Samstag, 4. Februar 2017

4. Februar 2017 - Senta



Senta

Ich sehe noch das große Haus vor mir - und den Weg bergab von unserem kleinen Häuschen zu jenem - als wäre es gestern gewesen. Doch es ist ziemlich lange her, und ob das Haus noch heute steht, weiß ich gar nicht, denn ich bin schon lange nicht mehr dort gewesen.

Aber ich träume oft von diesem Weg und laufe den Hügel bergab und weiter und weiter bis hin zu ganz anderen Erinnerungen aus meiner Kindheit.

Die fand in Dortmund-Schüren statt und das Haus, von dem ich erzähle, wurde schon vor ewigen Zeiten verkauft. Vom Sohn der Besitzer,

und diese waren die Schwägerin meiner Oma und ihr Mann. Jo hieß meine Großtante - an sie erinnere ich gut, denn sie hat mich durch einen Großteil meiner Kindheit begleitet. Auch ihr Mann, ein ganz lieber Kerl, ist mir stark im Gedächtnis geblieben, aber eher als der stille Teilhaber an ihrem doch ziemlich lauten Wesen.

Ihnen gehörte Senta. Senta war eine kleine schwarze struppige Hündin mit dem Herzen einer großen Heldin.

Senta war schon ziemlich alt, als ich sie das erste Mal auf Beinen, die mich gerade eben so trugen, weil ich ein solcher Winzling von Mensch war, vielleicht drei Jahre alt, sah ... und sie war ein ausgesprochen kluger Hund.

Natürlich war mir das damals nicht bewusst, ich streichelte sie nur immer dann, wenn ich sie traf mit meinen Patschehänden, aber nicht unwirsch wie viele Kinder das tun - denn das hätte meine Mutter nie zugelassen.

Sentas Besitzer, Tante Jo und ihr Mann, waren da weniger zimperlich, denn Senta vertrug eine Menge - und sie lebte auf ihre Weise auch ihr ganz eigenes Leben. So, wie es Hunde heute natürlich nicht mehr können und auch nicht mehr sollten.

Morgens fuhr der Mann von Jo mit seinem Motorrad zur Arbeit und wurde von Senta zum fahrbaren Untersatz begleitet.

Dann düste er davon - und Senta tat es ihm gleich:

Stundenlang strich sie durch Dortmund-Schüren und machte auch vor Dortmund-Aplerbeck nicht halt, dem Nachbar-Vorort.

Obwohl sie schwarz und hässlich war, war sie bekannt wie ein bunter Hund. Sie holte sich hier eine Streicheleinheit und dort ein Leckerchen ab. Manchmal verweilte sie mit jemandem und leistete ihm neben einer Bank Gesellschaft, dann zog es sie weiter.

Pünktlich, wenn Herrchen von der Arbeit nach Hause kam - war auch Senta wieder zu Hause und erwartete den heiß und innig Geliebten vor der Haustüre.

Eine Uhr hatte sie natürlich nicht und hätte damit auch nichts anfangen können, aber wer braucht eine Uhr,

wenn er die Liebe im Herzen hat? Die Senta immer zur rechten Zeit wieder nach Hause zurück führte.

Niemals kam sie auch nur eine Minute zu spät - aber auch nicht zu früh.

Mehr als aus eigener Erinnerung kenne ich Sentas Geschichte aus Erzählungen.

Und ich finde, dass es Zeit ist, so lange nach Sentas Tod (aber sie ist sehr alt geworden, 16 oder 17 Jahre) - noch einmal an sie zu denken und ihr eine

Seite auf meinem Blog zu widmen.

Neben meiner Mutter, die heute übrigens Geburtstag hätte, war es Senta, der ich meine Tierliebe verdanke - und all die vielen Geschichten über die Heldin Senta.

Ich wollte seit damals unbedingt irgendwann einen schwarzen, struppigen und hässlichen Hund haben - dann ist es doch ein anderer geworden, aber auch seine

Schönheit steht seinem guten Charakter nicht im Wege.


Guten Tag, Gruß Silvia

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