Samstag, 23. Juli 2016

23. Juli 2016 - "Karma" - Eine fiktive Geschichte, aber keine unwahrscheinliche.



Karma

Sie war eine kleine, weiße Hündin. die es niemals erlebt hatte, dass eine menschliche Hand streichelnd durch ihr Fell fuhr oder eine Stimme sie liebevoll angesprochen hätte.

Die weiße Hündin wurde als Gebärmaschine missbraucht und lebte in einer dunklen Kammer in einer Wohnung, und sie vegetierte dort einzig und allein, um Mutter zu werden.

Nach viel zu frühen vier Wochen nahm man ihr die Welpen ab - um sie zu verkaufen.

Ach ja, ich habe es nicht vergessen, zu erwähnen - aber diese weiße Hündin besaß nichts auf der Welt, gar nichts, nicht einmal einen Namen ...

Neben ihr gab es noch einige andere Hunde in der Wohnung, und alle lebten in diesem düsteren, traurigen Zimmer. Es stank nach Kot und Verzweiflung und nach einem nahen Tod auch.

Irgendwann wurden Nachbarn aufmerksam, dass in dieser Wohnung etwas vor sich gehen musste, das unbedingt überprüft werden sollte.

Die Ordnungs-Behörden reagierten zunächst -

überhaupt nicht.

Es vergingen viele Monate und erst der einhundertsiebzehnte Anruf

beim Ordnungs-Amt nervte eine Mitarbeiterin so sehr, dass sie sich entschloss, den telefonischen Anzeigen auf den Grund zu gehen.

Ihren Kollegen bot sich ein Bild des Jammers:

Neben der weißen Hündin, unserer Haupthündin, lebten dort noch 145 andere Hunde ...

Schnell ging man nach vielen Monaten auf Rettungs-Modus und verteilte die Hunde auf fünf Tierheime.

Dort wurde auch unsere weiße Hündin aufgepäppelt. Sie lernte die Natur kennen und Bewegungsfreiheit - soviel Schönes wie im Tierheim hatte sie nie zuvor erlebt. Und einmal am Tag ging eine junge Frau sogar mit ihr spazieren ...

Und endlich bekam sie auch einen Namen: Man nannte sie Pünktchen, denn aus dem weißen Fell stach nur ihre dunkle Nase hervor.

Im Laufe der Zeit wurde sie immer fröhlicher.

Mit der Vermittlung der sichergestellten Hunde war es nicht einfach, denn die "Besitzerin" war eben die Frau, bei der Pünktchen zuvor vegetierte ...

Schließlich gab es eine gerichtliche Entscheidung, und alle Hunde durften vermittelt werden.

Pünktchen kam zu einer Frau, die im Tierheim den besten Eindruck hinterließ. Sie kam regelmässig, um mit Pünktchen spazieren zu gehen und endlich war der Tag gekommen, an dem Pünktchen bei ihr einziehen konnte.

Damit endete leider nicht die Leidensgeschichte unserer kleinen, weißen Hündin. Sie begann erst.

Die Frau quälte Pünktchen und nannte sie auch nicht länger bei diesem Namen, sondern nur  noch "Scheiß Köter".

Pünktchen starb an einem 3. Mai an den Folgen der Misshandlungen im ungefähren Alter von sechs Jahren.

In diesem Jahren hatte sie freudige Tage einzig und allein im Tierheim erlebt. Das sagt bereits alles.

Eines Tages gab es zwei sich am Ende als fatal herausstellende Entscheidungen:

Pünktchens erste "Besitzerin" und die Tierquälerin stiegen gleichzeitig in ihre Autos ...

Im Polizeibericht ist die Rede von einer Ölspur auf der Fahrbahn, so dass beide Autos mit ihren Fahrerinnen ineinander krachten -

und starben.

Guten Tag, Gruß Silvia

Copyright: Silvia Gehrmann

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