Mittwoch, 12. Dezember 2018

11. Dezember 2018 - Vox - Das perfekte Dinner - Dienstag in Jüchen am Niederrhein bei Ingrid

Vorspeise: Feigen-Ziegenkäse, Schafgarbentart und Wildkräutersalat
Hauptgang: Kabeljau mit Kartoffeln, Brennesselgemüse und Kürbis
Nachtisch: Gundermann-Schokoküchlein mit Apfel-Flammerie und Eis mit Holundersoße


Ingrids Philosophie

lautet, dass man alle Menschen so nehmen muss wie sie sind. Das ist natürlich allgemein gültig, denn kein Mensch ändert sich, weil Ingrid oder ich das gerne hätte. Es bleibt nur die Frage: Muss man diese Leute auch im eigenen Umfeld hinnehmen? Nimmt Ingrid die hin? Und nimmt sie den einen oder anderen verständnisinnigen Blick zwischen Dirk und Ulrike wahr, der nur Spott beinhaltet?

Ingrid ist glücklich, wie sie betont (das glaube ich ihr gerne) und es sieht ganz nach einer eigens auf dieses Glück ausgelegten und zusammen geschusterten Welt aus: Als Kräuterhexe hat sie ihre Erfüllung gefunden.

Als Trommlerin will sie ebenfalls durchstarten. Ihre Jahreskreis-Rituale interessieren die Gäste allerdings nicht die Bohne. Selber habe ich nicht den Nerv für solch eine Person in meinem Umfeld - aber aus der Ferne und sogar nur vor dem Fernseher:

Sie kann gern so bleiben wie sie ist.

Ingrid pflückt in der freien Natur Brennesseln und einiges an Kräutern, wobei sie die brennenden Nesseln mit bloßen Händen anfassen kann - vermutlich sind die Finger abgehärtet und immun.

Nachdem sie das eine und das andere Kraut in ihrem Menü verarbeitet hat, ist sie hoffentlich auch genügend abgehärtet gegen die harte Kritik,

der magere Punkte folgen.

Das schöne Ambiente, das so gar nicht an ein Hexenhaus erinnert, der genossene Wein am offenen Lagerfeuer - spielt in der Bewertung dieses Abends offenbar gar keine Rolle.

Nur 16 mickrige Punkte springen aus den Flammen. Von 3 bis 5 Zählern ist alles dabei, was andere durchaus ein bisschen unglücklich machen würde ... wenn du allzu glücklich bist, begib dich in die Hände eines TV-Senders, der wird daran schon etwas ändern können ... obwohl es natürlich jedem freigestellt ist, sich hier oder da und überhaupt zu bewerben.

Hat Ingrid sich überhaupt die Mühe gemacht, auf die Geschmacksnerven anderer Leute einzugehen? Wollte sie ihren Gästen nicht eher die Ursprungsgeschmäcker aus der Natur, die zum Teil recht bitter sind, näher bringen? War das nicht von vorneherein zum Scheitern verurteilt?

Trommelwirbel:

Dieser Dinner-Abend ist enttäuschend. Mit Kräutern kochen geht sicher viel besser.


Guten Morgen, Gruß Silvia




1 Kommentar:

  1. Ingrid - pflückt!

    Am Rande des Rheinufers kann man sie sehen, zart über die Wiese tanzend und immer wieder Kräutlein pflückend - die "Kräuterfrau" Ingrid. Hier wird ein Blättchen gezupft, dort eine Blüte aufgepickt und ein zartes Kräutlein in ein Körbchen gelegt, nicht ohne "Mutter Natur" für diese Gaben zu danken.

    Ingrid kennt sich aus, in ihrem "Jagdgebiet"! Die großen Wiesen am Rande der Wohnsiedlung sind ihr Lebensmittelgeschäft und genau aus diesem Geschäft werden heute die Gaben für ihr Dinner besorgt. Es gibt Schafgarbe und Brennnessel, Eisenhut und wilde Kamille, Studentenblume und Gänseblümchen, dazu wilder Kürbis, wilde Schokolade und wilde Feigen. Es wird gemischt, verrührt, getrennt, geschlagen, ausgerollt, gemixt, geschnitten, geschnibbelt und geschleudert und "Husch, Husch - dreimal schwarzer Kater" entstehen drei Gänge auf dem alten Hexenherd!

    Okay, die Vorstellung von Amir, dass Ingrid in einer alten verfallenen Hütte mitten im Wald leben würde hat sich in Sekundenschnelle zerschlagen, aber dennoch, ein wenig unterstütz die heutige Gastgeberin, mit ihren eigenen Aussagen, diese Vorstellung!

    Was soll man sagen, der Pfeffer sitzt locker, der leckere Kabeljau zerfällt ein wenig und der Flammeri stößt den Eischnee ab. Ingrid scheint erprobt in der Welt der Kräuter, eine größere Gruppe zu bekochen ist nicht ihr größtes Talent. Die einzelne Gänge wirken ein wenig improvisiert, kaum geübt und finden daher, später am Tisch, ein sehr gedämpftes Echo.

    Macht sich Ingrid Sorgen, fürchtet sie die Aussage der Punktetafeln, sie sagt nein - und die Zuschauer müssen es ihr glauben!

    Kaum ist das letzte Brennnesselblatt frittiert, nahen auch bereits die Gäste!

    Apero: klassisch und erfrischend!

    Vorspeise: ein wirklich wilder Blattsalat wird kombiniert mit einer Feigentarte! Wilde Kräuter sind dominant im Geschmack und die Tarte sieht etwas weich aus - den Geschmack der Gäste treffen sie gemeinsam nicht.

    Hauptgang: ein relativ milder Kabeljau trifft auf kräftig-pfeffriges Brennnesselgemüse, am Rand schleicht sich ein wenig Kürbis und ein Hauch Kartoffel ins Bild. Ingrid hat ihrem Gemüse eindeutig zu viel Pfeffer angedeihen lassen und liefert damit ihren Gästen die bequeme Vorlage zur Ablehnung der Nessel!

    Dessert: Schokokuchen mit Flammeri! Leider ist die Flammerimasse nicht wirklich harmonisch geworden und man sieht große Eiweißflecken.

    Ingrid nimmt sich sehr zurück an ihrem Abend, entschuldigt sich für ihr Essen direkt am Tisch und wirkt gegenüber der Herrenrunde etwas zu still! Diese Chance wird genutzt und die Kritik mag kaum ein Ende finden!

    3, 4 und 5 Punkte dürften die sehr symphytische Gastgeberin durchaus etwas traurig stimmen!

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