Mittwoch, 9. Dezember 2015

8. Dezember 2015 - Vox - Das perfekte Dinner - Dienstag in Neuss/Niederrhein bei Jürgen, der sich Yogi nennt


Aperitif: Roter Weinbergpfirsich-Sekt
Vorspeise: Carottes au lait mit Forellen-Pralinen
Hauptspeise: Schweinefilet mit Camembert-Hülle im Blätterteigmantel, Prinzessböhnchen im Speckmantel und Kartoffel- Kürbis-Püree
Nachspeise: Pfirsichtörtchen im Glas


Manche mögen's heiß

wie Marilyn, und andere mögen Schrebergärten. Jürgen, der bei der Wahl seines Spitznamens Humor bewiesen hat und sich Yogi nennt - nach einem dicken Bären - mag beides: Die Monroe und seinen Schrebergarten.

Ich sehe es vor mir, wie der Kerl sich hunderte von Bildern und andere Erinnerungsstücke vorgenommen und eine Collage über Marilyn von der Wiege bis zur Bahre geklebt hat. Warum nur nennt er sie Norma Jane? Sie hieß Norma Jean Baker.

Aber so verhält es sich auch mit der Marilyn-Büste - die gab es hier vor langer Zeit auf dem Weihnachtsmarkt zu kaufen - und die hat soviel Ähnlichkeit mit Marilyn wie ihr großer Bewunderer selber.

Seine dritte Passion gilt dem Backen. Vielleicht kam ihm an Marilyns Grab in Los Angeles die Idee, einen Hobby-Bäcker-Club zu gründen? Er schlägt ja auch sonst Brücken - und hat sich beim perfekten Dinner beworben, weil er eine neue Küche angeschafft hat. Nach meinem nächsten Friseur-Besuch könnte ich eigentlich mal an einer Miss-Wahl teilnehmen.

Und muss ich nun annehmen, dass er ursprünglich aus Gelsenkirchen stammt? Ein bisschen der nach der Stadt benannte Barock findet sich durchaus in seiner Wohnung.

Seine Schnibbelhilfe Gerd muss Kartoffeln, Kürbis und diverses andere zerkleinern, während er den Eigenanbau von Obst und Gemüse so intensiv anpreist, dass Edeka jetzt - trotz hitverdächtiger Werbung - Angst um die Existenz fühlt.

Aber Yogis Witzigkeit hält sich in strengen niederrheinischen Grenzen, und auch Alice Schwarzer, die ihre kleine Schwester Angelika geschickt hat, hält noch nicht dagegen.

Am Ende ist er hochzufrieden mit seinem Menü, während ihm die Mitstreiter neunundzwanzig Punkte verleihen. Das ist mehr als genug.

Und Marilyn, die Stil-Ikone, würde dazu vielleicht singen: Teach Me Tiger. Aber nur in seinen schönsten Träumen.

Guten Morgen, Gruß Biene

4 Kommentare:

  1. Ohje, wo soll man bei dem gestrigen Abend anfangen? Der Yogi-Jürgen, der bei der Auswahl seiner Hemden genauso viel Stilgefühl und Geschmack beweist wie bei seiner Wohnungseinrichtung? Ein augenschmerzender Mix aus Landhaus, Nippes und Barock, Kolonial, Brokatdeckchen und Chippendale. Einen Teil inklusive des Kartoffelstampfers hat mit Sicherheit die verstorbene Oma dazu beigetragen. Und als ob es noch nicht genug wäre, bietet er Madonnenfiguren und der von ihm sehr verehrten Mary Monroe ein überdachtes Heim. Als Büste, als Collage, als Bildchen und ich weiß nicht noch was. Ne, guter Geschmack geht anders.

    Oder die extrem schweigsame Schnippelhilfe, der man sage und schreibe ganze drei Wörter entlocken konnte. Aber zuverlässig, das ist er. „Ich find bei Gerd so toll, denn er ist zuverlässig! Kannste kommen, dann kommt er!“ Sagt Yogi-Jürgen und fragt den Gerd: „Wiss ma 3 min Pause machen?“ Ja, das ist schon geballtes Schmalspurentertainment.

    Oder „Lebensweisheiten“ wie: „Du musst jeden Tag kämpfen. Immer kämpfen.“ Und so kämpft er sich durch sein Menü und ficht einen einsamen Kampf mit seinem Hauptgang aus und bringt einen beige-fahlen Blätterteig-Kleckermatsch aufs Porzellan. Dazu als Beilage die obligatorischen Speckböhnchen, ohne die beim pD nix geht und deren Speckummantelung eher labbrig-wässrig als knusprig aussah. Das Dessert war eine Schichtung verschiedener Komponenten, für einen Club Hobbybäcker eher eine Armutsveranstaltung. Schichten hat wenig mit backen zu tun. Und eine „Karottäs“-suppe wird nicht automatisch geadelt, nur weil sie in französischer Sprache daherkommt. Eine einfache Suppe bleibt eine einfache Suppe. Mit 29 Punkten ist er mehr als gut bedient.

    Und worüber die sich die Gruppe mal mehr, mal weniger erheitert, ob zusammen am Tisch oder in den Einzelinterviews, erschließt sich mir nicht. Da muss ich nicht mal ansatzweise grinsen und eher gegen die gepflegte Langeweile ankämpfen. Die wirken für mich alle zusammen nicht sonderlich homogen und seltsam distanziert.

