Donnerstag, 8. Oktober 2015

7. Oktober 2015 - Vox - Das perfekte Dinner - Mittwoch in Oldenburg bei Heinrich



Aperitif: "Shine on you, crazy Diamond"
Vorspeise: Strozzapreti, Aubergine, Tomate
Hauptspeise: Schwertfisch, Linsen, Mango
Nachspeise: Erdbeeren, Gurken, Mascarpone, Keks


Locker vom Herd

bringt Heinrich sein Menü auf den Tisch, doch am Ende zerbröselt die verdiente alleinige Führung an einem Keks im Nachtisch, der Anna nicht knusprig, nicht keksig, aber Grund genug zum Runterpunkten ist. Auch der Schwertfisch ist nicht wirklich ihr Ding, obwohl das am Esstisch noch anders klingt.

Sie ist jung, sie braucht das Geld und neue Schuhe und eine schicke Handtasche. Anders als beim Fußball kann sie beim perfekten Dinner-Spiel versuchen, zu manipulieren und die eigene Leistung nach oben zu schrauben. Oder auch die Leistung von Tüten-Hersteller-Firmen, die Leute wie sie tatkräftig unterstützen.

So klettert Heinrich, der Herrscher über vier Kletterparks, auf die Höhe von Anna, und ist mit zweiunddreißig Punkten im direkten Vergleich zum Papagei der Woche nicht wirklich gerecht bedient.

Und Anna nützt es gar nichts, ihm nur sieben Punkte zu geben - bislang ist sie Tabellen-Letzte, das aber so was von verdient.

Keine Punkte bekommt Gesche für ihr heutiges Outfit, eine knallbunte, dick machend gemusterte Hose - und ihre Haare sind zu gelb, um in professionellen Händen gewesen zu sein. Sie kann also das Geld, falls es beim gemeinsamen Gewinn bleibt, eben so gut, wenn nicht noch besser brauchen als Anna.

Dass Heinrich etwas vom Kochen versteht, steht schnell fest. Wenn auch mir persönlich der Nachtisch nicht so gut schmecken würde - man muss die Idee anerkennen, Erdbeeren mit Schlangengurke zu mischen und einen "heiklen" Keks zu backen. Hätte er es nur in ein Glas geschichtet, dann wüsste vielleicht auch Anna es zu schätzen anstatt die einzelnen Bestandteile froh und glücklich auseinander zu nehmen.

Oder ist es am Ende das von Heinrich geschriebene Kochbuch, das ihr böse aufstößt? Man weiß es nicht, aber immerhin sind sieben Punkte kein großartiges Vergehen, sondern liegen im Bereich der möglichen fairen Bewertung. Bleibt nur die Frage, warum die anderen höher gepunktet haben.

Fehlen noch die Kochkünste von Susanne und Wolfgang, der in dieser Woche am meisten zur Unterhaltung der Zuschauer beiträgt. Und er hat hoffentlich keine Tüten in der Tasche und keine Taschen-Verkäufer-Tricks drauf, sondern richtig schöne frische Zutaten. Dann fliegen die Punkte für ihn nur so über die Theke wie sonst seine angepriesenen Grusel-Handtaschen.

Guten Morgen, Gruß Biene


2 Kommentare:

  1. Da ich keine begnadete Köchin bin, halte ich mich in der Beschreibung der einzelnen Gänge immer zurück.

    Das Heinrich mit Lust und Liebe kocht, konnte man erkennen.
    Auch, dass es Perlen vor die niedlichen rosigen Tierchen werfen ist, war klar.

    Am meisten regt mich diese Anna auf, keine Ahnung von Lebensmitteln, aber davon
    ganz viel.

    Was wollte uns Wolfgang eigentlich klar machen?
    Ich bin der liebe Kerl der
    den ganzen Abend mit quasseln zubringen kann? Loblieder auf das Essen ohne
    Ende.
    Damit stimmt er den Punktegeber Heinrich dann milde......hofft er.

    Ich hätte zumindest von Wolfgang 9 Punkte erwartet.


