Samstag, 27. Januar 2018

27. Januar 2018 - Gespräche mit einem Kind ...



Gespräche mit einem Kind

Das Kind ist 4 Jahre alt und hat blonde Locken, die sich später ebenso rauswachsen werden wie die blonde Haarfarbe. Doch bis zu seinem Lebensende bewahrt sein Vater eine dieser hellblonden Locken in seiner Geldbörse auf. Das Kind hält Buntstifte in der rechten Hand und malt ein Bild. Es malt so gerne Gesichter, obwohl die natürlich sehr einfach in ihrer Gestaltung sind.

"Was willst du mal werden?" frage ich das Kind.

"Malerin", sagt es selbstbewusst.

Das Kind ist 7 Jahre alt und hält einen dicken Kugelschreiber in der Hand, der vier Farben zur Auswahl anbietet. Es malt sich eben auch mit einem Kuli gut. Das Kind zeichnet am liebsten und immer noch Gesichter.

Es wirft einen Blick zu seiner Oma, die wohlwollend nickt. Unterdessen frage ich das Mädchen, was es einmal werden möchte.

"Malerin", meint sie rasch, "doch nein, so gut bin ich nicht im Malen."

Das Kind wird 9 Jahre alt, und ich wende mich ihm wieder zu. Sie schreibt mittlerweile in ein kleines Heft eine ziemlich große Geschichte.

Ihre Mutter meint dazu, dass sie lieber für die Schule lernen sollte ...

"Was möchtest du einmal werden?" frage ich das Kind.

"Schriftstellerin", kommt es wie aus der Pistole geschossen.


Das Kind ist 11 Jahre alt, es hat Geburtstag und bekommt seine erste Schreibmaschine. Die hält es wie einen Schatz umfangen,

und dann hämmert sie darauf, als gelte es, um ihr Leben zu schreiben.

"Was möchtest du mal werden?" frage ich das Kind.

"Schriftstellerin, ist doch klar", antwortet sie und tippt die nächsten Wörter in die Maschine mit dem schwarz-roten Band.


Ich lehne mich zurück und denke an diese Zeiten. Immer noch male ich gerne Gesichter, mal mehr, mal weniger schöne - und meistens sowieso nur beim Telefonieren.

Aber vor allem schreibe ich immer noch Geschichten.

Geschichten sind mein Leben geblieben.


Guten Tag, Gruß Silvia

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