Samstag, 25. Februar 2017

25. Februar 2017 - Familie Müller feiert Rosenmontag




Familie Müller feiert Rosenmontag

Diese Familie lebt in Hannover, und das ist dort, wo das feinste Hochdeutsch gesprochen wird. Aber allesamt träumen sie von einem Platt in Düsseldorf oder Köln, denn was der Mensch nicht versteht, reizt ihn um so mehr.

Die Müllers setzen sich aus Mutter Claudi, Vater Kalli sowie dem Sohn Kevin (er leidet täglich darunter, dass Papa Kalli Fußball-Fan war, als er diesen Namen durchgesetzt hat, denn heutzutage tragen die Spieler allesamt interessantere Namen, die Super-Fußball-Fan Kevin begeistern) und der Tochter Kelly, die ihr Dumpfbacken-Image liebt und den Eltern längst verziehen hat, dass ihr Vater nicht Al Bundy heißt.

Der Sahnetupfen der Familie ist die 86jährige Omimi Millie. Sie hält den Clan zusammen und am Lachen. Ohne sie wären sie nur eine typische Familie, die sich in Hannoversche Feierlichkeiten zum Rosenmontag begeben würden.

Denn sie kam auf die Idee: Wir fahren allesamt am Rosenmontag nach Düsseldorf oder Köln. Aus der Ferne gesehen, war Düsseldorf in etwa die gleiche Wahl wie Köln,

doch als Millie sich im Internet auf Facebook mit ihren 1.356 Freunden beraten hat,

kam heraus, dass man nur in Köln den Karneval zelebrieren sollte.

Die nächste Frage gilt der Kostümierung. Omimi will als Angelina Jolie samt Brad Pitt und Kinderschar gehen -

doch Claudi meint, einen Brad Pitt würde Kalli nun wirklich nicht abgeben mit seinem Bierbauch, und die Kinderschar von gerade mal zweien an der Zahl wäre zudem im geringeren Durchschnitt der Bundesdeutschen und der Amerikanerin Jolie gehalten.

Omimi gibt sich geschlagen - als Kalli erkennt, dass sie insgesamt den Flodders ähnlich sind. Er ist pragmatisch und denkt  an die Kosten der vielen Verkleidungen für seine Familie - etwas flodderiges aber haben sie alle in ihren Schränken.

Endlich ist es soweit, der Rosenmontag ist da - und sie steigen um 5 Uhr in der Früh in einen Zug nach Köln.

Kalli ist mit Bommerlunder bewaffnet, der zwar auf dem Index von Omimi steht, aber es ist nur einmal im Jahr Karneval.

Dann geht einiges schief, wie es immer schief geht, wenn sich ungelernte Laien in den Karneval stürzen:

Ein paar Stationen nach Hannover setzt sich eine junge Frau zu der Flodder-Gesellschaft und zwinkert Kelly zu.

Mama Claudi ist irritiert, Papa Kalli setzt die Flasche an den Hals. Omimi lächelt nur und feiert das Coming Out. Sie weiß längst, was Sache ist:

Kelly ist verliebt in die junge Frau, die Julia heißt. Ihr Outing reißt die Mama vom Sitzplatz und bringt den Zug beinahe ins Schlingern,

aber endlich läuft der im Kölner Hauptbahnhof ein -

und sowohl Mama als auch Papa sind froh, als Sohnemann Kevin sofort den nächsten Mädel-Hintern ins Visier nimmt. Gottseidank, wenigstens der Junge ... sagt Kalli und nimmt einen tiefen Schluck aus der Flasche.

Im Gedränge am Hauptbahnhof geschieht gar Fürchterliches: Die Flodders werden auseinander gerissen - und ohne das Gesamterscheinungsbild gibt jeder einzelne nur noch eine lächerliche Figur ab.

Sie suchen einander, ohne sich wieder zu finden:

Aber ich habe sie gefunden:

Papa Kalli pinkelt wild in der Gegend herum und als die Ordnungshüter ihn zur Raison rufen, wird er penetrant - seitdem sitzt er zur Ernüchterung auf einem Revier.

Mama Claudi hat sich ein paar Frauen angeschlossen, die ein Schild vor sich her tragen: Nicht Anfassen - steht drauf. Sie klaut es ihnen, denn von nun an soll es in ihrem

Hannoveraner Schlafzimmer stehen.

Sohn Kevin setzt sich zu einem Fußballspiel ab. Er lässt lieber im Stadion die Sau raus.

Nur Oma Millie trifft es gut -

denn sie schunkelt mit Otto, dem neunzigjährigen Rentner aus einer Senioren-Residenz in Köln-Porz. Er gibt ihr immer wieder und hier und da ein Bützchen.

Und sie hofft inständig,

dass am Aschermittwoch nichts vorbei ist.


Guten Abend, Gruß Silvia



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