Samstag, 15. Dezember 2018

15. Dezember 2018 - Mein Adventskalender - 15. Türchen - Unser traurigstes Weihnachtsfest



Unser traurigstes Weihnachtsfest

In einem der letztjährigen Adventskalender habe ich über unser - im Nachhinein - schönstes Weihnachtsfest erzählt: Es war das letzte mit meinem Bruder. Etwas über einen Monat später, am 30. Januar, ist er bei einem Unglück ums Leben gekommen.

Im Dezember des gleichen Jahres rückte Weihnachten trotzdem immer näher, wie auch an jedem Tag die Sonne aufging, und es Frühling, Sommer, Herbst und Winter wurde. Die Menschen lachten und weinten, und auch wir lachten wieder. Vielleicht nicht mehr so laut, aber das Leben ging weiter und brachte auch uns oft genug die Fröhlichkeit zurück.

Doch vor diesem ersten Weihnachtsfest ohne Heinz fürchteten wir uns, jeder für sich und auf seine Art - und es wurde mehr oder weniger beschlossen, es einfach ausfallen zu lassen. Doch wer konnte schon einem Weihnachtsfest vollständig entkommen - wenn in den Geschäften schon Wochen vorher die Glocken läuteten und die Schoko-Nikoläuse schrien: Nimm mich mit. Wenn man in die Innen-Stadt musste, durchquerte man (in Dortmund) ohne Zutun den Weihnachtsmarkt. Im Radio wurden Weihnachtslieder gespielt, und das Fernsehprogramm passte sich der Jahreszeit an. Ich weiß nicht mehr, an welchen Wochentagen damals Heiligabend und die Feiertage waren - aber wenn sie nicht gerade am Wochenende waren, so wurde es für viele Tage still draußen, unheimlich still.

Natürlich hatten die Geschäfte geschlossen, und man musste irgendwie Vorsorge für die Mahlzeiten treffen.

Wir schwenkten also um und beschlossen, uns zusammenzusetzen. Ein Horror für mich, mit meiner tief trauernden Mutter viele gemeinsame Stunden und Tage zu verbringen. Es war nämlich leider eine der Zeiten, in denen wir beide uns nicht wirklich gut verstanden. Wir hatten unsere guten, aber auch unsere schlechten und sogar dramatischen Phasen. Sie hatte ihr Lieblingskind verloren ... das war der Knackpunkt. Der Super-Gau. Schlimmer ging es nicht. Und mir war das natürlich klar.

Doch da gab es meinen Vater, der uns ohnehin alle aufrecht erhielt. Und meine Oma, die sich nie unterkriegen ließ. Sie kochte sogar das übliche Pfefferpotthast an diesem furchtbaren Heiligabend.

Es gibt ein paar Fotos von diesem "Fest" - aber die bleiben in einem Album unter Verschluss. Man darf sich ein paar Menschen vorstellen, die sich sogar gegenseitig beschenkten - aber bei alledem so seltsam entrückt waren. Mein Vater sitzt mit seiner Pfeife auf der Couch und ist froh, die meisten seiner Lieben noch um sich zu haben. Meine Mutter raucht eine Zigarette nach der anderen - aber Kerzen durften nicht angezündet werden (weil sie dies an den Flammen-Tod meines Bruders erinnert hätte) während meine Oma als einzige lächelt. Sie war schon immer der Fels in jeder Brandung.

Irgendwie haben wir es mit der Mühe von jedem einzelnen geschafft, diese Tage hinter uns zu bringen - aber wir waren froh, als Weihnachten vorbei war.

Später gab es sogar Weihnachtsfeste, die ausschließlich fröhlich waren und mit viel Glück hatten meine Mutter und ich gerade unsere gute Phase ...

Aber dieses 1. Fest nach Heinz' Tod ...  Es kann sein, dass ich damals anfing, mir Weihnachten oder die Wichtigkeit von Weihnachten abzugewöhnen.


Einen schönen Adventstag wünscht Silvia

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