Freitag, 5. August 2016

5. August 2016 - Die Geschichte von Mary

Mombasa
Die Geschichte von Mary

Wir waren zum erstenmal in Kenia,  in Mombasa gelandet und sahen uns zunächst einmal dort um, bevor wir später auch eine Safari machten und Ausflüge nach Malindi und an die Südküste.

Wie oft, waren wir auf "eigene Faust" unterwegs - nur mit einem gebuchten Flug, ohne Hotel-Reservierung jedoch.

Bei diesem ersten Mal gab es ein paar Schwierigkeiten, bis wir ein Zimmer fanden - denn es war der 2. Weihnachtstag - und Kenia insgesamt gut gebucht und von Touristen besetzt.

Aber Geduld bringt Rosen und ein Taxifahrer kann einem schon sehr weiter helfen. Nach ein paar Umwegen selbstverständlich.  Wir fanden schließlich eine zumindest vorübergehende Hotel-Lösung. Dort lernten wir auch schnell zwei Männer aus Deutschland kennen.

Von dem einen - von Axel - habe ich schon mal in einem Adventskalender auf dem Blog erzählt. Der andere kam aus Düsseldorf.

Wir erkundeten Mombasa, stuften es als dörflich ein - und beschlossen mit den beiden Urlaubs-Bekannten, zu viert hier auch Silvester zu verbringen.

Und dann erfuhr ich erstmals etwas Hautnahes über die dortige Prostitution:

Die findet nicht nur hinter verschlossenen Türen statt, sondern die Mädchen (oder wahlweise Jungs für die Touristinnen) begleiteten ihre Freier den ganzen Tag, wurden von ihnen verköstigt und getränkt (ja, so kann man das nennen) und bekamen zusätzlich pro 24 Stunden eine relativ kleine Summe Bargeld,

die jedoch wohl ausreichend war, damit die Mädchen oft ganze Familien damit unterstützen konnten. Die meisten waren leider ohne Alkohol schon längst nicht mehr handlungsfähig.

Wir saßen in einem einheimisch-authentischen Lokal und sahen dem neuen Jahr entgegen. Als ich das erstemal zur Toilette ging,

sah ich mich plötzlich umringt von mehreren Kenianerinnen, die auf mich

einschlagen wollten. Sie schrieen, ich säße mit gleich drei Männern an einem Tisch ...

Dann kam Mary!

Sie vertrieb ihre "Kolleginnen".

Ein paar Tage später konnten wir erstens in ein besseres Hotel umziehen und zweitens

traf ich Mary wieder.

Und dann erzählte sie:

Sie prostituierte sich, um ihre große Familie durchzubringen. Doch ihr Traum war das absolut nicht, mit Männern umher zu ziehen, die oft ihre Großväter hätten sein können. Und auch, wenn sie jünger waren und nur in dem Alter ihres Vaters - sie wollte ihr Leben ändern. Sie erzählte mir ziemlich viel über sich und ihr trauriges Leben.

Doch so einfach war es nicht, das zu ändern.

Dann gab es sehr viele, die sich beim Geschlechtsverkehr nicht schützen wollten ... Ein Elend jagte das nächste.


Drei Jahre später kam ich wieder einmal nach Kenia.

Und es gibt manchmal Zufälle, die nicht wirklich zufällig zu sein scheinen. Gleich am Flughafen sprang Mary aus einem Taxi,

lief auf mich zu und umarmte mich.

Stolz zeigte sie mir ihr Taxi. Sie hatte es geschafft, den Freiern zu entkommen. Sie fuhr jetzt ihren eigenen Wagen. War Herrin über ihren Körper - und diese eigentliche Selbstverständlichkeit war ihr sehr wichtig.

Natürlich war Mombasa noch immer ein Dorf, und wir haben uns noch ein paarmal getroffen.

Mary gehört zu den Menschen, die ich nicht lange und nicht wirklich gut kannte, aber die ich nie vergessen habe.

Guten Tag, Gruß Silvia

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen