Mittwoch, 4. Januar 2017

3. Januar 2017 - Vox - Das perfekte Dinner - Dienstag in Frankfurt bei David



David in einem hiesigen Park


Über den Dächern Frankfurts

Vorspeise: Maronen-Cappuccino mit Brunnenkresse und Speck-Maronen
Hauptspeise: Beef Wellington mit Rotwein-Schalotten und Brokkoli
Nachspeise: Kaffee-Crème-Brulée mit Zwetschgenröster und Vanilleeis


Die Müdigkeit auf der Langstrecke

in seinem privaten Kabinen-Simulator hoch oben im 11. Stock über Frankfurt bekommt David, der Flugbegleiter, täuschend echt gebacken

und würde für eine entsprechende Sendung, wenn es die denn überhaupt gäbe, zehn glatte Punkte von jedem Mit-Fliegendem erhalten.

Denn was kann einem auf einer Langstrecke besser die Zeit vertreiben als ein gesunder Schlaf?

Vielleicht häkeln? David häkelt gerne, und heute hätte er in der in seiner Küche verbrachten Zeit glatt einen Pullover fertig stellen können

und säßen die Gäste wirklich in einer Maschine, der Kapitän hätte es mindestens bis New York geschafft.

Nur seine nackte Figur im Schlafzimmer, die er Kevin genannt hat - wie heißt es so schön: Kevin ist kein Name, sondern eine Diagnose - ist am Ende der Nacht am frühen Morgen

noch genau so unbeteiligt an der Chose

wie die Gäste unbeteiligt an einem Quentchen Spaß sind.

Die Stimmung geht unter, das Essen gerät unter dem Druck der Zeit in eine Schleuse, in der David sogar noch die Soße zum Hauptgang vergisst,

damit die Luft im Simulator noch trockener wird.

Er mag es gewohnt sein, sich Nächte um die Ohren zu schlagen, denn seine Ruhe verliert er in dem Chaos überhaupt nicht,

während die Ruhe der anderen nur deren Höflichkeit widerspiegelt.

Fünfundzwanzig Punkte bekommt er für diesen Fluch durch die Nacht. Alle Daniels bekommen Überstunden-Zuschlag,

aber die sind Kummer gewöhnt. Es soll am Vortag auch recht spät geworden sein, obwohl ich davon nichts mitbekommen habe  - hier jedoch ist es früh am Morgen.

Gut, dass die Lufthansa Caterer am Boden hat, und das Kabinen-Personal die Speisen nur erwärmen muss.

Das hätte sich David für sein Dinner zu Herzen nehmen sollen. Mehr vorzubereiten, ist eine gute Idee und macht den Gästen Freude,

aber wenn jemand anfängt, zeitnah (zeitnah ist ein völlig falscher Begriff in jedem Zusammenhang zum heutigen Abend) die Maronen zu schälen, um ein Süppchen daraus zu kochen,

dann wird es 22.15 Uhr und die Vorspeise ist immer noch nicht ganz fertig.

Selbst vor dem Bildschirm erscheint einem solch eine Stunde länger als sonst. Das liegt an der Simulation und dem Tatbestand,

dass man den Gästen beim Einschlafen zusehen muss.

Guten Morgen, Gruß Silvia




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