    Heute kocht die Nagelstylistin mit dem durchbohrenden Blick. Vielleicht präsentiert sie sich an ihrem Abend von einer angenehmeren Seite. Mir allerdings ist diese Gruppe nicht sonderlich sympathisch, da wird sich bis Freitag auch nicht viel ändern.

    Das Wetter reißt es auch nicht raus: trüb, grau und Regen.
    Nasse Grüße aus dem Süden von Regine

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  2. Ich wäre gestern hungrig nach Hause gegangen, geschmeckt hätte
    mir gar nichts.

    Aufgrund seiner strengen Punktevergabe am Vortag rechnete
    ich mit einem versierten Hobbykoch.

    Schon allein aufgrund seiner Optik.
    Aber das war wieder ein klarer Fall von " Denkste".

    Als er bei der Begrüßung die tolle Kleidung seiner Mitstreiter, dem Anlass entsprechend lobte,
    da dachte ich doch
    einen Moment, jetzt geht er sich umziehen.

    Zu diesem Dinner hätte ich mich auch entsprechend gekleidet,
    Jeans und T-Shirt.

    Seine Kocherei verstand ich ebenso wenig wie seine Witze.

    Tut mir leid, er ist bestimmt ein netter Kerl, wenn man
    diese Art Kalauer mag.

    Ich bin zu alt, ist mir zu anstrengend.

    Gestern hatte ich keinen Appetit mir noch eine Kleinigkeit
    zu gönnen.
    Nach dem Hauptgang war ich gesättigt.

    Aus dem trüben Berlin grüßt Anna

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  3. Als ich heute morgen erwachte, pochten 1000 kleine Frauen mit spitzen Hämmerchen mein linkes Auge von innen aus. Alle sahen aus wie Tanja.
    Selbst schuld, dachte ich, was fällst du auch immer wieder drauf rein: 1.gleich oben auf dem Sympathiezenit.

    Einen Tag später der Sturz aus großer Höhe, Aufprall im Tal der dumpfbackigen Oberzicken - ein Werdegang, quasi reziprok zur steilen Marilyn-Karriere.

    Die kam nämlich von ganz unten und kämpfte sich auf den Hollywoodolymph nach ganz oben.
    Die Norma Jane, dass es für sie gleichbedeutend mit dem Absturz war - Jürgen interessiert nur die Legende, denn die stirbt nie.

    Schon gar nicht in dem herrschaftlichen Mausoleum, zwischen rubinrotem Samt, Kristallgeglitzer, Funkeln, Leuchten, seidig Geblümtem und gülden Schimmerndem.
    Palazzo, Boudoir, Serail, mit einer Spur gelsenkirchener Stube im Abgang.

    Passende Kulisse für ein Menü, das ähnlich daher kam:

    Fettig, viel, traditionell, altmodisch, ausgebeult, ungesund.
    Arme Bauchspeicheldrüse.

    Die Vorspeise, eine Karottensuppe mit Sahne, deren einzige Raffinesse im französischen Namen bestand, wurde begleitet von gemusten Räucherforellen per Gabel mit Frischkäse vermengt, in Schnittlauch und Nüssen gewälzt.
    Das gab es upn Dörpn vor 30 Jahren schon auf Neujahrsbuffets.

    2 dieser Kügelchen auf dem Tellerrand ist die Kreuzung von geizig und ungeschickt.

    Hauptspeise:
    Ehrlich gesagt wundert mich eher, dass die Probedurchläufe so oft gelungen sind, als dass das Projekt "Schwein im Schlafrock" gestern scheiterte:

    Eine so fettige Farce mit dem ebenfalls nicht unfettigen Teig, der viel zu locker um Filet und Farce geschlagen wurde und so, wie die 3 Schweinchen bei einander lagen, konnten die doch nur anfangen, miteinander zu kuscheln...

    Ich erinnere mich genau: 83/84 habe ich sowas gekocht. Inklusive Speckböhnchen.
    Einzig das Pürree war noch `ne Idee!

    Aber das Dessert - oh Weh, oh Pein! Schicht um Schicht Fantasielosigkeit.
    Marmelade mit Quark, exorbitant!

    Genauso ausgesucht wie die wörtlich übereinstimmenden Schilderungen vom Glück des Selbergärtnerns:
    Was Jürgen eben noch dem Voxmann vorplauderte, bekamen nun die Gäste zu hören.
    Exakt mit den selben Sprechpausen und dramatischen Betonungen.

    Das ist echte Emotion, meine Damen und Herren, das ist Authentizität!

    Zwischen Grinsen und Gruseln: So ging es mir beim Jürgen

    Schön, dass Tanja ihm auch so fiese Punkte gab, wie er ihr, da haben sich doch zwei verdient!

    Grüsse von Hämmie-Sue

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  4. Ich höre immer nur trübe, trübe...
    hier war strahlender Sonnenschein, genau das Richtige, wenn einem 1000 Tanjas den Schädel spalten.
    Irgendwas ist ja immer, mecker mecker.
    Aber jetzt geht`s besser, mein netter Nachbar kam zum Klönen, wir tranken einen "Nuttenmokka" (seine Wortwahl, ich bin - wie ihr wisst, eine Lady) also so ein leckerer Tütencappuccino und schon ist alles in Butter und die Sonne untergegangen.
    Man hat es nicht leicht als Vampir.

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