23. Teil der Geschichte rund um
"Das kleine Kloster-Cafe Marienwinkel"
Der Zauber von Schokolade
Gabrielle wusste von Bernhard, dass Immakulata liebend gern Menschen glücklich machte, manchmal auch ohne deren Wissen oder Einverständnis. Da sie selber, aber zu spät und zu lange nach der Adoptions-Zustimmung für ihre Tochter, nicht mehr wirklich glücklich sein konnte - sollten es andere Menschen sein, bleiben oder werden. Die eigene Zufriedenheit war dann Immakulatas Lohn.
Aus diesem Grund hatte Bernhard Gabrielle gebeten, ein bisschen mit ihrer Schokolade nachzuhelfen. Sie begab sich auch sofort an die Arbeit. Pralinen waren bereits vorbereitet, aber ein paar Kuchen wollten noch gebacken werden.
Hätte sie jemand nach dem Geheimnis oder auch der geheimen Zutat ihrer Schokoladen-Erzeugnisse gefragt, so wäre die Antwort eine ganz simple gewesen:
"Meine Schokolade schmeckt nach Seltenheit. Manche Menschen wird sie vielleicht an die ihrer Kindheit erinnern, als man die Köstlichkeit noch ausgesprochen sparsam dosiert zugeteilt bekam - aber auch andere schmecken diese Seltenheit heraus. Man darf sie allerdings auf keinen Fall überdosieren, sonst gehen der Hochgenuss und die Wirkung verloren."
So erklärte sie auch Immakulata das eigentlich Unerklärliche hinter dem Genuss mancher Schokolade, die sich vor lauter Dankbarkeit über Gabrielles Anwesenheit noch gar nicht fassen konnte. Es war, als hätte der Himmel selber ihr ein Geschenk gemacht, und dieses Geschenk würde helfen, wiederum andere zu beschenken.
Die gesponnenen Fäden laufen zusammen
Beinahe pünktlich um kurz nach 12.00 Uhr mittags klopfte es an der Tür. Draußen stand die geplagte Patchworkfamilie, diesmal in aller Vollständigkeit, obwohl sie nahe dran war, sich für immer aufzulösen.
Die drei Kinder wurden Immakulata, Gilberta und Clara vorgestellt: Die 13jährige Leonie und der 12jährige Ben gehörten zu Adeline, während die ebenfalls 13jährige Lissy zu Oliver gehörte. Auf den ersten Blick hätten sich die zwei Nonnen und die Novizin nicht vorstellen können, welche Probleme diese Kinder den zwei Verliebten machten,
denn sie schienen wohl erzogen, gaben brav den Schwestern die Hände und schienen sogar ein bisschen schüchtern.
Es ist wohl die Ordenstracht, die sie einschüchtert, dachte Immakulata - und das kann sich schnell ändern. Nämlich dann, wenn sie sich dran gewöhnt haben und ahnten, dass auch hinter diesen nur Menschen steckten, die man unter Umständen genau so ärgern kann wie alle Leute.
Aber sie wollte positiv denken. Gilberta hatte für die Kids und für später eine Überraschung vorbereitet. Es war allerdings fraglich, ob ihnen diese gefallen würde ...
Gilberta begleitete die Familie dann auch an die lange Tafel. Zwar hatte es ihr nicht wirklich gefallen, die Tische-Anordnung zu ändern - aber sie sah ein, dass an diesem Tag und zum Anlass dieser Feier alle miteinander an einem großen Tisch sitzen mussten. So hatte sie auch selber geholfen, die Tische zusammen zu schieben. Auch, wenn es ihrem Herzen einen Stich gab.
Nur ein paar Minuten später klopfte es erneut an der Tür. Clara war bereits in freudiger Erwartung, aber draußen standen Denise Koch und Petra Schiller samt ihren Hunden "Wölfchen" und "Bonbon" - und nicht der Erwartete. Die Hunde schüttelten den Schnee ab, während die beiden Frauen froh waren, ins Warme zu kommen. Und es war nicht nur ausgesprochen angenehm warm im Cafe, sondern auch verlockend duftend. Der Duft kam natürlich aus der Küche. Dort war Gabrielle schwer beschäftigt, um dem Fest zu einem Gelingen zu verhelfen. Sie rührte Teige zusammen, fügte hier und da Schokoladen hinzu und Nüsse und Marzipan. Immakulata sah ihr begeistert zu, nachdem sie die nächsten Gäste begrüßt hatte.
Und außerdem sah sie, dass Clara ein wenig enttäuscht war. Ihr "Schwarm" war noch nicht da, und sie musste bangen, ob er überhaupt kommen würde.
Immakulata lächelte, denn sie war sicher, dass Lars König sich diese Feier nicht entgehen lassen würde. Vielleicht hatte er sich vor lauter Vorfreude im Wald verlaufen?
Copyright Silvia Gehrmann
Der letzte Teil folgt
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