Freitag, 19. Oktober 2018

19. Oktober 2018 - Mein Hunde-Sohn Robin - 7. Teil

Mama Lissy mit Robin

Traum-Material

Ein Mensch, der nicht träumt, wird schnell zu einem bedauernswerten Häufchen Elend. Die nächtlichen Träume sind gemeint - oder auch die, die den Mittagsschlaf noch schöner machen (falls er schon genossen werden kann).

Auch Hunde brauchen für ihre Ausgeglichenheit Träume.

Robin träumt "laut" und "bewegt": Er zappelt hin und her, und sein Bellen und Knurren hört sich an, als käme es aus weiter Ferne.

Ich bin sicher, dass er im Traum so manchen Rivalen vermöbelt und öfter mal unserem Kater Lucky gezeigt hat, wer der wahre Herr im Hause ist.

Fürs Träumen braucht man jedoch Traum-Material. Ein Leben auf der Couch ohne weitere Erlebnisse kann niemals ein Ersatz für

Toben im Park, Abfeiern im Wald, Begegnungen mit anderen Hunden, Spuren-Suche oder Wasser-Spiele sein.

Der Hund braucht Bewegung, und die beschert ihm neue Eindrücke. Zwei Fliegen mit einer Klappe sozusagen. Nur der je nach seinem Naturell und Alter ausgepowerte Hund ist ein zufriedener Hund.


Er muss an dem riechen, was andere Hunde hinterlassen haben. Denn das sind mehr als nur Pipi- oder Blut-Geschäftchen, das sind Spuren, die etwas über den anderen verraten. Hunde sind nämlich furchtbar neugierig.


Robin war nie der Wasserhund, der unbedingt in jede Pfütze springen oder gar von einem Ufer eines Sees zum anderen schwimmen wollte. Versehentlich ist er als Jungspund-Hund im Übermut einmal Enten hinterhergejagt, die in einen See flüchteten -

aber so pitschnass wollte er offenbar nie wieder werden.

Für ihn ist der Wald der optimale Platz zur Selbstverwirklichung. Am liebsten ist ihm sein großes Waldgebiet hier in unserer Stadt, das weit über die Stadtgrenze hinausgeht  - der Hund ist eben auch ein Gewohnheitstier -, aber er hat auch bereits viele andere Wälder mit seiner Spürnase zu Traum-Material verarbeitet.

Wer als Mensch keine Lust auf ausgiebiges Suchen von Traum-Material für einen Hund hat, sollte sich zum Beispiel lieber eine Katze anschaffen (die Freigänger sorgen schon selber und ohne Begleitung dafür). Katzen sind entzückende Begleiter - immer auf Augenhöhe mit ihren Menschen.

Das Thema Urlaub kommt später - aber auch hier war mir schnell klar:

Nicht ohne meinen Hund!

In Urlauben sammelt der Hund besondere, einzigartige und vielleicht nie wieder kehrende Traum-Erlebnisse. In jedem weiteren Urlaub kommen andere Erlebnisse hinzu.

Im Jahre 2005 war der Film "Harry Potter und der Feuerkelch" der finanziell erfolgreichste des Jahres. "Charlie und die Schokoladenfabrik" stand ein wenig dahinter auf Platz 8.

Wären diese Filme ohne das Traum-Material der Autoren denkbar gewesen? Wohl kaum! Obwohl ich die vielleicht einzige weit und breit bin, die Harry Potter nie gelesen oder als Film gesehen hat. -

 Charlies Schokofabrik gefiel mir als Film ... mit Johnny Depp. Auch so ein Typ, der Traum-Material (für Leute) sein kann. Wenn er nur nicht so bekloppt geworden wäre ...


Frauchen (Herrchen) oder Mama (Papa)

Generell ist es dem Hund völlig egal, ob sich sein Frauchen ihm gegenüber als Mama ausgibt, ob sie ihm ihren Vornamen oder sich Frauchen nennt oder überhaupt keinen dieser Begriffe nimmt. Für ihn sind es nur Wörter,

und egal, für welches man sich entscheidet,

er wird damit die Person in Verbindung bringen, die er (hoffentlich) liebt.

Nur Menschen machen ein Politikum aus der Bezeichnung, die sich Hundehalter gegenüber ihren Lieblingen geben.

Als Robin zu uns kam, war er gerade mal eine Handvoll Hund, und das meine ich nicht im übertragenen Sinne - er war in der Tat nicht größer.

Er war so niedlich und so schutzbedürftig, dass mir nur "Mama" als Bezeichnung für mich, seine Hüterin, einfiel.

Hingegen gefällt mir das Wort "Frauchen" überhaupt nicht - es hat etwas von "Fräulein" oder auch von kleinem dummen Dingchen. Nein, Frauchen kam nie in Betracht.

Natürlich rufe ich niemals laut durch den Park: "Komm mal her zur Mama!" In solchen Situationen benutze ich lediglich seinen Namen.

Hunde mögen ohnehin kurze knappe Ansprachen - weil sie die besser verstehen. Wenn jemand seinem Hund eine ausführliche  Geschichte erzählt, so ist das,

als wenn mit mir irgendwer chinesisch redet, obwohl er dringend möchte, dass ich alles verstehe.

Je mehr Begriffe ich meinem Hund beibringen möchte, je kürzer halte ich die, ohne große Umschreibungen.

Robin kennt jede Menge Begriffe. Natürlich hört er schon mal "schlecht" - denn er ist auch ein eigenwilliger

Terrier.

Doch in der Regel verstehen wir uns völlig ohne Worte. Wir sind ein lange eingespieltes Team: Da macht keiner dem anderen mehr irgendetwas vor.


Fortsetzung folgt


Copyright Silvia Gehrmann


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen