Freitag, 5. Januar 2018

4. Dezember 2017 - ARD - Charlotte Link-Krimi: Die Betrogene/Kritik über Buch und Film in einem Aufwisch

Foto: S. B.

Die Betrogene

Ich liebe Charlotte-Link-Krimis

(historische Romane hat sie zwar auch geschrieben, doch diese lese ich nie, auch nicht von anderen Autoren - während das Buch über ihre krebskranke Schwester und deren Tod

für mich etwas ist, das man durchaus schriftlich niederlegen, doch nicht veröffentlichen muss, um auch noch Kapital daraus zu schlagen)

oder sollte ich besser sagen:

Ich liebte ihre Krimis.

Denn mit diesem habe ich mir die Langeweile ins Haus geholt, und bis heute konnte ich mich nicht überwinden, es zu Ende zu lesen. Zuviel Geschwafel und ermüdende Längen. Viele umständliche Beschreibungen, wo Kürze mehr Schmackes gehabt hätte.

Und der Titel will sich mir auch nicht erschließen, denn seit wann und warum bezeichnet sich eine längst erwachsene Tochter als "die Betrogene",

wenn der Vater aus der Ehe mit der Mutter ausgebrochen ist und eine Geliebte hatte?

Kates Vater, der ehemalige Polizeichef in Liverpool, wird bestialisch ermordet - und Kate, Ermittlerin bei Scotland Yard und vor Ort nicht zuständig, mischt sich penetrant bis zum Fremdschämen in die Polizeiarbeit von Caleb Hale ein. Dann wird auch noch Melissa, die damalige Geliebte des Vaters, getötet.

Kate, eine völlig aus der Jetzt-Zeit gefallene Figur ist verheerend unglaubwürdig - als Lusche  macht man keine Karriere beim Yard!

Dieser Film bietet mir nun in aller angenehmen Kürze die Möglichkeit, doch noch zu erfahren, was es mit dem einen und anderen auf sich hat.


Der TV-Film "Die Betrogene"

Drehbuchautor Stefan Wild ist der Geniestreich gelungen, aus einem langen, öden Roman einen 90-Minuten-Krimi zu machen. Gerne hätte ich "knackiger Krimi" geschrieben, aber das wäre völlig übertrieben.

Zumindest wird der Plot von hoch-dramatischer Musik erschlagen, die permanent vorhanden ist, selbst, als Kate angeblich joggt - und doch nur auf der Stelle tritt,

weil der Kameramann sonst nicht hätte Schritt halten können?

Neben Kate und dem Ermittler Caleb, der schwer gegen seine Alkoholsucht ankämpft, gibt es einen weiteren Handlungsstrang:

Das Ehepaar Crane hat einen adoptierten Jungen, der jetzt 5 Jahre alt ist. Seine unzuverlässige Mutter Terry hat ihn einst zu Adoption freigegeben,

ist aber nicht gänzlich aus seinem Leben verschwunden.

Gemeinsam mit ihrem Freund Denis Shove besucht sie die Familie - und ein weiteres Unheil nimmt seinen Verlauf. Es kommt zu (im Buch) anderen Morden seitens Denis', die im Film nicht thematisiert werden.

Irgendwas muss schließlich auf der Strecke bleiben.

Im Film macht sich dieser Abseits-Strang auch besser als im Buch,

denn gerade in diesem weiteren Bestseller macht er einen langen Umweg, um auf eine vermeintlich falsche Fährte zu führen. Der Umweg ist derart weit (hergeholt), dass ich irgendwo auf diesem Weg die Lust an dem Buch verloren habe.

Mit den Morden an Kates Vater und seiner Geliebten Melissa hingegen wird - natürlich - eine alte Schuld beglichen. Man kennt diese Geschichten:

Rache statt Gerechtigkeit. So alt wie die Weltgeschichte.


Fazit

Es gibt einige erfrischend neue Gesichter in dem Film. Die Rolle der Terry jedoch ist erst einmal eine Fehlbesetzung, denn sie passt eher in eine Sex- and-the-City-Story als in das triste Dasein, in dem sie lebt. Später wird sie ein bisschen mehr auf Drama geschminkt, was der Rolle positiv zu Gesicht steht.

Es kommt im Film eben viel auf den äußeren Schein an, um der inneren, dargestellten Fassade Nachdruck zu verleihen.

Die junge Polizistin an Cranes Seite spielt ihre Rolle so gut, dass sie am Ende natürlich eine Schlüsselrolle innehat. Etwas fern der Realität zwar ... aber bitte!

Die Buchvorlage hat 640 Seiten, vor denen ich auf  Seite 281 resigniert habe. Weil ich als deutlich gelangweilte Leserin gespürt habe, dass ich hier auf eine falsche Fährte geführt werden soll - und dann auch noch derart umständlich.

Ich kann mich jetzt kaum entscheiden, was schlechter war:

Buch oder Film?

Also gebe ich sowohl für das Buch als auch für den Film je 2 Sterne von 5 möglichen.

Die Folge-Krimis von Charlotte Link, deren Bücher ich einst so "geliebt" habe, mochte ich mir daher nicht mehr kaufen. Aus Sorge vor weiteren ausschweifenden und schwabbeligen Handlungen, obwohl jeder weiß, dass manchmal in der Kürze die Würze liegt.

Denn langweilen kann

ich mich besser mit interessanteren Dingen.


Guten Tag, Gruß Silvia






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