptrolle bei Goodbye Deutschland ergattert) sich hier um die zu vergebende Rolle bewirbt, aber Maria liegt ohnehin nicht in seinem Beuteschema "direkt von der Schulbank in seine Arme".

Maria hat spanische Eltern und ist in Deutschland aufgewachsen: Sie denkt in deutsch, sie träumt in deutsch - aber im Gegensatz zu vielen anderen Auswanderern beherrscht sie auch die spanische Sprache.

Ihr derzeitig einziger Lebensgefährte ist Jack-Russel-Terrier Tyson - und ihn hat sie als Welpe aus einer Mülltonne gerettet. Er dankt es ihr mit viel Action im Haus und verfolgt sie auf Schritt und Tritt. Bis Schnibbelhilfe und Schwester Eva ihn nach getaner Küchenarbeit mit nimmt, denn man weiß ja nie wie einzelne Leute auf die Anwesenheit eines Hundes reagieren ... im Zweifelsfall reicht so was mindestens für einen Punkteabzug.

Niemand kennt den Kohlenfisch (ich auch nicht) - denn er kommt von weit her aus dem Pazifik und schwimmt in direkter Konkurrenz einheimischer Fische auf die Teller. Ist das Meer vor Mallorca schon leer gefischt? Muss es eine thailändische Limone sein auf der Insel, auf der die Zitronen blühen?

Zwar ist dies keine Woche nach dem Motto "Regional-Saisonal", aber wer so viel Pracht-Teile direkt vor der Haustür hat, sollte sie auch nutzen.

Während dessen nutzt Axel gleich mal die direkte Nähe zu Miriam zu einer körperlichen Attacke und rückt ihr auf die Pelle. Er berührt sie sogar direkt oberhalb ihrer Brust. Worüber er sich dann fast kaputt lacht, erschließt sich mir nicht, könnte aber zu seiner Distanzlosigkeit passen. Man kennt sich seit dem Hauch eines Nichts - und nicht schon seit Jahren.

Elisabeth, die den "Schmäh" spricht, aber nichts vom Menü verschmäht, hat ihre Hausaufgaben gut gemacht und viele Dinner-Sendungen gesehen: Sie lobt, was es nur zu loben gibt und lässt sich von einem der vielen Daniels die Neun-Punkte-Tafel reichen.

Insgesamt bekommt Maria zweiunddreissig Punkte, die schon mal eine gute Ausgangsposition sind.

Bis jetzt ist das meiste im grünen Bereich und unter blauem Himmel schön anzusehen. Doch wenn die Sonne untergeht, sieht man auch auf Mallorca kein Meer in der Ferne. Und dieses "Leben, wo andere Urlaub machen"  kann ich nicht mehr hören - hört sich nach Schönfärberei an. Denn wie sagte schon Goethe: "Nichts ist schwerer zu ertragen als eine Reihe von schönen Tagen."

Guten Morgen, Gruß Biene


1 Kommentar:

  1. Grundsätzlich mal: Alles sonnig, alles schön, tolles leichtes Menü einer charmanten Gastgeberin, serviert in Bella Vista, perfekter Terrassenlage.

    Soweit, so gut.
    Aber leider leider haben wir ja unsere Brille auf und auch die Öhrchen vernehmen noch die nonverbalen Töne zwischen den Zeilen und den munteren Plaudereien.

    Bei inflaltionärem biografischem Vorkommen von Yoga, Ayurveda, Esoterik (vor allem in Verbindung mit Berufstätigkeit), Indien, (vor allem in Verbindung mit der entschlossenen Abkehr von Deutschland) - da weiss ich ziemlich sicher:

    Hier ist eine suchende Seele. (Und damit meine ich ganz und gar nicht die Suche nach dem passenden Beziehungspartner).

    Maria ist eine, die noch auf dem Weg ist. Ankommen wird sie hoffentlich einmal irgendwo.

    Für uns erfreulich war gestern jedenfalls, dass sie sich in ihrer Küche bestens auskannte. Sie kocht routiniert und sicher, mit Freude und Kenntnis.

    So suchte sie bereits die Früchte für das Mango/Avocadotatar bewußt nach Reifegrad aus, badete die feingeschnittenen Fruchtwürfelchen in einem würzigen Dressing aus scharfem Senf und besonders aromatischen Limonen.

    Sie liess das Tatar lange darin ziehen und gab erst kurz vorm Anrichten zum Salat und den Kressesorten ein weiteres Tomatenworchesterbasiertes Cocktailsossenartiges Dressing über den fertigen Teller.

    Das fand ich raffiniert, gerade zu den in Tempurateig ausgebackenen Gambas, ich erinnere mich, dass meine Mutter, Anfang der 60er, fast exakt so eine Sosse zum damals mondänen Krabbencocktail reichte.
    Das frische Selenbrot dazu, superlecker!

    Was mir allerdings deutlich missfiel: Vorgegarte Gambas, andererseits waren die Dinger ja dick und fett genug, um den kurzen Frittiervorgang zu überstehen, ohne trocken zu werden. Trotzdem schade, bei den Ressourcen vor Ort!

    Beim Hauptgang kann ich dann nahtlos weitermeckern:
    Muss man einen uralten Großvaterfisch aus dem Meeresboden buddeln, wo dieser sich wunderbar friedlich zur Ruhe begeben hatte, seit einigen Jahrzehnten schon, um ihn dann übersättigten Mitteleuropäern vorzusetzen, die sich erstmal ordentlich über seine Gräten ärgern. Da hätte es doch auch eine Dorade getan.

    Und was der Pseudokaviar darauf verloren hatte, mögen Neptun oder Poseidon wissen, ich jedenfalls habe keine Ahnung.

    Die Linsen dagegen, gefielen mir schon bei der Zubereitung sehr gut, auch wie Maria das Gleichgewicht guten Würzens beherrschte, statt wahllos fertige Mischungen zu verwenden.

    Das bewunderte ich auch bei der langwierigen Herstellung des Limonenschaums. Von der Reduktion, bis zum gelungenen Espuma, einfach so nebenbei - ohne eine Welle zu schlagen, wie manch anderer Hobbykoch.

    Trotzdem, das zentrale Element des Ganges war nix, da können die Nebenrollen noch so prominent besetzt sein...

    Das Dessert aber war wieder göttlich: klar, DEN spanischen Nachtisch, die im Wasserbad gegarte Creme brulee, hier in 2 besonders spektakulären Varianten mit Tonkabohne und exotischer Passionsfrucht. Das war schon mal lecker.
    Und auch die Nachtischfertigung hatte Maria mit links aus der Hand geschüttelt...

    Und das war noch nicht alles.
    Maria hatte noch ein cremiges Sauerrahmeis auf einer uralt-Lavendel-Eismaschine laufen lassen, das platzierte sie neben ein besonders köstliches Aprikosenragout, dessen Früchte gerade erst vom Baum gefallen waren, man sah es an ihrer Farbe.

    Maria kann gut kochen, hat ein Gespür für Gewürze und Spaß am Ausprobieren. Mir hat ihr Menü gefallen, bis auf diesen seltsam aus der Gesamtlinie gefallenen Hautptgang. Aber wie gesagt, die sucht noch.

    Liebe Grüße aus Dunkeldeutsch von Susi

    AntwortenLöschen