Montag, 22. August 2016

21. August 2016 - ARD - Tatort Köln - "Durchgedreht"




Durchgedreht

Wenigstens nicht durchgedreht oder mit größeren Problemen behaftet als die Finanzierung einer Zahnspange für Freddys Enkelin zu stemmen, sind die Kommissare

behäbig und in die Jahre gekommen, aber immer noch für betuliche Dialoge bestens geeignet.

In einer Reihenhaus-Siedlung werden eine Frau und ihr kleiner Sohn getötet, während die Tochter traumatisiert überlebt, aber nicht über das Gesehene spricht.

Ballauf, kinderlos, und Schenk, Vater und Großvater (im wahren Leben ist das genau umgekehrt) sind sich uneinig, inwieweit und wie schnell man in die Seele des Kindes eindringen darf, damit der Täter gefunden werden kann.

Verdächtige gibt es auch ohne Aussage von Anna, dem Kind. Denn ihr Vater und der Lebensgefährte ihrer Mutter war Steuerfahnder -

und da gibt es lt. Aktenlage schon mal ein paar Leute, die Wut auf die Steuer-Behörde haben:

Ein Journalist muss dafür herhalten, mal richtig über Steuern und den Staat als legitimen Räuber abzulästern. Das war dem Drehbuch-Autor offensichtlich ein Bedürfnis. Völlig vergessen hat er nur noch die GEZ-Zwangsgebühren ...

Auch der Vater selbst gerät ins Visier.

Währenddessen schlüpft Anna bei ihrer Tante und deren Mann unter. Und besonders die Nähe ihres Onkels Gunnar sucht sie ständig, als wäre er ihr einziger Trost auf dieser Welt.

Offenbar hat das Kind den Täter zumindest nicht in seiner ganzen Gestalt gesehen ...

Denn Gunnars doch recht verpfuschtes Leben kommt nach und nach zum Vorschein: Erst Besitzer eines Logistik-Unternehmens, dann dort als Lkw-Fahrer angestellt ...

Und es geht um ein Grundstück, das Gunnars Frau zur Hälfte gehörte, zur anderen Hälfte dem Mordopfer: Ganze 45.000 Euro bekam sie für das Ackerland,

das sich plötzlich als Bauland entpuppt und 900.000 Euro wert sein soll.

Da ist der gute Gunnar dann durchgedreht ... dreht am Ende mit Hilfe der Polizei noch mal auf, die ihn als zu harmlos einstuft,

entführt Anna und entzieht sich durch einen herbei geführten Autounfall seinem Richter.

Wenigstens lässt er Anna am Leben - die nun in den nächsten zwanzig, dreißig Jahren mit einer Psycho-Therapie vom Feinsten befasst sein wird.

Vier von fünf möglichen Sternen würde ich dem Krimi geben, denn er kommt insgesamt zu den Ursprungs-Tatorten zurück und wartet nicht,

und das erfrischender Weise,

mit aktuellen Problemen auf.

Wenn man so will, ist das herrlich gegen die aktuelle Tatort-Lage gebürstet. Und am allerbesten ist es noch, dass die Ermittler so wunderbar normale Männer sind und keine psychischen Wracks wie einige andere Kommissare.

Guten Morgen, Gruß Silvia


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