    Mir hätte auch der Keks geschmeckt, schon weil er mit guten Zutaten gebacken wurde.

    Morgen geht eine langweilige Woche zu Ende. Langweilig auch, weil außer
    Heinrich keiner etwas vom PD versteht.

    Aus dem Nieselregen grüßt Anna

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  2. Endlich ein Licht in trüber Finsternis.

    Heinrich hat mir die Woche gerettet mit seinem schönen Haus, seinen vielen wirklich kreativen selbstgemachten Möbeln/Fotos/Objekten/Büchern und vor allem seinem schlichten (im besten Sinne, weil nur aus guten Basics gefertigt) aber wunderbar gut gekochten Menü.

    Schon die Vorspeise überzeugte mich:

    Nicht nur die selbstgemachte Pasta, sondern besonders die würzige Sosse, die wie bei der italienischen Mamma lange, lange brauchte, bis sie über die Strozzapreti fliessen durfte:

    Erst mussten die Augerginen langsam im Backofen garen, weich werden, Aroma sammeln, dann wurden sie ganz fein geschnitten und mit gutem Olivenöl und ausgesuchten reifen Tomaten 2 Stunden lang geschmurgelt.
    Wie es sich für ein gutes Sugo gehört.

    Mit Thymian, Petersilie, Basilikum, Sojasosse, Tabasco und Honig und Salz abgeschmeckt, vereinte diese Sosse bestimmt einiges von Bella Italia auf den Tellern.

    Dennoch gab es Menschen, denen Geschmacksexplosionen fehlten. Die 2mal nachsalzen mussten und mehrmals Parmesan drüberstreuen, um Geschmack in ihre Vorspeise zu kriegen. Ist das schon eine Behinderung?

    Ich dachte ich fasse es nicht: Alleine die Kausalkette "Ich bin so geflasht von der Wohnung, jetzt habe ich aber extrem hohe Erwartungen an das Menü" Und dann enttäuscht sein, weil die Nudelsosse nicht so schmeckte, wie der Sessel aussah?

    Auch der Hauptgang gefiel mir extrem gut.
    Die Kombi Mango/Ingwer/Frühlingszwiebeln mit dem süßlichen Balsamico, den nussigen Linsen und den gedünsteten Spitzpaprika, ist ausgetüftelt in der harmonischen Zusammenführung ungewöhnlicher Komponenten.

    Dazu das frische Minzpesto, der scharfe Knoblauchkick des gegrillten Schwertfischsteaks - für mich wäre das ein Gang zum Jubeln gewesen, allein aus dem Grund, weil ich das so noch nie probiert habe.
    Kompliment!

    Aber auch hier wackelten im Nachgang wieder blonde Schöpfe kritisch hin und her, ja es ist schon ein rechtes Kreuz, sich aus dem Burger-Olymph in die Tiefen des Linseneintopfes begeben zu müssen, oder eben mit einem enttäuschten Schulterzucken die lapidare Feststellung zu treffen: "Schwertfisch ist eben Schwertfisch".
    Unsere Blondies....

    Das Dessert, auch Selbiges war eigentlich schlicht, aber mit dem gewissen Etwas.

    Die knackige, feingewürfelte Gurke im Erdbeersalat, die traumhafte Mascarponecreme, mit den Honig-karamellisierten Walnüssen und diesem mürbebuttrigem Keks - einfach köstlich.

    Das einzige, was ich verändert hätte, wäre eine fette Prise Salz und eine deutliche Portion gemahlene Walnüsse am Keksteig. Aber das wäre auch lediglich meinem persönlichen Geschmack geschuldet und keine wirkliche Kritik an Heinrichs Dessert.

    Gerade nach diesem Overkill an weiblicher Selbstdarstellung, Selbstüberschätzung und Selbstbeweihräucherung tat es gut, gestern einen in sich ruhenden, leisen, solide und routiniert handelnden Menschen in seiner Küche hantieren sehen zu können.

    Und dabei hatte der gar nicht wenig zu sagen. Ist schon manchmal alles ganz schön seltsam.

    Solidarisch aus dem Regen grüßt euch Susi

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