Freitag, 11. Juli 2014

11. Juli 2014 - Aus dem Bienen-Kästchen: Tatort: Duisburg-Ruhrort - Neues von Schimanski

Tatort: Duisburg-Ruhrort

In dem gleichnamigen Vorort gibt es seit kurzem die Horst-Schimanski-Gasse. Offenbar haben sich viele Leute für diesen Namen eingesetzt. Man munkelt, der Darsteller des Schmuddel-Kommissars hätte es lieber gesehen, wenn sie "Götz-George-Gasse" hieße.

Aber im ernst: Der Schauspieler, weitab von seiner Krimi-Figur lebend, und das nicht nur geografisch - hat vermutlich noch gar keine Ahnung von der Ehre, die ihm widerfahren ist. Oder seiner Figur? Oder dem Autor? Nachrichten aus Duisburg ignoriert Herr George so wie man Nachrichten aus solchen Orten eben ignoriert.

Seit 2012 gibt es ebenfalls Touren auf den Spuren Schimanskis: Sie dauern zwischen zwei und fünf Stunden und führen an die Orte der Verbrechen. Orte der Verbrechen? Haben die Filmleute ein Verbrechen begangen?

Vor ein paar Tagen fand die 150. Schimmi-Tour statt - und ein paar echte Schimanskis (vom Namen her) waren dabei.

Einige kamen, weil sie Ruhrort spannend finden. Ruhrort spannend? - Kann ich gar nicht sagen, ich kenne den Stadtteil nicht.

Und hauptsächlich sind sie Fans der Filmfigur. Kommentare wie: "Seine Art ist einfach klasse." "Der typische Ruhrorter." "Ein cooler Typ." - machen die Runde.

Klar, ein bisschen Schmuddel, eine zerknautschte Jacke, Gossen-Sprache und lieber einmal zu viel als einmal zu wenig drauf gehauen - das könnten manche schon für typisch Ruhrort halten.

Den exzentrischen Götz George musste man für die Rolle schon ziemlich verkleiden.

Okay, schmuddelig ist sein Verhalten den Fans gegenüber, wenn er mal wieder in Duisburg dreht. Gossen-Sprache hat der Star auch drauf, wenn es um Duisburg schlechthin geht. Da haut er schon mal gern auf dem Image der Stadt rum.

Doch ist er cool? Ist er ein authentischer Ruhrorter? Hat er eine klasse Art? Fehlanzeige:

Nicht viele bis gar keine guten Worte hat er für die Stadt, die seinen Starruhm mitbegründet, wenn nicht gar überhaupt verursacht hat.

Und ich wohne schon lange hier: Daher bedauere ich, diese Gegenden, in denen gedreht wurde, gar nicht zu kennen.

Und kannte ich irgendwann einmal einen vermeintlichen Ort - so war das nicht in Duisburg gedreht worden. Vermutlich haben sie Schmuddel-Ecken aus München gefilmt und locker leger für Duisburg verkauft.

Aber viel weiß ich nicht: Mehr als zehn Minuten am Stück konnte ich mir den Schimanski nie ansehen.

Eine Schimmi-Gasse ist zuviel der Ehre, die Touren nur eine rein kommerzielle Idee. Warum auch nicht?

Aber der ältere Herr George (zu alt für einen Bullen mit Schlagkraft außer Kontrolle) kehrt immer wieder mal nach Duisburg zurück, um hier seine Vorurteile  am Leben zu erhalten - und damit wenigstens die Zuschauer glauben können, wie schrecklich alles in dieser Stadt ist.

Und in Wahrheit ist alles nur Film und erdacht und überspitzt, und in meinen Augen einer der schlechteren Tatorte.

Gruß Biene

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