Hab' ich meine Widersacher doch noch einmal angeschmiert.
Denn ich hör' die Lästermäuler Beileid heucheln und sogar
Murmeln, dass ich stets der Beste, Liebste, Allergrößte war.
Euch, Ihr Schleimer, hinterlass' ich frohen Herzens den Verdruss
Dass man von dem frisch Gestorb'nen immer Gutes sagen muss." (Reinhard Mey, Song: Mein Testament)
Götz George - 23. Juli 1937 bis 19. Juni 2016
Duisburg-Ruhrort
hat seine Seele verloren ... die ihr nie gehört hat.
Ein guter Schauspieler, der oft genug auch einen Ticken "drüber" war, hat die Bühne verlassen - und ein Mensch ist von uns gegangen, den niemand wirklich kannte, wenn man von seinem privaten Umfeld absieht.
Götz Georges Sterben war so privat wie sein ganzes übriges Leben außerhalb der Film- und Fernseh-Kameras. Die Öffentlichkeit erfuhr erst Tage später und nach seiner Beisetzung davon.
Er war nicht der freundliche Star zum Anfassen, er mied fremde Menschen. Und wenn ihm doch mal einer zu nahe kam, konnte er genau so ruppig werden wie
sein großer Durchbruch, die Figur des Kommissars Schimanski.
In der botten Ruppigkeit waren sich Götz George und Horst Schimanski ähnlich, wenn auch aus unterschiedlichen Motiven heraus.
Aus verschiedenen Gründen heißt die kleine Gasse (die zuvor namenlos war) in Duisburg-Ruhrort am Rhein auch "Horst-Schimanski-Gasse" und nicht "Götz-George-Gasse". Interpretiere ich jetzt mal ganz frei.
Den Schimanski hat man nach einer Weile nicht nur in Duisburg geliebt, ob das auch für Götz George galt, lag vielleicht eher daran, ob man ihn mal kennen gelernt hat oder nicht ...
Es war die Rolle seines Lebens. Vielleicht hätte er sie gerne übersprungen, man weiß es nicht ... um in höheren Qualitäten schauspielerisch tätig zu sein ... vielleicht auch nicht.
Nun ist es nicht so, dass Duisburg ein unbekanntes Örtchen war, bevor eine Film-Crew sich eben diese Großstadt ausgesucht hatte, um hier mal so richtig vom Leder und die
Stadt gleichermaßen in den Dreck zu ziehen.
Wo sind die furchtbaren Locations aus den Tatorten des Schimi?
Ich kenne sie nicht. Und nachdem ich mir in den letzten Tagen zwei Krimis angesehen habe, muss ich definitiv sagen: Einiges k a n n überhaupt nicht in Duisburg gedreht worden sein!
1981 wurde die erste Folge ausgestrahlt - und Schimi machte das Wort "Scheiße" fernsehtauglich.
Wie soll ich das interpretieren? Scheiße - auf Duisburg bezogen? Scheiße - auf Schimanski bezogen? Scheiße - auf Verbrechen bezogen? Letzteres wäre mir am liebsten.
Ich erinnere mich an einen Dreh der Crew hier in der Innenstadt. Ob die Szene von der schönen Innenstadt jemals gezeigt wurde, ist fraglich, aber immerhin hatten sie mal die Absicht ...
Die wirkliche Polizei hat eine Straße abgesperrt, was wohl einigen Passanten überhaupt nicht gefiel. Es gab vermutlich Stress mit ein paar Bürgern ...
Da hörte ich, dass ein paar Leute von der Crew über die Bürger Duisburgs vom Leder zogen, in der Art:
Die bescheuerten Duisburger!
Damit hatte Götz George natürlich nichts zu tun. Er soll den Arbeitern in Duisburg-Rheinhausen damals einen Besuch abgestattet haben, als ihre Stellen auf der Kippe standen.
In den letzten Tagen haben viele Menschen und auch gerade Duisburger um Kommissar Schimanski getrauert. Einige haben ihn vielleicht gesehen, wie sie ihn sehen wollten: Als einen von ihnen,
während andere ihn so sahen, wie er als Schauspieler war:
Da wird er fehlen. In vielen Rollen, denen er Leben gegeben hat.
Als Mensch hat ihn kaum jemand gekannt, das hat Götz George nicht zugelassen. Und auf Schimanski hätte ich gern verzichten können, egal, wer die Rolle gespielt hätte.
Solch ein Proll-Kommissar sollte nur das Ruhrgebiet in ein Licht tauchen, in dem es noch nie zu Hause war, das aber Fernseh-Leute derart sahen und immer noch sehen.
Selbst der Oberbürgermeister von Duisburg lobte jüngst posthum Götz George und alles, was er für die Stadt getan hätte.
Ja? Was hat er denn getan? Für die Stadt?
Die gab es vorher schon, und sie war nicht unbedeutend - doch seitdem denken immer noch viele Menschen, wir leben hier alle im Dreck. Und prollen frisch und dreist so rum wie einst Schimanski.
Eher hat die Stadt dem Schauspieler geholfen!
Nichtsdestotrotz hat Götz George seine Rolle so hervorragend verkörpert wie alle seinen folgenden Rollen.
Und dass Filme wenig mit der Realität zu tun haben, ist hoffentlich allen klar.
Ruhen Sie in Frieden, Götz George.
Guten Tag, Gruß Silvia
Ja, über Tote soll man nur Gutes sagen.
AntwortenLöschenIch könnte ja auch meinen Mund halten denn gekannt habe ich
Götz George nur aus dem TV oder was er der Presse gestattet hat , zu berichten.
Ein paar Filme habe ich gesehen, meine Eltern waren eher
Fan von Heinrich George, seinem Vater.
Ich mochte Berta Drews, seine Mutter, die oft kernige
Frauenrollen verkörperte.
Bei uns machte er die letzten Schlagzeilen als er in einer
Luxusmeile mitten auf dem Fußweg mit seinem großen Schlitten parkte , ich glaube vor einem Juwelier und erwartete , dass die Politesse ihm das Knöllchen erlässt.
Im Rahmen ihres Ermessensspielraums.
Oh, wir ollen Berliner sind da ja nicht fein und die
heimische Presse auch nicht.
BB, ich glaube dir, dass er den Duisburgern einen schlechten Dienst erwies, sie als Prolls zu zeigen die
in schlechten Kneipen rumhängen.
Passt zwar nicht ganz aber es gibt hier eine Parallele.
Ilka Bessin, genannt Cindy aus Marzahn hat einem ganzen
Stadtbezirk einen Stempel aufgedrückt.
Sie stammt aus einer Kleinstadt in Brandenburg und wohnte
noch nie in Marzahn.
Die jungen Familien die in diesem grünen Bezirk mit hoher
Arbeitslosigkeit leben, sind garantiert für immer mit dem
Bild einer jogginganzugtragenden dicken Frau belastet.
Trotzdem gibt es dort große Wohnungen, viele Kinder und
die Stadt tut viel um das schlechte Image loszuwerden.
Cindy ist vorbei, sie wird in den Köpfen der Menschen weiter präsent sein, wie Götz in Duisburg.
Götz George möge in Frieden ruhen .
Cindy möge für sich ein besseres Image finden.
Anna