Freitag, 26. August 2016

26. August 2016 - Wenn es die DDR noch gäbe ... Die Geschichte von Jens

Foto: M. M.


Ähnlichkeiten mit
lebenden Personen wären
rein zufällig
und überhaupt nicht beabsichtigt


Alle meine Erkenntnisse über das Leben in der ehemaligen DDR sind in Anführungs-Strichen geschrieben und entstammen dem Buch

"Der Geschmack des Ostens" von Jutta Voigt


Wenn es die DDR noch gäbe - Die Geschichte von Jens

Westfernsehen ist noch immer präsent in der DDR, nur das Internet ist nie an den Start gegangen und die Bürger haben keinen Zugang zu all dem Quatsch und den wenigen sinnvollen und intelligenten Äußerungen, die Menschen dort als schriftliche Spuren hinterlassen.

Jens wohnt irgendwo im Nirgendwo der DDR, doch jedesmal im Januar, wenn RTL Z-Promis in einem australischen Dschungel ärgert, pilgert er an die Berliner Mauer

und ruft laut und lauter und mit voller Verzweiflung

"Ich bin ein Star - holt mich hier raus".

Niemand im Westen hört sein Schreien.

Auch ohne ihn läuft es rund in der westlichen Fernseh-Welt.

Folglich eröffnet Jens eine Kneipe und bietet "Bratpfannen-Reisen" an - Die Grenzenlosigkeit in einer einzigen Pfanne eröffnet seinen Kunden die lukullische Welt als Trostpflaster,

obwohl so sehr von Kulinarik nicht die Rede sein kann, wenn einer wie Jens in der Küche den Oberfeldwebel spielt und die Sanella aus geklauten West-Paketen hochhält. Denn ihm schickt niemand ein Päckchen, er ist zwar nicht verwandtenlos - aber die haben ihn allesamt schon mal persönlich kennen gelernt ...

Also hält er es mit den üblichen Gepflogenheiten in seinem Lande hinter einer Mauer und dort "steht schon jedem Kellner auf der Stirne geschrieben: "Wagen sie nicht, mich anzusprechen."

So geht seine Kneipe den Weg steil bergab.

Anders verhält es sich mit seiner Libido. Die ist schnell bekannt und berüchtigt: Einmal einer Frau tief in die Augen gesehen -

und ruckzuck ist sie schwanger.

Die Anzahl der Ergebnisse vieler Liebschaften ist nicht genau bekannt, denn Jens kümmert sich weder um seine Kinder noch um deren Unterhalt.

Stattdessen steht er irgendwann auf einer Kleinkunst-Bühne, die den Namen nicht verdient und intoniert laut, aber unmelodisch:

"Zwei Apfelsinen im Jahr
und zum Parteitag Bananen".

Das bringt ihm eine kostenlose Unterkunft in einem staatlich geförderten Männer-Heim ein.

Endlich dem entgangen, sieht er sich als Maulwurf. Nein, nicht als solch einer  ... Er gräbt einen Tunnel, um in den Westen

zu gelangen, in dem er ein großer Star werden kann, wie er felsenfest glaubt.

Doch völlig verpeilt kommt er in der Dresdner Frauenkirche direkt am Altar raus.

Dort klafft jetzt ein großes Loch. In ein anderes hat man ihn prompt gesperrt.

Und schnell wird er zum IM

rekrutiert. Den Namen darf er sich selbst wählen, und nimmt

Goodbye ...

Ein bisschen Humor haben die Genossen auch, und sie gestatten ihm dieses zweideutige und vor allem einzige englische Wort,

das Jens versteht.

Guten Tag, Gruß Silvia

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