Dienstag, 29. April 2014

28. April 2014 - Vox - Das perfekte Dinner - Montag in Hamburg bei Ralf

Die Katze auf dem heißen Blechdach

ist nicht ganz so schlimm dran wie die Katzen, die für einen angeblich höchsten Kaffeegenuß die Bohnen vorverdauen müssen. Googlen muss ich das nicht, um Tierquälerei dahinter zu vermuten. Katzen fressen freiwillig keine Kaffeebohnen! Hier wird die Dekadenz auf die Spitze getrieben, die ohnehin gern seltsame Blüten treibt.

Ralf ist Neu-Hamburger und hat seit einem Jahr einen Feinkostladen. Was man dort sonst noch an bösen Spezialitäten erwerben kann, möchte ich gar nicht wissen.

Der Grund für seine Teilnahme beim perfekten Dinner erschließt sich auch ziemlich schnell in den Tischgesprächen:

Erstens ist man nur ein richtiger Hamburger, wenn mindestens drei Generationen in Hamburg geboren wurden, was ja schon mal eine seltsame Zuordnung für eine Zugehörigkeit darstellt.

Und zweitens sind die Hamburger verhalten, was neue Geschäfte angeht - frühestens, wenn  ein Geschäft nach zwei Jahren immer noch existiert, gucken sie mal rein.

Da könnte natürlich eine Teilnahme beim perfekten Dinner als Beschleuniger wirken.

Ralf ist mit Tom seit sechzehn Jahren zusammen und seit einem Jahr verheiratet, und die beiden scheinen ein gutes Team zu sein, was sie in der Küche bei ihrer ausgeglichenen Hand-in-Hand-Arbeit beweisen. Gemeinsam haben sie schon in verschiedenen Großstädten und auch im Elsass auf dem Land gelebt.

Dass Ralf beinahe ein bisschen verschämt die Fertig-Brühen benutzt, passt zu seinem Feinkostladen, zu seinem Champagner in den goldenen Bechern und zu seinen abartigen Katzen-Kaffee-Bohnen - aber wenn er meint, sonst nicht genug Geschmack an die Speisen zu bekommen! Am Ende reißen es die allgemein gebräuchlichen Unarten raus, damit es den Gästen schmeckt.

Leider schmeckt niemand den Qual-Kaffee aus der Soße heraus. Also auch noch unnütz, das Ganze. Und ob der als gekochter Kaffee soviel besser schmeckt als ein hochwertiger anderer Kaffee, bleibt der Phantasie überlassen: Irgendwo sind die Grenzen des Geschmacks  erreicht und lassen sich nur schwer steigern.

Alles in allem geben sich Gäste und Gastgeber miteinander höflich und harmonisch. Ich wähnte mich gar teilweise in der WDR-Serie "Dekadent und lecker" - oh sorry - "Land und Lecker".

Am besten sieht der Nachtisch aus, obwohl Ralf hier für den Käsekuchen einen sehr billigen Quark nimmt: Den mit der Aufschrift "Ja". Ja, hätte er doch nur normale Kaffeebohnen genommen und ein bisschen weniger geklotzt, dafür mehr auf den Hauptspeisenteller gekleckert!

Dann wäre auch Peter satt geworden. Und er hätte vielleicht auch die Tafel mit 8 Punkten gezogen wie die drei Damen, die sicher vom Charme des Gastgebers hingerissen sind.

Ja, charmant ist Ralf - aber sein Sortiment sollte er mal mit seinem klugen Köpfchen überdenken.

Für die Katzen einen traurigen Gruß von Biene

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