Ich denke an ihn ... und ihn
Gestern habe ich gehört, dass Georg Uecker (vielleicht besser bekannt als Dr. Carsten Flöter aus der Lindenstraße) HIV-positiv ist, und dies schon seit vielen Jahren. Er sei stets offen damit umgegangen.
Das gilt sicher für sein persönliches Umfeld, und da ist es auch ein Muss, den eng verbundenen Menschen von diesem tiefen Einschnitt in einem Leben zu erzählen.
Allen jahrelangen Spekulationen zum Trotz - ich beteilige mich sowieso nicht an Mutmaßungen - ist es für mich eine Neuigkeit.
Ich muss nichts aus dem Leben prominenter Leute erfahren, auch nichts über deren Erkrankungen - es sei denn, sie möchten es selber publik machen.
Und ich wünsche Georg Uecker, dass er ein langes und gutes Leben hat und der Krankheit trotzt. Das sage ich nicht nur so dahin, denn ich finde, er ist ein sehr sympathischer Zeitgenosse.
Doch inmitten der Bericht-Erstattung fiel mir wieder Robert ein ... wie auch sonst öfter.
Robert lernte ich in einem Urlaub kennen. In einer kleinen türkischen Kneipe, die direkt an einem Strand lag, "Kücük Eve" genannt - Kleines Haus auf deutsch.
Es muss Ende der 80er Jahre gewesen sein, als er mich dort ansprach und zu mir setzte. Wir nahmen noch zwei Efes - und unterhielten uns so oberflächlich wie es sich für zwei Touristen gehört.
Doch es blieb nicht bei diesem einen Treffen. Wir sahen uns von nun an jeden Nachmittag zur etwa gleichen Zeit, um ein Efes zu trinken.
Dann musste es schließlich auch mal die berühmte Löwenmilch sein. Denn er erzählt mir von sich, und das war nicht einfach zu verkraften.
Robert war damals etwa Anfang seiner 40er Jahre bis Mitte 40. So genau erinnere ich das nicht. Als Geologe war ein jeweils ein halbes Jahr in Südamerika tätig - in einem Gebiet, in dem es keinerlei Abwechslungen gab.
Robert war schwul.
Und Robert war HIV-positiv.
Er hatte sich die Krankheit eingefangen, als diese noch nicht wirklich in der Öffentlichkeit bekannt war.
Nach sechs Monaten im Urwald wurde er schon mal, zurück in die Zivilisation, leichtsinnig, was seine Kontakte betraf (so hat er es genannt). Eine wirkliche Beziehung zu einem Mann wollte er wegen der vorprogrammierten langen Trennungen nicht eingehen.
Auf etwas älteren Fotos sah ich einen kräftigen, schlanken Mann, der blendend aussah. Das war damals schon nicht mehr so.
Sein Leben hatte sich absolut verändert.
Leider haben wir nach diesem Urlaub den Kontakt verloren ... wie es eben so ist. Es gab auch noch keine "sozialen" Netzwerke.
Ich weiß nicht, ob Robert noch lebt. Aber ich denke noch immer sehr oft an ihn ... wir hatten eine gesprächs-intensive Zeit miteinander.
Und ich glaube, es würde ihm gefallen, dass ich einen kleinen Teil seiner Geschichte hier erzähle. Einen ganz kleinen Teil.
Und heute denke ich ... an ihn ... und an ihn ...
Guten Tag, Gruß Silvia
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen